Wie hoch man den Puffer wählt ist Ansichtssache und die Sicherheit davon meiner Einschätzung nach trügerisch.
Das sehe ich genauso. Vor allem, wenn man mit realen Renditen rechnet und davon ausgeht, dass man vielleicht nicht nur 5, sondern 10,15 oder 20 Jahre ,,überbrücken" muss. Einen 20-Jahre-Pot auf (sehr wahrscheinlich) unter Inflation zu halten, muss man sich erst mal leisten können. Und wer so viel Kohle hat . . .ist es dann nicht sowieso egal welche Asset-Allokation? Dann könnte man auch alles in Aktien geben und das Ding durchreiten. Wenn die Entnahmerate Richtung 2,5% oder darunter geht, ist es schlichtweg egal. Wenn man es aushält.
Zitat von 90 Prozent Aktien
Das ist für mich keineswegs egal. Nicht umsonst schlagen Braun oder Beck eine andere Vorgehensweise vor. Ganz wichtig ist es, dass man in diesen Crash Phasen kein Rebalancing vornimmt, denn sonst wäre es tatsächlich egal ob man Anleihen verkauft oder Anteile von einem Mischfonds oder Aktien.
Wenn man im Crash nur aus dem risikoarmen Teil entnimmt, ist das Rebalancing. Nichts anderes macht der 60/40 ETF auch. Je nach Höhe des risikoarmen Teils, ist das Rebalancing vielleicht nicht so stark. Aber das ist ja dann ganz klar market timing. Man verändert bewusst die Asset-Allokation oder passt sie nicht an bei bestimmten Konstellationen im Markt.
Und eins ist auch klar: Was ein Crash ist und was eine Erholung ist, muss man erst mal für sich ausmachen. Wenn mal 20 Jahre reale Seitwärtsbewegung kommen, muss man vielleicht jedes Jahr die Strategie anpassen und neu austarieren. Da kommt man mit 2 oder 3 Töpfen ziemlich schnell an seine Grenzen und was bleibt ist nur das Gefühl von Sicherheit.
Wie gesagt, wer da im Thema drin steckt und Erfahrung hat, der fährt mit 2 Töpfen vielleicht gut. So jemand passt vielleicht auch die Entnahmehöhe in Krisen etwas an oder erhöht die Aktienquote bei Minus 50% doch ein bisschen. Für mich ist es z.B. auch emotional leichter in der Krise aus einem Asset zu entnehmen, das gar nicht zuckt und zumindest nominal nicht verliert.
Aber für den Großteil der Anleger sind solche Spielchen völlig realitätsfern. Und ich habe das Gefühl, dass die Wahrscheinlichkeit, dass sie mit einem einfachen Multi-Asset-ETF nach 30 Jahren Entnahme schlechter dastehen, ziemlich gering ist. Man darf dieses emotionslose Rebalancing und die Einfachheit nicht unterschätzen. Man kommt gar nicht in die Versuchung rumzufummeln. Nach vielen Jahren Bullenmarkt redet es sich immer leicht mit aktiven Strategien. Wenn wieder mal Weltuntergang ist, kippen dann halt doch viele um. Und nicht nur die Amateure.
Zitat von Mike Tyson
Everybody has a plan until they get punched in the mouth.