Beiträge von Irving

    Immerhin: Diese Lösung besticht durch ihre Einfachkeit.

    Fand ich auch. Die 1000-1200 Euro netto mehr im Monat bis zur Rente in ferner Zukunft bringen schon eine deutliche Erhöhung der Lebensqualität, wenn man wie er die Kohle für Restaurants und Reisen ausgibt. Der Betrag steigt ja sogar noch. Auch real. Dazu kommt, dass er seine Sparraten für die private Altersvorsorge auf Null setzen kann. Dafür sorgt der Kapitalstock und seine reale Wertsteigerung. Wenn er cool ist, lässt er sich die Ausschüttungen aufs Konto zahlen und schaut den ETF bis zur Rente gar nicht mehr an. Und dann kann er das Ding ja durch Verkäufe oder einen Entnahmeplan entsparen.

    Steuerlich ideal ist das nicht und es gibt sicher viele bessere Möglichkeiten. Die Gefahr sich dabei zu verzetteln ist aber auch vorhanden und wer weiß, ob jemand mit 17 Töpfen, vielen ETFs und Steuerspargeschichten mit 70 wirklich mehr Geld im Depot hat und trotzdem sagen kann, dass er die letzten 30-40 Jahre wirklich was von dem Geschenk hatte.

    Werter Irving, ich finde es ermüdend, wenn du Dinge nicht richtig liest. Die Banken übermitteln nur die Höhe der tatsächlich freigestellten Beträge (nicht die Höhe dea Freistellungsauftrages. Sonst nichts.

    Selbst wenn das so ist, wäre eine Meldung der Kapitalerträge überhaupt kein Problem. Die Banken melden ohnehin. Somit ist dein Argument ,,Aufwand" hinfällig. Ermüdend ist, dass deine Fantasie so begrenzt ist, dass du denkst der Gesetzgeber hätte keine effiziente Möglichkeit die Kapitalerträge individuell zu besteuern, obwohl die Banken bereits eine Schnittstelle zu den Finanzämtern haben.

    Zitat von dude

    Bei ausländischen Konten wird NICHT alles übermittelt. Bei Verkäufen von Aktien oder Fonds ist nur der Bruttobetrag ersichtlich. Fremdwährungsgewinne werden gar nicht abgebildet.

    Und jetzt? Trotzdem erhält das Finanzamt deinen Kontostand, deine persönlichen Daten und deine Kapitalerträge. Und zwar von fast jedem Kreditinstitut auf diesem Planeten. Diese Tatsache zeigt, dass deine Annahme, dass das Finanzamt nicht (einfach) auf die Daten inländischer Konten zugreifen könne, ziemlich primitiv ist.

    Zitat von dude

    Du stocherst halbgar im Nebel, trittst aber auf, als ob du alles darüber wüsstest. Das ist tierisch anstrengend.

    Niemand zwingt dich meine Beiträge zu lesen oder zu antworten.

    Natürlich nur für die Kinder ... ist ja auch ein Kinderdepot im Besitz meiner Kinder mit geschenktem Geld vom lieben Papi (mir), das auch schön im Besitz meiner Kinder bleibt. Aber wie kommst Du auf Steuerhinterziehung? Ich wollte nur auf die günstige Gebührenstruktur des Anbieters hinaus (die es so bei "alten" Kinderdepots nicht gab).

    Für Steuerbetrug und künftige Knastaufenthalte gibt es glaube ich noch kein passenden Themenberich im Forum zu Auswahl :D

    Es ist sehr verbreitet bei Privatanlegern, dass sie Teile ihres Vermögens auf die Kinder übertragen, dort steuerfreie Gewinne realisieren und zu einem späteren Zeitpunkt das Geld ,,verwenden". Selbst Ausgaben für die Kinder sind nicht erlaubt. Die Verlockung ist extrem groß. Überträge sind schnell und kostenlos. Die Freibeträge für Schenkungen hoch. Die Finanzämter prüfen selten. Wenn Papi und Töchterchen beim selben broker sind, kann man alles online erledigen und sowohl Übertrag wie auch Überweisungen dauern nur wenige Minuten. Man kann praktisch täglich Kohle hin- und wieder zurück schieben und auf den Cent die Freibeträge ausnutzen. Alles illegal. Aber so einfach. Bei 2-3 Kindern, kann man so einiges an Steuern ,,sparen", wenn man es drauf anlegt. Sogar einen sechsstelligen Betrag.

    Ich finde die ganze Diskussion irgendwie 'Strange'.:/ Wie viele Anleger mag es geben, die kurz vor der eigentlichen Entnahmephase große Summen in einen ETF investieren? Also ich meine jetzt bezogen auf die Gesamtzahl aller Anleger?

    Ich denke, dass die Anzahl der Menschen, die kurz vor der Entnahmephase oder kurz nach Eintritt in die Entnahmephase einen großen Batzen Geld bekommen, relativ hoch ist. Einfach weil das ein Alter ist in dem die Eltern sterben und ein Erbe kommt. Die meisten rennen dann zum Verkäufer und lassen sich Quatsch andrehen. Einige machen auch selber Quatsch und kaufen sich ein Wohnmobil oder bauen die Immobilie um, die in ein paar Jahren keinen Sinn mehr machen wird. Trotzdem dürften viele übrig bleiben, die (sinnvoller Weise) eine große Summe in einen oder mehrere ETFs investieren wollen. Sieht man ja auch an den Anfragen hier im Forum.

    Zitat von monstermania

    Und wenn wir das Thema Steuern schon so extrem beleuchten, werfe ich mal die ETF-Nettopolice in den Raum. Könnte dann für Menschen, die im gesetzteren Alter zu etwas mehr Geld kommen auch eine Option sein.

    Das ist eigentlich nur etwas für Personen, die nicht rechnen können oder den Begriff ,,Emittentenrisiko" nicht verstehen. Es gibt in diesem Land wohl kein schrottigeres Produkt als die Fondspolice. Auch wenn sie bei einem Netto-Tarif billiger ist. Okay, das ist übertrieben. Gegen Zertifikate und die Kapitallebensversicherung kommt keiner an.

    Wer kurz vor der Entnahmephase zu Geld kommt, sollte sich ein vernünftiges ETF-Portfolio aufbauen, das zu seiner Risikoneigung passt und für die kommenden Jahrzehnte zu großen Teilen passen wird. Und das bedeutet ,,so viel Risiko wie nötig und so wenig Risiko wie möglich". Die Steuern sind dabei völlig irrelevant und sollten unbeachtet bleiben. Die Komplexität und unsystematische Risiken zu erhöhen, weil man vielleicht in eine Situation kommen könnte in der extreme Umschichtungen notwendig werden und dann vielleicht die Zusatzkosten geringer sein werden als die Steuer . . .würde ich nie machen.

    Wer im Alter bei (sehr wahrscheinlich) geringerem Einkommen in kleinen Schritten sein ETF-Portfolio entspart, wird steuerlich ohnehin keine Probleme bekommen.

    Vielleicht aufgrund des Bankgeheimnisses? Ich habe keine Ahnung. Ich wäre auch froh, wenn all diese Daten automatisch hinterlegt wären (genauso wie die Arbeitnehmerdaten).

    Das wäre ja Wahnsinn. Über das CRS werden alle Daten von ausländischen Konten automatisch gemeldet. Und zwar weltweit. Kontostände, Dividenden, Zinsen,....wirklich alles. Und und bei einer deutschen Bank muss man nur keinen Freistellungsauftrag einreichen und das Konto bleibt für das Finanzamt bis auf die Stammdaten unerkannt? Ich kann mir das irgendwie gar nicht vorstellen... aber das betrifft so einiges in diesem Land...:rolleyes:

    Ich glaube du hast einen Denkfehler.

    Die entrichtete Steuer auf die Vorabpauschale wird beim Verkauf von Anteilen sofort verrechnet. Und du hast ja bei einer Entnahme aus einem Thesaurierer laufend Verkäufe.

    Dann zahlst du bei einem Thesaurierer nur Steuern auf den Gewinnanteil, bei einem Ausschütter immer auf die volle Ausschüttung (Teilfreistellung lasse ich mal weg). Das heißt die Steuern, die du oben erwähnst, haben eine völlig andere Berechnungsbasis. Ich komme da nicht auf ,,höhere Steuern" bei einem Thesaurierer.

    Du solltest bei der Kapitalanlage den risikobehafteten und risikoarmen Teil trennen und Ersteren so risikoarm wie irgendwie möglich gestalten. Das bedeutet keine Spielchen mit längeren Laufzeiten und/oder schlechterem Rating um 0,5% mehr Rendite zu generieren?

    Warum?

    In der Krise zerfetzt es deinen risikobehafteten Teil. Und zwar richtig. Mit Minus 50-60% und 10 Jahre Warten solltest du rechnen. Das ist sogar wahrscheinlich. In dem Fall benötigst du (real oder emotional) eine risikoarme Anlage, die wirklich nutzbar ist. Es bringt dann nichts, wenn du auch dort 5% nach unten gehst.

    Wenn dir die Rendite nicht genügt, solltest du den Anteil des risikobehafteten Teils minimal anheben. Dann kommt es aufs Gleiche raus. Aber du hast weiterhin einen Teil, der wirklich risikoarm ist.

    Du musst akzeptieren, dass der risikoarme Teil keine Rendite bringt und normalerweise nach Steuern und Inflation negativ rentiert. Das ist aber egal, weil die Rendite immer auf das Gesamtportfolio gesehen werden muss.

    Das wäre schön, aber ich musste dieses Jahr im Steuerprogramm (ich nutze Tax von Buhl) jede Steuerbescheinigung manuell eintragen.

    Vielleicht habe ich da auch einen Denkfehler. Aber das wäre wirklich Wahnsinn. Die Banken melden doch sowieso. Das sind doch nur 3-4 Zeilen je Bank. Gibt es bei tax keinen Steuer-Datenabruf und eine vorausgefüllte Steuererklärung? Ich meine, dass das so war und man Bescheinigungen direkt runterladen konnte. Oder waren das wirklich nur die freigestellten KAP? Das ist doch völlig unlogisch. Warum wird nicht alles gemeldet? Das wäre doch extrem einfach...

    Wenn das wirklich so ist, hätte das Finanzamt mehr Infos zu ausländischen als zu inländischen Konten. Kann das wirklich sein?

    Irving:

    Die Höhe von Einnahmen wird grds. überprüft. Kapitalerträge werden nicht mit dem Finanzamt abgeglichen. Das Finanzamt hat auch auf die Höhe der Kapitalerträge keinen Einblick. Es wird lediglich der ausgeschöpfte Sparerpauschbetrag übermittelt. Sonst nichts.

    Ist das wirklich so? Die Steuerbescheinigungen der Banken kann man doch in ELSTER oder seinem Steuerprogramm einfach übernehmen. Das heißt sie liegen dort schon vor und wurden von den Banken gemeldet. Man muss mittlerweile fast gar nix mehr eintragen. Die Lohnsteuerbescheinigung liegt auch schon vor. Seit einigen Jahren werden über das CRS auch alle Zinsen, Kontostände usw. von ausländischen Konten ans Finanzamt gemeldet (hier allerdings nicht vom Steuerzahler ersichtlich). Die Finanzämter haben doch mittlerweile auf alles Einblick. Es würde ja nichts leichter funktionieren als die KAP automatisiert abgleichen zu lassen. Die Banken melden doch ohnehin. Mich überzeugen deine Punkte nicht.

    Dass Thesaurierer in der Ansparphase Vorteile bieten (kleiner Stundungseffekt) ist unbestritten. Es ging rein um die Entnahmephase.

    Ich habe das nicht verstanden. Du denkst, dass ein Ausschütter in der Entnahmephase steuerlich besser sei als ein Thesaurierer, wenn man z.B. Anteile des Thesaurierers in gleicher Höhe der Ausschüttungen des Ausschüttens verkauft? Wieso?

    Vielleicht wird es hiermit klar:

    Externer Inhalt www.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne deine Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklärst du dich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.

    Wobei bei Einmalanlagen mit Anlagedauer 30 Jahre der Thesaurierer auch real den Ausschütter klar abhängt.

    Bei angenommen 5 % vor Steuern führen z.B. 2 % Ausschüttung mit Versteuerung trotz sofortiger Wiederanlage zu einer Netto-Differenz in Höhe der Ursprungsanlage (bei Liquidierung der Anlagen).

    Das stimmt schon. Seit Einführung der Vorabpauschale gibt sich das aber nicht mehr viel. Im Grunde ist es fast egal und eine Diskussion lohnt sich nicht. Man kann beides einsetzen und wird kaum Unterschiede feststellen, solange nichts entnommen wird (Finanztip hat das mal durchgerechnet).

    Ein Bekannter hat von seinen Eltern in relativ jungen Jahren fast eine Million Euro als vorgezogenes Erbe geschenkt bekommen. Er wollte sich von dem Geld etwas gönnen und gleichzeitig für die Altersvorsorge sparen. Anstatt das Geld selbst aufzuteilen, hat er fast alles in einen ausschüttenden ETF investiert. Ich hätte das zwar anders gemacht, aber die Strategie war nicht die schlechteste: „Die Ausschüttungen gebe ich aus, der Rest wächst weiter und bildet meine Altersvorsorge.“

    Mit den 1.000 bis 1.200 Euro zusätzlichem Einkommen im Monat kann er in den kommenden 35 Jahren schon einiges anfangen (Restaurants, Urlaube, zu großes Auto ...), und der ETF verdoppelt sich – auch nach Inflation und Ausschüttungen – bis zur Rente trotzdem. Mindestens. Für die Altersvorsorge muss er also auch nicht mehr sorgen.

    Er hätte das Geld auch entnehmen können, aber vermutlich hat er sich selbst nicht zugetraut, die richtige Höhe dafür einschätzen zu können.

    Beim Ausschütter hast Du mit der Besteuerung der Ausschüttung das Thema Steuern aber erledigt, sofern die erhaltenen Nettoausschüttungen Dir genügen. Dagegen hast hast Du beim Thesaurierer die zusätzlichen Steuern vergessen.

    - Steuern auf die Vorabpauschale
    - Steuern auf die Gewinnanteile zusätzlich verkaufter Anteile für die Steuer auf die Vorabpauschae
    - Die höhere Besteuerung beim Verkauf, weil mehr Gewinne im Kurs stecken.

    Die entrichteten Steuern auf die Vorabpauschale werden beim späteren Verkauf verrechnet.

    Es gibt also keine Doppelbesteuerung.

    Die zu entrichteten Steuern bei einem ausschüttenden ETF und einem thesaurierenden ETF sind zu 100% gleich. Nur der Zeitpunkt ist ein anderer.

    Vorteile ausschüttender ETF:

    • Man muss keinen Cash im Januar vorhalten um die Steuer auf die Vorabpauschale zu zahlen (falls der Sparerpauschbetrag nicht ausreicht)
    • Automatische Entnahme nach Marktlage (weniger in schlechten Zeiten, mehr in guten Zeiten), also kein Pleiterisiko wenn Ausschüttungen in schlechten Zeiten ausreichen
    • Kein Spread bei der Entnahmen über Ausschüttungen
    • Möglichkeit einer steueroptimierten Vermögensübertragung mit Nießbrauch (§§ 1030 ff. BGB)

    Vorteile thesaurierender ETF

    • Sehr kleiner Vorteil beim Steuerstundungseffekt (Steuer auf Vorabpauschale ist in der Regel geringer als die bei Ausschüttungen + in negativen Börsenjahren ist sie Null)
    • Entnahmen sind besser planbar, weil man selbst die Höhe bestimmt und nicht das Fondsmanagement bzw. die Vorstände der AGs.

    Der letzte Punkt ist ein gewaltiger Vorteil bei Thesaurierern. In der Regel reichen nämlich die Ausschüttungen nicht oder sind zu viel. Es muss also trotzdem verkauft werden oder wieder angelegt werden bei einem ausschüttenden ETF.

    Nur wenn der Nachteil aus höherer Besteuerung später bei Entnahme beim Thesaurierer weniger wäre als die entgangene Steuerstundung beim Ausschütter.

    Ich glaube viele überschätzen den Steuerstundungseffekt in dem Fall. Wir reden hier von 25% Plus Soli auf 70% auf ca. 1.5% p.a. Und das ist die Steuer. Der Steuerstundungseffekt sind ja dann ca. 6% Rendite auf diesen Betrag. Also irgendwas in Richtung 0,01% ,,Verlust" pro Jahr. Das sind völlig lächerliche Summen. Ich meine Finanztip hat dazu mal ein Video gemacht. Das waren selbst auf 40 Jahre nur ein paar Euro und verpufft völlig im Rauschen der Kurse.

    Zitat von dude

    Lieber Irving, nur weil dir kein Grund bekannt ist, heisst das nicht, dass es keinen gibt. Die Verfahrensweise mit der Kapitalertragsteuer war eine enorme Entlastung für alle Beteiligten. Die Abschaffung der Kapitalertragsteuer würde bedeuten, dass jeder, der Kapitalerträge hat, diese erklären muss. Die Verwaltungskosten dürften in keinem sinnvollen Verhältnis stehen. Die öffentliche Verwaltung hat jetzt schon Probleme ausreichend Personal zu bekommen. Das wird in den nächsten Jahren nicht leichter.

    Als wenn das ein Grund wäre. Die Kapitalerträge werden ohnehin von den Finanzämtern erfasst. Ein Abgleich zwischen den Meldungen der Banken und der Steuererklärung findet mittlerweile automatisch statt. Die meisten Steuererklärungen laufen sowieso automatisch durch. Wir leben in einem Land in dem 80% eine Steuererklärung machen und davon werden 44 Mio. elektronisch eingereicht. Ob da die Anlage KAP dabei ist oder nicht, spielt überhaupt keine Rolle. Einmal ganz davon abgesehen, dass ,,sinnvolles Verhältnis" meiner Erfahrung nach bei den Finanzbehörden und den Gesetzgebern kein Kriterium für neue Regelungen darstellt.

    Eine Rückkehr zum persönlichen Steuersatz halte ich für ausgeschlossen.

    Warum? Weil du das nicht willst? Eine Lobby der (rationalen) Kapitalanleger ist in Deutschland praktisch nicht existent. Das Geld fehlt vorne und hinten. Es gibt wohl nichts, das einfacher durchzusetzen wäre als eine Steuererhöhung bei Kapitalisten. Das wäre toll für alle: Man hat den ,,Reichen" eine mitgegeben, man hat die gut vernetzte Versicherungswirtschaft unterstützt, es kommt ein bisschen Geld rein, das sowieso fehlt, man hat die große Wählergruppe der Rentner, die vorwiegend keine Aktien hat, unterstützt,..... es gibt politisch praktisch keine Nachteile.

    Die Spekulationsfrist wurde auch über Nacht abgeschafft und keinen hat es gejuckt. Übrigens nicht bei Gold und Immobilien. Bei einer Bevölkerung, die zu über 80% gar nicht in Aktien und Fonds investiert, ist das als wenn man einem Kind einen Lolli wegnimmt....

    Der gute Prof. Walz befürchtet, dass der aktuelle Steuersatz auf Kapitalerträge steigen könnte und bei Ausschüttern wäre die Steuer ja bereits bezahlt während bei Thesaurieren der größte Teil der Steuern ja erst irgendwann in der Zukunft zu zahlen sei.
    So hat er es auf jedem Fall mal bei einem Vortrag in HH erläutert, warum er eher ausschüttende ETF bevorzugen würde.

    Das kann ich mir auch gut vorstellen. So ein schleichender Übergang von der Kapitalertragssteuer auf den persönlichen Steuersatz wäre auch eine Möglichkeit. Zuerst wird die Kap. Ertragssteuer langsam angehoben und irgendwann dann plötzlich ganz abgeschafft und man kann alles in der Steuererklärung angeben. Dann wäre jeder Euro, der bis zu dem Zeitpunkt versteuert wurde, günstig gewesen.

    Ich denke die Boomer-Welle wird ohnehin einige ,,Grausamkeiten" anstoßen. Warum z.B. ein Rentner in der KVdR nur Beiträge auf seine gesetzliche Rente zahlen muss, nicht aber auf die Kapitalerträge ist kaum mehr vermittelbar. Jeder freiwillig Versicherte (egal ob Rentner oder nicht) zahlt auf das Gesamteinkommen Beiträge. Zumindest bis zur Beitragsbemesssungsgrenze. Theoretisch könnte ein KVdR-Rentner 50.000 Dividenden im Monat erhalten und zahlt darauf keinen Cent SV-Beiträge. Dem jetzigen System gebe ich keine 10 Jahre mehr. Dann wird man holen müssen was man irgendwie holen kann.

    Aufgrund der Vorabpauschale macht es bei einem Welt ETF tatsächlich so gut wie keinen Unterschied, ob es ein thesaurierender oder ausschüttender Welt ETF ist, weil sich die Ausschüttungsrendite in etwa an der Vorabpauschale bewegt. Dazu muss aber konsequent die Dividende reinvestiert werden (was wiederum mehr Arbeit bedeutet).

    Es sei denn die Börse fällt mal 7 Jahre. Dann zahlt man beim Thesaurierer keine Steuer auf die Vorabpauschale. Und zwar 7 Jahre lang. Beim Ausschütter aber wird jedes Quartal Kap.Ertragssteuer abgezogen.

    Das Lustige ist, dass genau die gleichen Argumente, die du hier schreibst 2013/2014 gegen Aktien als Investment vorgebracht wurden. Selbst von Profis. Seit 14 Jahren lief das Sparbuch besser als ein breiter Indexfonds. Die Kosten sind zu hoch. Man sollte lieber dort investieren wo man weiß was man hat. Festgeld, Anleihen. usw. usw. Was denkst du warum wir heute in Deutschland so wenige Aktionäre haben und keinen kapitalmarktbasierten Staatsfonds?

    Heute glaubst du an die Equity Prämie, weil wir seit vielen Jahren einen Bullenmarkt (Equity Prämie) haben und du außer steigende Kurse nichts anderes kennst. Und nein, der Corona-Crash hat damit nichts zu tun. Ich rede von einem Referenzrahmenrisiko über einen sehr langen Zeitraum.

    Was glaubst du was die Equity Prämie ist monstermania? Denk mal darüber nach. Es ist das Risiko, dass es für sehr lange Zeit nicht funktioniert. Genau wie bei Faktorprämien. Die sind auch schon mal 20 Jahre ausgefallen.

    Eine Erhöhung von systematischen Risiken muss zu einer höheren Rendite führen. Immer. Das kann gar nicht anders sein. Und das höhere Risiko ist nun mal, dass es lange ausfallen kann. Sonst wäre es ja kein Risiko, sondern sicher. Und für sowas gibt es keine Prämie. Du kannst da mit deinen kurzzeitigen backtests rumrechnen wie du willst, das ist das Grundprinzip wie unsere Kapitalmärkte funktionieren.

    Den Gerd-Kommer-Index gibt es auch ohne factor-tilt. Der factor-tilt hat ihn seit Auflage outperformed. Die meisten Faktoren outperformen seit einiger Zeit. Allein der reversion to the mean wird die small caps und Value-Titel nach oben ziehen. Das kann gar nicht anders sein, weil die Masse der Kapitalanleger das ausgleichen werden. Das passiert alle paar Jahrzehnte. Immer wieder aufs Neue. Und immer sind die Argumente gleich. Du wirst auch in ein paar Jahren Argumente gegen Aktien hören, wenn es mal 10 Jahre nicht läuft. Oder gegen die Marktkapitalisierung. Auch die ist schon mal für sehr lange ,,ausgefallen" und andere Ansätze haben besser rentiert.

    Und weißt du was? Es gab sogar schon Zeiten da wurden große Aktien und Growth-Aktien als loser verschrien, weil die Faktoren über das Ziel hinaus geschossen waren und sie auf 20 Jahren so dermaßen outperformed haben, dass keiner mehr dachte, dass große Werte (heute MSCI World) überhaupt Sinn machen.

    Lass dich auf keinen Fall vom recency bias blenden, sondern betrachte sehr lange Zahlenreihen.