Die Ampelkoalition hat am Donnerstag die letzten zentralen Punkte ihrer Entlastungspakete im Bundestag verabschiedet: den Tankrabatt und das 9-Euro-Ticket. Vergangene Woche wurden bereits die 300-Euro-Energiepreispauschale und der Kinderbonus beschlossen. Heute stimmte auch der Bundesrat all diesen Maßnahmen zu.
Günstiger tanken
Von Anfang Juni bis Ende August wird das Tanken billiger: Energie- und Mehrwertsteuer auf Benzin sinken um 35 Cent pro Liter, auf Diesel sind es knapp 17 Cent.
Unser Tipp: Fahr vorher nicht den Tank komplett leer. Denn einerseits dürfte der Ansturm groß sein; andererseits versuchen die Tankstellen, ihre Vorräte bis zum 1. Juni loszuwerden, weil sie darauf noch die höhere Energiesteuer zahlen.
Billig im ganzen Land Bahn fahren
In den Monaten Juni, Juli und August wird es auch das 9-Euro-Ticket für den öffentlichen Nahverkehr geben. Du kannst es zum Beispiel ab Montag bei der Deutschen Bahn kaufen oder demnächst bei Deinem regionalen Verkehrsverbund wie RMV, VBB oder VRR. Dabei ist es egal, wo Du das Ticket kaufst, es gilt überall.
Falls Du schon ein Abo oder Jobticket hast, gilt dieses in den drei Monaten auch für alle Busse, Straßenbahnen, U- und S-Bahnen sowie in Regionalzügen (RB, RE) in Deutschland. Es ist im Prinzip möglich, damit durchs ganze Land zu reisen – solange Du keinen IC, EC oder ICE nutzt. Auch Fernbusse und private Fernzüge (wie Flixtrain) sind ausgenommen.
Beachte: Wer ein Fahrrad dabeihat oder einen großen Hund, der muss eventuell Tickets nachlösen. Achte deshalb auf die regionalen Bedingungen. Und es dürfte voll werden: Möglicherweise bekommst Du Dein Fahrrad gar nicht in den Zug.
Geld zurück für Abonnenten
Wenn Du schon ein Abo besitzt, sollst Du ebenfalls bloß 9 Euro im Monat zahlen. Das gilt im Prinzip auch für Semestertickets. Wie das verrechnet wird, ist allerdings noch nicht überall klar.
Entlastungspakete umfassen fast 24 Milliarden Euro
Mit den beiden Gesetzespaketen entlastet die Ampel alle privaten Haushalte um fast 24 Milliarden Euro. Trotzdem wird das die hohen Energiepreise nicht komplett auffangen: Etwa 3,4 Prozent des Nettoeinkommens gehen dafür drauf, schätzt das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) für einen Durchschnittshaushalt. Die Entlastungspakete können in diesem Jahr knapp 40 Prozent der Mehrausgaben ausgleichen.
Zwar unterstützt die Ampel ärmere Familien etwas mehr, doch für sie sind die Mehrkosten prozentual höher – und schwerer zu stemmen. Besonders ärmere Rentnerinnen und Rentner sind betroffen, sie werden laut DIW trotz der Hilfen einen Einkommensverlust von fast Prozent haben. Wer aber in energieeffizienten Häusern lebt und nicht auf lange Strecken im Auto angewiesen ist, könnte unterm Strich sogar ein Plus machen.
Überschlage Deine Kosten
Am Ende musst Du selbst abschätzen, wie viel Du einsparen musst, um die Mehrkosten zu decken. Wir schätzen, dass ein typischer Haushalt dieses Jahr vor allem mit doppelt so hohen Heizkosten rechnen muss wie 2021 – insbesondere wenn er mit Gas oder Öl heizt. Stromkosten sollten unterm Strich eine kleinere Rolle spielen, dafür fallen die Spritkosten stark ins Gewicht – sowie natürlich die wegen der Energiekosten und Knappheiten steigenden Lebensmittelpreise.
Hier unsere Tipps zum Energiesparen. Hier unsere Spartipps gegen die Inflation.
Die Maßnahmen in den Entlastungspaketen
- Keine EEG-Umlage auf den Strompreis mehr ab Juli
- Einmalig Heizkostenzuschuss für Wohngeldempfänger von 270 Euro – plus 70 Euro pro weiteren Bewohner
- Arbeitnehmerpauschbetrag 20 Prozent höher und 3,6 Prozent mehr Grundfreibetrag
- Fernpendler erhalten (ab dem 21. Kilometer) 38 Cent Entfernungspauschale
- Günstiger tanken, 9-Euro-Ticket (siehe oben)
- Einmalig 300 Euro Energiepreispauschale für alle einkommensteuerpflichtigen Erwerbstätigen
- Einmalig 100 Euro Kinderbonus pro Kind
- Einmalig 200 Euro für Empfänger von Sozialleistungen
- Einmalig 100 Euro für Arbeitslosengeld-1-Empfänger
Hier eine Übersicht des Ministeriums.
Matthias Urbach war von 2014 bis 2022 stellvertretender Chefredakteur von Finanztip. Als Diplomphysiker und Absolvent der Henri-Nannen-Schule kombiniert er analytisches und redaktionelles Know-how. Zuvor war er unter anderem als Verlagsdirektor beim SpringerNature-Wissenschaftsverlag und als Leiter von taz.de tätig.
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