Strompreise 2023

Wie viel Dein Strom jetzt und in Zukunft kostet

Benjamin Weigl
Finanztip-Experte für Energie

Das Wichtigste in Kürze

  • 2023 gilt eine Strompreisbremse von 40 Cent für 80 Prozent Deines aktuell prognostizierten Jahresverbrauchs. Wie viel Dir das konkret einbringt, findest Du mit unserem Rechner ganz schnell heraus.

  • Der Ukraine-Krieg hat die ohnehin hohen Strompreise weiter nach oben getrieben, weil Deutschland teures Erdgas verstromen muss. Auch 2023 werden die Strompreise voraussichtlich hoch bleiben – es gibt aber wieder günstigere Tarife als 2022.

  • Dein Stromanbieter hat vergleichsweise wenig Einfluss auf die Strom­kos­ten. Aber er entscheidet, ob er niedrigere Kosten an seine Kunden weitergibt oder wie stark er die Preise erhöht.

So gehst Du vor

  • Vergleiche die Tarife am besten mit unserem Stromrechner, der die Angebote von Verivox und Check24 gleichzeitig abfragt und die Ergebnisse nach unseren strengen Finanztip-Kriterien filtert.

  • Die Ergebnisliste enthält Werbelinks, über die Du Deinen Tarif direkt abschließen kannst. Alle Emp­feh­lungen erfolgen rein redaktionell und 100 Prozent unabhängig.

Strompreise vergleichen

  • Ein Anbieterwechsel kann Dich nicht vor steigenden Preisen bewahren. Senke Strom­kos­ten effektiv, indem Du Strom sparst oder eigenen Solarstrom nutzt.

Strom ist teuer. Deutschland ist eines der Länder mit den höchsten Strompreisen, nicht nur im europäischen Vergleich, sondern auch weltweit. Doch woran liegt es, dass die Elektrizität, die bei uns ganz selbstverständlich und zuverlässig aus der Steckdose kommt, so viel kostet? Antworten findest Du in diesem Ratgeber – und wir erklären Dir auch, wohin sich die Preise in den nächsten Jahren vermutlich entwickeln werden.

Die gute Nachricht zuerst: 2023 gibt es in Deutschland eine Strompreisbremse. Sie deckelt 80 Prozent Deines aktuell prognostizierten Jahresverbrauchs auf einen Strompreis von 40 Cent pro Kilowattstunde. Für viele Verbraucher mildert das die stark steigenden Strompreise 2023 etwas ab. Wie das im Einzelnen funktioniert und was es Dir konkret einbringt, liest Du im Ratgeber zu Gas- und Strompreisbremse.

Außerdem wichtig: Preiserhöhungen beim Strom sind 2023 nur eingeschränkt möglich. Den Arbeitspreis, also den Preis pro Kilowattstunde Strom, darf Dein Anbieter nur unter bestimmten Voraussetzungen erhöhen. Strenge Regeln gelten zudem für Preisanpassungen des jährlichen Grundpreises, den Du meist auch mit dem monatlichen Abschlag bezahlst. Hintergrund ist das sogenannte Missbrauchsverbot bei der Strompreisbremse.

Was kostet 2023 eine Kilowattstunde Strom?

Strom hat in Deutschland einen stolzen Preis: Durchschnittlich 48,12 Cent pro Kilowattstunde zahlten Kunden zum Jahresbeginn 2023 bei einem jährlichen Stromverbrauch von 3.500 Kilowattstunden. Das geht aus einer Analyse des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) hervor. 2022 mussten Kunden oft 50 bis 60 Cent in einem neuen Vertrag bezahlen. Zum Vergleich: Im Jahr 2000 waren es noch rund 14 Cent.

Unser Finanztip Strompreis-Barometer zeigt Dir, wie sich die Strompreise in den vergangenen Monaten entwickelt haben und wo sie aktuell liegen. Unter „kurze Preisgarantie“ sammeln wir Tarife mit einer Laufzeit von bis zu 12 Monaten, alle Tarife mit einer längeren Laufzeit stellen wir als „lange Preisgarantie“ dar.

Für das Preisbarometer werten wir nur Tarife aus, die wir auch empfehlen. Wir erheben für 100 Orte in ganz Deutschland die Top 3 der günstigen Tarife, die unsere ver­brau­cher­freund­lichen Kriterien erfüllen, und bilden aus deren Preis einen Mit­tel­wert. Und um besonders realistisch zu sein, rechnen wir auch den jährlichen Grundpreis der Tarife in den Preis pro kWh hinein.

Woher die hohen Strompreise kommen

2023 wird der Strompreis voraussichtlich hoch bleiben und weiter über dem Niveau der Vorjahre liegen. Hauptgrund ist der russische Angriffskrieg in der Ukraine: Eine Folge ist, dass Russland kein Gas mehr nach Deutschland liefert, Erdgas wurde teurer. Und da hierzulande Strom auch in Gaskraftwerken erzeugt wird, hat sich auch der Strom verteuert.

Die hohen Preise haben aber noch weitere Ursachen: Seit dem Jahr 2000 hat der Gesetzgeber den Strompreis durch zusätzliche Kosten belastet, nämlich fünf Umlagen. Die Energiewende kostet Geld: Stromnetze müssen umgebaut und erweitert werden, Speichermöglichkeiten für Strom aus erneuerbaren Energien geschaffen werden. Außerdem müssen Kraftwerksbetreiber in der EU Emissionszertifikate kaufen. Dieser umgangssprachlich auch „CO2-Steuer“ genannte Preis fällt an, wenn bei der Stromerzeugung Treibhausgase freigesetzt werden. Rund die Hälfte der deutschen Stromproduktion basiert im Jahr 2023 voraussichtlich auf fossilen Energieträgern wie Braunkohle, Steinkohle und Erdgas. Gleichzeitig steigt der Strombedarf in Deutschland weiter – etwa durch E-Autos und Wärmepumpen.

Dass Gas wieder deutlich günstiger wird, ist angesichts des Krieges in der Ukraine und der gedrosselten Lieferungen aus Russland unwahrscheinlich. Die Bundesregierung setzt daher darauf, kurzfristig mehr Kohle anstelle von Gas zu verbrennen. Braunkohle wird dabei bevorzugt, weil sie im Gegensatz zu Steinkohle in Deutschland abgebaut wird und nicht importiert werden muss. Nachteil: Braunkohle setzt noch mehr Kohlendioxid bei der Verbrennung frei als Steinkohle oder Erdgas. Strom aus Braunkohle ist aufgrund des CO2-Preises also auch teuer.

Langfristig sollen die erneuerbaren Energien den Großteil des Strombedarfs in Deutschland erzeugen. Derzeit hat Ökostrom erst einen Anteil von rund 40 bis 50 Prozent am Strommix – im Jahr 2022 waren es rund 48 Prozent, 2021 knapp 43 Prozent. Wenn zu wenig Wind weht und die Sonne nicht scheint, sollen in der Zukunft hauptsächlich Gaskraftwerke den fehlenden Strom liefern.

Merit-Order: Das teuerste Kraftwerk bestimmt den Strompreis

Die hohen Kosten für Strom aus fossilen Kraftwerken machen auch Ökostrom teuer. Für Wind- und Pho­to­vol­ta­ik­an­la­gen müssen weder Brennstoffe eingekauft noch Emissionszertifikate gezahlt werden. Die Produktion von Wind- und Sonnenstrom aus neuen Anlagen kostet 2023 eigentlich nur wenige Cent pro Kilowattstunde. Trotzdem zahlen Energielieferanten an der Strombörse seit Mitte 2021 ein Vielfaches, wenn sie für ihre Kunden Ökostrom einkaufen.

Dass der günstige Ökostrom nur einen geringen Einfluss auf die durchschnittlichen Preise an der Börse hat, liegt am Marktdesign der Stromhandelsplätze in der Europäischen Union: Dabei bestimmt das teuerste Kraftwerk im jeweiligen Marktgebiet den Preis im Handel – das sind seit 2021 die fossilen Kraftwerke. Dieses Prinzip nennt sich Merit-Order. In den Keller fallen die Preise an der Strombörse nur dann, wenn der erzeugte Ökostrom die Nachfrage in bestimmten Stunden komplett deckt. Das ist an sonnigen und windigen Tagen und vor allem an Wochenenden und Feiertagen der Fall.

Prognose: Wie entwickelt sich der Strompreis weiter?

Damit die Strompreise in Deutschland fallen, hat der Gesetzgeber die EEG-Umlage auf den Strompreis zum 1. Juli 2022 abgeschafft. Das entlastet Verbraucher um 4,4 Cent pro Kilowattstunde (brutto). Darüber hinaus kurbelt die Politik den Ausbau von Sonnen- und Windkraftanlagen an. Denn je größer der Anteil von günstigem Ökostrom in Deutschland ist, desto weniger müssen Kraftwerke mit teurer Kohle oder Gas befeuert werden. Das schont das Klima und trägt zu sinkenden Preisen an der Strombörse bei.

Der Bau einer Vielzahl neuer Windräder und Pho­to­vol­ta­ik­an­la­gen braucht aber seine Zeit. So wird Strom an der Börse auch 2023 wohl eher teuer sein. Zum Jahresbeginn 2023 zeigt die Preistendenz nach einem sehr teuren Jahr 2022 aber wieder klar nach unten. Und es gibt Grund zu der Annahme, dass die Strompreise ab 2024 weiter sinken könnten. Zu diesem Schluss kommt unter anderem eine Studie im Auftrag der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft. Demnach könnte sich die Lage auf dem Strommarkt ab 2024/2025 schrittweise entspannen, wenn das bisher aus Russland bezogene Erdgas durch Flüssigerdgas (LNG) ersetzt werden kann.

Schafft es Deutschland, die günstigen erneuerbaren Energien auszubauen und das Stromnetz sowie die Speicherkapazitäten für Wind- und Sonnenenergie zu optimieren, könnte das mittelfristig günstigere Strompreise bedeuten. Es gibt aber auch Experten, die das Gegenteil prognostizieren: steigenden Strombedarf zusätzlich auch durch die Herstellung von Wasserstoff und weiterhin hohe Preise. Eine sichere Prognose der Strompreise ist unmöglich. Der Ukraine-Krieg hat gezeigt, welchen Einfluss unvorhersehbare Ereignisse auf die Preise haben können.

Vergleiche Stromtarife 2023 mit dem Finanztip-Stromrechner

Du willst wissen, ob Dein Strompreis 2023 dem entspricht, was der Durchschnitt zahlt? Und ob Du mit einem Anbieterwechsel sparen kannst? Dann vergleiche aktuelle Angebote. Nutze dazu gern unseren Vergleichsrechner für Stromtarife. Dein Verbrauch und die Region, in der Du wohnst, spielen eine Rolle bei der Höhe des Strompreises.

Die Ergebnisliste des Finanztip-Stromrechners enthält Werbelinks zu Stromtarifen, die uns täglich aktuell von Check24 und Verivox übermittelt werden. Hauptparameter für die Sortierung der Angebote ist der jährliche Gesamtpreis. Mit der Auswahl der Filterkriterien verändern sich die Tarife, die erscheinen. Angebote, die unsere Finanztip-Kriterien nicht erfüllen, werden ans Ende der Liste sortiert. Alle Emp­feh­lungen erfolgen redaktionell unabhängig.

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Willst Du einen abgeschlossenen Vertrag wieder kündigen, klicke für Check24-Verträge hier und für Verivox-Verträge hier, um Deine Kündigung durchzuführen.

Wie setzt sich der Strompreis zusammen?

Was Du über den Strompreis alles finanzierst, kannst Du jedes Jahr Deiner Abrechnung entnehmen. Die Kosten lassen sich in drei Blöcke aufteilen: Der größte umfasst dabei die Kosten für Beschaffung und Vertrieb von Strom. Dahinter folgen die Kosten für Steuern, Umlagen und Abgaben. Der dritte Block beinhaltet die Kosten für den Transport und die Messung von Strom.

Der Stromversorger rechnet Umlagen, Steuern und Entgelte zwar beim Verbraucher ab. Aber er reicht die Einnahmen weiter – an die Staatskasse, an die Netzbetreiber und die Mess­stel­len­be­trei­ber. Lediglich der Kostenanteil für die Beschaffung und Lieferung des Stroms bleibt beim Versorger. Dieser dritte Kostenblock war viele Jahre der kleinste – 2023 ist er der größte. Das liegt vor allem an den hohen Einkaufspreisen an der Strombörse. Schon Mitte 2022 machten die Beschaffung und der Vertrieb die Hälfte des Strompreises aus.

2023 dürfte der Einkauf des Stroms weiterhin der dominante Kostenfaktor sein. Zudem steigen die Netzentgelte für Strom – also die Gebühr für die Nutzung des Stromnetzes – 2023 deutlich an.

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Strom­kos­ten variieren deutlich – trotz staatlichem Einfluss

Ein Blick auf die drei Kostenblöcke macht deutlich, dass der Gesetzgeber den Strompreis stark beeinflusst. Die Umlagen, Abgaben und Steuern legt er konkret fest. Die Höhe der Entgelte für den Stromtransport genehmigt er jedem einzelnen Netzbetreiber. Wie sich der Strompreis weiterentwickelt, hängt auch entscheidend von der Politik ab.

Es gibt längst Vorschläge und Forderungen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik zur Reform der staatlichen Belastungen des Strompreises und für eine Reform der Berechnung der Netzentgelte. Möchtest Du nicht warten, bis Gesetzesänderungen erst auf den Weg gebracht werden, hast Du drei Möglichkeiten, Deine Strom­kos­ten zu reduzieren:

Wenn Du Strom sparst oder Dich teilweise selbst versorgst, verringerst Du Deine Strom­kos­ten langfristig. Durch den Wechsel des Versorgers kannst Du Dich vor unverhältnismäßigen Preissteigerungen schützen.

Ein Vergleich von Stromtarifen ist in regelmäßigen Abständen sinnvoll. Denn ob ein Versorger für die Beschaffung und Lieferung von Strom 14 oder 20 Cent (netto) pro Kilowattstunde berechnet, macht einen deutlichen Unterschied: Ein Haushalt mit zwei Personen und einem Jahresverbrauch von 2.000 Kilowattstunden zahlt im kostengünstigeren Tarif rund 140 Euro (brutto) weniger; bei 3.500 Kilowattstunden Jahresverbrauch sind es rund 250 Euro (brutto).

Strompreis im Detail 1: Wann kauft Dein Anbieter ein?

Der Einkaufspreis spielt beim Strompreis seit Herbst 2021 die entscheidende Rolle. Wer langfristig Strom eingekauft hat, profitiert von geringeren Kosten als Lieferanten, die kurzfristig größere Mengen beschaffen müssen.

Im Schnitt berechneten Lieferanten im Juli 2022 nach Angaben des BDEW 18,31 Cent pro Kilowattstunde (netto) für die Beschaffung und Lieferung von Strom. Enthalten ist darin auch der Gewinn, den die Unternehmen erzielen. Beschaffung, Vertrieb und Gewinn machen damit einen großen Teil des durchschnittlichen Strompreises 2023 aus – rund die Hälfte dessen, was Verbraucher über die Stromrechnung bezahlen, bleibt beim Versorger.

Einkaufen können die Versorger die elektrische Energie an der Strombörse EEX oder direkt beim Stromerzeuger. Dabei sind Verträge für die Lieferung im nächsten oder erst in mehreren Jahren möglich, andererseits aber auch spontane Käufe am sogenannten Spotmarkt für die tagesaktuelle Lieferung von Strom. 2021 kostete eine Kilowattstunde am Spotmarkt im Schnitt 9,7 Cent. 2022 schwankten die Preise an der Strombörse – infolge des Ukraine-Kriegs – besonders stark. Zwischen 12,9 Cent (Februar) und bisher nie dagewesenen 46,5 Cent (August) pro Kilowattstunde.

Ein Effekt der steigenden Preise an der Strombörse: Lokale Grundversorger waren zwischenzeitlich preislich attraktiv. Sie können Strom planbarer und langfristiger als andere Versorger beschaffen, was dazu führte, dass die Grundversorgung 2022 im Schnitt erstmals günstiger war als Sonderverträge bei anderen Anbietern. Haushalte zahlten zwischen April 2021 und April 2022 durchschnittlich 36 Cent pro Kilowattstunde Strom, hat die Bundesnetzagentur berechnet. Seitdem sind die Preise noch deutlich weiter gestiegen – und die Grundversorgung ist mittlerweile im Schnitt auch wieder teurer als die günstigsten Sonderverträge.

Wie viel der Versorger für seine Dienste berechnet, ist unterschiedlich und kann zusätzlich für Unterschiede bei den Strompreisen sorgen. Dabei gilt auch: Je mehr jemand verbraucht, desto günstiger wird es pro Einheit – schließlich sind die Vertriebskosten des Anbieters weitestgehend unabhängig vom Verbrauch.

Strompreis im Detail 2: Hohe Umlagen, Abgaben, Steuern

Rund ein Drittel der Strom­kos­ten bestimmt bislang der Staat. Für Umlagen, Abgaben und Steuern zahlst Du seit Juli 2022 knapp 11 Cent pro Kilowattstunde – inklusive der Mehrwertsteuer. 2023 erhöhen die verschiedenen Umlagen Deinen Strompreis um insgesamt knapp 1,4 Cent pro Kilowattstunde.

Die EEG-Umlage: 2023 abgeschafft

Die EEG-Umlage, auch Ökostromumlage genannt, diente dazu, die nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) gewährte Förderung von Ökostrom zu finanzieren. 2022 betrug sie 3,723 Cent pro Kilowattstunde, wurde aber seit Juli 2022 aus dem Bundeshaushalt bezahlt und nicht mehr auf den Strompreis umgelegt. Zum 1. Januar 2023 wurde die EEG-Umlage komplett abgeschafft.

Der Bundestag hat die Stromlieferanten verpflichtet, die Kostenentlastung an die Kunden seit Juli 2022 weiterzugeben. Für Dich bedeutet das: Dein Strom wurde um rund 4,4 Cent pro Kilowattstunde (brutto) günstiger. Achte bei der Jahresabrechnung darauf, dass ab Juli 2022 mit einem Arbeitspreis ohne EEG-Umlage gerechnet wird.

Die KWKG-Umlage 2023

Die KWKG-Umlage funktioniert ähnlich wie die EEG-Umlage. Sie finanziert nur nicht den Strom aus Erneuerbare-Energien-Anlagen, sondern aus Kraft-Wärme-Kopplung (KWK). Das sind Anlagen wie Blockheizkraftwerke, die Strom und Wärme zugleich produzieren. Bedingung für eine Förderung ist, dass es sich um neue oder modernisierte Anlagen handelt, die effizient und umweltfreundlich arbeiten. Die Netzbetreiber schütten die Zuschläge an die Betreiber aus und holen die Mittel über die Umlage wieder herein. 2022 hast Du auf diese Weise 0,378 Cent pro Kilowattstunde Strom für diese effiziente Nutzung von Kraft und Wärme bezahlt. 2023 geht die KWGK-Umlage leicht zurück, auf 0,357 Cent pro Kilowattstunde.

Umlagen für die Netzbetreiber

Es gibt zwei weitere Umlagen, die an die Netzbetreiber fließen und ihnen bestimmte Kosten ausgleichen sollen.

Die §19-StromNEV-Umlage trägt zur Finanzierung individueller Netzentgelte bei, die günstiger sind als die regulären Entgelte. Vor allem Unternehmen, die entweder einen konstant hohen Stromverbrauch haben oder dann viel Strom verbrauchen, wenn die Nachfrage gering ist, zahlen dieses geringere Netzentgelt. Auf diese Weise belasten sie das Stromnetz weniger, und das belohnen die Netzbetreiber. Diese Vergünstigung bezahlten alle Haushalte 2022 mit 0,437 Cent pro Kilowattstunde, 2023 sinkt die §19-StromNEV-Umlage leicht auf 0,417 Cent pro Kilowattstunde.

Durch die Offshore-Netzumlage kompensieren die Netzbetreiber die Entschädigungszahlung an die Betreiber von Windparks auf See. Einen Anspruch auf Entschädigung haben diese Betreiber, wenn ihre Anlagen noch nicht ans Stromnetz geschlossen sind, sie deswegen ihren Strom nicht einspeisen und die gesetzliche Vergütung nicht beziehen können. 2023 beträgt die Offshore-Netzumlage 0,591 Cent pro Kilowattstunde (2022: 0,419 Cent).

Die sogenannte Umlage für abschaltbare Lasten gab es bis 2022, sie war jedoch sehr gering – ab 2023 ist sie ganz abgeschafft.

Mehrwertsteuer und Stromsteuer

Die Mehrwertsteuer auf den Strompreis beträgt 19 Prozent. Sie wird auf sämtliche anderen Preisbestandteile des Strompreises erhoben, ihre konkrete Höhe hängt also vom Netto-Strompreis ab. 2022 wurden rund 6 bis 7 Cent Mehrwertsteuer pro Kilowattstunde Strom fällig.

An zweiter Stelle der staatlichen Belastungen steht die Stromsteuer. Pro Kilowattstunde zahlst Du 2,05 Cent. Die Steuer führte die Bundesrepublik 1999 ein. Ziel war es, Strom teurer zu machen und mit den Einnahmen die Sozialabgaben auf Löhne zu senken. 2021 betrugen die Einnahmen aus der Stromsteuer rund 6,7 Milliarden Euro. Überwiegend fließt das Geld in die Rentenkasse.

Die Konzessionsabgabe

Diese Abgabe fließt direkt den Kommunen zu. Die Konzessionsabgabe erhält eine Stadt oder Gemeinde dafür, dass Stromleitungen durch ihr Gebiet verlaufen. Die Netzbetreiber zahlen die Abgabe dafür, dass sie diese Wege nutzen dürfen. Wie hoch die Konzessionsabgabe ist, legen Kommune und Netzbetreiber vertraglich fest. Es gibt gesetzlich festgelegte Obergrenzen: Je mehr Einwohner eine Kommune hat zählt, desto höher darf die Konzessionsabgabe sein. Gewöhnlich schöpfen die Städte und Gemeinden die Preisobergrenzen aus. Das bedeutet: Du zahlst 1,32 bis 2,39 Cent pro Kilowattstunde für das Wegenutzungsrecht.

Strompreis im Detail 3: Netzentgelte und Zählerkosten

Rund 20 Prozent Deiner Strom­kos­ten finanzieren den Transport und die Messung Deines Stroms. Verantwortlich für den Einbau, den Betrieb und das Ablesen Deines Stromzählers ist der sogenannte Mess­stel­len­be­trei­ber. Hast Du kein Unternehmen explizit dafür beauftragt, erledigt das der örtliche Netzbetreiber für Dich. Die Kosten für den Stromzähler sind vergleichsweise gering: Zwischen 8 und 19 Euro (brutto) zahlen die meisten Haushalte im Jahr. Die Kosten werden aber steigen: Bis 2032 müssen überall in Deutschland digitale Stromzähler, auch „moderne Messgeräte“ genannt, installiert sein, die bis zu 20 Euro im Jahr kosten dürfen. Wer mehr als 6.000 Kilowattstunden Strom im Jahr benötigt, erhält ein intelligentes Messssystem, ein Smart Meter, das teurer ist.

Die Kosten für den Transport Deines Stroms über das öffentliche Stromnetz erhebt der Netzbetreiber: das Netzentgelt oder Netznutzungsentgelt. Dein Netzbetreiber ist das Unternehmen, an dessen Stromnetz Du angeschlossen bist. Je nach Wohnort verlangen die Netzbetreiber ganz unterschiedliche Preise für die Nutzung des Stromnetzes von Dir.

Die Netzentgelte variieren in Deutschland stark, wie die nachfolgende Karte zeigt. Am meisten zahlen Verbraucher in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein. Eher niedrig sind die Netzentgelte für Haushalte in großen Städten sowie Bayern, Thüringen und Niedersachsen.

Laut Bundesnetzagentur lag das durchschnittliche Netzentgelt für Haushalte im Jahr 2022 bei 8,12 Cent pro Kilowattstunde Strom. 2023 steigen die Netzentgelte für Strom deutlich: Durchschnittlich ist ein Plus von 19 Prozent zu erwarten. Besonders hoch fällt der Preisanstieg im Nordosten Deutschlands aus, wie Du in der folgenden Karte siehst.

Die Entgelte können die Netzbetreiber nicht völlig frei bestimmen. Die Bundesnetzagentur prüft und genehmigt die Kosten der Unternehmen, die diese dann auf die Verbraucher an ihrem Stromnetz umlegen. Das bedeutet: Je dichter eine Region besiedelt ist, desto geringer können die Netznutzungsentgelte sein. Daher zahlen Haushalte in großen Städten meist weniger als jene in ländlichen Regionen.

Die steigenden Netzentgelte liegen an notwendigen Investitionen, um die Stromnetze intakt zu halten, aber auch am Ausbau und Umbau des Stromnetzes im Zuge der Energiewende. Im Norden Deutschlands etwa wird immer mehr Strom durch Windräder produziert. Die Energie muss von dort aber auch in den Süden Deutschland gelangen können, wo viel Strom verbraucht wird. Dass in norddeutschen Bundesländern, wo die Netze besonders stark ausgebaut werden müssen, auch höhere Netzentgelte gezahlt werden müssen, hält nicht jeder für gerecht. Sollte künftig Strom noch stärker zum Heizen und zum Antreiben von E-Autos dienen, sind weitere Investitionen notwendig.

2023: Einheitliche Netzentgelte und Entlastungen

In Deutschland gibt es vier sogenannte Übertragungsnetzbetreiber: 50Hertz, Amprion, TenneT und TransnetBW. Sie verantworten die Stromnetze auf überregionaler Basis. Seit 2023 verlangen alle vier ein bundesweit einheitliches Netzentgelt. Dadurch soll die Verteilung der Netzentgelte gerechter werden. In 2023 beträgt der Kostenanteil für die Übertragungsnetze 3,12 Cent pro Kilowattstunde.

Um die allgemeine Verteuerung der Netzentgelte in 2023 abzumildern, hat die Bundesregierung rund 13 Milliarden Euro in einem Entlastungspaket bereitgestellt. Durch diesen Zuschuss bleibt ein Teil der Netzentgelte für die Stromkunden letztendlich auf dem Niveau von 2022, nämlich der Anteil der Übertragungsnetzbetreiber. Dass die Netzentgelte insgesamt dennoch steigen, hat mit den lokalen Verteilernetzen zu tun. Denn rund 900 Unternehmen kümmern sich zusätzlich auf lokaler Ebene um die Stromnetze – und deren höhere Kosten werden weiterhin an die Strom-Verbraucher weitergereicht.

Deutsche zahlen mit die höchsten Strompreise in Europa

Auch aufgrund der hohen Umlagen, Abgaben und Steuern auf Strom zahlten Verbraucher in Deutschland in der Vergangenheit sehr hohe Strompreise – und 2023 wird sich daran kaum etwas ändern. Deutschland gehört weltweit zum Kreis der Länder, in denen der Strom am meisten kostet. Die folgende Grafik zeigt Durchschnittspreise aus dem Jahr 2021, also noch vor dem großen Preisanstieg ab 2022. Damals mussten deutsche Haushalte im Vergleich zu vielen anderen europäischen Ländern die höchsten Strompreise bezahlen.

Preis für Strom im Vergleich zu Gas oder Öl stärker belastet

Im Vergleich mit anderen Energiearten kostet in Deutschland der Strom besonders viel: Eine Kilowattstunde Strom ist 2023 mehr als doppelt so teuer wie eine Kilowattstunde Gas. Vergleicht man es mit dem Strom, belastet der Staat Erdgas eher gering: Steuern und Abgaben machen insgesamt nur gut 1 Cent pro Kilowattstunde aus – beim Strom waren es 2022 gut 10 Cent. Dabei ist für Gas der CO2-Preis, der für fossile Brennstoffe anfällt, sogar schon eingerechnet.

Beim Heizöl summierte sich die staatliche Belastung durch die Energiesteuer sowie ebenfalls den CO2-Preis 2022 auf insgesamt 1,4 Cent pro Kilowattstunde. Die Mehrwertsteuer, die auf alle Energiearten gleichermaßen anfällt, verstärkt das Gefälle noch: Je höher die Nettokosten schon sind, desto teurer ist die Energie am Ende für den Verbraucher.

Das Ungleichgewicht kritisieren Verbraucherschützer, Umweltverbände, Industrie und auch die Energiewirtschaft seit Jahren, auch noch nach Einführung des CO2-Preises. Der CO2-Preis auf fossile Brennstoffe und Kraftstoffe steigt mindestens bis 2026 und verteuert Erdgas, Heizöl, Benzin, Diesel und auch Fernwärme, sofern der Lieferant die Wärme nicht aus erneuerbaren Energien gewinnt. Einen Teil der Einnahmen aus dem CO2-Preis verwendet der Staat dazu, um die Energiewende zu finanzieren.

Mehr dazu im Ratgeber Stromanbieterwechsel

  • Den Stromanbieter zu wechseln, zahlt sich häufig aus.

  • Wie Du vorgehen solltest, erfährst Du in unserem Ratgeber.

Zum Ratgeber

Autoren
Benjamin Weigl
Ines Rutschmann

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