Strompreis Wie viel Dich Strom aktuell und in Zukunft kostet

Benjamin_Weigl
Benjamin Weigl
Finanztip-Experte für Energie

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Strompreise sind 2024 viel günstiger als in den Jahren zuvor, liegen aber noch etwas höher als vor dem russischen Überfall auf die Ukraine.

  • Derzeit kostet Strom in neuen Tarifen durchschnittlich rund 30 Cent pro Kilowattstunde.

  • Die 2024 angestiegenen Netzentgelte belasten den Strompreis um mehrere Cent pro Kilowattstunde.

  • In Zukunft wird mehr Strom für E-Autos und Wärmepumpen benötigt. Windräder und Solaranlagen können Strom sehr günstig produzieren – trotzdem ist die Strompreisentwicklung ungewiss, denn der notwendige Netzausbau wird viel kosten.

So gehst Du vor

  • Vergleiche die aktuellen Strompreise mit unserem Stromrechner: Er fragt die Angebote von Verivox und Check24 gleichzeitig ab und filtert die Ergebnisse nach den ver­brau­cher­freund­lichen Finanztip-Kriterien. Die Ergebnisliste enthält Werbelinks, über die Du Stromtarife direkt abschließen kannst. Alle Emp­feh­lungen erfolgen rein redaktionell und zu 100 Prozent unabhängig.

Strompreise vergleichen

  • Mit einer eigenen Solaranlage, die Strom auf dem Dach produziert, kannst Du Dich unabhängiger von der Strompreisentwicklung machen.

  • Oder Du senkst Deine Strom­kos­ten grundlegend, indem Du Strom sparst.

Deutschland gehört zu den Ländern mit den höchsten Strompreisen, nicht nur im europäischen Vergleich, sondern auch weltweit. Doch woran liegt es, dass die Elektrizität, die bei uns ganz selbstverständlich und zuverlässig aus der Steckdose kommt, so viel kostet? Antworten findest Du in diesem Ratgeber. Erfahre, wie sich der Strompreis zusammensetzt, wie die aktuelle Strompreisentwicklung aussieht, was Prognosen für die Strompreise der Zukunft voraussagen und wie Du darauf reagieren kannst.

Wo liegt der Strompreis aktuell?

Der aktuelle Strompreis liegt bei 30,25 Cent pro Kilowattstunde (kWh) für Tarife mit zwölf Monaten Preisgarantie (Stand: 6. März 2024). Das ist der Durchschnittspreis für Neukunden in den günstigsten von uns emp­foh­lenen Stromtarifen. Im Finanztip Strompreis-Barometer siehst Du neben den aktuellen Preisen auch die Strompreisentwicklung der vergangenen Monate.

Für unser Strompreis-Barometer werten wir nur die von Finanztip emp­foh­lenen Stromtarife aus, die unsere ver­brau­cher­freund­lichen Kriterien erfüllen. Wir erheben für mehr als 100 Orte in ganz Deutschland die Top 3 der günstigen Stromtarife und bilden aus deren Preis einen Mit­tel­wert. Um besonders realistisch zu sein, rechnen wir auch den jährlichen Grundpreis der Tarife in den Preis pro Kilowattstunde hinein. Eventuelle Neukundenboni, die viele Stromanbieter im ersten Vertragsjahr ausbezahlen, rechnen wir dagegen nicht in den aktuellen Strompreis mit ein.

Im Finanztip Stromrechner (enthält Werbelinks) etwas weiter unten auf dieser Seite findest Du im Schnitt also den aktuell im Preisbarometer angegeben kWh-Preis, wenn Du nach Neukundentarifen für Haushaltsstrom suchst. In einigen Regionen bekommst Du deutlich günstigere Angebote – in anderen musst Du auch für die besten Tarife etwas mehr bezahlen.

Diesen Strompreis zahlen Haushalte im Schnitt

Welchen Strompreis der durchschnittliche deutsche Haushalt momentan bezahlt, kann niemand genau beziffern. Dafür gibt es viel zu viele unterschiedliche Stromtarife von hunderten Anbietern. Der Analyse des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) hat aber eine Methode entwickelt, um den Strompreis möglichst genau zu schätzen. Demnach zahlte ein deutscher Musterhaushalt mit einem jährlichen Stromverbrauch von 3.500 Kilowattstunden im Februar 2024 durchschnittlich 42,22 Cent/kWh.

Vergleiche Strompreise mit dem Finanztip-Stromrechner

Du willst wissen, ob Du mit einem neuen Vertrag Strom­kos­ten sparen könntest? Dann vergleiche die aktuellen Strompreise für Deinen Wohnort mit unserem Stromrechner. Insbesondere die Region beeinflusst die Höhe der angebotenen Strompreise – Grund sind die unterschiedlich hohen Netzentgelte.

Ausführliche Informationen zu unseren ver­brau­cher­freund­lichen Kriterien für Stromtarife und dazu, wie Dich Finanztip vor problematischen Anbietern schützt, findest Du im Ratgeber Stromvergleich.
 

Die Ergebnisliste des Finanztip-Stromrechners enthält Werbelinks zu Stromtarifen, die uns täglich aktuell von Check24 und Verivox übermittelt werden. Hauptparameter für die Sortierung der Angebote ist der jährliche Gesamtpreis. Mit der Auswahl der Filterkriterien verändern sich die Tarife, die erscheinen. Angebote, die unsere Finanztip-Kriterien nicht erfüllen, werden ans Ende der Liste sortiert. Alle Emp­feh­lungen erfolgen redaktionell unabhängig.

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Hinweise zu den Daten im Finanztip-Stromrechner

Willst Du einen abgeschlossenen Vertrag wieder kündigen, klicke für Check24-Verträge hier und für Verivox-Verträge hier, um Deine Kündigung durchzuführen.

Welchen Einfluss hat die Energiewende auf den Strompreis?

Auch 2024 wird der Strompreis voraussichtlich weiterhin über dem Niveau der Jahre vor dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine liegen. Infolge des Kriegs liefert Russland kein Gas mehr nach Deutschland, das sich nun auf andere Exporteure konzentriert. Erdgas wurde daher teurer. Und da hierzulande in Gas in Kraftwerken verfeuert wird, um Strom zu erzeugen, hat sich auch der Strom verteuert. Gegenüber den Jahren 2023 und vor allem 2022, als die Strompreise zeitweise durch die Decke schossen, haben sich die Strompreise an den Börsen aber schon wieder deutlich entspannt.

Neue Kraftwerke und Netzausbau

Für die insgesamt hohen Strompreise gibt es aber noch weitere, mittelfristig entscheidendere Gründe: Die Energiewende kostet Geld. Die sogenannte EEG-Umlage, über die der Ausbau der Erneuerbaren Energien finanziert wurde, müssen Verbraucherinnen und Verbraucher seit Mitte 2022 zwar nicht mehr über den Strompreis bezahlen. Doch um den zukünftig höheren Strombedarf durch die E-Mobilität und auch bei der Wärmewende (unter anderem durch Wärmepumpen) stemmen zu können, müssen nicht nur weitere grüne Stromerzeugungsanlagen gebaut werden, sondern auch die Stromnetze müssen umgebaut und erweitert werden. Außerdem müssen weitere Speicherkapazitäten für Strom aus erneuerbaren Energien geschaffen werden.

2024 steigen die Gebühren für die Nutzung des Stromnetzes besonders stark, die sogenannten Netzentgelte. Auf der Ebene der lokalen Verteilernetze ergibt sich ein Plus von im Schnitt etwa 1 Cent pro Kilowattstunde (kWh). Bei den überregionalen Übertragungsnetzen erhöhen sich die Kosten sogar um gut 3 Cent, weil die Bundesregierung einen geplanten Milliardenzuschuss gestrichen hat. In neuen Stromverträgen sind die höheren Netzkosten für 2024 bereits eingepreist. Solange Du in Deinem Stromvertrag eine Preisgarantie hast, kann Dein Anbieter steigende Netzentgelten nicht an Dich weiterreichen.

Strom aus Erdgas und Kohle erzeugt teure CO2-Kosten

Betreiber von bestimmten Stromkraftwerken müssen in der EU Emissionszertifikate kaufen. Dieser umgangssprachlich auch „CO2-Steuer“ genannte CO2-Preis fällt an, wenn bei der Stromerzeugung klimaschädliche Treibhausgase freigesetzt werden. Rund die Hälfte der deutschen Stromproduktion basierte im Jahr 2023 noch auf fossilen Energieträgern wie Kohle und Erdgas.

Dass die Gaspreise wieder so günstig wie vor dem Krieg in der Ukraine werden, ist unwahrscheinlich. Bei der Erzeugung von Kohlestrom wird momentan Braunkohle bevorzugt, weil sie im Gegensatz zu Steinkohle in Deutschland abgebaut wird und nicht importiert werden muss. Nachteil: Braunkohle setzt noch mehr Kohlendioxid bei der Verbrennung frei als Steinkohle oder Erdgas. Strom aus Braunkohle ist aufgrund des CO2-Preises also auch teuer.

Strom soll künftig aus Erneuerbaren Energien erzeugt werden

Langfristig sollen erneuerbare Energien (Windkraft, Photovoltaik, Biomasse, Wasserkraft, etc.) den Großteil des Strombedarfs in Deutschland erzeugen. Derzeit hat Ökostrom jedoch noch einen begrenzten Anteil am Strommix: Im Jahr 2023 wurde laut dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) erstmals mehr als die Hälfte des Stroms (53 Prozent) aus erneuerbaren Energien gewonnen, 2022 waren es noch rund 48 Prozent, 2021 knapp 43 Prozent.

Das Ziel der Bundesregierung: Im Jahr 2030 sollen in Deutschland bereits 80 Prozent des Strombedarfs aus erneuerbaren Energien gewonnen werden. Doch wenn zu wenig Wind weht und die Sonne nicht scheint, sollen auch in der Zukunft hauptsächlich Gaskraftwerke den fehlenden Strom liefern.

Merit-Order: Das teuerste Kraftwerk bestimmt den Strompreis

Für Wind- und Pho­to­vol­ta­ik­an­la­gen müssen weder Brennstoffe eingekauft noch Emissionszertifikate gezahlt werden. Die Produktion von Wind- und Sonnenstrom aus neuen Anlagen kostet 2024 eigentlich nur wenige Cent pro Kilowattstunde. Trotzdem zahlen Energielieferanten an der Strombörse oft ein Vielfaches, wenn sie für ihre Kunden Ökostrom einkaufen. Denn die hohen Kosten für Strom aus fossilen Kraftwerken (Gas, Kohle, …) treiben auch die Preise für Ökostrom in die Höhe.

Dass der günstige Ökostrom nur einen geringen Einfluss auf die durchschnittlichen Preise an der Strombörse hat, liegt am Marktdesign der Stromhandelsplätze in der Europäischen Union: Dabei bestimmt das teuerste Kraftwerk im jeweiligen Marktgebiet den Preis im Handel – das sind seit 2021 die fossilen Kraftwerke, zum Beispiel Gaskraftwerke. Dieses Prinzip nennt sich Merit-Order. In den Keller fallen die Preise an der Strombörse nur dann, wenn der erzeugte Ökostrom die Nachfrage in bestimmten Stunden komplett deckt. Das ist an sonnigen und windigen Tagen und vor allem an Wochenenden und Feiertagen der Fall.

Deutsche zahlen die höchsten Strompreise in Europa

Auch aufgrund der hohen Umlagen, Abgaben und Steuern auf Strom zahlten Verbraucher in Deutschland schon in der Vergangenheit sehr hohe Strompreise – und momentan ändert sich daran kaum etwas. Deutschland gehört weltweit zum Kreis der Länder, in denen der Strom am meisten kostet. Die folgende Grafik zeigt Durchschnittspreise aus dem Jahr 2021, also noch vor den wilden Preisentwicklungen ab 2022 infolge des russischen Angriffskriegs in der Ukraine. 
 

Was sagen Prognosen der Strompreisentwicklung voraus?

Die Politik kurbelt den Ausbau von Sonnen- und Windkraftanlagen an. Denn je größer der Anteil von günstigem Ökostrom in Deutschland ist, desto weniger müssen Kraftwerke mit teurer Kohle oder Gas befeuert werden. Das schont das Klima und trägt zu sinkenden Preisen an der Strombörse bei. Bildlich gesprochen: Der Wind und die Sonne schreiben keine Rechnung. Der Bau einer Vielzahl neuer Windräder und Pho­to­vol­ta­ik­an­la­gen braucht aber seine Zeit und kostet Geld.

Auch der Netzausbau ist ein wichtiges Thema. Der Umstieg beim Heizen auf Wärmepumpen und im Verkehr auf E-Autos wird zu einem insgesamt höheren Strombedarf führen. Gleichzeitig unterliegt die Erzeugung von erneuerbarem Strom natürlichen Schwankungen: durch die Jahreszeit, die Tageszeit und das Wetter. Deshalb ist es notwendig, die Kapazität der Stromnetze in Deutschland zu erweitern und neu zu organisieren. Strom zu speichern oder ihn gezielt dann zu verbrauchen, wenn gerade viel erzeugt wird, wird immer entscheidender. 

Doch welche Folgen hat die Energiewende für die Strompreisentwicklung? Die eine, einfache Antwort auf diese Frage gibt es leider nicht. Während die Stromerzeugung an sich deutlich günstiger werden dürfte, werden der Transport des Stroms und die Instandhaltung des Stromnetzes voraussichtlich teurer werden. Über die Netzentgelte werden die Stromkundinnen und -kunden dafür bezahlen müssen.

Prognosen sehen stabile Strompreise 

Prognosen über den Strompreis sind aufgrund der Komplexität und Größe der Aufgabe mindestens gewagt. Was man nach der Energiepreiskrise, ausgelöst durch den russischen Angriff auf die Ukraine, sagen kann: Die Strompreise an der Börse haben sich nach einem sehr teuren Jahr 2022 im Laufe des Jahres 2023 kontinuierlich nach unten entwickelt. 2024 sind die Strompreise in Neukundentarifen beinahe schon wieder auf dem Niveau von 2021.

Und es gibt Grund zu der Annahme, dass die Strompreise 2024 und in den folgenden Jahren weiter sinken könnten. Zu diesem Schluss kommt unter anderem eine Prognos-Studie aus dem Juli 2023, die im Auftrag der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft durchgeführt wurde. Demnach könnte sich die Lage auf dem Strommarkt ab 2024/2025 schrittweise entspannen, wenn das bisher aus Russland bezogene Erdgas durch Flüssigerdgas (LNG) ersetzt werden kann.

Schafft es Deutschland, die günstigen erneuerbaren Energien auszubauen und das Stromnetz sowie die Speicherkapazitäten für Wind- und Sonnenenergie zu optimieren, könnte das mittelfristig günstigere Strompreise bedeuten. Je nachdem, wie teuer der Netzausbau wird, könnten die Strompreise aber auch wieder nach oben gehen.

Die Bundesregierung rechnet derweil mit einer stabilen Strompreisentwicklung. Das geht aus einer Analyse  hervor, die in Zusammenhang mit dem neuen Gebäudeenergiegesetz angefertigt wurde. Das Wirtschaftsministerium kalkuliert demnach zwischen 2025 und 2042 zwar mit, absolut gesehen, leicht steigenden Strompreisen – bei der zu erwartenden Inflation würde das aber sogar reell sinkende Strompreise bedeuten. Für 2025 wurde ein mittlerer Haushaltsstrompreis von 37 Cent/kWh angesetzt, für das Jahr 2042 waren es 40,27 Cent/kWh.

Fazit: Eine sichere Prognose der Strompreise ist unmöglich. Der Ukraine-Krieg hat gezeigt, welchen Einfluss unvorhergesehene Ereignisse auf die Preise haben können.

Negative Strompreise: Dynamische und variable Stromtarife kommen

Die Stromerzeugung wird zunehmend von den Wetterverhältnissen abhängig sein. Vereinfacht gesagt: Besonders viel und besonders günstiger Strom wird dann verfügbar sein, wenn die Sonne strahlt und/oder der Wind weht. Dann purzeln auch die Preise an der Strombörse und können im Extremfall sogar ins Negative rutschen.

Deswegen kann man bereits jetzt prognostizieren, dass sogenannte variable oder dynamische Stromtarife in Zukunft eine wichtige Rolle spielen werden. Dabei gibt es nicht mehr den einen Strompreis pro Kilowattstunde, sondern Dein Strompreis variiert und wird vom aktuellen Preis an der Börse bestimmt. Der Clou: Bestimmte Geräte, die besonders stromhungrig sind, können genau dann laufen, wenn der Strom günstig ist. Das funktioniert heute schon bei Wallboxen für Elektroautos oder Wärmepumpen, in Kombination mit einem intelligenten Stromzähler, dem sogenannten Smart Meter. Mehr zu diesem Thema liest Du in unserem Ratgeber zu variablen und dynamischen Stromtarifen.

Wie setzt sich der Strompreis zusammen?

Was Du über den Strompreis alles finanzierst, kannst Du jedes Jahr Deiner Abrechnung entnehmen. Die Kosten lassen sich in drei Blöcke aufteilen: Der größte umfasst dabei die Kosten für Beschaffung und Vertrieb von Strom. Dahinter folgen die Kosten für Steuern, Umlagen und Abgaben. Der dritte Block beinhaltet die Kosten für den Transport (Netzentgelte) und die Messung von Strom.

Der Stromversorger rechnet Umlagen, Steuern und Entgelte zwar beim Verbraucher ab. Aber er reicht die Einnahmen weiter – an die Staatskasse, an die Netzbetreiber und die Mess­stel­len­be­trei­ber. Lediglich der Kostenanteil für die Beschaffung und Lieferung des Stroms bleibt beim Versorger. Dieser Kostenblock war viele Jahre der kleinste – doch 2023 war er der größte. Das lag vor allem an den hohen Einkaufspreisen an der Strombörse.

2024 dürfte der Einkauf des Stroms als Kostenfaktor nicht mehr so dominant sein, wenn sich der günstigere Preistrend bestätigt. Dafür steigen die Netzentgelte für Strom – also die Gebühr für die Nutzung des Stromnetzes – 2024 stark an.

Wie kannst Du Strom­kos­ten sparen?

Ein Blick auf die drei Kostenblöcke macht deutlich, dass der Gesetzgeber den Strompreis stark beeinflusst. Die Umlagen, Abgaben und Steuern legt er konkret fest. Die Höhe der Entgelte für den Stromtransport genehmigt er jedem einzelnen Netzbetreiber. Wie sich der Strompreis weiterentwickelt, hängt auch entscheidend von der Politik ab.

Es gibt längst Vorschläge und Forderungen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik zur Reform der staatlichen Belastungen des Strompreises und für eine Reform der Berechnung der Netzentgelte. Möchtest Du nicht warten, bis Gesetzesänderungen erst auf den Weg gebracht werden, hast Du drei Möglichkeiten, Deine Strom­kos­ten zu reduzieren:

Wenn Du Strom sparst oder Dich teilweise selbst versorgst, verringerst Du Deine Strom­kos­ten langfristig. Durch den Wechsel des Versorgers kannst Du Dich vor unverhältnismäßigen Preissteigerungen schützen. Denn während die meisten Kostenfaktoren bei allen Stromtarifen fix sind, macht es einen großen Unterschied, ob ein Versorger für die Beschaffung des Stroms und den Vertrieb 14 oder 20 Cent (netto) pro Kilowattstunde berechnet: Ein Haushalt mit zwei Personen und einem Jahresverbrauch von 2.000 Kilowattstunden kann in einem kostengünstigen Tarif rund 140 Euro (brutto) sparen; bei 3.500 Kilowattstunden Jahresverbrauch sind es rund 250 Euro (brutto).

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  • Wie Du vorgehen solltest, erfährst Du in unserem Ratgeber.

Zum Ratgeber

Strompreis-Faktor 1: Beschaffung und Vertrieb

Zu welchem Preis der Stromanbieter den Strom einkauft, spielt beim Endpreis eine entscheidende Rolle. Im Schnitt berechneten Lieferanten im Februar 2024 nach Angaben des BDEW 18,69 Cent pro Kilowattstunde (netto) nur für die Beschaffung und Lieferung von Strom. Enthalten ist darin auch der Gewinn, den die Unternehmen erzielen. Beschaffung, Vertrieb und Gewinn machten 2023 den größten Teil des durchschnittlichen Strompreises aus – rund die Hälfte dessen, was Verbraucher über die Stromrechnung bezahlen, bleibt beim Stromanbieter.

Einkaufen können die Stromanbieter die elektrische Energie an der Strombörse European Energy Exchange (EEX) oder direkt beim Stromerzeuger. Dabei sind Verträge für die Lieferung im nächsten oder erst in mehreren Jahren möglich, andererseits aber auch spontane Käufe am sogenannten Spotmarkt für die tagesaktuelle Lieferung von Strom.

2021 kostete eine Kilowattstunde am Spotmarkt im Schnitt 9,7 Cent. 2022 schwankten die Preise an der Strombörse – infolge des russischen Angriffskriegs in der Ukraine – besonders stark: zwischen 12,9 Cent (Februar 2022) und bisher nie dagewesenen 46,5 Cent (August 2022) pro Kilowattstunde. Schon 2023 sind die Preise an der Strombörse wieder deutlich zurückgegangen, lagen aber weiter über dem Niveau von Anfang des Jahres 2021.

Ein Effekt der zwischenzeitlich hohen Preise an der Strombörse: Die sogenannte Grundversorgung – oft übernimmt die das lokale Stadtwerk – war plötzlich preislich attraktiv. Grundversorger können Strom planbarer und langfristiger als andere Versorger beschaffen, was im Jahr 2022 dazu führte, dass die Grundversorgung im Schnitt erstmals günstiger war als Sonderverträge bei anderen Anbietern. Mittlerweile hat sich das Blatt jedoch wieder gewendet. Die Preise an der Strombörse haben sich normalisiert und die Grundversorgung ist im Schnitt wieder deutlich teurer als ein günstiger Vertrag bei einem anderen Stromanbieter.

Wie viel Dein Stromversorger für seine Dienste berechnet, ist unterschiedlich und kann zusätzlich für Unterschiede bei den Strompreisen sorgen. Dabei gilt auch: Je mehr jemand verbraucht, desto günstiger wird es pro Einheit – schließlich sind die Vertriebskosten des Anbieters weitestgehend unabhängig vom Verbrauch.

Strompreis-Faktor 2: Umlagen, Abgaben und Steuern

Gut ein Viertel der Strom­kos­ten kommt durch staatliche Umlagen, Abgaben und Steuern zustande: Dafür zahlte der durchschnittliche Haushalt im Februar 2024 rund 12 Cent pro Kilowattstunde – inklusive der Mehrwertsteuer.

Die EEG-Umlage: abgeschafft

Die EEG-Umlage, auch Ökostromumlage genannt, diente dazu, die nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) gewährte Förderung von Ökostrom zu finanzieren. 2022 betrug sie 3,723 Cent pro Kilowattstunde, wurde aber seit Juli 2022 aus dem Bundeshaushalt bezahlt und nicht mehr auf den Strompreis umgelegt. Zum 1. Januar 2023 wurde die EEG-Umlage komplett abgeschafft. Stromlieferanten sind verpflichtet, die Kostenentlastung an die Kunden weiterzugeben. Für Dich bedeutet das: Dein Strom wurde ab Juli 2022 um rund 4,4 Cent pro Kilowattstunde (brutto) günstiger.

Die KWKG-Umlage 2024

Die KWKG-Umlage funktioniert ähnlich wie die EEG-Umlage. Sie finanziert nur nicht den Strom aus Erneuerbare-Energien-Anlagen, sondern aus Kraft-Wärme-Kopplung (KWK). Das sind Anlagen wie Blockheizkraftwerke, die Strom und Wärme zugleich produzieren. Bedingung für eine Förderung ist, dass es sich um neue oder modernisierte Anlagen handelt, die effizient und umweltfreundlich arbeiten. Die Netzbetreiber schütten die Zuschläge an die Betreiber aus und holen die Mittel über die Umlage wieder herein. 2023 hast Du auf diese Weise 0,357 Cent pro Kilowattstunde Strom für diese effiziente Nutzung von Kraft und Wärme bezahlt. 2024 sinkt die KWKG-Umlage auf 0,275 Cent pro Kilowattstunde.

Umlagen für die Netzbetreiber

Es gibt zwei weitere Umlagen, die an die Netzbetreiber fließen und ihnen bestimmte Kosten ausgleichen sollen.

Die §19-StromNEV-Umlage 2024 trägt zur Finanzierung individueller Netzentgelte bei, die günstiger sind als die regulären Entgelte. Vor allem Unternehmen, die entweder einen konstant hohen Stromverbrauch haben oder dann viel Strom verbrauchen, wenn die Nachfrage gering ist, zahlen dieses geringere Netzentgelt. Auf diese Weise belasten sie das Stromnetz weniger, und das belohnen die Netzbetreiber. Diese Vergünstigung bezahlten alle Haushalte 2023 mit 0,417 Cent pro Kilowattstunde. 2024 sinkt die §19-StromNEV-Umlage leicht auf 0,403 Cent pro Kilowattstunde.

Durch die Offshore-Netzumlage 2024 kompensieren die Netzbetreiber die Entschädigungszahlung an die Betreiber von Windparks auf See. Einen Anspruch auf Entschädigung haben diese Betreiber, wenn ihre Anlagen noch nicht ans Stromnetz geschlossen sind, sie deswegen ihren Strom nicht einspeisen und die gesetzliche Vergütung nicht beziehen können. 2024 beträgt die Offshore-Netzumlage 0,656 Cent pro Kilowattstunde (2023: 0,591 Cent).

Die sogenannte Umlage für abschaltbare Lasten gab es bis 2022, sie war jedoch sehr gering – seit 2023 ist sie ganz abgeschafft.

Mehrwertsteuer und Stromsteuer

Die Mehrwertsteuer auf den Strompreis beträgt 19 Prozent. Sie wird auf sämtliche anderen Preisbestandteile des Strompreises erhoben, ihre konkrete Höhe hängt also vom Netto-Strompreis ab. Im Februar 2024 flossen laut BDEW im Schnitt 6,7 Cent pro Kilowattstunde Strom als Mehrwertsteuer an den Staat.

An zweiter Stelle der staatlichen Belastungen steht die Stromsteuer, welche die Bundesrepublik 1999 eingeführt hat. Ziel war es, Strom teurer zu machen und mit den Einnahmen die Sozialabgaben auf Löhne zu senken. Seit 2003 werden 2,05 Cent pro Kilowattstunde als Stromsteuer fällig. Sie beschert dem Staat jährliche Einnahmen von rund 6,5 bis sieben Milliarden Euro. Überwiegend fließt das Geld in die Rentenkasse.

Die Konzessionsabgabe

Diese Abgabe fließt direkt den Kommunen zu. Die Konzessionsabgabe erhält eine Stadt oder Gemeinde dafür, dass Stromleitungen durch ihr Gebiet verlaufen. Die Netzbetreiber zahlen die Abgabe dafür, dass sie diese Wege nutzen dürfen. Wie hoch die Konzessionsabgabe ist, legen Kommune und Netzbetreiber vertraglich fest. Es gibt gesetzlich festgelegte Obergrenzen: Je mehr Einwohner eine Kommune hat, desto höher darf die Konzessionsabgabe sein. Gewöhnlich schöpfen die Städte und Gemeinden die Preisobergrenzen aus. Laut BDEW bezahlt ein Haushalt 2024 im Schnitt 1,66 Cent pro Kilowattstunde als Konzessionsabgabe.

Strompreis-Faktor 3: Netzentgelte und Zählerkosten

Rund 20 Prozent Deiner Strom­kos­ten finanzieren den Transport und die Messung Deines Stroms. Verantwortlich für den Einbau, den Betrieb und das Ablesen Deines Stromzählers ist der sogenannte Mess­stel­len­be­trei­ber. Hast Du kein Unternehmen explizit dafür beauftragt, erledigt das der örtliche Netzbetreiber für Dich. Die Kosten für den Stromzähler sind verhältnismäßig gering: Zwischen 8 und 19 Euro (brutto) zahlen die meisten Haushalte im Jahr. Die Kosten werden aber steigen: Bis 2032 müssen überall in Deutschland digitale Stromzähler, auch „moderne Messgeräte“ genannt, installiert sein, die bis zu 20 Euro im Jahr kosten dürfen. Wer mehr als 6.000 Kilowattstunden Strom im Jahr benötigt, erhält ein intelligentes Messsystem, ein Smart Meter. Auch die sollen im Regelfall nicht mehr als 20 Euro im Jahr kosten.

Netzentgelte für Strom steigen 2024 stark

Die Kosten für den Transport Deines Stroms über das öffentliche Stromnetz erhebt der Netzbetreiber: das Netzentgelt oder Netznutzungsentgelt. Dein Netzbetreiber ist das Unternehmen, an dessen Stromnetz Du angeschlossen bist. Je nach Wohnort verlangen die Netzbetreiber ganz unterschiedliche Preise für die Nutzung des Stromnetzes von Dir.

Die Netzentgelte variieren je nach Region in Deutschland stark, wie die nachfolgende Karte zeigt. Am meisten zahlen Verbraucher in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. Eher niedrig sind die Netzentgelte im Schnitt für Haushalte in Bremen, Niedersachsen, Bayern und Hessen.

Laut dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) lag das durchschnittliche Netzentgelt für Haushalte im Februar 2024 bei 11,51 Cent pro Kilowattstunde Strom, die Kosten für den Stromzähler bereits eingerechnet. Damit ist 2024 ein neuer Höchststand bei den Netzentgelten erreicht. Gegenüber 2023 sind diese  im Mittel um 26 Prozent gestiegen, hat das Vergleichsportal Verivox errechnet.

Auf der Ebene der lokalen Verteilernetze, um die sich rund 900 Unternehmen kümmern, ist laut Verivox-Berechnungen durchschnittlich ein Plus von 11 Prozent zu erwarten. Flächendeckend sind die Netzentgelte 2024 aber deutlich höher gestiegen. Der Grund war ein Loch im Bundeshaushalt, das nach einem Urteil des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts im Klima- und Transformationsfonds (KTF) entstanden war. Die Ampel-Regierung musste deshalb sparen und hat im Dezember 2023 beschlossen, einen eingeplanten Milliardenzuschuss in Höhe von 5,5 Milliarden Euro zu den Netzentgelten zu streichen. In den vergangenen Jahren waren viele Milliarden geflossen, um die Netzentgelte für die großen Übertragungsnetze für die Stromkunden stabil zu halten.

In Deutschland gibt es vier sogenannte Übertragungsnetzbetreiber: 50Hertz, Amprion, TenneT und TransnetBW. Sie verantworten die Stromnetze auf überregionaler Basis. Seit 2023 verlangen alle vier ein bundesweit einheitliches Netzentgelt. Dadurch soll die Verteilung der Netzentgelte gerechter werden.

Während im Jahr 2023 der Kostenanteil für die Übertragungsnetze 3,12 Cent pro Kilowattstunde betrug, ist er 2024 auf 6,43 Cent pro Kilowattstunde gestiegen. Den Aufschlag von durchschnittlich mehr als 3 Cent pro Kilowattstunde preisen die Stromanbieter in ihre Stromverträge ein. Solange Du eine Preisgarantie in Deinem bestehenden Stromvertrag hast, bist Du vor steigenden Netzentgelten geschützt.

Warum das Stromnetz so teuer ist

Die Entgelte können die Netzbetreiber nicht völlig frei bestimmen. Die Bundesnetzagentur prüft und genehmigt die Kosten der Unternehmen, die diese dann auf die Verbraucher an ihrem Stromnetz umlegen. Das bedeutet: Je dichter eine Region besiedelt ist, desto geringer können die Netznutzungsentgelte sein. Daher zahlen Haushalte in großen Städten meist weniger als jene in ländlichen Regionen.

Die steigenden Netzentgelte liegen an notwendigen Investitionen, um die Stromnetze intakt zu halten, aber auch am Ausbau und Umbau des Stromnetzes im Zuge der Energiewende. Im Norden Deutschlands etwa wird immer mehr Strom durch Windräder produziert. Die Energie muss von dort aber auch in den Süden Deutschland gelangen können, wo viel Strom verbraucht wird. Dass in norddeutschen Bundesländern, wo die Netze besonders stark ausgebaut werden müssen, auch höhere Netzentgelte gezahlt werden müssen, hält nicht jeder für gerecht. Künftig soll Strom noch stärker zum Heizen (Wärmepumpe) und zum Antreiben von E-Autos dienen, weitere Investitionen sind also notwendig.

Deutsche zahlen die höchsten Strompreise in Europa

Auch aufgrund der hohen Umlagen, Abgaben und Steuern auf Strom zahlten Verbraucher in Deutschland schon in der Vergangenheit sehr hohe Strompreise – und momentan ändert sich daran kaum etwas. Deutschland gehört weltweit zum Kreis der Länder, in denen der Strom am meisten kostet. Die folgende Grafik zeigt Durchschnittspreise aus dem Jahr 2021, also noch vor den wilden Preisentwicklungen ab 2022 infolge des russischen Angriffskriegs in der Ukraine. In den Jahren zuvor mussten deutsche Haushalte im Vergleich zu vielen anderen europäischen Ländern die höchsten Strompreise bezahlen.

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