Frührente Hinzuverdienst

  • Hallo, ich würde mich über Entscheidungshilfe zu einem frühen Einstieg in die Rente freuen! Die allgemein erhältlichen Infos sind doch sehr komplex. Hier meine Fragen:


    1. Die Stiftung Warentest schreibt:

    Besser früher als später. Bis zur Regelaltersgrenze auf die Rente zu warten, lohnt sich meist nicht. Wenn Sie auf 45 Versicherungsjahre kommen und das Mindestalter erreicht haben, sollten Sie den Rentenantrag nicht hinausschieben. Auch wenn Sie nur 35 Versicherungsjahre haben, sollten Sie einen Antrag in Betracht ziehen; das lohnt sich oft.

    Wie finde ich die konkret für mich richtige Antwort? - Wer kann mich beraten? Gibt es einen Rechner im Internet?


    2. Falls frühere Rente sich trotz Abschlägen rechnet; ist es dann sinnvoll Sonderzahlungen zum Ausgleich fehlender Rentenpunkte zu leisten?


    Freundliche Grüße.

    hp

  • Hallo, ich würde mich über Entscheidungshilfe zu einem frühen Einstieg in die Rente freuen! Die allgemein erhältlichen Infos sind doch sehr komplex.

    Langer Artikel zum Thema in Finanztest 07/2023.

    1. Die Stiftung Warentest schreibt:

    Besser früher als später. Bis zur Regelaltersgrenze auf die Rente zu warten, lohnt sich meist nicht. Wenn Sie auf 45 Versicherungsjahre kommen und das Mindestalter erreicht haben, sollten Sie den Rentenantrag nicht hinausschieben. Auch wenn Sie nur 35 Versicherungsjahre haben, sollten Sie einen Antrag in Betracht ziehen; das lohnt sich oft.

    Wie finde ich die konkret für mich richtige Antwort? - Wer kann mich beraten? Gibt es einen Rechner im Internet?

    :)

    Es gibt zwei Arten Frührente für Otto Normalrentner (also keine EU-Rente):


    1.) Rente für langjährig Versicherte = 35 Jahre = immer mit 63/0. (Zu Deinen Gunsten zu gering bemessene) Abzüge von 0,3% pro Monat früherer Inanspruchnahme, maximal dann 48 x 0,3% = 14,4% Abzug. Hierbei hast Du die Wahl, wann genau Du die Frührente beantragst. Klug ist, den frühestmöglichen Zeitpunkt zu wählen.


    2.) Rente für besonders langjährig Versicherte = 45 Jahre = 2 Jahre früher als das gesetzliche Rentenalter, also aktuell 63/11, am Ende dann 65/0. Du bekommst dann 2 Jahre früher Deine Rente aus den bis dann erworbenene Rentenpunkten ohne Abzug von diesem Wert.


    Beide Methoden kann man aber nicht kombinieren: Entweder die eine oder die andere.


    Neuerung 2022: Zuverdienstgrenze erhöht. Neuerung 2023: Zuverdienstgrenze weg.


    Das heißt: Du kannst (und solltest, das vorweg) eine vorzeitige Rente beantragen, kannst, wenn Du willst, aber ggf. voll weiterarbeiten.


    Finanztechnischer Vorteil der Frührente: Was man hat, hat man. Es ist logisch, daß Du insgesamt weniger Geld hast, wenn Du mit 63/0 Rente beantragst und aufhörst zu arbeiten im Vergleich zu dem, der als 1964 Geborener bis 67 weiterarbeitet, also 4 Jahresgehälter mehr hat. Das ist aber ein unzulässiger Vergleich. Vergleichen könntest Du einen, der entweder mit 63/0 Rente beantragt und dennoch bis 67 weiterarbeitet. Der hat gegenüber dem, der die Rente nicht beantragt und auch bis 67 weiterarbeitet 4 Jahre Rente im Sack (und hoffentlich gespart, denn er bekommt schließlich noch Gehalt. Vergleichen könntest Du auch einen, der mit 63/0 nach Hause geht, Rente beantragt und davon lebt, mit einem, der mit 63/0 in einen selbstfinanzierten Vorruhestand geht, die 4 Jahre, bis er Rente beantragt, dann aus eigenen Mitteln überbrückt. Der muß sehen, woher er das Geld für die 4 Jahre auftreibt. Und dann gibts noch den Teilzeiter, der mit 63/0 seine Rente beantragt und halbtags weitermacht ...


    Wie in Deutschland allgemein üblich, gibt es einen Strauß von Möglichkeiten, die ich im Rahmen dieses (von den Kollegen vermutlich wie immer als zu lang monierten) Beitrags nicht ausschöpfen kann.


    Daher nur in Stichpunkten weiter: Wer früher in Rente geht, muß einen niedrigeren Prozentsatz der Rente versteuern. Vorteil Frührente.


    Wer klug wirtschaftet, spart die Rente, während er weiterarbeitet und kann daraus dann meinetwegen ab 67/0 die Abzüge kompensieren. Das Geld reicht bin in seine 80er.


    Nicht ganz klar ist, was mit den Beiträgen zur Arbeitslosenversicherung passiert. Wer eine Vollrente bezieht, verliert den Anspruch auf Arbeitslosengeld. Wenn das so ist, sollten eigentlich auch keine Beiträge fällig sein. Ich kenne einen, der auf diese Weise nun 1,3% netto mehr hat (denn diese Beiträge sind ja leider nur im Prinzip steuerfrei, realiter aber nicht absetzbar), bei einem anderen werden sie weiterberechnet.


    Man kann auch eine 99,99%ige Teilrente beantragen, das ist dann keine Vollrente. Das googelst Du aber bitte selbst.


    Wenn Du weiterarbeitest, zahlst Du trotz Vollrentenbezug weiter Beiträge, die ab dem nächsten Juli Deine Rente erhöhen.


    Wenn Du auf eine Frührente anpeilst, kann es sich durchaus lohnen, freiwillige Beiträge zur Rentenversicherung zu leisten. Das muß dann aber in Deine sonstige steuerliche Situation passen (Maximale Abzugsmöglichkeit, maximale Zuzahlung, Steuersatz beachten).


    Kurz: Egal, was Du ab 63/0 mit Deiner Arbeit vorhast (weiterarbeiten, reduziert weiterarbeiten, aufhören), es lohnt sich, die Frührente zu beantragen.


    Mach was draus!

    :)

  • Hallo.


    Die Rentenversicherung rechnet einem aus, was zum Zeitpunkt X an Rente zu erwarten ist, wenn man dort anruft oder einen Termin wahrnimmt.

    Dann hätte man eine Basis für weitere Überlegungen. Die Theorie hilft einem ja nicht weiter, wenn die vorgezogene Rente praktisch nicht ausreicht.