ETF- Portfolio mit Small Caps

  • Sehr gut!


    Aber Vorsicht bei den neueren Beiträgen des Finanzwesirs. Er ist inzwischen nicht mehr unabhängig, sondern hat mit einem Bekannten/Geschäftspartner zusammen seine eigenen Fonds aufgelegt, nennt sie "Democratic Alpha". Angeblich soll das die eierlegende Wollmilchsau sein, die in jeder Krise stabil ist und dafür trotzdem in guten Phasen keine Rendite abgibt (jetzt sehr vereinfacht und verkürzt gesagt). Es widerspricht leider allem, was er vorher gepredigt hat (Finanzen selbst machen, ein einfacher ETF ohne Schnickschnack reicht, Finanzverkäufern aus dem Weg gehen, gehypte Trends ignorieren, es braucht keine gemanagten Fonds und man sollte nur in das investieren, was man wirklich versteht).

    Nagut, dann hat er wohl für sich selbst einfach das nächst attraktivere Geschäftsmodell gefunden, das eben mehr verspricht als die Rendite, die er mit seinem Finanzwissen erzielt hat.

    Ist wohl dann der Kreislauf aus Geben und Nehmen. :)

  • Ich weiß nicht, ob Du irgendwo in diesem mittlerweile schon recht regen Thread von anderen Anlagen und Deiner Börsenerfahrung schreibst.

    Für eine gute Finanzberatung braucht man das ganze Bild: Man braucht die Vermögens- und Einkommensverhältnisse des Kunden, einen Überblick über seine bisherige Erfahrung und eine Einschätzung über dessen Risikobereitschaft und auch seine Risikotragfähigkeit.


    Das sind logischerweise höchst private Daten, die man nicht einfach so in ein Forum blasen möchte (würde ich auch nicht machen), aber: ohne das kann es keinen guten Rat geben. Sich sehr auf einen Einzelaspekt einzulassen, den der durchschnittliche Forumsfrager einzig preisgibt, führt nicht zu sinnvollen Ergebnissen.


    Immerhin: Du selbst kannst Dir (hoffentlich) die Fragen beantworten, die sich aus obigem ergeben, denn Dir selbst gegenüber kannst und solltest Du ehrlich sein. Wenn Du das tust, wirst Du erkennen, daß die Frage, ob es ein Tröpfchen vietnamesische small caps mehr oder weniger sein soll, völlig unbedeutend ist.

    Dieser Beitrag bzw. das Thema hier ist meine erste eingetragene Aktivität im Forum.

    Ich bin da nicht sehr erfahren, habe zwar bereits mit einem gewissen Betrag in ETF investiert (und bin auch aktuell noch investiert), möchte aber für den größeren Teil meines Geldes auf jeden Fall eine systematische, "unemotionale" Lösung.

    Fang doch erstmal an! Nimm von Deinen vermuteten 50 Mille vielleicht 10 oder vielleicht 20 und kauf Dir davon den stinklangweiligsten ETF auf den MSCI World (oder vielleicht den ACWI), den Du kriegen kannst. Den legst Du Dir ins Depot und schaust zu, was der so macht.


    Im Corona-Crash ging es 30% runter - und dann erwartungsgemäß nach kürzester Zeit wieder hoch. Baissen funktionieren eigentlich anders, die dauern normalerweise länger. Aber egal: 30% von Deinen 20 Mille sind 6 Mille. Von 20 sind auf dem Depot dann nur noch 14 Mille da. Wenn Du kaltblütig bist und Geld hast, kaufst Du dann nach. Ich war im Corona-Crash zwar kaltblütig, hatte aber kein Cash (da voll investiert) und auf Kredit wollte ich als Privatmann nicht investieren, dafür war ich dann doch nicht kaltblütig genug (Auch sind Kleine-Leute-Banken, bei denen unsereiner seine Depots hat, meist etwas knickerig mit Lombardkrediten).


    Wieviel Du von der gedachten Einmalanlage tatsächlich in den ETF steckst, ist Deine Entscheidung. Es ist Dein Geld, nur Du allein entscheidest darüber, denn auch nur Du hast die Konsequenzen zu tragen (die "wunderbarer Gewinn" heißen könnten, aber halt auch "ärgerlicher" oder gar "schmerzhafter Verlust"). Was ich hier schreibe und auch die anderen, ist letztlich für Deinen Depotstand irrelevant. Wenn Du Dich jetzt traust, 1/5 des Betrags anzulegen, erntest Du 1/5 des Gewinns oder 1/5 des Verlustes der Anlage. Investierst Du alles, erntest Du fünfmal so viel, egal in welche Richtung.


    Ob Du jetzt einen Sparplan einrichtest oder nicht, macht keinen großen Unterschied. Ob Du jetzt für 500 € im Monat ETFs kaufst oder 500 € im Monat erstmal auf ein Tagesgeldkonto legst (So eins hast Du doch hoffentlich? Wenn nicht, mach eins auf.) ist ziemlich egal. Wenn Du den richtigen Broker hast (oder die richtigen Broker), dann kaufst Du halt in einem halben Jahr ETFs für 3000 € und hast auf lange Sicht quasi den gleichen Effekt.


    Mir geht es um den Unterschied zwischen Theorie und Praxis. Es ist anders, wenn echtes Geld auf dem Spiel steht, als wenn man auf dem Papier ein Börsenspiel macht.


    Mein eigenes Depot ist sehr aus der Balance, aber ich lasse es laufen, wie es ist. Ich habe wohl auch meine Luschen im Depot, aber eben auch einige Werte, die unwahrscheinlich gut gelaufen sind. Aus Risikoaspekten sollte ich die Positionen reduzieren, auf der anderen Seite heißt es aber, man soll Gewinne laufen lassen. Also tue ich das. Ich brauche das Geld nicht, obwohl es mittlerweile doch so viel ist, daß ich nicht sagen könnte, es wäre mir egal.


    Jeder legt sein eigenes Geld selbst an, und er hat auch die Konsequenzen selbst zu tragen.


    Bisher war 2023 jedenfalls nicht schlecht :)

  • Wow, du machst dir echt Mühe und es kommt sehr authentisch rüber.


    Ich verstehe sehr gut was du meinst, sagen kann man viel. Vorsätze sind auch gut. Ist ja wie Silvster. Aber ob man sie dann wirklich umsetzt, ist wieder eine andere Sache.


    Es klingt vielleicht komisch, aber ich habe ein recht kühles Verhältnis zum Geld. Ich mache mir schon Gedanken, wie ich clever damit umgehe. Zudem bin ich einigermaßen pedantisch veranlagt. Aber ich habe eben auf der Schiene bislang wenig Erfahrung. Gerade mit (für.meine Verhältnisse) größeren Anlagen im unteren 5-stelligen Bereich.


    Ich bin allerdings ein Mensch, der dann auch weiß, dass man irgendwann eine Entscheidung treffen sollte. Eine klare Entscheidung. Und dass man nicht die Fehler machen sollte, wie sie eine Menge von Menschen intuitiv oder panisch trifft.

    Am Ende ist mir schon klar, dass es am Ende die Schlaueren von den nicht so Schlauen holen. So funktioniert die Börse ja letztlich. Auch wenn schlauer manchmal vielleicht nur heißt, einen langen Atem zu haben und sich über bestimmte psychologische Zwangslagen hinwegzusetzen.


    Da ich recht distanziert bin, kann ich Verluste aussitzen. Doch, ja, Denke ich. Und ich wäre auch in der Lage kalt lächelnd nachzukaufen. Aber sicher muss die Situation erst da sein, vorher kann man viel erzählen.

    Ich möchte aber ebenso ein gutes Auskommen haben, also auch leben. Nicht mein ganzes Geld in Aktien legen und dann trocken Brot essen.


    Zudem gibt es ja auch noch eine "Sicherheitskomponente". Also beispielsweise das von dir genannte Tagesgeldkonto. Oder festverzinsliche Anlage in einem kleineren Maße. Eben der Notgroschen, der nicht für den Aktienhandel zur Verfügung steht.


    Genau wie du es beschreibst: ein gewisser Betrag ist zu viel, als dass er einem egal ist. Aber man muss doch irgendwie einen gewissen Abstand herstellen und die Kohle eben irgendwie gedanklich abschreiben.

    Gibt auch noch andere Dinge im Leben. :)

  • neubi22


    Du hast schon viele Antworten erhalten, aber ich möchte auch mal meine Sicht wiedergeben. Zunächst einmal kannst du ETFs verschiedenster Anbieter miteinander kombinieren. Du kannst aber genauso gut ETFs desselben Anbieters wählen. Beides bringt keine Probleme mit sich.


    Dass du eine Idee für ein Portfolio hast, ist doch schon mal gut. Ich persönlich empfinde es jedoch als etwas zu komplex. Wenn ich das richtig sehe, beginnst du gerade mit dem Investieren. Vielleicht wäre es dann sinnvoller mit einem 70/30-Portfolio zu starten und erstmal zu beobachten, wie wohl du dich damit fühlst. Später kannst du sicherlich das Portfolio noch ergänzen.


    Warum möchtest du denn unbedingt die Small Caps in deinem Portfolio haben?


    Einen größeren Betrag sollte man eigentlich möglichst sofort investieren. Ich schreibe eigentlich, weil man als "Neuling" nie weiß, wie gut man es verträgt, wenn man plötzlich im Minus steht. Ich habe als Neuling damals mit einer Sparrate von rund 150 Euro begonnen und das Ganze erst einmal ein Jahr lang beobachtet. Das würde ich jedem empfehlen.

  • Jeder legt sein eigenes Geld selbst an, und er hat auch die Konsequenzen selbst zu tragen.

    Ich verstehe sehr gut, was du meinst, sagen kann man viel. Vorsätze sind auch gut. Ist ja wie Silvester. Aber ob man sie dann wirklich umsetzt, ist wieder eine andere Sache.

    Du hast einen fünfstelligen Betrag herumliegen. Damit solltest Du sinnvollerweise was machen. Wenn Du nicht weißt, was, dann mach erstmal ein Tagesgeldkonto auf und steck das Geld dorthin. Bringt im Moment 3,5%.


    Ein Tagesgeldkonto ist aber keine Anlage.


    Wenn Du etwas anlegst, hast Du die Wahl zwischen Verzinslichem (aktuell und schon seit vielen Jahren sicherer Realverlust, weil Zinsen nach Steuern < Inflation) und Börse (wenn Du nicht auf eine Immobilie sparst). Beides kann man nach Gusto mischen. Ich bin davon überzeugt, daß die Börse auf lange Sicht mehr bringen muß als Festverzinsliches, also lege ich mein Geld an der Börse an. Die Entscheidung trifft aber jeder für sich.


    Ausrechnen kannst Du es nicht, mit allem Research nicht, noch nicht einmal abschätzen. Wenn Du glaubst, daß die Weltwirtschaft mehr erwirtschaften wird als Banken Zinsen zahlen, dann kauf den ETF. Wenn nicht, dann nicht.


    Als "Sicherheitsbaustein" hast Du einen Notgroschen in individueller Höhe: 3 Monatsgehälter, 6 Monatsgehälter, 12 Monatsgehälter. Dazu kommt ein Erwerbsentgelt in unterschiedlicher Höhe, das unterschiedlich sicher ist. Später mal ist die Rente "Sicherheitsbaustein". Sie mag Dir zu klein vorkommen, aber sie kommt halt jeden Monat.

    Ich bin allerdings ein Mensch, der dann auch weiß, dass man irgendwann eine Entscheidung treffen sollte. Eine klare Entscheidung. Und dass man nicht die Fehler machen sollte, wie sie eine Menge von Menschen intuitiv oder panisch trifft.

    Dann mach hin! Und wenn Du Dich selbst beim ersten Fehler ertappst, weißt Du, daß das Fehlervermeiden auch nicht so ganz trivial ist. :)


    Mach hin!