Baufinanzierung - Aufteilung mit Partner

  • Hallo zusammen,

    wir sind gerade dabei ein Haus zu bauen - dies war ursprünglich meine Idee und der Vertrag wurde auch von mir alleine unterzeichnet - bereits vor der Beziehung (Der Genehmigungsprozess hat sich leider mehrere Jahre gezogen). Die Kosten belaufen sich auf rund 500.000 €. Das Grundstück im Wert von ca. 70.000 € gehört bereits mir. Wir sind unverheiratet und haben keine Kinder. Ich besitze eine abbezahlte Wohnung, die ich jetzt verkaufen möchte. Laut Gutachten beläuft sich der Wert dieser auf rund 300.000 €. Zudem könnte ich noch Eigenkapital in Höhe von rund 100.000 € einbringen.

    Somit würden noch rund 100.000 € für das Haus fehlen. Mein Partner möchte diese nun als Eigenkapital einbringen und dann mit den dazugehörigen Anteilen im Grundbuch stehen (z.B. 20 %).

    Natürlich leben wir hier in einer sehr komfortablen Lage und würden keinen Kredit benötigen. Dennoch stellt sich mir immer wieder die Frage ob dies von beiden Seiten als "fair" angesehen wird und ob es überhaupt Sinn macht (auch aus steuerlicher Sicht) ein Haus ohne Kredit zu fianzieren. Gibt es hierzu etwas zu beachten? Wie würdet ihr die fehlenden 100.000 € finanzieren?

    Alternative wäre, dass ich das Geld aufnehme und er quasi Miete zahlt - dies finden wir allerdings beide nicht ganz optimal. Danke für die Anregungen!

  • Hallo MaKa,


    für Ihr Vorhaben gibt es natürlich neben den steuerlichen Aspekten auch die persönliche Beziehung. Auch wenn es unromantisch klingt, denken Sie auch an die Folgen einer Auflösung.


    Wenn der Partner zur „Miete“ wohnt, müssten Sie seine Leistungen für das Haus, die über die Leistungen eines Standardmieters hinausgehen, auch entlohnen.


    Auch bei einer Eigentumsverteilung z.B. 80:20 bleibt ja ein Mietanteil übrig, denn der Partner wird ja wohl die Hälfte des Hauses nutzen. Also müssen/können Sie 30% der Abschreibung und der Instandhaltungsaufwendungen steuerlich geltend machen und gegen die (fiktiven) Mieteinnahmen für 30% des Hauses gegenrechnen.


    Ist sowohl steuerlich als auch emotional aufwändig. Solange man zusammenlebt, ist die 50:50 Eigentumsverteilung sicherlich die fairste und auch steuerlich einfachste.


    Gruß Pumphut

  • Wie ein Paar mit den Finanzen umgeht, ist Absprachesache und sehr individuell. Jeder (oder jedes Paar) handhabt das so, wie er (oder es) das will.


    Finanzvereinbarungen gerade für den Trennungsfall lassen sich nie so gut treffen als in der Harmonie einer intakten Beziehung. Möglicherweise lebt Ihr jetzt schon zusammen (vermutlich in Deiner bezahlten Eigentumswohnung). Wie macht Ihr das finanziell? Könnte man dieses Verfahren auf die Zeit im eigenen Haus fortschreiben?


    Ich würde an Deiner Stelle das Haus allein finanzieren. 100 T€ kosten im Jahr allenfalls 4% Zins (also 4 T€/a) oder 300 €/m. Ich würde mich eher von der Bank abhängig machen als von meinem Partner.


    Meine Beziehungen sind immer gerade auseinandergegangen, wozu natürlich auch immer beide beitragen. Es soll aber schon vorgekommen sein, daß aus Liebe Rosenkrieg wird. Die Bank veranstaltet keinen Rosenkrieg. Wenn mir mein Partner Dir 100 T€ als Darlehen gäbe, würde ich das wohl schreiben (Privater Darlehensvertrag), ich würde ihn aber aus Gründen der Klarheit nicht ins Grundbuch aufnehmen.


    Wenn er partout ins Grundbuch will, würde ich 50:50 wollen, das heißt: Er müßte nennenswert mehr am Haus bezahlen als die bisher diskutierten 100 T€.


    Ihr müßt Euch mittelfristig ohnehin Gedanken darüber machen, wie Ihr Euer gemeinsames Leben finanziert. Jetzt wird er bei Dir eingezogen sein, vielleicht hat (und zahlt) er noch eine eigene Wohnung. Wenn er die eigene Wohnung bereits aufgegeben hat, sollte er Dir etwas dafür geben, daß er bei Dir wohnt. Wenn Du das Haus komplett finanzierst, muß man sich Gedanken über einen fiktiven Mietwert machen, und natürlich muß er Dir dann Monat für Monat einen Ausgleich zahlen (sofern die Höhe der Gehälter das nahelegen). Solange die Beziehung stimmt, sollte man sich einigen können. Wenn nicht, sollte man sich möglichst bürokratisch einfach trennen können (sprich: Kein Grundbuch).

  • Ihr habt da eines der schwierigsten Finanzthemen überhaupt, solange in der Beziehung die Sonne scheint kann man ziemlich alles machen, wenn Wolken aufziehen sieht’s auf einmal ganz anders aus. Egal wie ihr verfahrt, wichtig ist ein Plan was soll bei einer Trennung passieren, alles schriftlich und von Beiden unterschrieben. Im Ernstfall kann auch ein Notar hinzugezogen werden.

  • MaKa


    Ziemlich anspruchsvolle und komplexe Melange. Dazu kommt noch, daß Geld (bzw. Finanzen) nicht selten für Eheleute aber auch unverheiratete Partner unterschiedliche Bedeutungen und Gewichtungen hat. Die persönliche sprich individuelle "Geld-Historie" (Kindheit, Umfeld, Erziehung, Elternhaus, Umgang der Eltern mit solchen Themen usw.) kommt dann noch oft (manchmal erschwerend) hinzu).


    Zudem: Das Thema behandeln viele Paare ziemlich unterschiedlich. Angefangen von einer gemeinsamen und generellen "50 : 50 Kasse" über "wer sehr viel hat, zahlt einfach alles" oder wird "ganz situativ" entschieden bis hin zu einer "Beteiligung nur prozentual gemessen am jeweiligen Netto-Einkommen". Die Liste ließe sich noch verlängern - z. B. Beteiligung an größeren Projekten (Immobilie, Unternehmensgründung usw.) prozentual zum jeweiligen individuellen Vermögen.


    Aus meiner langen Lebenserfahrung heraus (und unabhängig von zu klärenden weiteren Fragen wie Konditionen, Konstruktion der Finanzierung, ggf. steuerlichen Aspekten beim etwa Hausbau bzw. Hauskauf usw.): Ob Ehepaaren (konsensualer Ehevertrag) oder unverheirateten Paaren (konsensualer Partnervertrag, vertragliche ggf. notarielle beurkundete ebensolche konsensuale Vereinbarungen etc.) - eine (und zwar vorab) professionelle Beratung samt verbindlicher rechtsgültiger (vertraglicher) Vereinbarung würde ich immer empfehlen. Selbst, wenn (noch) gar keine Immobilie(n) im Spiel sind.


    Kommt es erstmal zu Streit bzw. Stress (nach Ablaufen des anfänglichen hormonellen Hochs) oder trennen sich sogar absehbar wieder die Wege (u. U. auch weil fremde Dritte ins Spiel gekommen sind) - kann der Ärger gerade über dieses Thema ganz erheblich werden.


    Last but not least: Eine verbindliche rechtsgültige (und natürlich möglichst ausgewogen-faire) Vereinbarung schützt die Partner - aber schützt die Partner auch vor sich selbst. Nicht selten wurde nämlich - nach meiner Beobachtung - beim Auseinanderdividieren der Finanzen samt dem damit verbundenen Streit auch die vielen schönen (vergangenen) Jahre in ganz erhebliche Mitleidenschaft gezogen bzw. mit einem "dunklen Schleier" bedeckt. Was ich für die Betroffenen oft sehr schade und bedauerlich fand.


    Nur meine bescheidene Meinung - basierend aber (leider) auf langjährigen Erfahrungen.