Noch gut 10 Jahre bis zur Rente - Actionplan

  • Kurzer Sachstand:

    am 24.05. hatte mein Mann seine Rentenberatung. Die Rentenberaterin ist wirklich sehr freundlich gewesen und hat uns kompetent beraten. Sie hat uns einige Wege aufgezeigt und ist mit uns unsere Ideen bezüglich Rentenplanung durchgegangen. Sie hat ehrlich gesagt, was sich nicht lohnt: gerade in Bezug auf den Kauf von Rentenpunkten hat sie ehrlich gesagt, dass wir uns lieber durchrechnen sollten, ob nicht eine Einmalzahlung in einen simplen ETF die für uns günstigere Alternative ist. Von einem Sparplan rät sie in unserem Alter ab, denn die letzte Einzahlung sollte ca 15 Jahre im ETF verbleiben, um sicher im Plus zu liegen.

    Ich war ganz verblüfft über so viel Beratungskompentenz inkl. Blick über den Tellerrand :thumbup: :thumbup:!

    Wir bekommen die verschiedenen Rentenberechnungen aus der Beratung noch per Post zugeschickt und sollen sie gut durcharbeiten. Danach hat sie uns eine weitere Rentenberatung sehr empfohlen.

    Fazit: wir hatten im Bekanntenkreis von einiger weniger guten Erfahrungen gehört (vielleicht waren da auch hohe Erwartungen im Spiel) und waren entsprechend skeptisch. Statt dessen sind wir sehr positiv überrascht und können die Rentenberatung wirklich empfehlen.

    Liebe Grüße,

    Alabama

  • Danke für die Rückmeldung!


    Zu den "Mindestruhezeiten" der ETF: Die 15 Jahre werden viel genannt und es ist auch richtig, auf die Langfristigkeit dieser Geldanlage deutlich hinzuweisen.


    Das sollte aber nicht heißen, dass man beginnend mit Alter 52 keine ETF mehr kaufen sollte. Es gilt u.a. zu beachten, wann das Geld in welcher Höhe gebraucht wird. Nur in den seltensten Fällen bin ich darauf angewiesen, dass genau am Tag des Rentenbeginns die volle in ETF investierte Summe auf einen Schlag zur Verfügung steht. Häufig ist es ein Entnahmeplan, der hoffentlich noch Jahrzehnte läuft. Und häufig kann ich meine Entnahmestrategie auch anpassen und z.B. in einer schwachen Börsenphase etwas weniger entnehmen und bei günstigem Verlauf auch deutlich mehr, als unter ursprünglichen vorsichtigen Annahmen mal geplant war.


    Immer dann, wenn ich zu einem bestimmten Termin eine bestimmte Summe definitiv zur Verfügung haben muss z.B. um einen Kredit zurückzuzahlen, sind ETFs mit großer Vorsicht zu betrachten. Entweder planen wir mit großem Puffer, der Rückschläge abdeckt. Beispielsweise wären 200.000 € in ETF heute für viele sicher genug, um einen 100.000er Kredit in 2026 zurückzuzahlen. Oder wir tauschen rechtzeitig in sichere Anlagen und verzichten bei 100.000 € zwei Jahre auf die Rendite. Der Seelenfrieden hat ja auch seinen Wert.

  • Ich will den Bogen mal etwas weiter schlagen:


    Es ist eine gute Idee, daß Du Dir jetzt, etwa 10 Jahre vor Renteneintritt, Gedanken machst, was dann mit Euch passieren könnte. Denn jetzt kannst Du ggf. noch etwas gestalten, 2 Monate vor Renteneintritt geht das nicht mehr (oder wesentlich schlechter).


    Du bist 2 Jahre jünger als Dein Mann, somit fragt sich, ob Ihr zusammen in den Ruhestand gehen wollt oder versetzt. Wenn Ihr zum gleichen Zeitpunkt in Rente gehen wollt, müßte Dein Mann von der Tendenz her länger arbeiten, Du von der Tendenz her kürzer.


    Wenn ich richtig peile, bist Du jetzt 54 Jahre alt und Dein Mann 56.


    Ein neuer Aspekt, der sich erst vor wenigen Jahren aufgetan hat, ist die Tatsache, daß man ggf. vorzeitig Rente beantragen und beziehen und danach entgeltlich weiterarbeiten kann, ohne daß einem das von der Rente abgezogen wird. Das war früher anders. Will man den Rentenbeginn vorziehen, braucht man aber 35 (wenn nicht 45) Versicherungsjahre. Ob Dein Mann diese angesichts seiner Bundeswehrkarriere zusammenbekommt, sollte man rechtzeitig prüfen. Vermutlich hat man bei der Rentenberatung diesen Aspekt bereits geklärt. Ich weiß nicht, wie das bei Zeitsoldaten oder bestimmten Berufssoldaten geht, könnte sein, daß sie für die Bundeswehrzeit dereinst eine anteilige Pension bekommen (das wäre finanziell vermutlich günstiger), könnte sein, daß die Bundeswehr diese Leute in der gesetzlichen Rentenvesicherung nachversichert, also über viele Jahre nachträglich Beiträge entrichtet (Das wäre vom Alterseinkommen dennoch für die Betroffenen ungünstig. Pension ist deutlich höher als Rente.)


    Das aber dürfte nun klar sein: Ihr wißt, wieviel Versicherungsjahre Ihr jetzt habt, dazu habt Ihr eine Projektion, wieviel Alterseinkommen Ihr zu erwarten habt. Achtung! Laßt Euch von der Inflation nicht täuschen!


    Die Rente läuft einigermaßen mit der Inflation. Eine tolerable Schätzung bekommt Ihr, wenn Ihr Euren aktuellen Punktestand nehmt und dann die Punkte dazurechnet, die Ihr vermutlich in den kommenden Jahren noch dazubekommen werdet. Angenommen, Du hast im letzten Jahr 1,2 Punkte erwirtschaftet. Deinen aktuellen Punktestand kennst Du, also rechnest Du für 13 Jahre 13 x 1,2 Punkte dazu und multiplizierst die Summe dann mit dem aktuellen Punktwert von 37,60 €. Damit bekommst Du einen Eindruck davon, was Du für diesen Betrag heute kaufen könntest. In 13 Jahren wird der Punktwert höher sein, aber auch die Preise. Man lügt sich etwas in die Tasche, wenn man den vermuteten Punktwert von 2037 mit heutigen Preisen vergleicht.


    Man kann das Geldanlegen nicht so einfach in "richtig" und "falsch" kategorisieren, obwohl man wohl schon sagen kann, daß die enorme Chancenaversion der Deutschen sie eine Menge Geld kostet. Die Deutschen klammern sich viel mehr als andere Völker an Bankanlagen wie Festgelder und Tagesgelder, und diese sind halt notorisch renditeschwach. Erheblich mehr Chancen bietet eine Anlage an der Börse. Heute würde man diese nutzen, indem man einen passenden Aktien-ETF kauft. Aber es kann an der Börse halt auch abwärts gehen. Das ist nicht schön, wenn es passiert, und man muß es dann aushalten können.


    Ihr habt bisher Euer Geld in Tagesgeld gesteckt, damit habt Ihr in den vergangenen Jahren vermutlich wenig Ertrag erwirtschaftet.


    Noch mehr "Sicherheit" als ein Tagesgeld bringt der Kauf von Rentenpunkten schon, allerdings gibts dabei natürlich auch Haken: Habt Ihr das Geld auf dem Konto, könnt Ihr davon wegnehmen, was und wieviel Ihr wollt. Ihr könnte den Rest auch vererben, wenn dann noch etwas übrig ist. Aber Ihr könnt das Geld nur einmal ausgeben, und wenn es weg ist, ist es weg.


    Kauft Ihr Rentenpunkte davon, gibt es Monat für Monat Geld zurück, nicht mehr, nicht weniger. Die Rentenzahlung gilt lebenslang, egal, wie lang ihr lebt, und keine Bundesregierung wird sich leisten können, die Renten (nennenswert) hinter die Inflation zurückfallen zu lassen. Aber: Rein rechnerisch kommt das jetzt bezahlte Geld erst im Rahmen der Durchschnittslebenserwartung zurück; wenn einer früher stirbt, fällt das kalkulatorische Restkapital in den großen Topf zurück. Immerhin: Bei Verheirateten hat der Hinterbliebene noch etwas davon bis zu seinem Lebensende.


    Wenn Du Dir Gedanken über die Rentenlücke und deren Schließung machst, führe Dir bitte die Größenordnung vor Augen: Eine Rente läuft etwa 20 Jahre (bei Frauen eher länger), also 240 Monate. Eine Rente von 1000 € monatlich entspricht somit einem Kapital von etwa 240 T€. Umgekehrt: von 24.000 € kannst Du Dir monatlich etwa 100 € wegnehmen, um die Rente aufzupolstern. Jetzt schau bei Dir aufs Konto und ermesse, wieviel Du wirklich hast. Meine Zahl war ja nur ein Beispiel.


    Die "Krankenversicherung der Rentner" KVdR ist in meinen Augen ein ziemlich unsachgemäßer Begriff. Er bezeichnet nämlich nicht etwa eine spezielle Krankenversicherungsgesellschaft, sondern den Status "pflichtversicherter Rentner". Wer als Rentner nicht pflichtversichert ist (und dennoch in der GKV), ist freiwillig versichert. Das hat momentan zur Folge, daß ein pflichtversicherter Rentner nur von seiner Rente Beitrag zahlt (und dafür sogar von der gesetzlichen Rentenversicherung einen "Arbeitgeberzuschuß" bekommt), wohingegen ein freiwillig versicherter Rentner auch von anderen Einkünften, etwa Kapitaleinkünften Beitrag bezahlt, und das ohne "Arbeitgeberzuschuß". Krankenversicherung und Pflegeversicherung machen aktuell um 20% aus, das ist schon eine ganze Menge. Es wird momentan ein mächtiges Gewese darum gemacht (auch hier im Forum), wie man einerseits möglichst viel Kapitalertrag erwirtschaften kann, den man andererseits möglichst nicht verbeitragen muß. Die gesetzliche Krankenversicherung braucht immer Geld; ich könnte mir gut vorstellen, daß dieser momentan so heiß diskutierte Unterschied weg ist, wenn Du dereinst in Rente gehst.


    Beim Geldanlegen macht es die Mischung. "Sicherheit" ist schon nicht schlecht, aber auf der anderen Seite ist es Ertrag auch nicht. Beides zusammen geht aber nicht unter einen Hut. Wer "Sicherheit" will, kommt um festverzinsliche Anlagen nicht herum. Mit denen hat er die "Sicherheit", daß rein nominal sein Geld vermutlich nicht weniger wird. Die "Sicherheit" des negativen Realzinses, also die Tatsache, daß nach Inflation und Steuer festverzinsliche Anlagen seit Jahrzehnten an Wert verlieren, wird hingegen gern ausgeblendet.


    Ich habe überhaupt keine festverzinslichen Anlagen (was unter den Foristen sicherlich ein Extrem ist), sondern mein ganzes frei investierbares Vermögen an der Börse angelegt. Ich meine, mir das leisten zu können, weil ich genügend Rentenansprüche in der Hinterhand habe, die mir "Sicherheit" geben. Ob jemand aber mit dem eigenen Geld den Reden nachgeht, daß man in ETFs investieren sollte, ist jedermanns eigene Entscheidung.


    Du könntest Dich diesbezüglich aber einlesen, etwa in diesen beiden Büchern:


    Hartmut Walz: Ihre Finanzen fest im Griff (Bitte die aktuelle Ausgabe)


    Gerd Kommer: Souverän investieren ... entweder "vor und im Ruhestand" oder ... "für Einsteiger".


    Mach was draus!

  • Danke für eure tollen Beiträge und Denkanstöße :thumbup: . Ich wollte ein kurzes Update geben:

    wir haben nun die Berechnungen aus der Videoberatung bei der DRV bekommen und arbeiten das Ganze durch. Offen gesagt, fällt es uns nicht wirklich leicht, denn es gibt so viele Möglichkeiten, Abzweigen, when-if-clauses, undundund.

    Wir beschäftigungen uns gerade mit dem Thema Teilrente. Da ist bei uns noch sehr viel Informationsbedarf und es wär toll, wenn wir uns mit unseren weiteren Fragen/Ideen hier wieder melden können. Eure Hilfe und die Schwarmintelligenz sind genial :love: :thumbup: :thumbup: .

  • Ich habe gerade ein Excel-Tool gefunden, das einen ersten Anhaltspunkt ermittelt, ob die 9/10-Regelung für die Erreichung des Status pflichtversicherter Renter (KVdR) erfüllt wird:

    wenn man bei einer bekannten Suchmaschine die Begriffe "bavers 9 10 kvdr rechner" eingibt, erscheint als erstes Suchergebnis ein Rechner, der erste Antworten liefert. Natürlich ohne Gewähr. Hat bei mir gepasst.

  • Was ist eigentlich aus der Anwartschaft geworden, die Dein Mann damals abgeschlossen hat? Ist er seit dem Ausscheiden aus der Bundeswehr privat versichert (dann konnte er die Anwartschaft ja einsetzen) oder in der GKV?

  • Da ich etwa 10 Jahre älter bin, die Sachlage von einer anderen Seite. Zunächst habe ich bisher mit den Mitarbeitern der DRV bisher nur gute bis sehr gute Erfahrungen gemacht.

    Ich bin mit 54 erstmals vor Ort gewesen, meine Rentenzeiten wurden korrekt bewertet und es bestand vorher kein Bedarf. Ich war zu dieser Zeit schon einige Jahre in einem ETF investiert und damit einigermaßen zufrieden, die jährliche Rendite war zu dieser Zeit nicht allzu hoch, allerdings im Vergleich zu anderen Anlagen sehr gut. Die starken Jahre kamen dann etwas später, so dass meine Altersvorsorge in diesem Bereich meine Erwartung übertroffen hat. Jetzt bin ich kurz vor der Entnahme und habe mir die ersten 5 Jahre in den sicheren Hafen verschoben, bis vor kurzem Festgeld und Tagesgeld, jetzt nur noch Tagesgeld und Geldmarkt ETF. Soll heißen bis zur nächsten Entnahme läuft der ETF weiter wie gewohnt und erwirtschaftet hoffentlich weiter Rendite. Den Sicherheitsbaustein habe ich seinerzeit mit freiwilligen Beiträgen für einen vorzeitigen Renteneintritt erhöht. Durch die guten Rentenerhöhungen und die steuerlichen Vorteile hat es sich für mich gelohnt. Der Blick in die Zukunft ist natürlich deutlich schwieriger, allerdings würde ich ETFs nutzen, zumindest für die Beträge die nicht sofort zum Renteneintritt benötigt werden.