LIFO-Prinzip, bringt das was oder ist das nur Finetuning?

  • Hi ihr lieben,

    ich hab hier, aber auch bei Finanzfluss und Finanztip nun des öfteren vom LIFO-Prinzip gehört. Gibt es eine Faustformel, was es grob an Steuerersparnis bringt?

    Bei Finanztip wird mehrfach vom 5-stelligen Betrag gesprochen. Finanzfluss spricht von 36k, allerdings bei einem Vermögen von 1,8 Mio Euro.


    In meinem Fall:

    390k, seit nun fast einem Jahr in einem Welt-ETF.

    Wenn ich diesen noch 4 Jahre bespare, um für die nächsten 12 Jahre - dann wäre ich 67 - einen baugleichen Welt-ETF zu besparen, was brächte mir das grob an Ersparnis?


    Ich weiß, da gibt es zu viele Variablen. Viel relevanter finde ich: Man sagt, ein ETF muss 10 -15 Jahre gehalten werden. Da wäre ich mit dem zweiten ETF schon an der unteren Grenze. Diesen soll man dann ja zuerst entsparen.


    Ich fand das Verhältnis von Finanzfluss, Vermögen, 1,8 Mio. Ersparnis 36k irgendwie doch bedenklich. Wenn man das mal runterrechnet, ist das nicht so viel, was sich ja auch, wenn man sein Vermögen im Alter nach und nach entspart, auf Jahrzehnte, streckt.


    Dennoch überlege ich, in meinem Fall über oben genanntes Vorgehen nach, noch einen zweiten ETF zu verwenden, vielleicht ist bei dem dann auch die TER niedriger als die ohnehin schon günstigen 0,2% von meinem.


    Gruß aus Hamburg

  • Ich hab des öfteren vom LIFO-Prinzip gehört. Gibt es eine Faustformel, was es grob an Steuerersparnis bringt?

    Nein.

    Aber es gibt wohlfeil Tabellenkalkulationsprogramme auf dem Markt, mit denen man das ausrechnen kann.

    390k, seit nun fast einem Jahr in einem Welt-ETF.

    Wenn ich diesen noch 4 Jahre bespare, um für die nächsten 12 Jahre - dann wäre ich 67 - einen baugleichen Welt-ETF zu besparen, was brächte mir das grob an Ersparnis?

    Das kommt drauf an.


    Wir sind hier die Finanzselbermacher, wir lesen uns im Zweifel selbst ein in die Materie, was in Deinem Fall nicht besonders schwierig ist. Vor allem: Du hast alle Zahlen, die man für die Berechnung braucht. Der Regelanfrager, der andere Leute für sich rechnen lassen möchte, ist in der Regel nicht bereit, die notwendigen Zahlen bereitzustellen, weil sie ihm zu privat seien.


    Also: Arbeite Dich ein in das Prinzip der Besteuerung von Fondserträgen. Dann erkennst Du auch den prinzipiellen Vorteil der LIFO-Besteuerung. Konkret berechnen, was sie bringt, kannst Du immer erst dann, wenn Du Anteile verkaufst.

  • Die Ersparnis bzw. Steuer hängt ja immer von Kurs an dem Du Anteile gekauft hast und dem daraus resultierende Gewinn beim Verkauf. Bei "älteren" Anteilen ist der prozentual höher.


    Anstatt eines 2. oder 3. ETFs auf den gleichen Index kannst du auch weiterhin deinen ETF besparen. In der Entnahmephase schiebst du dann die "ältesten" Anteile in ein Zweitdepot und verkaufst nur die verbleibenden "jüngsten" Anteile. Somit hast du denn gleichen Effekt wie mit mehreren ETFs. Weitere Infos dazu findest Du hier.

  • Gibt es eine Faustformel, was es grob an Steuerersparnis bringt?

    Ganz einfach. Die Steuerersparnis ist Null. Man kann dadurch lediglich einen Stundungseffekt erreichen. Dem hat man aber zumindest teilweise durch die Vorabpauschale einen Riegel vorgeschoben. Ob diese Vorgehensweise überhaupt einen positiven Effekt hat, ist kaum vorauszusagen, da die Vorabpauschale wiederum vom Leitzins abhängig ist.

    Auch sollte man daran denken, dass man im Rentenalter, wenn man entspart, in den meisten Fällen nicht mehr 26,375% Steuern auf Kapitalerträge zahlt. Vielleicht kann man tatsächlich etwas Plus machen, aber mir wäre der Aufwand dafür viel zu hoch.

  • Die Ersparnis bzw. Steuer hängt ja immer von Kurs an dem Du Anteile gekauft hast und dem daraus resultierende Gewinn beim Verkauf. Bei "älteren" Anteilen ist der prozentual höher.


    Anstatt eines 2. oder 3. ETFs auf den gleichen Index kannst du auch weiterhin deinen ETF besparen. In der Entnahmephase schiebst du dann die "ältesten" Anteile in ein Zweitdepot und verkaufst nur die verbleibenden "jüngsten" Anteile. Somit hast du denn gleichen Effekt wie mit mehreren ETFs. Weitere Infos dazu findest Du hier.

    Ein Depotübertrag von Bank zu Bank hat zwar den Vorschriften gemäß für den Kunden kostenfrei zu sein, für die Bank ist er aber hoch aufwendig (kann mir als Kunden egal sein) und dauert deswegen teilweise unkalkulierbar lang. Das ist mir als Kunden nicht egal, weil ich in dieser Zeit auf meine Papiere nicht zugreifen kann.


    Daher: Wer das oben beschriebene Verfahren anwenden möchte, möge vorher bei seiner Bank fragen, ob diese ihm ein Zweitdepot eröffnet. Etliche Banken, auch Discountbroker, machen das. Mit dem Zweitdepot funktioniert die obigen Handhabung genauso und die Übertragung geht innerhalb der gleichen Bank blitzeschnell.

  • Auch sollte man daran denken, dass man im Rentenalter, wenn man entspart, in den meisten Fällen nicht mehr 26,375% Steuern auf Kapitalerträge zahlt. Vielleicht kann man tatsächlich etwas Plus machen, aber mir wäre der Aufwand dafür viel zu hoch.

    Wieso zahlt man dann weniger? Mal davon abgesehen,,dass es bei ETFs ja lediglich ca.18,5% sind.


    Und generell muss ich gestehen, würde ich lieber weiter stumpf in einen investieren. Später entnimmt man ja eh nicht alles auf einmal, sondern ggf. monatlich oder quartalsweise eine gewisse Summe, so kann der verbleibende Teil die Zinsen quasi wieder hereinbringen.

  • Wieso zahlt man dann weniger? Mal davon abgesehen,,dass es bei ETFs ja lediglich ca.18,5% sind.

    Zum ersten Satz: wegen der Günstigerprüfung

    Zum zweiten Satz: gilt nur bei aktueller Gesetzeslage und bei als Aktienfonds kathegorisierten Fonds


    ... und wenn die Günstigerprüfung greift, dann sind es auch weniger als die 18,5% da ja keine 25% mehr greifen.

  • Wieso zahlt man dann weniger? Mal davon abgesehen, dass es bei ETFs ja lediglich ca.18,5% sind.


    Und generell muss ich gestehen, würde ich lieber weiter stumpf in einen investieren. Später entnimmt man ja eh nicht alles auf einmal, sondern ggf. monatlich oder quartalsweise eine gewisse Summe, so kann der verbleibende Teil die Zinsen quasi wieder hereinbringen.

    Man zahlt bei ETFs irgendwas in der Größenordnung von 22%, nämlich meist 15% US-Quellensteuer, die die Fondsgesellschaft gleich abführt, sowie hinterher 18,5% deutsche Steuer. Der genaue Wert hängt vom Verhältnis Dividende zu Wertentwicklung der enthaltenen Papiere ab.


    Das vorweg.


    Wenn Du im Rahmen eines Sparplans in einen ETF investierst oder sonst in Tranchen kaufst, hast Du eine Menge Unter-Posten im Depot mit unterschiedlichen Kaufpreisen. Aktuell kosten alle Anteile das gleiche, aber die einen hast Du damals für 20 gekauft, die neuesten für 45, aktuell steht der ETF auf 50.


    Wenn Du jetzt Papiere verkaufst, versteuerst Du nicht den Verkaufserlös, sondern den Gewinn, also die Differenz zwischen Kaufpreis und Verkaufspreis. Diese zu versteuernde Differenz ist bei den zuletzt gekauften Papieren am geringsten (steigende Kurse unterstellt). In obigem Beispiel versteuerst Du beim Verkauf der ältesten Papieren je 30, beim Verkauf der neuesten Papiere aber nur 5. Logisch, daß Du im zweiten Fall viel weniger Steuer zahlst.


    Das Finanzamt macht dabei aber nicht mit, also auch nicht die Bank. Das Finanzamt sagt: Was zuerst gekauft wurde, muß auch zuerst wieder verkauft werden, es sei denn, die Papiere, die verkauft werden, sind klar identifizierbar.


    Wenn es weiter nichts ist ...


    Du bittest im einfachsten Fall Deine Bank, Dir ein zweites Depot anzulegen. Dann beauftragst Du sie, von Deinen 700 ETF-Anteilen 680 auf das zweite Depot zu übertragen. Das sind den Regeln gemäß die ältesten Anteile. Im ersten Depot liegen bleiben die zuletzt gekauften 20 ETF-Anteile, die Du anschließend aus dem ersten Depot heraus verkaufst.


    Auf diese Weise verkaufst Du hauptsächlich Deine eigene Investition und läßt den Großteil des Gewinns weiter unversteuert im Depot liegen und sich vermehren. Das spart strenggenommen keine Steuer, sondern verschiebt sie in die Zukunft. Wenn Du irgendwann als Opa mal alle ETF-Anteile verkaufst, mußt Du den enthaltenen Gewinn versteuern. Aber erst dann. Und bis dahin darf das Geld, was später mal ans Finanzamt geht, in Deinem Depot weiter für Dich Früchte tragen. Das ist der ganze Trick.


    Ist also nicht so kompliziert, wie die meisten Leute denken.

  • Fuchs73 Weil der persönliche Steuersatz in der Rente normalerweise niedriger ist als während der Erwerbsphase.

    Was hat die Kapitalertragssteuer mit dem persönlichen Steuersatz zu tun? Dachte, man zahlt immer die 18,5% (bei Aktien-ETFs).


    Und warum greift in der Rente die Günstigerprüfung?


    Hab ich jetzt grad mal nachgeschaut. Das klingt ja ganz gut. Macht man dann sicher jährlich mit der Steuererklärung.


    Ja, und danke, das Verfahren mit den zwei Depots habe ich als Alternative zum Besparen Eröffnen weiterer ETFs verstanden.


    Also, wenn man als Rentner eh weniger Kaptalertragssteuer zahlt, braucht man da ja eigentlich aber auch keinen weiteren Aufwand betreiben.

  • Was hat die Kapitalertragssteuer mit dem persönlichen Steuersatz zu tun? Dachte, man zahlt immer die 18,5% (bei Aktien-ETFs).


    Und warum greift in der Rente die Günstigerprüfung?

    Hier die Erklärung dazu.

  • Was hat die Kapitalertragssteuer mit dem persönlichen Steuersatz zu tun? Dachte, man zahlt immer die 18,5% (bei Aktien-ETFs).


    Und warum greift in der Rente die Günstigerprüfung?

    Die Günstigerprüfung hat mit der Rente an sich nichts zu tun, sehr wohl aber mit dem Verhältnis von "normalem Einkommen" (Erwerbseinkommen, auch Rente) und Kapitaleinkünften. Sie lohnt sich aber bei Leuten mit geringem Einkommen, und das ist bei Rentnern öfter der Fall, zumal die Rente nur zu einem Teil steuerpflichtig ist.


    Für einen Ledigen liegt die Grenze, ab der sich die Günstigerprüfung lohnt, bei etwa 23.000 € "normalem" Einkommen. Die Steuerkurve ist in diesem Bereich sehr flach, also streiten wir bitte nicht über den genauen Wert.


    Wer 23.000 € "normal" verdient und dazu 1000 € Kapitaleinkünfte versteuert (über den Freibetrag hinaus!), zahlt bei Normalversteuerung für die Kapitaleinkünfte 263 € Steuer, mit der Abgeltungssteuer aber 263,75 €. Bis dorthin ist also die Normalversteuerung günstiger, für die 75 Cent Steuer weniger kann der Steuerpflichtige ja ordentlich einen drauf machen.


    Wer 22.000 € "normal" verdient, kann aber schon 3000 € Kapitaleinkünfte normal versteuern. Das kostet 790 € Steuer, die Abgeltungssteuer würde 791,25 € betragen. Das Fest kann dann also schon etwas größer werden.


    Die Rente ist nur zu einem bestimmten Prozentsatz steuerpflichtig, der vom Jahr abhängt, in dem man die Rente das erste Mal bezogen hat. Es ist schon denkbar, daß die Rente relativ klein ist und nur zu 75% angerechnet wird. Speziell Rentner sollten daher prüfen, ob die Normalversteuerung seiner Kapitaleinkünfte nicht vielleicht günstiger ist als die Abgeltungsbesteuerung.