Steuerfreibetrag beim Anlegen - Anlagevolumen (110k)

  • Hallo liebe Community,


    ich möchte knapp 110k€ auf dem Finanzmarkt investieren, die meisten Entscheidungen sind klar, bzw. recherchiere ich selber.

    Das Meiste wird vermutlich diversifiziert in thesaurierende ETFs fließen. Wie viel Risiko ich dabei eingehe, weiß ich noch nicht - z.B. diverse anteilige Sektorwetten oder das zeitweise Wetten auf Dinge, die ich für potenziell gewinnbringend halte (z.B. Dow Jones Global Titans 50).


    Die eine Frage, die ich aber hätte, ist, ob man einen Teil des Geldes ausschüttend investieren sollte, um den jährlichen Steuerfreibetrag mitzunehmen, so dass diese Gewinne abgeschöpft und manuell reinvestiert werden?

    Da ist auch die Frage, ob die Gebühren ab 2026 für den Neukauf die Steuereinsparungen bei thesaurierenden ETFs kompensieren.

    Weiß jemand, wie das gerade in Hinblick auf Kursschwankungen ist - man will schließlich nicht zu jedem Zeitpunkt verkaufen?

    Vielen Dank im Voraus.

  • baxbear

    Hat den Titel des Themas von „110k anlegen“ zu „Steuerfreibetrag beim Anlegen - Anlagevolumen (110k)“ geändert.
  • svenja147

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • ich möchte knapp 110k€ auf dem Finanzmarkt investieren, die meisten Entscheidungen sind klar, bzw. recherchiere ich selber.

    Das Meiste wird vermutlich diversifiziert in thesaurierende ETFs fließen. Wie viel Risiko ich dabei eingehe, weiß ich noch nicht - z.B. diverse anteilige Sektorwetten oder das zeitweise Wetten auf Dinge, die ich für potenziell gewinnbringend halte (z.B. Dow Jones Global Titans 50).

    Hallo erstmal! :)


    Zu diesem ersten Abschnitt möchte/kann ich erstmal sagen, dass es gut ist, dass du selbst recherchierst und die finanziellen Dinge selbst in die Hand nimmst! Quellen wie Finanztip, Finanzfluss, Gerd Kommer, Helmut Walz usw. sind dir bekannt? Die empfehlen ja in der Regel aus guten (wissenschaftlichen) Gründen kein Risiko oberhalb des Weltmarkts und keine geringere Diversifikation unter dem MSCI World. Wenn du einen gewissen Hang zum Risiko und spielen hast, dann kannst du durch ein extra Depot vielleicht 5-10% in solche risikoreicheren Anlagen stecken. Sektorwetten usw. Wirklich empfohlen wird das aus rationalen Gründen aber nie. Es bleibt eine emotionale Kopfsache.


    „Diversifiziert in thesaurierende ETFs“ sagt noch nicht viel über die Art der ETFs aus. Heutzutage geht die Empfehlung aus meiner Sicht meist Richtung eines einzigen All World ETFs.


    Wir wissen an der Stelle natürlich nicht wie deine sonstige Vermögenssituation aussieht und welchen Stellenwert diese Anlage hat bzw. haben wird. Ich gehe davon aus, dass es abgesehen von ggf. gesetzlichen Rentenansprüchen, die nicht zu unterschätzen sind, deine größte Vermögensaufbaukomponente sein wird. Vermögensaufbau lässt sich nur ganzheitlich betrachten.


    Die eine Frage, die ich aber hätte, ist, ob man einen Teil des Geldes ausschüttend investieren sollte, um den jährlichen Steuerfreibetrag mitzunehmen, so dass diese Gewinne abgeschöpft und manuell reinvestiert werden?

    Du wirst hier sowohl Thesaurierer- als auch Dividendenfans finden. Ich gehöre zu erster Spezies und halte generell eher wenig von Dividenden. Wenn Dividenden dich motivieren dabei zu bleiben, dann kann es sinnvoll sein.


    In deinem konkreten Fall, wenn es dir um die Ausschöpfung des Sparerpauschbetrags, den du vermutlich meinst (1000€), geht: du kannst jährlich, beispielsweise am Ende des Jahres, deine Anteile rollen. Geht besonders einfach wenn du nur einen ETF hast. Also du verkaufst dann einfach so viele Anteile bis dein „Freibetrag“ ausgeschöpft wurde. Das kannst du Pie mal Daumen vorher berechnen, du musst aufgrund des FiFo-Prinzips nur wissen welche Anteile du eigentlich gerade verkaufen willst und wieviel die damals wert waren.


    Da ist auch die Frage, ob die Gebühren ab 2026 für den Neukauf die Steuereinsparungen bei thesaurierenden ETFs kompensieren.

    Du spielst auf die Änderungen bei den Gebühren von Neobrokern (payment for Order Flow) an? Das weiß niemand. Ich gehe aktuell davon aus, dass die Neobroker Wege finden werden weiterhin günstige Ordergebühren bieten zu können. Aus meiner Sicht sollte man nicht deswegen (!) auf Dividenden setzen.


    Weiß jemand, wie das gerade in Hinblick auf Kursschwankungen ist - man will schließlich nicht zu jedem Zeitpunkt verkaufen?

    Diese Denkweise ist Market Timing - und das funktioniert nachweislich nicht. Es ist statistisch und wissenschaftlich völlig egal zu welchem Zeitpunkt du kaufst oder verkaufst - du wirst vermutlich sowieso nicht den besten Zeitpunkt treffen. Leg langfristig an und verkaufe erstmal in der Regel gar nicht - außer zu, Rollen und ggf rebalancen. Letzteres sparst du dir wenn du nur einen einzigen ETF hast. Wenn deine Frage ist, ob beim Rollen der Zeitpunkt eine Rolle spielt: wenn du praktisch direkt wieder kaufst, was ja Sinn der Sache ist, dann spielt das keine Rolle.


    Viel Erfolg bei deinen eigenen Entscheidungen!

  • Die eine Frage, die ich aber hätte, ist, ob man einen Teil des Geldes ausschüttend investieren sollte, um den jährlichen Steuerfreibetrag mitzunehmen, so dass diese Gewinne abgeschöpft und manuell reinvestiert werden?

    Da ist auch die Frage, ob die Gebühren ab 2026 für den Neukauf die Steuereinsparungen bei thesaurierenden ETFs kompensieren.

    Ich bin seit 2019 ausschließlich in thesaurierende ETF investiert.

    Auch damit kannst Du den Freibetrag ausnutzen, sofern Gewinne in ausreichender Höhe vorhanden sind. Einfach in dem Du ETF-Anteile mit aufgelaufenen Gewinnen verkaufst und anschließen gleich wieder zurückkaufst (ETF-Anteile rollen).


    Die Ausnutzung des Freibetrags fest zu 'planen' ist nicht einfach. Jetzt gibt es ja auch wieder Zinsen auf das Tagesgeldkonto. Und dann wurde 2024 die Vorabpauschale fällig.

    Hier mal meine kleine Historie seit ich an der Börse bin:

    bis 2020 Freibetrag durch einen alten Bausparer ausgeschöpft.

    2021 u. 2022 waren es dann überwiegend Gewinne aus den ETF (rollen von ETF-Anteilen).

    2023 war es dann ein Mix aus Zinseinkünften und Gewinnen aus ETF (rollen).

    2024 Freibetrag am 16.01.24 komplett durch die fällige Vorabpauschale auf die thesaurierenden ETF ausgeschöpft.

    2025 ???

    Planung ist also eher schwierig. ;)

  • Hallo,

    vielen Dank für die Rückmeldungen.


    Zur Klarstellung, es ging zu einem um das "Rollen" (kannte den Begriff nicht) und zum anderen, ob es günstiger ist anstatt zu Rollen die 1000€ durch Dividenden abzuschätzen.


    Die Frage sollte sich allerdings durch eine Zusatzinformation bereits beantwortet haben "Vorabpauschale", die kannte ich nicht und habe auch gerade einmal geschaut, welche Beträge dann ungefähr auf dem Verrechnungskonto liegen sollten.


    Den Dow Jones Global Titans 50 habe ich bisher bedient, da er aus meiner Sicht diversifizierter ist als eine exklusive Sektorwette. Durch die aktuelle Zusammensetzung ist er allerdings nicht weit von einer Sektorwette entfernt, wenn man sich die stärksten Positionen anschaut.


    Gleichzeitig sackt der nicht komplett ein, wenn Crypto/AI/.. kippt (indirekt durch Microsoft, Nvidia, ... referenziert). Bedeutet für mich, dass ich entweder rechtzeitig reagieren kann, um Gewinne abzuschöpfen, wenn ich denke, dass es erstmal in die andere Richtung geht. Alternativ kann die Position langfristig halten, der Index adaptiert sich schließlich, wenn der Markt sich ändert.

    Den Löwenanteil wollte ich in Amundi Prime Global UCITS ETF DR (C) investieren. Da der recht USA lastig ist, suche ich noch Optionen um eine Balance mit asiatischen (inkl. China) und europäischen Märkten (z.B. irgendwas mit EuroStoxx 600) zu schaffen.
    Je nachdem, wie in den jeweiligen Produkten Emerging Markets, Small Caps und der Sektor "fast moving consumer goods" global abgebildet werden, wollte ich diesbezüglich nochmal separat recherchieren.

    Davon erhoffe ich mir, dass ich im Entnahmefall immer Teile meines Portfolios habe, welche mir erlauben Gewinne, anstatt von Verlusten zu realisieren. In Summe sollte die Zusammensetzung also sein, dass eine leicht verstärkte Gewichtung auf den USA liegt, im Vergleich zur globalen Verteilung und der Sektor "fast moving consumer goods" leicht betont ist, sobald ich den Dow Jones abstoße. Zusätzlich möchte ich hier auch recherchieren, wie und in welchem Maß mich Emerging Markets und Small Caps interessieren könnten, wie die bisherige Abbildung ist und in wie weit ich diese in meinem Portfolio verstärken möchte.


    Gibt es ein gutes Werkzeug/eine Website, in der ich potentielle Portfolio-Zusammensetzungen kostenlos analysieren kann, um zu schauen, an welchen Punkten und wie weit sich diese überschneiden?


    Das Gute, meinem Verständnis nach ist, dass das alles unterschiedliche Dimensionen sind, die man also separat betrachten kann, also es können z.B. fast moving consumer goods der emerging markets mit small caps in einem Portfolio verstärkt hervorgehoben werden etc. - egal ob dieser spezielle Falle nun direkt Sinn macht.


    PS.: Aktuell liegt der größte Teil meines Vermögens auf einem Comdirect Tagesgeldkonto mit 4% Verzinsung (noch 3,5 Monate bis Ablauf des Angebots). Ein kleiner Teil ist in dem genannten Dow Jones investiert (ich habe mich aber auch jetzt erst wirklich mit dem Investieren - z.B. mit Finanzfluss und Finanztip auseinandergesetzt).

    Ansonsten denke ich, dass ich zumindest für die Einmalkäufe, wenn ich diese großen Summen umschichte, Xetra gegenüber Gettex lohnt, hier lasse ich mich, wie auch in allen anderen Fragen gerne vom Gegenteil überzeugen.


    Danach kann ich ja monatliche Sparpläne einrichten, die dann Gettex ansteuern.

    Wie viel von dem, was ich erzählt habe, ist Unsinn - freue mich auf Feedback :D

  • Ergänzung: wenn es APIs gibt, könnte ich eigentlich auch eine Zielindexzusammenstellung als Optimierungsproblem formulieren, vermutlich eine Art multidimensionales Knapsack-Problem. Zusätzlich kann ich diverse Bedingungen an die Finanzprodukte stellen, die diese Indizes abbilden, z.B. TER-Höhe, Gesamtvolumen, ...


    Zitat

    Diese Denkweise ist Market Timing - und das funktioniert nachweislich nicht. Es ist statistisch und wissenschaftlich völlig egal zu welchem Zeitpunkt du kaufst oder verkaufst - du wirst vermutlich sowieso nicht den besten Zeitpunkt treffen. Leg langfristig an und verkaufe erstmal in der Regel gar nicht - außer zu, Rollen und ggf rebalancen. Letzteres sparst du dir wenn du nur einen einzigen ETF hast. Wenn deine Frage ist, ob beim Rollen der Zeitpunkt eine Rolle spielt: wenn du praktisch direkt wieder kaufst, was ja Sinn der Sache ist, dann spielt das keine Rolle.

    Ich muss ja den Markt nicht umfangreich "timen", ich kann aber dann wählen, welche Portfolio-Anteile ich verkaufen möchte und welche nicht, wenn ich mehrere Positionen im Portfolio habe und dies kann zu gewissen Zeiten besser als zu anderen sein. Da ich keine Einzelpositionen (Einzelaktien) einplane, sollte dies also gut funktionieren.


    Wie sinnvoll Anleihen bzw. damit verknüpfte Finanzprodukte sind und unter welchen Bedingungen diese sinnvoll sein können, muss ich selber noch recherchieren, da kenne ich mich noch nicht aus.

  • Ich habe den Endruck, dass du dir es viel zu kompliziert machst und zu viele Gedanken über zu viele einzelne Elemente/Kleinigkeiten/Optimierungsmöglichkeiten machst. Gerade wenn du, so verstehe ich dich, Anfänger bist was Investieren angeht. Wenn du Finanztip und Finanzfluss als Quellen richtig liest/hörst/guckst, dann sollte es denke ich klar werden was ich meine. Ich würde sagen: fang erstmal einfach an - und wenn du dann unbedingt möchtest, baue dein Portfolio aus, vielleicht auch mit einem kleineren Teil. Das mag dir vielleicht langweilig vorkommen, und/oder nicht "optimal". Aber im Rahmen dieser Optimierung und erst recht im Rahmen des Spieltriebs können eben Fehler geschehen. Ich hab für mich persönlich feststellen können, dass es für mich überhaupt nicht langweilig ist wissenschaftlich-fundiert und im Rahmen der gängigen verbrauchernahen Experten sehr passiv und einfach zu investieren in genau einen weltweit gestreuten ETF (plus ein Geldmarkt-ETF, der aber eher Tagesgeld-Ersatz ist). Optimierungsdrang kann ich nachvollziehen. Ich kann aber empfehlen gerade am Anfang sich auf das Wesentliche zu fokussieren.


    Aber: deine Entscheidung, wie gesagt. Man sollte die größten Fehler vor allem am besten gar nicht erst machen. Aber ansonsten lernt man, manche vielleicht mehr als andere, besonders durch eigene Fehler. :)


    Insofern nochmal viel Erfolg!

  • Gibt es ein gutes Werkzeug/eine Website, in der ich potentielle Portfolio-Zusammensetzungen kostenlos analysieren kann, um zu schauen, an welchen Punkten und wie weit sich diese überschneiden?

    Schau dir mal Morningstar an

    Fondskurse und -daten | Aktienkurse | Markt-Nachrichten | Morningstar


    Da kannst du Portfolios erstellen und mit dem X-Ray Tool analysieren.


    Ich würde dir aber stattdessen empfehlen, einfach in einen ACWI oder World zu investieren ;)

  • Wie viel von dem, was ich erzählt habe, ist Unsinn - freue mich auf Feedback :D

    Dir sind gerade 110 T€ in Form von Sterntalern vom Himmel gefallen. Du hast eine Menge gelesen und nimmst das, was Du gelesen hast, für bare Münze. Ich kenne das. Ich war auch mal in diesem Stadium und glaubte, wenn man zwanzig Fachbegriffe kennt, sei man Experte.


    Einen Anfänger erkennt man daran, daß er sich monatelang Gedanken um die Feinziselierung seines Depots macht, statt einfach mal mit einem kleinen Betrag echten Geldes einzusteigen. Ich bin diesbezüglich ganz bei Impidimpi.


    Einen Anfänger erkennt man auch an der Zahl seiner Depotposten. Der langjährigen Anleger steht auf Langeweile. Er hat einen, vielleicht zwei ETFs im Depot und schaut ihnen gelassen beim Wachsen zu. Der Anfänger hingegen mischt in seinen Depotbrei viele kleine Pöstchen, weil er beispielsweise die Wirtschaftsentwicklung des nachhaltigen Wirtschaftssegments von Tansania in seinem Depot etwas stärker gewichten möchte, als es ein breiter Welt-ETF tut.


    Finanzberatung ist immer ganzheitlich. Auf die Frage: "Ich habe hier 110 T€. Wie lege ich die am besten an?" gibt es keine sinnvolle Antwort, wenn man den Menschen, der dahintersteht, und seine Lebensumstände nicht kennt.


    Generell muß man dem Anfänger wohl raten: Je einfacher, desto besser. Aber eigentlich muß man für eine wirklich seriöse Aussage wissen, was bisher war.