Spesen ETF Sparplan

  • Ich habe erst vor kurzem mein Depot von meiner Hausbank zum [Broker Flatex (Österreich)] transferiert. Jetzt habe ich bemerkt, dass meine ETFs allesamt nicht zu den Premium-ETFs gehören. Somit zahle ich pro Sparplanausführung [1,5 €]. Das gefällt mir ehrlich gesagt nicht so.

    Wem gefallen schon Spesen?

    Zurzeit habe ich folgende ETFs: iShares Core MSCI EM IMI, iShares Core MSCI Europe und iShares Core MSCI World.

    Sind solche Gebühren normal oder eher nicht? Sollte ich auf die Premium-ETFs von Flatex [Österreich] umswitchen?

    Schau Dir die Sache halt an. Prinzipiell kann man das machen. Die ETFs, die Du hast, läßt Du dann einfach liegen.

    Bekannte haben mir zu Flatex geraten, weil ich mich dort nicht um die Steuern kümmern muss.

    Wir hatten das neulich mal. Für Österreicher ist es ein mächtiges Argument, daß der Broker "steuereinfach" ist. In Piefkinesien sind alle Broker (für die Piefkes) "steuereinfach".


    Trotzdem bekommt man nach jedem Jahreswechsel ein übersichtliches Blatt Papier, auf dem alle Zahlen stehen, die man für eine Steuererklärung bräuchte. Normalerweise braucht man in Deutschland seine Kapitalerträge nicht zu deklarieren, in Sonderfällen macht man das aber doch, und dann ist das kein Hexenwerk. Das kann auch in Österreich kein Hexenwerk sein.


    Kapitalertragsteuer – Wikipedia

    In Österreich haben wir ebenfalls die Kest.(Kapitalertragssteuer) mit 25%.

    ... für Zinsen. Für alle anderen Kapitalerträge beträgt die österreichische Kapitalertragsteuer 27,5%.


    Zugegeben: Wenn man die Kapitalerträge selber abführt, ist das Verfahren in Österreich komplizierter als in Deutschland, weil man unterjährig die Kapitalertragsteuer jeweils zeitnah deklarieren und abführen muß: Du verkaufst einen ETF und machst dabei 100 € Gewinn, dann schreibst Du der 27,50 € Steuer wegen binnen 6 Wochen ans Finanzamt und zahlst den Betrag auch unterjährig. Wenn man häufiger handelt, nervt das sicherlich.


    Man kann als Deutscher ein Depot bei einem ausländischen Broker unterhalten, der aus deutscher Sicht dann nicht steuereinfach ist. Die Kapitalerträge, die man dort im Laufe des Jahres realisiert, trägt man in die nächste Steuererklärung ein, bekommt dann den Steuerbescheid (quasi die Rechnung des Finanzamtes) und bezahlt dann die gesammelte Steuer auf einmal. Das ist schon deutlich einfacher als in Österreich. Insoweit kann ich Österreicher schon verstehen, daß sie Wert auf einen "steuereinfachen" Broker legen.


    Daß ich das noch mal erleben darf, daß eine Steuersache nicht beim Steuerverkomplizierungsweltmeister Deutschland am schwierigsten ist, sondern in einem anderen Land!

    Was spricht gegen das Umschichten? Ich glaube, wenn ich die drei vorhandenen ETFs weiter behalte, hätte ich zu viele Überschneidungen mit dem All-World.

    Das spielt keine Rolle.


    Gegen das Umschichten sprechen die Spesen. Du verkauft jetzt Fonds nur deswegen, weil es keine kostenfreie Sparpläne für diesen Fonds gibt, und setzt ihn auf einen sinngemäß gleichen Fonds um, für den es einen kostenfreien Sparplan gibt. Das ist letztlich nicht sinnvoll.


    Um diese Sache mal ins Extrem zu treiben: Nehmen wir mal an, Du hättest einen ETF auf den MSCI World der Firma A; Dein Broker hätte aber einen ETF auf den MSCI World der Firma B als vergünstigten Sparplan. Dann würdest Du vermutlich fürderhin den zweiten ETF besparen, aber den Posten des ersten einfach liegen lassen und ihn nicht etwa umsetzen


    Nach deutschem und österreichischem Steuerrecht müßtest Du beim Umsetzen den bis dahin aufgelaufenen Gewinn versteuern. Wenn Du den ETF aber liegenläßt, zahlst Du die Steuer erst, wenn Du den ETF in vermutlich fernerer Zukunft verkaufst.

  • Nach deutschem und österreichischem Steuerrecht müßtest Du beim Umsetzen den bis dahin aufgelaufenen Gewinn versteuern. Wenn Du den ETF aber liegenläßt, zahlst Du die Steuer erst, wenn Du den ETF in vermutlich fernerer Zukunft verkaufst.

    Wäre es nicht besser, wenn ich zum Beispiel die 40.000 Euro herausnehme, sie in ein neues Produkt investiere und später, sobald ich wieder liquide bin (wenn das Festgeld ausläuft), erneut 40.000 Euro einzahle und dann regelmäßig Spareinlagen tätige? Auf diese Weise könnte der Zinsertrag schneller steigen, was zu einer höheren Rendite führt.

  • Achim Weiss

    Ich melde mich mal als Österreicherin zum Thema „nichtsteuereinfache Broker“ (für Ösis) zu Wort.

    Ganz so kompliziert ist es nicht, Trade Republic hat es ganz passabel erklärt.


    Wie kann ich als Österreicher Steuern einreichen?


    Werde mich da aber in den kommenden Wochen noch schlau(er) machen.

    Eile ist ja derzeit keine geboten (beim Blick ins Depot) :D


    Die 25% und 27,5% hast du super erklärt, Kirchensteuer ist bei uns diesbezüglich kein Thema.

  • Wäre es nicht besser, wenn ich zum Beispiel die 40.000 Euro herausnehme, sie in ein neues Produkt investiere

    Müsstest du dann nicht die Gewinne versteuern? Diese 25% oder 27,5% (was auch immer in Österreich dafür gilt) erwirtschaften dann keine weitere Rendite mehr.


    Du hast derzeit absolute Standard-ETFs, einen Mix aus MSCI World, Emerging Markets und Europe. Solange das bloße Liegenlassen bei deinem Broker nichts extra kostet, würde ich die einfach liegenlassen und beim neuen Broker einen mit kostenfreiem Sparplan angebotenen ETF besparen.

    Auf diese Weise könnte der Zinsertrag schneller steigen, was zu einer höheren Rendite führt.

    Ich glaube, du hast da einen Denkfehler. Wenn du jetzt liegenlässt und künftig einen neuen ETF kaufst, erwirtschaftet das gesamte Depot (einschließlich der vollen bisher aufgelaufenen Gewinne) weiter Zinsen. Wenn du jetzt die bisherigen ETFs verkaufst und versteuerst und wieder neu kaufst, erwirtschaftet künftig nur noch dein gesamtes Depot ABZÜGLICH gezahlter Steuer Gewinne.


    Beispiel:

    Variante 1: Du verkaufst

    Von deinen bisherigen 40.000 EUR sind 10.000 EUR Gewinne (fiktiver Wert). Wenn du verkaufst, fallen darauf 2.500 EUR Steuern an (Annahme 25%, bei 27,5% entsprechend mehr). Das heißt, du kannst nur noch 37.500 EUR neu investieren. Zusammen mit den weiteren 40.000 EUR macht das nur noch 77.500 EUR (plus künftige Sparplanraten), die weiter wachsen können.

    Variante 2: Du lässt liegen

    Du lässt die 40.000 EUR liegen und musst keine Gewinne versteuern. Zusammen mit den weiteren 40.000 EUR macht das 80.000 EUR (plus künftige Sparplanraten), die weiter wachsen können.

  • Achim Weiss

    Ich melde mich mal als Österreicherin zum Thema „nichtsteuereinfache Broker“ (für Ösis) zu Wort.

    Ganz so kompliziert ist es nicht, Trade Republic hat es ganz passabel erklärt.


    https://support.traderepublic.…eicher-Steuern-einreichen

    Den eigentlichen Knackpunkt trifft das ja nicht.


    In diesem Forum schreiben vorwiegend Deutsche, wenn also über irgendwelche Steuersachen diskutiert wird, geht es erstmal um die deutsche Steuersituation. Sehr vereinzelt schreiben hier auch Österreicher mit, das führt gelegentlich zur Verwirrung, weil die Gebühren- und Steuersituation in Österreich halt anders ist. Das sieht man schon in diesem Thread, wo einer den Hinweis auf den Broker Flatex als Hinweis auf Flatex (Deutschland) verstanden hat, wo aber doch Flatex (Österreich) gemeint war.


    Mir ist das das erste Mal aufgefallen, als der Begriff "steuereinfach" ins Gespräch gekommen ist. Ich bin dem Begriff nachgegangen und habe mich gewundert, daß es ihn überhaupt braucht: "Steuereinfach" bedeutet, daß in einem Land mit Abgeltungsteuer eine Depotbank oder ein Broker die anfallende Abgeltungsteuer selbst abführt, daß sich also der Anleger nicht darum zu kümmern braucht. Wenn es schon eine Abgeltungsteuerregelung gibt, wäre mir nicht in den Sinn gekommen, daß man das anders regeln könnte, zumal der Fiskus die relativ wenigen Finanzinstitute leichter kontrollieren kann als die mehreren Millionen Steuerpflichtigen (und so leichter ans Steuergeld kommt). In Deutschland sind alle Finanzinstitute "steuereinfach".


    Der deutsche und der österreichische Steuerbürger hat aber auch die Option, die Kapitalerträge selbst zu erklären, das ist in Deutschland einmal fürs ganze Jahr erforderlich, im Rahmen der Steuererklärung, die die meisten ohnehin anfertigen müssen. Die zusätzliche Berücksichtigung der Kapitalerträge bringt typischerweise einen zeitlichen Mehraufwand von vielleicht einer Viertelstunde mit sich, ist also überhaupt kein Akt. Ich dachte, das müsse in Österreich wohl ähnlich sein, und wunderte mich daher, welch großen Widerwillen die wenigen hier mitschreibenden Österreicher gegen "nicht steuereinfache" Depotbanken hegen.


    Erst gestern bin ich dieser Frage dann weiter nachgegangen. Ich kann mir das nur im Internet anlesen, meine Fundstelle habe ich angegeben. Dort lese ich nun, daß der Anleger bei einem "nicht steuereinfachen" Broker jeden einzelne Dividende binnen einer Woche beim Finanzamt anmelden und die Steuer abführen müsse. Bei einem Kapitalertrag aufgrund eines mit Gewinn verkauften Papiers habe der Anleger etwas länger Zeit, nämlich bis zum 15. des Folgemonats. Wenn das wirklich stimmt, wäre das in der Tat ein erhebliches Hindernis. Ich bekommt im Verlaufe eines Jahres schätzungsweise hundert Dividendenzahlungen, die mich als Deutschen bei einer "steuereinfachen" Depotbank keinerlei Mühe kosten. Wäre ich bei einer "nicht steuereinfachen" Depotbank, müßte ich hundertmal in jedem Jahr ans Finanzamt schreiben und auch hundert einzelne Steuerzahlungen leisten. Das würde ich wohl nur dann machen wollen, wenn ich mein Finanzamt speziell ärgern wollte.


    Es gibt einen Dividendenblogger, der mehr als hundert Aktien im Depot hat, von denen er teilweise Dividendenzahlungen von unter 10 € bekommt. Als Österreicher würde er bei jedem Hereinklappern einer solchen Dividende dann 2,75 € ans Finanzamt abführen.


    Ich kann mich nicht genügend wundern über die österreichische Finanzverwaltung, die sich auf diese Weise in erster Linie mal selber Arbeit macht.