Europa mit ins ETF-Depot?

  • Mittlerweile könnte man fast orakeln, dass Europa auch in die EM geht und China in den MSCI World aufgenommen wird 😄

    Naja, ist ja im Fall von Griechenland z.B. schon so, bei weiteren Ländern in Osteuropa auch! ;)


    Kippenklinge: Ich habe aus den genannten Gründen in genau der gleichen Kombination aus ETFs genau 10% Europa (bei mir: MSCI-Europe) ergänzt, das neben 25%EM und 15% Small-Caps. Meine US-Quote liegt damit ähnlich wie beim Kommer ETF bei rund 45%. Ohne die Erhöhung von Europa wären es 55% und beim MSCI-World waren es zuletzt wieder über 70%. Meine Entscheidungsregel: Sobald der US-Anteil im ACWI-IMI unter 50% gefallen ist, würde ich die "Überhöhung" von Europa aufgeben. Gerade in Anbetracht der politischen Entwicklungen in den USA möchte ich nicht mehr als 45% auf ein Land setzen, Rendite von Big-Tech der USA in der letzten Dekade hin oder her.


    Auf ganz lange Sicht konvergieren die Aktienmärkte der Weltregionen und auch die Aktienmarktsegmente. Ich würde mich nicht zutrauen, auch nur annähernd einschätzen zu können, ob dann in 30 Jahren die Emerging-Markets, der MSCI-World, der MSCI-Europe oder die Small-Caps in meinem Depot besser gelaufen sein werden. Je länger die Zeitreihen sind, desto mehr gleichen sich diese Verläufe nämlich an.


    Die Finanztest schlägt daher z.B. auch ein reines Europa-Investment als ausreichend gestreut vor. Das wäre mir persönlich (genau wie im Fall der USA mit über 70%) auch ein zu großes Klumenrisiko, aber historisch auf ganz lange Sicht gesehen wäre es nicht so viel schlechter gelaufen als der Gesamtmarkt (ACWI-IM). Auch deshalb habe ich mit zusätzlichen 10% Europa im Depot keine Bauchschmerzen. Oder umgekehrt bezogen auf das Gesamtportfolio eben weniger Bauchschmerzen als mit über 70% US-Anteil, also im Grunde einer ganz erheblichen Länderwette auf nur ein Land.


    Letztlich ist es m.E. Geschmackssache und wie immer wird die Zukunft zeigen, was dann rückblickend besser gelaufen sein wird. Gerade deshalb würde ich auf das Gefühl dabei achten: Wenn du dich wohler fühlst mit 45% US-Anteil und mit der Gesamtaufstellung besser schlafen kannst, dann mach es. Wenn nicht, dann würde ich davon absehen... :)

  • Wenn man überlegt, dass sehr erfolgreiche deutsche Unternehmen, den DAX verlassen (wollen) weil sie den Prozentsatz im DAX überschreiten und in die US Börsen ausweichen, sehe ich Europa eher skeptisch. Linde ist bereits weg und bei SAP ist die Gerüchteküche am kochen. Mir persönlich reicht im Moment der europäische Anteil im MSCI World völlig aus, wenn es sich ändert wird dort auch reagiert und der Anteil erhöht.

  • Die Finanztest schlägt daher z.B. auch ein reines Europa-Investment als ausreichend gestreut vor. :)

    Finanztest bringt auch in jedem Heft ein Ranking der ,,besten" aktiven Fonds, obwohl dies nachweislich kein Entscheidungskriterium ist, den besten aktiven Fonds für die Zukunft auszuwählen. Eher im Gegenteil. Finanztest behauptet auch, dass nur sehr, sehr risikofreudige und junge Anleger die Aktienquote auf 75% erhöhen sollten.


    Sie können vieles. Aber beim Thema Geldanlage drucken sie viel Mist.

  • Grundsätzlich und vereinfacht gesagt ist der aktuelle Kenntnisstand der Finanz- und Kapitalmarktforschung der, dass es Sinn macht den den breiten Markt zu kaufen um Aktienanlagen effizient und mit optimalem Rendite-/Risikoprofil aufzustellen. Nicht ganz klar ist, welches Marktmodell man hierzu wählen sollte. Die Mehrheit setzt auf marktkapitalisierungsgewichtete Indizes. Diese folgenden der Marktentwicklung und haben äußerst geringe Transaktionskosten. Sie machen alle Marktentwicklungen mit, also auch jede "Blase". Langfristig funktioniert das relativ gut. Theoretisch ist aber auch ein gleichgewichteter Ansatz eine Abbildung des Marktes, genauso, wie eine BIP Gewichtung. Auch diese Ansätze liefern über lange Zeiträume eine ähnliche Rendite (die letzten 15 Jahre nicht) Die Logik hinter letzterer verstehe ich allerings nicht ganz. Ich möchte dies vorrausschicken aber nicht weiter vertiefen.


    Unter vorgenannter Annahme muss man halt sehen, dass jede Abweichung vom Markt auch zu einer abweichenden Rendite und je nachdem auch zu höherem Risiko führen wird. Ob man das macht muss jeder für sich wissen. Gegen eine im Vergleich zur Marktkapitalisierung abweichende Gewichtung ist grundsätzlich nichts einzuwenden, wenn der Anleger dies für richtig hält. Diese aber auf Prognosen aufzubauen halte ich für suboptimal, da es doch genau die Prognosefreiheit ist, die dem marktbreiten "passiven" Investierens zugrunde liegt.


    Wenngleich es sich beim Humankapital und den Ansprüchen gegen Sozial- und Rentenversicherungen um - recht große - Vermögensbestandteile handelt, die nicht liquide und nur zu bestimmten Zeitpunkten bzw. im Zeitablauf verfügbar sind, kann es schon Sinn machen, diese in eine Gesamtvermögensbilanz und der Allokationsfindung mit einzubeziehen. Als EU Bürger mit Einkommen und Rentenansprüchen in € und in Deutschland, hat man da schon einen großen Klumpen allokiert. Mit einem Eigenheim umsomehr. Ob man dann am Aktienmarkt diese Region stärker gewichten will, muss jeder für sich entscheiden. Wenn also, dann würde ich persönlich Europa nicht exhorbitant höher im Aktienteil gewichten... Das ist aber alles Geschmackssache.