ETFS als Altersversorgung

  • Frage an das Forum:

    Vermögensaufbau mit ETFs über einen Zeitraum von mindestens 15 Jahre macht keinen Sinn bei einem Einstiegsalter über 65 Jahre. Aber, und das ist meine Frage, sind ETFs als Sicherheitsbaustein vor dem Hintergrund der historischen und aktuellen wirtschaftlichen und politischen Gemengelage in der Eurozone, die offenbar langsam notleidend wird, tauglich?

    Als im Krieg Geborener habe ich noch in guter Erinnerung, dass es nach dem Ende um das schlichte Überleben ging und Mutter bei den Landwirten Schmuck gegen Kartoffeln und Steckrüben tauschte. Meine Frau lässt sich allerdings nicht davon überzeugen, einen noch bezahlbaren Resthof in Ungarn für die Erfüllung von Selbstversorgerträumen günstig zu erwerben.

    Details: Meine Frau (65) und ich (83) werden uns nach vielen Jahrzehnten gemeinsamer Selbständigkeit und Verkauf unseres Gewerbebetriebs Anfang 2025 in den sogenannten Ruhestand verabschieden. Die Idee ist, dass der Erlös von 1,1 Mio. € in Tagesgeld, ETFs All World und ETFs Geldmarktfonds aufgeteilt und ggfs. mit Fremdwährung in Sorten ergänzt wird.

    Weil unsere gemeinsamen Rentenansprüche von 650,00 € mtl. für Miete und Lebenshaltungskosten von zusammen 3.500,00 € nicht ausreichen, wir über kein weiteres Vermögen oder Erben verfügen, ist Vermögensverzehr das Mittel der Wahl. Mein biologisches Alter liegt nach Meinung meines Arztes bei etwa 73, mithin einiges dafür spricht, das ich im kalendarischen Alter von 102 Jahren noch einmal bei ihm vorbeischaue um die Batterie meines Herzschrittmachers zu wechseln. Gleichwohl gehe ich davon aus, dass meine Frau mich überlebt. Mir geht es deshalb im Hier und Jetzt eher um die Frage, ob es möglicherweise Forumsmitglieder in ähnlicher Situation gibt, die uns mit einer anderen oder viel besseren Idee auf die Sprünge helfen. Ich muss noch erwähnen, dass wir uns mit ETFs und Aktien erst seit einigen Wochen beschäftigen und noch keinerlei Anlageerfahrung haben. Ich freue mich deshalb auf ein erhellendes Feedback.

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  • Elena H. 16. Oktober 2024 um 19:47

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Vermögensaufbau mit ETFs über einen Zeitraum von mindestens 15 Jahre macht keinen Sinn bei einem Einstiegsalter über 65 Jahre.

    Stimmt. Mit 65 Jahren (genauer: mit dem Ende der Berufstätigkeit) sollte der Vermögensaufbau abgeschlossen sein. Bei den meisten Leuten hört damit das berufliche Einkommen auf, und man ist auf Alterseinkünfte irgendwelcher Art (vulgo: Renten) angewiesen und das bereits aufgebaute Vermögen.

    Sind ETFs als Sicherheitsbaustein vor dem Hintergrund der historischen und aktuellen wirtschaftlichen und politischen Gemengelage in der Eurozone, die offenbar langsam notleidend wird, tauglich?

    Ein ETF ist erstmal ein Anlagemedium. Es ist nicht klar, was in einem ETF drin ist. Übersetzt lautet Deine Frage also: "Sind Fonds als Sicherheitsbaustein tauglich?" Diese Frage erscheint mir nicht besonders sinnvoll. Hier im Forum wird unter ETF immer Aktien-ETF verstanden, was streng genommen nicht korrekt ist. Also könnte man Deine Frage verstehen als: "Sind Aktien als Sicherheitsbaustein tauglich?" Darüber sind die Meinungen geteilt.

    Als im Krieg Geborener habe ich noch in guter Erinnerung, dass es nach dem Ende um das schlichte Überleben ging und Mutter bei den Landwirten Schmuck gegen Kartoffeln und Steckrüben tauschte. Meine Frau lässt sich allerdings nicht davon überzeugen, einen noch bezahlbaren Resthof in Ungarn für die Erfüllung von Selbstversorgerträumen günstig zu erwerben.

    Diesbezüglich bin ich auf der Seite Deiner Frau. Ich habe in der näheren Bekanntschaft erlebt, wie ein solcher Traum fürchterlich in die Hose gegangen ist. Der Betreffende war am Ende froh, daß er die Ruine immerhin noch verschenkt bekommen hat. So war er das Eurograb wenigstens los.

    Meine Frau (65) und ich (83) werden uns nach vielen Jahrzehnten gemeinsamer Selbständigkeit und Verkauf unseres Gewerbebetriebs Anfang 2025 in den sogenannten Ruhestand verabschieden. Die Idee ist, dass der Erlös von 1,1 Mio. € in Tagesgeld, ETFs All World und ETFs Geldmarktfonds aufgeteilt und ggfs. mit Fremdwährung in Sorten ergänzt wird.

    Das kann man machen. Wir haben hier einen Foristen, der sehr von Fremdwährung in Form von Sorten schwärmt. Wir haben auch Prepper hier und Leute, die sich schon ihren Fluchtweg zurechtgelegt haben für den Fall, daß Wolodjas Mannen uns besuchen kommen. Ich halte davon nichts, aber das darf jeder für sich selber nach seiner Überzeugung handhaben.

    Weil unsere gemeinsamen Rentenansprüche von 650,00 € mtl. für Miete und Lebenshaltungskosten von zusammen 3.500,00 € nicht ausreichen, wir über kein weiteres Vermögen oder Erben verfügen, ist Vermögensverzehr das Mittel der Wahl.

    Mein biologisches Alter liegt nach Meinung meines Arztes bei etwa 73, mithin einiges dafür spricht, dass ich im kalendarischen Alter von 102 Jahren noch einmal bei ihm vorbeischaue um die Batterie meines Herzschrittmachers zu wechseln. Gleichwohl gehe ich davon aus, dass meine Frau mich überlebt.

    Mir geht es deshalb im Hier und Jetzt eher um die Frage, ob es möglicherweise Forumsmitglieder in ähnlicher Situation gibt, die uns mit einer anderen oder viel besseren Idee auf die Sprünge helfen. Ich muss noch erwähnen, dass wir uns mit ETFs und Aktien erst seit einigen Wochen beschäftigen und noch keinerlei Anlageerfahrung haben. Ich freue mich deshalb auf ein erhellendes Feedback.

    Über Entsparmethoden gibt es meterweise Literatur, auch Georg hat in seinem Blog eine Menge darüber geschrieben.

    Du hast Dir schonmal Gedanken über Eure Rentenerwartung und Euren Finanzbedarf gemacht. Du vermutest, daß der Verkauf Eurer Firma 1,1 M€ bringt. Ich hoffe, die Zahl ist einigermaßen sicher, ich hinterfrage sie im Rahmen dieses Postings nicht.

    Was habt Ihr denn bisher an Geldanlage gemacht? Steckt in den 1,1 M€ auch Eurer hoffentlich vorhandenes Geldvermögen?

    Wer hat denn den Rentenanspruch? Du oder Deine Frau? Eventuell wäre es eine Überlegung, noch dieses Jahr wenigstens einen oder zwei Rentenpunkte zu kaufen. Rentenpunkte sind ein eigenes Anlagevehikel, wenn man so will, und gegenüber kommerziellen Rentenversicherungen steht die gesetzliche Rente ziemlich gut da.

    Ungewöhnlich bei Euch ist der große Altersunterschied. Ich gönne Dir wie jedem viele (vor allem gute) Jahre, aber die Statistik spricht dafür, daß Du das Ticket bei Heaven Air früher lösen wirst als Deine Frau. Das spielt aber möglicherweise noch nicht einmal die entscheidende Rolle. Du schreibst nichts von Eurer Wohnsituation (außer daß Ihr Mieter seid). Solltet Ihr beispielsweise in einer 3-Zimmer-Wohnung zur Miete wohnen (einigermaßen fester Kostenblock!), mag Deine Frau dort wohnen bleiben, nachdem Du abgereist bist, so daß die Kosten in erster Näherung gleich bleiben.

    Ich würde für Dich mit einer Entsparzeit von 15 Jahren und für Deine Frau mit 35 Jahren rechnen.

    Wenn Ihr jetzt 1 Million habt und die in etwa 30 Jahren verbrauchen wollt, kommt das in erster Näherung hin, der Kapitalertrag sollte die Inflation kompensieren.

    Fragt sich, wie man das Vermögen strukturiert. Immobilien mal beiseitegelassen, gibt es da zwei große Klassen - nämlich festverzinsliche Papiere und Aktien. Bei festverzinslichen Papieren kannst Du auf Sicht von vielleicht 10 Jahren ausrechnen, was sie bringen, und "Dein Geld" bleibt Dir nominal auch erhalten. Das ist vielen Deutschen extrem wichtig. Keine Sicherheit bietet Geld gegenüber der Inflation, und damit meine ich nicht die 2%ige Wunschinflation der EZB, sondern zweistellige Inflationszahlen, wie es sie seit etlicher Zeit etwa in der Türkei gibt. Trotz dieser Aussicht bezeichnen viele Foristen festverzinsliche Papiere als "Sicherheitsbausteine".

    Bei Aktien hast Du die nominale "Sicherheit" nicht. Dafür bieten Aktien (gerade wenn Du sie weltweit streust) eine gewisse Sicherheit gegenüber der Inflation. Ich werde mich mit 65 leicht tun, meine Aktien zu halten, weil ich sie schon jahrelang habe und auch durch so manche Höhen und Tiefen gegangen bin. Mein Depot ist in den letzten Jahren aufgegangen wie ein Hefeteig, so daß mich ein Rückgang um sagen wir mal 20% nicht vom Sockel hauen würde.

    Mein Chancenbewußtsein und auch Risikotoleranz und -tragfähigkeit sind so, daß ich im Ruhestand einen hohen Aktienanteil halten werden. Allerdings habe ich auch eine Rente zu erwarten, die meinen Grundbedarf abdecken wird. Wie Du diesbezüglich gestrickt bist, ahne ich nicht.

    Vielleicht erzählst Du einfach ein bißchen mehr über Dich, dann fällt das Ratgeben leichter.

  • Moin AquaExpert, willkommen im Forum.

    Um euch aus 1,1 Mio für 40 Jahre eine Rente von 3500€ mtl. zu zahlen brauchst du mindestens eine dauerhafte Rendite von über 3,1% pro Jahr.

    Entnahmeplan online berechnen

    Jetzt musst du dir nur noch einen Anlagen-mix zusammenstellen euch eine höhere Rendite verspricht.

    Wenn ihr euch erst seid ein paar Wochen mit Anlagemöglichkeiten beschäftigt würde ich an eurer Stelle ein bisschen Geld in die Hand nehmen und einen unabhängigen Berater kontaktieren. Größere Fehler in der Finanzanlage wären in eurem Alter nur noch schwer wieder aus zu bügeln. Deswegen würde ich mir einen unabhängigen Profi dazu holen der mich unterstützt meine Finanzen im Griff zu behalten.

    Hartmut Walz hat eine Liste auf seiner Homepage.

    Liste Honorar-Finanzanlagenberater nach §34h GewO
    Hier finden Sie eine Liste von Honorar-Finanzanlagenberatern nach §34h GewO. Sie wird fortlaufend aktualisiert.
    hartmutwalz.de

    Viel Erfolg mit euren Finanzentscheidungen.

  • und das ist meine Frage, sind ETFs als Sicherheitsbaustein vor dem Hintergrund der historischen und aktuellen wirtschaftlichen und politischen Gemengelage in der Eurozone, die offenbar langsam notleidend wird, tauglich?

    (nachträglich gefettet von mir)

    Der Euro - als Einheitswährung in Form einer Währungsunion - war nach einem Dafürhalten und damaliger intensiver Prüfung (Anfang 90er: Vertrag von Maastricht, Ende 90er: Bevorstehende Euroeinführung und AEUV) von Anfang an ein Konstrukt mit ganz erheblichen Konstruktionsfehlern. In Verbindung mit der permanenten Nichtbeachtung der eigenen (!) EU-Verträge (Vertrag von Maastricht, Maastricht-Kriterien, AEUV) wurde dies dann später auch für jedermann evident und sichtbar (Stichworte: Eurokrise, Eurorettung).

    Meine Frau lässt sich allerdings nicht davon überzeugen, einen noch bezahlbaren Resthof in Ungarn für die Erfüllung von Selbstversorgerträumen günstig zu erwerben.

    Dazu gab es erst jüngst einen TV-Bericht über Deutsche (Auswanderer), die es zunehmend aus verschiedenen Gründen nach Ungarn zieht. Wahrscheinlich in irgendeiner Mediathek noch auffindbar.

    Nur am Rande aber in dem Kontext

    Wir haben hier einen Foristen, der sehr von Fremdwährung in Form von Sorten schwärmt.

    (nachträglich gefettet von mir)

    Sollte damit eventuell meine Wenigkeit gemeint sein ?

    Der guten Ordnung halber und zum einen: Wenn ich überhaupt mal "schwärme", dann bezüglich außerhalb des Themenfelds "Geld und Finanzen" betreffende Bereiche ... ;)

    Apropos Realitätsbezug und zum anderen: Ganz falsch kann meine damalige Neugewichtung meines bescheidenen Vermögens vor Euroeinführung nicht gewesen sein. Wenn ich nur an Themen wie Eurokrise, Eurorettung, Null- und Negativzinsen, Bail-Ins, negative Realzinsen, Finanzielle Repression, Vermögenspreis-Inflation usw. denke ?

    Oder um einen damaligen Zeitungszusteller zu zitieren: "Wenn die Bundeskanzlerin zusammen mit dem Bundesfinanzminister am Sonntag gemeinsam im TV auftritt, um die Spareinlagen der Menschen zu garantieren, dann muß absolut die Sche...e am Dampfen sein" ...

    Dem Ganzen ist wenig hinzuzufügen außer vielleicht: Für meinen Teil bin ich lieber vorbereitet als überrascht und es gilt wie immer: Das schon "Haben" ist ungleich besser als das unbedingt "Brauchen", erst recht in sehr unangenehmen Situationen oder Phasen.

    Zur Frage siehe erster Absatz: Auch aus meiner Sicht wäre eine Mischung aus und/oder "mehr Details Deines Einzelfalls nennen" bzw. sich selbst in das spezielle Thema (Entnahmestrategien) "etwas einarbeiten" via Literatur dazu (siehe schon Nr. 2 und Nr. 3 von Achim Weiss) sowie ggf. "selbst rechnen" und/oder "unabhängigen Rat" einzuholen (siehe dazu schon Nr. 4 von Horst Talski).

    Ganz generell: Finanz-Gespräche gelingen deutlich besser, wenn man zumindest die Basics halbwegs verstanden hat und so auch die passenden Fragen im Einzelfall stellen kann.

    Gerade vor dem Hintergrund

    Ich muss noch erwähnen, dass wir uns mit ETFs und Aktien erst seit einigen Wochen beschäftigen und noch keinerlei Anlageerfahrung haben.

    sowie der Tatsache, daß es sich nicht um einen ganz kleinen Anlagebetrag handelt

    Verkauf unseres Gewerbebetriebs Anfang 2025 in den sogenannten Ruhestand verabschieden. Die Idee ist, dass der Erlös von 1,1 Mio. € ...

    und daraus auch ganz wesentlich (Mini-Renten sprich gemeinsame Rentenansprüche von lediglich 650 €) der Ruhestand finanziert werden muß - sollte man zumindest grob verstehen, warum man macht, was man macht bzw. was empfohlen wird. Dies läßt sich dann nämlich auch leichter umsetzen und durchhalten.


    Dir weiter guten Gedanken und dann ebensolche Finanzentscheidungen !

  • AquaExpert 18. Oktober 2024 um 11:26

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