Rentenlücke wie berechnen

  • Das Berechnen der Rentenlücke erfolgt laut FT ungefähr so:

    1. Individuellen monatlichen Bedarf berechnen und Inflation bis Renteneintritt dabei berücksichtigen (Inflationsrechner)
    2. Gesetzliche Rente davon abziehen, das Ergebnis ist die Rentenlücke
    3. Mit Vorsorgerechner die monatliche Sparrate zum Schliessen dieser Lücke bestimmen. Das Guthaben zu Beginn der Entnahmezeit wird dabei auch berechnet.
    4. Vorhandenes Vermögen und evtl zu erwartendes Erbe vom Guthaben zu Beginn der Entnahmezeit abziehen. Diesen korrigierten Betrag muss man tatsächlich ansparen.
    5. Mit Sparrechner die passende Sparrate zu 4. bestimmen. Dieser korrigierte Rate muss man tatsächlich monatlich sparen.

    Das ganze einmal im Jahr aktualisieren, was ich gerade mache. Dazu frage ich mich nun, was ich als "Vorhandenes Vermögen" in 3 ansetzen sollte:

    • Wertpapiere als Vermögen ansetzen, wenn ja mit welchen Kursen?
    • Alle Bestandteile des Depots ansetzen? Ich habe einen ETF zum späteren Erwerb einer Immobilie. Sollte ich den ansetzen? Den möchte ich ja in eine Immobilie stecken, kann ihn also nicht verfrühstuecken als Rente.
    • Meine bereits selbstbewohnte Immobilie ansetzen?

    Danke für Eure Einschätzungen.

  • Wertpapiere als Vermögen ansetzen, wenn ja mit welchen Kursen?

    Unter der Annahme, dass die Wertpapiere bis zur Rente nicht verkauft werden:


    Heutiger Kurs plus Deine erwartete Redite abzüglich der erwarteten Infaltion.


    Deine Grunderwartung ist (alles auf weltweit gestreute Aktien-ETFs bezogen), dass die weltweite Marktwirtschaft bestehe bleibt, die Firmen auch weiterhin Gewinne erwirtschaften und damit der Wert der ETFs immer weiter steigen wird. Also ist Dein heutiger Kurs Dein persönlichens ATH, das auch bei einem Markteinbruch (historisch) nach 10-15 Jahren spätestens wieder erreicht wird.


    Da ich keine Glaskugel habe, rechne ich mit konservativen, historischen Werten für meine weltweiten Aktien-ETFs und 5% Rendite nach Inflation und habe dann den Endwert zu Rentenbeginn bei heutiger Kaufkraft.


    Real rechne ich sogar nur mit 3% Rendite nach Inflation, alles andere ist nicht eingeplanter Zusatzgewinn, mit dem ich vermutlich früher die Sparrate reduziere.


    Alle Bestandteile des Depots ansetzen? Ich habe einen ETF zum späteren Erwerb einer Immobilie. Sollte ich den ansetzen? Den möchte ich ja in eine Immobilie stecken, kann ihn also nicht verfrühstuecken als Rente.

    Das wird anscheinend eine Immobilie zur Vermietung. Warum kannst Du die dann nicht verfrühstuecken, sprich verkaufen?


    Im Zweifel kannst Du aber, falls die Immobilie zu Rentenbeginn abbezahlt ist, mit den Mieteinnahmen als Zusatzrente planen. Abzüglich aller Kosten, die Dir durch die Vermietung entstehen, falls Du diese nicht vorher "nebenher" angespart hast. Also sowas wie Mietausfälle, Renovierung nach Mietnomaden, höhere Modernisierungskosten oder nicht umlegebare Nebenkosten, die heute noch garnicht planbar sind (wer hätte vor 10 Jahren gedacht, dass der Vermieter mal Teile der Heizkosten seiner Mieter zahlen muss).


    Meine bereits selbstbewohnte Immobilie ansetzen?

    Das selbe in Grün unter der Annahme, dass Du dort wohnen bleibtst.


    Du sparst die Miete, hast dafür ggf. höher Nebenkosten wie zur Miete. All das könntest Du jetzt schon aus den Konsten im Alter rausgerechnet haben. Aber was fallen in der Rente an zusätzlichen Investitionen oder heute unplanbaren Abgaben an (Stichwort Grundsteuer auf nicht nutzbare Grundstücksteile)?


    Und am Ende, falls Du nicht nur auf 30-40% genau spekulieren möchtest, nicht so "Nettigkeiten" wie Steuern und Sozialabgaben auf diverse Rentenarten und Einnnahmen vergessen. Aber auch das ist höchst individuell, genauso wie die von Dir u.U. einzuplandenen höheren Beiträge zur PKV.


    Falls Du nicht planst, die Immobilie zu verkaufen, kannst Du deren Wert auch nicht zum Schließen der Rentenlücke ansetzen. Du kannst sie, je nach Familiensituation, allesfalls als Puffer für die Eigenfinanzierung des Pflegeheimplatzes ansetzen.

  • Super, vielen Dank für die ausführliche und detaillierte Antwort! Der Plan bezüglich der beiden Immobilien ist, die jetzige zu verkaufen und das Geld dann zum Kauf der neuen Wohnung mitzuverwenden, in dieser dann auch wieder zu Wohnen. Also im Prinzip ein Upgrade-Umzug. Das habe ich nicht ganz gut dargestellt. Aber ich entnehme der Antwort generell, dass nur solche Vermögenswerte zur Altersvorsorge angesetzt werden können, die auch dafür "frei" sind, also nicht andere, die schon verplant sind für etwas anderes. Klingt logisch.


    Die anderen beiden interessanten Punkte: Kurse von heute zu verwenden, und die Rendite einzuberechnen (minus Inflation), sowie die Mieteinsparung im Alter, sind auch hilfreich.

  • Hallo.


    Bei all den Rechenoperationen darf man aber nicht vergessen, dass das am Ende Prognosen aufgrund getroffener Annahmen sind und dementsprechend sich gewisse Unschärfen ergeben. Aber die Fortschreibung macht es Jahr zu Jahr präziser.

  • Das Berechnen der Rentenlücke erfolgt laut FT ungefähr so ...

    Man kann die Rentenlücke eigentlich im strengen Sinne nicht berechnen, weil Prognosen immer schwierig sind, vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen. Je weiter Du vom Ruhestand weg bist, desto mehr wird von der Rechnung eine Peilung. Wohlgemerkt: Die Arithmetik funktioniert störungsfrei, aber Du mußt für sie etliche Annahmen treffen, und die sind halt unsicher. Wer weiß heute schon, welchen Wert die Inflation in 25 Jahren hat?


    Ich würde andersherum an die Frage herangehen: Es ist aus verschiedenen Gründen sinnvoll, Ersparnisse aufzubauen, zu welchem Zweck man die dann irgendwann auch einmal einsetzt. Also bemüht man sich ums Sparen und auch ums Anlegen dieses Geldes. Das machst Du mit Maß und Ziel, also durchaus engagiert, aber so, daß Du momentan noch ordentlich leben kannst.


    Die "Rentenlücke" magst Du peilen, gerade dann, wenn Du noch weit vom Ruhestand entfernt bist. Nimm Dein heutiges Nettogehalt und zieh davon Deine Sparrate ab. Heraus kommt, was Du aktuell regelmäßig verbrauchst. Als Rente nimmst Du den Wert aus Deiner Renteninformation oder peilst Deine zukünftige Rente anhand Deines bisherigen Versicherungsverlaufs. Beispiel: Angenommen, Du wärest jetzt 47, hättest also noch 20 Jahre Beruf vor Dir und Du hast in den vergangenen Jahren je 1,3 Rentenpunkte erwirtschaftet. Dann zählst Du zu Deinen vorhandenen Punkten 20 * 1,3 dazu und rechnest in heutigem Geld aus, was das ausmachen würde. Rechne die Steuer davon ab und die Krankenversicherung nach aktuellen Werten. Als Anhalt kann man davon ausgehen, daß die Renten mit der Inflation steigen, so daß die Zahl, die Du so ausrechnest, der heutigen Kaufkraft entspricht. Dazu zählst Du Deine aktuelle Sparrate, davon ausgehend, daß Du nun linear 20 Jahre lang sparst und im Ruhestand 20 Jahre lang davon zehrst. Der Kapitalertrag soll die Inflation ausgleichen.


    Ich glaube, näher als so kommst Du nicht dran. Und ob die Peilung stimmt, siehst Du in 20 Jahren. :)

  • Vielleicht hilft dir das:


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