Geldmarkt-ETF langfristig besparen – ja oder nein?

  • Liebe Finanztip-Community,


    ich bin neu hier und wie mein Username vermuten lässt eine Späteinsteigerin in Sachen Vermögensaufbau und Geldanlage.


    Seit meinem 16ten Lebensjahr habe ich immer nur ein (mittlerweile sehr teures) Girokonto gehabt, auf dem sich all meine finanziellen Aktivitäten abgespielt haben. Nun bin ich 40, habe noch 27 Jahre bis zum regulären Renteneintritt und möchte endlich mit dem längst überfälligen Vermögensaufbau beginnen.


    Mein Notgroschen von drei Nettogehältern liegt jetzt auf dem Tagesgeldkonto. Dort bekomme ich für die nächsten vier Monate die Lockvogelzinsen von 3,5 %. Danach fällt der Zinssatz auf 1% und ich werde das Geld auf mein neu beantragtes C24-Konto in das Tagesgeld-Pocket mit 2% Zins stecken.


    Was mache ich aber mit dem im Aufbau befindlichen Sicherheitsbaustein? Ab Januar 2025 lasse ich die allgemein postulierte 20%ige Sparrate ausführen. Das sind nominal 800 € monatlich. Ich bin noch nicht sicher, ob ich einen 50/50- oder 60/40-Ansatz zugunsten des Welt-ETFs verfolgen will, aber das ist erstmal unerheblich.


    Was ich wissen möchte: Lässt sich ein Geldmarkt-ETF auch mit 200 € bis 300 € monatlich für den Sicherheitsbaustein langfristig (15+ Jahre) besparen? Oder ist der nur für größere Summen und kürzere Laufzeiten (ein bis drei Jahre) gedacht?


    Tagesgeldhopping lässt sich mit meiner Persönlichkeitsstruktur nicht vereinbaren. Ich habe erst vergangene Woche mein erstes Tagesgeldkonto eröffnet und habe jetzt schon keine Lust in vier Monaten den Notgroschen „umparken“ zu müssen. Ich kann mich selbst gut einschätzen und weiß, dass ich spätestens nach der dritten Kontoeröffnung den Sicherheitsbaustein, nach der anfänglichen Lockvogelphase, aus Faulheit bei 1% „verrotten“ lassen werde.


    So wie ich das verstanden habe ist ein Geldmarkt-ETF nichts anderes als eine sichere Parkmöglichkeit für Geld, das auf absehbare Zeit nicht benötigt wird. Es ist aber trotzdem flexibler als Festgeld, was am Ende ja auch wieder bewegt werden muss und für meinen Geschmack zu viel Aufmerksamkeit erfordert.


    Habe ich das so richtig verstanden und wäre die angedachte Besparung eines solchen Geldmarkt-ETFs eine realistische Alternative für mein Dilemma?


    Herzlichen Dank im Voraus für Eure Einschätzung!


    LTTP

  • Matthias P

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Hallo,


    Ich persönlich halte Geldmarkt ETF für eine sehr gute Alternative zu Tagegeldkonten, auch über längere Anlagehorizonte. Natürlich sollte man die Entwicklung der Zinsen im Blick behalten, und ggf. neu überlegen, falls bei Festgeld irgendwann einmal deutlich bessere Zinsen zu kommen sein sollten, oder wir wieder zu Negativ-Zinsen kommen.


    Ohne deine Gesamtsituation zu kennen, noch ein allgemeiner, eher tendenzieller Hinweis: Du bist ja noch relativ jung, ich würde nicht zu wenig in Aktien investieren. Aber nur, wenn du hart genug bist, um dich von Kursschwankungen nicht verrückt machen zu lassen und die Sache über Jahrzehnte durchhältst.

  • Hallo zusammen,

    willkommen im Forum von Finanztip.

    Das können Sie machen.

    Eine wichtige Frage die Sie da stellen.

    Ohne einen Welt ETF ist schwer.

    Schauen Sie sich gerne einmal das 4 Töpfe Prinzip an.

    Sie finden zahlreiche Beiträge bei Finanztip.

    Strategischer Vermögen sieht kein anderen Möglichkeiten.

    Strategischer Vermögen sieht die Möglichkeiten anderes.

    Zum Hintergrund ist auch die Hühnerleiter von Finanztip sehr erhellend.

    LG

  • Natürlich sollte man die Entwicklung der Zinsen im Blick behalten, und ggf. neu überlegen, falls bei Festgeld irgendwann einmal deutlich bessere Zinsen zu kommen sein sollten, oder wir wieder zu Negativ-Zinsen kommen.

    Genau. Eine relevant ungünstige Entwicklung der Zinsen bekommt man sicher auch über die Tagespresse mit. Oder etwa per Finanztip-Newsletter. Da wird schon nichts "verrotten".

    ich würde nicht zu wenig in Aktien investieren

    Das sehe ich auch so. Ich habe noch etwas später angefangen als du und bin mit 75/25 noch nicht sehr weit gekommen :) Den allgemein veranschlagten Zeithorizont für Aktien-ETF hast du ja und bist damit eine gute Kandidatin für Buy-and-hold.

  • Danke für die Antworten. Ich beginne ja gerade mit einem 50/50-Ansatz. Von den 800 Euro gehen ab 7.1.monatlich 400 in den Welt-ETF und die anderen 400 bleiben auf dem Tagesgeld. Das ist die Aufteilung mit der ich mich gerade Wohl fühle. Bis Mitte April habe ich Zeit mir zu überlegen was ich mit dem Sicherheitsbaustein mache. Da wird sich ja noch nicht so viel angehäuft haben. Ich hatte bisher immer den Eindruck, dass vor allem Anleger/Sparer mit fünf- oder sechsstelligen Sicherheitsbaustein-Beträgen auf den Geldmarkt-ETF setzen. Ich habe bisher nichts davon lesen können, dass das mit Kleckerlesbeträgen wie meinen auch Sinn macht. Oder soll ich lieber "hopsen" bis ich 10k zusammen habe und dann auf den GM-ETF umschichten?

  • Hallo zusammen,

    das geht beides.

    Wird keinen wesentlichen Unterschied machen.

    Existenziell ist die Aufteilung zwischen ETF und dem Rest.

    In der App gibt es eine gute Hilfe das persönliche Risikoprofil auszuloten.

    LG

  • Ich habe bisher nichts davon lesen können, dass das mit Kleckerlesbeträgen wie meinen auch Sinn macht.

    Warum sollte das weniger Sinn machen? Wenn du es als Sicherheitsbaustein anlegen willst, musst du dir ja vorerst nicht einmal über Orderkosten Gedanken machen. Es sei denn, du hast einen Anbieter wie die Comdirect, wo Sparpläne kosten. Aber dann kannst du immer noch alternativ einen Geldmarktfonds besparen statt eines ETF.

  • Warum sollte das weniger Sinn machen? Wenn du es als Sicherheitsbaustein anlegen willst, musst du dir ja vorerst nicht einmal über Orderkosten Gedanken machen. Es sei denn, du hast einen Anbieter wie die Comdirect, wo Sparpläne kosten. Aber dann kannst du immer noch alternativ einen Geldmarktfonds besparen statt eines ETF.

    Ich war verunsichert, weil ich bei Geld-ETF nur von großen Einzelkäufen gelesen habe und nicht von Besparung. Hätte ja sein können, dass es einen triftigen Grund dafür gibt. Ich bin bei der ING. Da kann ich kostenlos auf den Sparplan einzahlen.

  • Der triftigste Grund sind vermutlich die Orderkosten. Bei der ING 4,90€ + 0,25% des Ordervolumens (gedeckelt bei 69,90€) macht sich bei 800 Euro natürlich anders bemerkbar als bei 80.000 :-).

  • Mein Notgroschen von drei Nettogehältern liegt jetzt auf dem Tagesgeldkonto. Dort bekomme ich für die nächsten vier Monate die Lockvogelzinsen von 3,5 %. Danach fällt der Zinssatz auf 1% und ich werde das Geld auf mein neu beantragtes C24-Konto in das Tagesgeld-Pocket mit 2% Zins stecken.

    Wenn ich deinen weiteren Beitrag richtig deute, liegt dein Nettoverdienst bei 4.000 Euro. Bedeutet, du hast wegen 12.000 Euro extra ein Tagesgeldkonto eröffnet, welches du mach den 4 Monaten nicht mehr nutzen möchtest. Hast du dir mal ausgerechnet, wie hoch die Zusatzrendite dieser Aktion ist anstatt das Geld gleich mit 2% „anzulegen“?


    12.000 Euro * (3,50-2,00 %) * (4/12) = 60 Euro !!!


    Gut, haben oder nicht haben, könnte man meinen. Mir wäre der Aufwand dafür zu groß. YMMV

  • Ich bin neu hier und [...] eine Späteinsteigerin in Sachen Vermögensaufbau

    Besser spät als nie :)

    Seit meinem 16ten Lebensjahr habe ich immer nur ein (mittlerweile sehr teures) Girokonto gehabt, auf dem sich all meine finanziellen Aktivitäten abgespielt haben. Nun bin ich 40, habe noch 27 Jahre bis zum regulären Renteneintritt und möchte endlich mit dem längst überfälligen Vermögensaufbau beginnen.

    Ich möchte Dich erstmal zu einer Geldausgabe verführen, zum Kauf eines Grundlagenbuches für schmale 11,99 €, nämlich diesem hier:


    Hartmut Walz - Ihre Finanzen fest im Griff: Vermögen aufbauen, statt Geld verschenken.

    Mein Notgroschen von drei Nettogehältern liegt jetzt auf dem Tagesgeldkonto. Dort bekomme ich für die nächsten vier Monate die Lockvogelzinsen von 3,5 %. Danach fällt der Zinssatz auf 1% und ...

    ... ich habe genügend Zeit gehabt, mich schlauzulesen, was ich dann mit diesem Geld mache.

    Was mache ich aber mit dem im Aufbau befindlichen Sicherheitsbaustein? Ab Januar 2025 lasse ich die allgemein postulierte 20%ige Sparrate ausführen. Das sind nominal 800 € monatlich. Ich bin noch nicht sicher, ob ich einen 50/50- oder 60/40-Ansatz zugunsten des Welt-ETFs verfolgen will, aber das ist erstmal unerheblich.

    Wenn ich Dich richtig verstanden habe, hast Du bisher eigentlich nichts gespart und nun zum Jahreswechsel den guten Vorsatz gefaßt, in Zukunft 20% Deines Gehalts zu sparen. Das ist eine ganze Menge! Ich hätte vermutlich mit 10% angefangen, weil das die Chance erhöht, daß Du durchhältst. Höher gehen kannst Du später immer noch.


    Sparen ist ein Marathon und kein Sprint.

    Was ich wissen möchte: Lässt sich ein Geldmarkt-ETF auch mit 200 € bis 300 € monatlich für den Sicherheitsbaustein langfristig (15+ Jahre) besparen? Oder ist der nur für größere Summen und kürzere Laufzeiten (ein bis drei Jahre) gedacht?

    Es beginnt für Dich jetzt eine gefährliche Zeit. Du hast Dir ein kleines bißchen was angelesen und hast möglicherweise den Eindruck, daß Du wüßtest, wie der Hase läuft. Das ist aber vermutlich noch nicht der Fall. Wenn man mit dem Geldanlegen anfängt, ist die Lernkurve am Anfang steil, aber doch nicht so steil, daß man schon mit drei Schritten nahe am Ziel wäre.


    Die Leute hier (ich nicht!) unterscheiden zwischen Sicherheitsbausteinen und Renditebausteinen. Unter Sicherheitsbausteinen verstehen sie Zinspapiere (einschließlich Tagesgeld und Festgeld), unter Renditebaustein verstehen sie Aktienfonds in Form von ETFs.


    Beim Sicherheitsbaustein hast Du einen festen Zins, bei dem spielt die Anlagedauer erstmal nur eine geringere Rolle. In diesem Bereich bevorzugen die Leute hier kurz- bis kürzestlaufende Anlagen (weil diese kein Kursrisiko haben) oder Festgelder (weil man bei diesen das Kursrisiko nicht sieht).


    Renditebausteine bringen mehr Rendite (im vergangenen Jahr 2024 beispielsweise exorbitant gute 20%, wohingegen Sicherheitsbausteine allenfalls 3% gebracht haben). Allerdings schwanken Aktienkurse, sie können zwischendrin auch erheblich abschmieren (sagen wir mal: um 30%). Auf lange Sicht gleicht sich das aus. Davon hast Du aber nichts, wenn Du das Geld genau dann brauchst, wenn die Kurse im Keller sind. Man sagt daher: Leg nur das Geld an der Börse an, das Du voraussichtlich eine lange Zeit nicht brauchst! Die vielgenannten 15 Jahre sind nicht in Stein gemeißelt. Wenn Du nur 12 Jahre übersiehst, ist das kein absolutes Hindernis. Wenn Du aber 20 Jahre Zeit hast oder 25: umso besser.


    Einen Geldmarktfonds kannst Du mit beliebigen Beträgen über beliebige Zeiträume besparen. Es ist allerdings ratsam, das bei einer Bank zu tun, die niedrige Spesen verlangt. An der Börse gibt es wenig Sicherheiten, das aber ist eine: Spesen sind immer auf Ewigkeit weg.


    Ich habe meinen Notgroschen in einem Geldmarktfonds angelegt und fühle mich wohl dabei (und kann das auch begründen), obwohl die Finanztip-Redaktion davon abrät.


    Auf jeden Fall gehört der Geldmarktfonds zu den Sicherheitsbausteinen.

    Tagesgeldhopping lässt sich mit meiner Persönlichkeitsstruktur nicht vereinbaren. Ich habe erst vergangene Woche mein erstes Tagesgeldkonto eröffnet und habe jetzt schon keine Lust, in vier Monaten den Notgroschen „umparken“ zu müssen.

    Was Du mit Deinem Geld machst, ist Deine Sache. Es steht Dir jederzeit frei, auf Kapitalerträge zu verzichten.

    So wie ich das verstanden habe ist ein Geldmarkt-ETF nichts anderes als eine sichere Parkmöglichkeit für Geld, das auf absehbare Zeit nicht benötigt wird. Es ist aber trotzdem flexibler als Festgeld, was am Ende ja auch wieder bewegt werden muss und für meinen Geschmack zu viel Aufmerksamkeit erfordert.

    Fang einfach mal an und lies Dich parallel dazu weiter schlau!

    Ich wünsche Dir viel Erfolg dabei.

  • Wenn ich deinen weiteren Beitrag richtig deute, liegt dein Nettoverdienst bei 4.000 Euro. Bedeutet, du hast wegen 12.000 Euro extra ein Tagesgeldkonto eröffnet, welches du mach den 4 Monaten nicht mehr nutzen möchtest. Hast du dir mal ausgerechnet, wie hoch die Zusatzrendite dieser Aktion ist anstatt das Geld gleich mit 2% „anzulegen“?


    12.000 Euro * (3,50-2,00 %) * (4/12) = 60 Euro !!!


    Gut, haben oder nicht haben könnte man meinen. Mir wäre der Aufwand dafür zu groß. YMMV

    Nein das TG-Konto habe ich auch eröffnet, weil es das Verrechnungskonto bei der ING ist, wo auch mein DEPOT liegt. Und das c24 ist auch neu, da kommt jetzt das Girokonto und - wenn die 4 Monate Aktion vorbei sind - der Notgroschen (im TG-Pocket) hin. Bisher lag das alles bei der Hypo (habe ich oben aber auch geschrieben). Da zahlt man 60 Euro Kontoführung im Jahr und bekommt keine Zinsen. Und ja das ist mir viel zu viel Gefrickel. Daher die Frage nach dem GM-ETF statt TG, weil ich das jetzt schon hasse.