Unplausible Ablesewerte von ISTA

  • Meine Eltern bewohnen eine 100 qm Wohnung in einer WEG von 3 Wohnungen. Sie haben die "Wohnung in der Mitte", man sollte also annehmen, dass diese wärmetechnisch in der komfortabelsten Situation sein sollte.

    Da mein Vater inzwischen pflegebedürftig ist, habe ich mal deren Jahresabrechnung angesehen in Vorbereitung auf die jährliche Eigentümerversammlung. Dabei sind mir einige grobe Ungereimtheiten aufgefallen. Hier erstmal die Ableseergebnisse:

    Diese Daten kommen von einem Ablesegerät namens Doprimo, an jedem Heizkörper befindet sich so ein Gerät, die Ablesung wurde durch die Firma ISTA vorgenommen. Wir konnten die Ablesegeräte anhand der Gerätenummern identifizieren, sie befinden sich tatsächlich in den auf der Abrechnung angegebenen Zimmern: BU = Büro, KI = Kinderzimmer, T = Toilette, B = Bad, W = Wohnzimmer, S = Schlafzimmer, K = Küche, KE = Keller.

    Auch konnten wir die Ablesewerte anhand der Ablesehilfe von ISTA verifizieren, die abgelesenen Werte stimmen also mit den auf der Rechnung angegebenen Werten überein.

    Das Probem ist nun folgendes: der Wert des Büros ist mit einem Verbrauch von 1158 (Einheit?) mehr als zehnmal so hoch wie der des Wohnzimmers mit 103. Das Büro hat eine Größe von ca. 10 qm, das Wohnzimmer ist mindestens dreimal so groß. Auch ist die Heiztemperatur im Wohnzimmer mit 21-22 Grad im Winter sicher nicht niedriger als die im Büro (20-21 Grad).

    Unmittelbar neben dem Büro befindet sich übrigens das Kinderzimmer, welches etwas kleiner als das Büro ist, welches nahezu identisch geheizt wird, aber trotzdem nur die Hälfte des Verbrauchs des Büros hat (aber immer noch sechsmal so viel wie das Wohnzimmer).

    Das kleine 10 qm Büro hat übrigens in etwa den Ablesewert wie die komplette Erdgeschosswohnung unterhalb der Wohnung meiner Eltern. Ich weiß, dass es nicht fair ist, verschiedene Wohnungen miteinander zu vergleichen, aber diese extreme Diskrepanz zwischen den verschiedenen Zimmer ein und derselben Wohnung lässt mich glauben, dass da bei der Bestimmung des Energieverbrauchs der einzelnen Zimmer etwas schief gelaufen sein muss.

    Verglichen mit dem Vorjahr weichen die Werte der einzelnen Zimmer zwar etwas ab, die Tendenz des übermäßigen Verbrauchs des Büros und des erheblich niedrigeren Verbrauchs des Wohnzimmers ist aber die gleiche. Genau auf diese Konstanz beruft sich nun der Hausverwalter, geht aber nicht auf die Möglichkeit eines schadhaften Ablesegeräts ein.

    Was kann man hier tun? Wer ist hier beweispflichtig (entweder dass die Ablesung korrekt war oder aber dass ein Defekt eines oder mehrerer Ablesegeräte vorliegt)? Es geht mir nicht darum, die tatsächlich entstandenen Heizkosten nicht zu bezahlen, ich möchte aber sicherstellen, dass die Abrechnung sachlich richtig ist und wir nicht aufgrund eines fehlerhaften Geräts unplausible Werte bezahlen müssen...

    Danke für Eure Hilfe,

    Markus.

  • Man kann solche HK-Verteiler durchaus prüfen lassen. Aber das ist doch etwas aufwändig. Die Teile müssen halt ausgebaut werden und dann an den Hersteller oder ein unabhängiges Labor geschickt werden. Da darfst du dann erstmal in Vorleistung gehen. Nur wenn bei der Prüfung tatsächlich eine Fehlfunktion heraus kommt, wird in dem Falle ista die Kosten übernehmen.

    Dass eine Sandwich-Wohnung energetisch eher etwas günstiger ist stimmt schon. Jedoch nur unter der Annahme gleichen Nutzerverhaltens. Angenommen "Herr Untendrunter" und "Frau Obendrüber" sind beruflich im Außendienst tätig und übernachten häufig im Hotel mag deren Verbrauch sogar geringer sein, während deine Eltern die häufig leer stehenden Wohnungen mit heizen.

    https://www.minol.de/files/bilder/handbuch-info/Waermebedarf-durch-Wohnlage-Minol.png

    Btw. eine wie ich finde gute Übersicht zum Thema:

    Heizkostenverteiler Prüfung - Was kann man tun?

    reintechnisch.de - HeizkostenverteilerPruefung

    Solche HK-Verteiler zählen "dimensionslos". Die abgelesen Werte werden dann mit einem Faktor multipliziert, der sich nach der Heizleistung der jeweiligen Heizkörper richtet. Ggfs. kannst du die Heizkörper mal ausmessen und grob überschlagen, ob die jeweiligen Faktoren plausibel sind. Büro und Kinderzimmer müssten ähnlich große Heizkörper haben. Was mich etwas wundert, du schreibst, dass das Wohnzimmer mind. 3x so groß wäre, wie das Büro. Der Heizkörper im Wohnzimmer hat jedoch einen Faktor, der nur 1,5x größer ist als der des Büros. ""Normal"" müsste der dann auch 3x so groß sein. Vielleicht hat der Heizungsbauer schlecht geplant? Oder ista hat bei der Erfassung der Heizkörper Fehler gemacht?

    Offenbar gibt es auch einen Heizkörper im Keller. Da ist zwar nicht viel drauf. Nur warum hat man im Keller einen Heizkörper, der etwa doppelt so groß ist, wie im Büro?

    Plattenheizkörper-Typen, Maße, Leistung und Preise
    Hier stellen wir Ihnen alle gängigen Typen, Maße und die jeweilige Leistung von Plattenheizkörpern vor und vergleichen deren Preise.
    www.energie-experten.org

    https://www.heima24.de/shop/images/files/editor/file/category/khk_wattleistungen.pdf

    Haben die Wohnungen alle den gleichen Grundriß? Kannst ggfs. mal Einblick in die Abrechnung der Nachbarn erhalten?

  • Einleitend gesagt, würde ich nicht zu viel darauf geben, was man über das Heizverhalten anderer annehmen würde. Ich habe hier mit Abstand am wenigsten Heizkosten im Haus, trotz Dachwohnung und auch ohne zu frieren. Wenn ich nicht in der Wohnung bin, regel ich die Heizkörper runter. Und einen Hoodie trage ich sowieso.

    Ich würde nicht die direkten Messwerte vergleichen, sondern die Werte, nachdem mit dem Faktor multipliziert wurde.

    Da tragen dann Büro und Kinderzimmer 1700 Einheiten zum Gesamtergebnis bei, der Rest (inkl. Wohnzimmer) nur 1100. Da würde ich durchaus mal bei ISTA oder der Hausverwaltung nachfragen, welche Erklärung sie dafür haben. Und ich würde auch fragen, was es mit diesen Faktoren auf sich hat und worauf die basieren.

    Kann man die Zähler selbst ablesen und das Ergebnis "verstehen"? Jetzt sollte die Heizperiode rum sein, entsprechend sollte sich der Zählerstand nicht ändern. Beobachte das doch mal über einen gewissen Zeitraum.

  • Auffällig finde ich weiterhin, dass im Bad (B) anscheinend kaum geheizt wurde, was ich mir schwer vorstellen kann.

    Das mache ich auch nicht. Meine Whg. hat 2 Etagen aka Maisonette. Das Bad ist in der oberen Etage. Wenn ich "unten" heize, wo landet dann die Wärme erstmal? Daher ist der Heizkörper im Bad schon seit Jahren aus. Und dort hängen im Winter keine Eiszapfen von der Decke herunter.

  • ...
    Kann man die Zähler selbst ablesen und das Ergebnis "verstehen"? Jetzt sollte die Heizperiode rum sein, entsprechend sollte sich der Zählerstand nicht ändern. Beobachte das doch mal über einen gewissen Zeitraum.

    Lt. Datenblatt speichern diese Doprimo Zähler von ista 12 Monatswerte "rückwärts".

  • Das mache ich auch nicht. Meine Whg. hat 2 Etagen aka Maisonette. Das Bad ist in der oberen Etage. Wenn ich "unten" heize, wo landet dann die Wärme erstmal? Daher ist der Heizkörper im Bad schon seit Jahren aus. Und dort hängen im Winter keine Eiszapfen von der Decke herunter.

    Das trifft aber auf die geschilderte Wohnung (vermutlich) nicht zu. Außerdem wohnen dort die Eltern von Madize, vermutlich etwas ältere Menschen. Da würde ich von einem beheizten Bad ausgehen wollen.