Rentenlückenberechnung - stimmen meine Berechnungen?

  • Hallo Community! Ich mache mir Gedanken, ob ich bei der Berechnung meiner Rentenlücke Rechenfehler oder Verständnisfehler gemacht habe (z.B. was die Inflation angeht). Um die Berechnungen zu vereinfachen, nehme ich hier jetzt als Start mal fiktive runde Zahlen. Könnt Ihr einmal bitte schauen, ob meine Gedankengänge richtig sind? Vielleicht habe ich etwas auch gar nicht berücksichtigt? Danke schon mal im Voraus!

    1. Aktuelles Netto Gehalt: 4000 €
    2. Faustregel nach der 50-30-20-Spar-Regel: In der Rente brauche ich 80% vom aktuellen Netto zum Leben = 3200€. Aktuell habe ich keine Lebenshaltungskosten von über 3000€, aber im Alter muss man bedenken, dass man ggf. eine Haushaltshilfe braucht, oder Medikamente/Hilfsmittel selber zahlen muss. Also lieber nicht allzu knapp rechnen.
    3. Aber: Ich werde in der Rente, da ich in einem berufsständischen Versorgungswerk versichert bin, für die GKV den vollen Beitrag bezahlen müssen (Arbeitnehmer- und Arbeitgeber-Anteil!), was zum Zeitpunkt 2025 dem Höchstbetrag der GKV entspricht (945 €). Wie geht es mit der gesetzlichen Krankenversicherung weiter, wo steht dieser Beitrag in 30 Jahren? Muss ich davon ausgehen, dass ich in der Rente weiter den Höchstbetrag werde zahlen müssen, da neben der ausgezahlten Rente auch alle weiteren Einkünfte bei der Berechnung dieses Betrages herangezogen werden (Mieteinnahmen, Kapitalerträge des ETF-Depots etc.) Tja, angesichts der aktuellen Lage der Kranken- und Pflegekassen, wie hoch wird in 2055 dieser Betrag sein?
    4. Ich rechne 3200€+945€ = 4145€ wäre dann meine Wunsch-Netto-Rente
    5. Es vergehen 30 Jahre und die Inflation von 2%/Jahr kickt rein: Für das Jahr 2055 entsprechen 7500€ der heutigen Kaufkraft von 4145€. Damit hätte ich doch jetzt auch gleichzeitig so gerechnet, als ob mein GKV-Beitrag jährlich um 2% steigen würde, oder? Ist das sinnvoll? Oder muss ich schon an diesem Punkt erheblich was dazu rechnen? Mit wieviel % würdet Ihr rechnen?
    6. Aber ich muss noch bedenken, dass dies netto ist! Meine Rente muss ich ja versteuern! Aktuell versteuere ich mit dem Spitzensteuersatz. Wieviel Steuern setzt man jetzt für die Rente an? Bleibt es bei 25% Kapitalertragssteuer, oder wird dies auch noch mal erhöht werden in all den Jahrzehnten? Naja, rechnen wir mal mit 30%. Ich brauche also im Jahr 2055 eine Brutto-Rente von 10750€ um auf eine Netto-Rente von 7500€ (10750 – 10750*30/100) zu kommen. Ist das zu niedrig, wenn man ein Leben lang Gutverdiener war? Mit was würdet Ihr rechnen?
    7. Aktuelle Rentenprognosen mit einberechnen: 10750€ minus 2500€ (Versorgungswerk) minus 350€ (Betriebsrente) = 7900€ Rentenlücke im Jahr 2055.
    8. Aber es geht ja noch weiter: Ich lebe ja noch 30 Jahre weiter und sterbe mit 98 Jahren im Jahr 2085: Die Inflation von 2% geht weiter und die 7900€ Rentenlücke wird in meinem letzten Lebensjahr zu einer Rentenlücke von 14300€. Ich bin mir hier nicht sicher, ob ich richtig liege: Dies hieße ja auch, dass die Rentenzahlungen jährlich um 2% steigen. Ist das denn so? Sonst läge ja die Rentenlücke in 2085 noch viel höher, z.B. wenn die Rente bei 2500€+350€ Betrag bliebe = 16622€ Rentenlücke?
    9. Mit welcher Rentenlücke muss ich denn nun weiterrechnen?

      A) 7900€

      B) Mittelwert (7900€+14300€)/2 = 11100€ (kann ich mit diesem Mittelwert rechnen, oder muss ich 14300€ nehmen?)

      C) Der Worst-Case Mittelwert (7900€+16600€)/2 = 12250€

    10. Finanztip geht für die Zukunft von einer Rendite von 6% auf ein Welt-ETF-Portfolio aus. Bei 2% Inflation wären dies ja nur noch 4%. Ich habe ja aber die Inflation schon in meiner Rentenlücke mit einberechnet, also kann ich doch mit 6% rechen OHNE die Inflation zusätzlich noch einmal abziehen zu müssen, oder?
    11. Angenommen ich habe 200.000€ heute bereits in ETF angelegt. Wieviel Sparrate/Monat benötige ich dann bis 2055 (solange wie ich ein Arbeitseinkommen habe) und wie rechne ich weiter, damit mir zwischen 2055 und 2085 das Geld nicht zu früh aus geht?
    12. Ich bemühe jetzt unter zinsen-berechnen.de den Rechner „Vorsorgerechner – Sparen für Ihre private Zusatzrente“ und füttere ihn mit Anfangskapital 200.000€, Anspardynamik 0%, Ansparzeit 30 Jahre, Wartezeit 0 Jahre, monatlicher vorschüssiger Entnahmerate 7900€ vs. 11100€ vs. 12250€, Entnahmedynamik 0%, begrenzte Rentendauer 30J, Restkapital 0€, separate Zinssätze: Zinssatz für die Ansparphase 6% (ETF-Rendite ohne Abzug der Inflation), Zinssatz in der Wartezeit 0% und Zinssatz in der Entnahmephase 3% (wenn ich in den Jahren 2055 bis 2085 aus Sicherheitsgründen nur noch eine ETF-Quote von 50% haben würde, wäre das doch so richtig, oder?) Mit welcher ETF-Aktienquote würdet Ihr das Geld denn in der Entnahmephase anlegen und mit welcher Rendite würdet Ihr dann rechnen?

      A) monatliche Sparrate 755€ und benötigtes Guthaben zu Beginn der Entnahmezeit: 1.888.312€

      B) monatliche Sparrate 1535€ und benötigtes Guthaben: 2.652.208€

      C) monatliche Sparrate 1816€ und benötigtes Guthaben 2.928.000€

    13. Was stimmt denn jetzt? A) B) oder C) oder etwas ganz anderes? Habe ich etwas nicht bedacht?
    14. Im Frugalismus-Rechner von Finanztip kommen dieselben monatlichen Sparraten raus wie bei zinsen-berechnen.de.
    15. Bei dem Finanzielle-Freiheit-Rechner von Finanzfluss kommen für die jeweiligen Rentenlücken komplett andere Werte heraus, sowohl, wenn ich mit einer Rendite von 6% oder 4% (Berücksichtigung von 2% Inflation) rechne. Teils viel kleinere Sparraten, teils viel größere. Was ist jetzt richtig?

    DANKE für Eure Expertise!

  • Kater.Ka 17. August 2025 um 15:11

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Hallo Laura-Anna und willkommen im Finanztip Forum. Insgesamt ist deine Frage sehr schwer zu beantworten. In den Jahren bis zum Renteneintritt wird sehr viel passieren, Dinge die wir vorher sehen können aber auch solche die wir halt nicht vorher wissen. Insgesamt macht ein Sparplan Sinn, der auf weltweite ETFs läuft. Ob das bis zu deinem Renteneintritt immer noch so ist oder etwas anderes günstiger, wissen wir auch nicht.
    Als groben Überblick mal auf der FT Seite nach Rentenlücke suchen, ist gut beschrieben und man hat einige Anhaltspunkte.

  • Hallo Laura-Anna,

    kann es sein, dass dieses schreckliche Wort „Rentenlücke“ dich schon fast in den Schlaf verfolgt?

    Ich würde in deinem Alter mal etwas entspannt die Lage meditierend durchgehen.

    Wie sieht es privat aus? Bin ich verpartnert und lebe ich zur Miete oder in der selbstgenutzten Immobilie?

    Habe ich in den nächsten Jahrzehnten ein Erbe zu erwarten?

    Deine Überlegungen zur „Rentenlücke“ steigern sich fast ins Überhöhte.

    Nach altem Schweizer Prinzip würde ich 15 Prozent vom Brutto zurücklegen und das LEBEN genießen.

    Wir haben auf dieser Erde nur ein Leben.

  • Hallo.


    zu 3.:

    Besteht gar kein Anspruch auf gesetzliche Rente? Sollte zumindest eine minimale Rente gezahlt werden, dann würde die KVdR als Pflichtversicherung greifen und die Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung würden nur aus den Renten ermittelt werden.