Mutter mit Kindern
Bild: RyanJLane / GettyImages

Noch immer verdienen Frauen weniger als Männer, im Durchschnitt über alle Berufe sind es 20 Prozent weniger Gehalt. Die Gründe für die ungleiche Bezahlung sind vielfältig: Teilzeitarbeit oder berufliche Pausen für die Kindererziehung, die stärkere Wahl sozialer Berufe mit schlechterer Entlohnung – und wahrscheinlich auch Vorurteile in den Personalabteilungen und Chefetagen. Die Folge: Wer weniger verdient, zahlt weniger in die Rentenkasse ein. Und so müssen Frauen im Alter monatlich mit durchschnittlich 400 Euro weniger gesetzlicher Rente auskommen als Männer.

1. Millionäre bevorzugt?

Wie also vorgehen, um Lohnunterschied und Rentenlücke auszugleichen? Solltest Du Dir etwa einen Millionär angeln? Spaß beiseite: Tatsächlich ist auch eine Ehe keine Garantie für eine gute Rente. Immerhin wird hierzulande mittlerweile mehr als jede dritte Ehe geschieden. Und seit der Reform des Ehegattenunterhalts ist die finanzielle Unterstützung durch den Ex-Ehepartner auch nicht mehr sicher. Allerdings werden im Fall der Scheidung immerhin die Rentenansprüche aufgeteilt.

Die eigenen Ausgaben soweit wie möglich runterschrauben, um mehr fürs Alter sparen zu können? Ein möglicher Ansatz, aber nicht immer wünschenswert.

2. Keine Rentenpunkte liegen lassen

Was hingegen immer lohnt, ist ein Check Deines Versicherungskontos bei der Deutschen Rentenversicherung. Denn: Nur wenn das Konto auch vollständig ist, stimmt die Rentenhöhe. Die Versicherung speichert auf dem Konto alle relevanten Zeiten. Einige automatisch, wie Deine Arbeitsstellen, andere hingegen nur auf Deine Initiative. Letzteres gilt unter anderem für die Pflege von Angehörigen oder die Erziehungszeiten, sofern Du Mutter bist. Beides musst Du beantragen.

Zwar wird der Rentenversicherung die Geburt Deines Kindes vom Standesamt mitgeteilt. Trotzdem schreibt sie Dir die sogenannte Mütterrente nicht automatisch gut. Tust Du nichts, verzichtest Du auf bares Geld. Bei der Mütterrente wäre es beispielsweise ein monatliches Rentenplus von rund 100 Euro, das Du liegen ließest (für vor 1992 geborene Kinder etwas weniger) Aber keine Sorge: Diesen Antrag kannst Du auch noch stellen, wenn Du kurz vor der Rente stehst. Allerdings ist dann die Renteninformation bis dahin nicht ganz aussagekräftig.

3. Nicht in Teilzeit kleben bleiben

Ob aus familiären Gründen, der Selbstverwirklichung wegen oder für mehr Lebensqualität – 2018 hat fast jede zweite Frau in Teilzeit gearbeitet. Teilzeit hat viele Vorteile, aber Dein Gehalt ist niedriger – und damit Deine Rente.

Mehr noch: Wenn Du Deine Arbeitszeit reduzierst, riskierst Du auf dem Arbeitsmarkt einen geringeren Stundenlohn. Denn trotz ähnlicher Qualifikation verdienst Du in Teilzeit weniger pro Stunde als Frauen oder Männer in Vollzeit. Das drückt Deine spätere Rente zusätzlich.

Mit der Brückenteilzeit hat der Gesetzgeber einen Rückfahrschein geschaffen, mit dem Du nach einer Teilzeitphase von einem bis fünf Jahren wieder auf eine Vollzeitstelle zurückkehren kannst. Welche Voraussetzungen dafür genau erfüllt sein müssen, erklären wir in unserem Ratgeber Teilzeit.

4. Die Kosten der Mutterschaft

Nicht nur Kinder kosten, auch das Muttersein kostet: Eine Mutter verzichtet in Deutschland auf ihr gesamtes Erwerbsleben gerechnet im Durchschnitt auf 40 Prozent Gehalt – verglichen mit den kinderlosen Kolleginnen. Bei drei Kindern und mehr sind es sogar bis zu 70 Prozent. Das ergab eine Berechnung der Bertelsmann-Stiftung. Die Autorinnen der Studie (hier das PDF) bezeichnen die auf dem Arbeitsmarkt herrschende Ungleichheit nicht nur als „ungerecht“, sondern auch als wirtschaftlich ineffizient. Sie sehen die Politik in der Pflicht.

5. Hilf Dir selbst, wir unterstützen Dich

Darauf solltest Du nicht warten. Werde lieber selbst aktiv. Dafür brauchst Du nicht viel. Nur ein wenig Zuversicht und den Willen, Deine Karriere und Deine Finanzen selbst anzugehen. Unser Finanztip-Podcast Auf Geldreise hilft Dir dabei. Er bietet Dir einen unkomplizierten Einstieg in Themen wie Altersvorsorge, nachhaltige Geldanlage oder Betriebsrente. Empfiehl den Podcast auch gerne Deinen Freundinnen.

 

Finanztip Renten-Serie:

1. Freiwillig in die Rentenkasse einzahlen
2. Früher in Rente – ohne Abschläge
3. Wer andere pflegt, verdient mehr Rente
4. Warum Frauen noch immer im Nachteil sind
5. Wie Heiraten Dich fürs Alter absichert
6. So viel kannst Du in Rente hinzuverdienen
7. Wenn Du nicht mehr arbeiten kannst
8. Grundsicherung und Grundrente

Anja Ciechowski
Autor

Stand:

Anja Ciechowski spricht bei Finanztip offen über ihre eigenen Geldthemen – als Teil des Finanztip-Podcast-Duos „Auf Geldreise“. Die Redakteurin hat bei Finanztip volontiert und erhielt dabei u.a. auch Einblicke in den Redaktionsalltag beim dpa-Themendienst. Vor Finanztip schrieb Anja für die Ostsee-Zeitung in Greifswald. Während ihrer Arbeit für das Legal Tech Advocado lernte die studierte Diplom-Kauffrau zudem die Startup-Branche kennen.

3 Kommentare

  1. Frauen sind bei der Rente Männern gegenüber bevorzugt. Durch die längere Lebenserwartung erhalten Sie insgesamt mehr Rente, wenn sie die gleiche Anzahl von Entgeltpunkten im Laufe ihres Erwerbslebens gesammelt haben.
    Bei der Bezahlung sind Frauen immer noch gegenüber Männern benachteiligt, das sollte man aber klar auseinander halten.

  2. Im Artikel heißt es „Immerhin wird hierzulande mittlerweile mehr als jede dritte Ehe geschieden“ – das ist irreführend und sprachlicher Müll; es suggeriert, dass ca 30% der bestehenden Ehen geschieden werden. Tatsächlich ist aber gemeint, dass es in einem Jahr etwa ein drittel soviele Scheidungen wie Eheschließungen gibt.
    Leider macht es viele Frauen sehr nervös solche Formulierungen zu lesen.

    1. Sorry. Im Laufe eines ganzen Lebens, wird jede zweite Ehe geschieden oder geht eine Partnerschaft auseinander. Wenn Frauen sich heute noch auf Männer finanziell verlassen, ist ihnen ohne Absicherungsvertrag nicht mehr zu helfen.

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