Man stelle sich vor, einer verdient Vollzeit 10.000 EUR brutto und der andere in 50% Teilzeit 1.500 EUR brutto. Selbst wenn der Schlechterverdienende 100% Vollzeit arbeiten würde und selbst bei Steuerklasse 4/4 (was die meisten in so einer Konstellation nicht machen dürften) wäre der Abstand immer noch riesig.
Vor allem wäre es in dem Szenario auch aus finanzieller Sicht nicht besonders klug, wenn man alles 50:50 aufteilen würde. Natürlich könnte das fiktive Paar auch statt 40+20 Stunden auch 30+30 Stunden arbeiten und sich die Kinderbetreuung genau hälftig aufteilen. Finanziell würde die Familie dadurch aber deutlich schlechter da stehen.
Für Leute, denen Geld ziemlich egal ist und die eh minimalistisch leben und möglichst nichts ausgeben, mag es dennoch praktikabel sein. Aber wenn man zum Beispiel in einer ländlichen Gegend bauen will, Geld für das Haus und Autos benötigt, macht es einfach Sinn, wenn der besser verdienende Teil mehr Erwerbsarbeit übernimmt und der weniger verdienende Teil mehr Care Arbeit.
Natürlich kann man dann lautstark über den Gender Pay Gap meckern. Aber das kommt, und das sehe ich auch so, darauf an, ob man sich als stabiles Paar mit gemeinsamen Zielen wahrnimmt - oder als Einzelkämpfer, die voraussichtlich nur einen Teil des Lebensweges gemeinsam gehen und möglichst wenig Abhängigkeiten haben wollen.