ETFs trotz Arbeitslosigkeit möglich?

  • hallo,

    bin "neu" hier und völlig planlos....

    Bin seit 01.03. arbeitslos mit 53 ( war davor 35 Jahre vollzeitbeschäftigt ! ).

    Macht es Sinn, mein im Moment vorhandenes "Angespartes" in ETFs anzulegen? Mit der Aussicht, dass ich nicht gleich in den nächsten Monaten wieder Vollzeit arbeiten werde!

    Wie muss ich vorgehen?

  • Vielleicht die Situation noch etwas genauer schildern, dann könnte man mehr dazu sagen.


    Grundsätzlich ist es so, dass in ETFs nur das Geld gehen sollte, welches auf absehbare Zeit nicht benötigt wird. (Sonst müsste man bei gefallenen Kursen verkaufen und Verluste realisieren.)


    Ein Depot würde im Fall der Fälle auch nicht zum Schonvermögen gehören.


    Bei freiwilliger Krankenversicherung gibt es auch ein paar Punkte zu beachten.


    Ansonsten hat Saidi ja auch jede Menge Videos auf Youtube gebunkert. Vielleicht helfen die ja auch beim Einstieg.

  • 750 EUR pro Lebensjahr sind bei ALGII für Altersvorsorge mit Verwertungsausschluss geschützt. Hinzu kommen 150 EUR Grundfreibetrag pro Lebensjahr. Theoretisch sollten Sie also bis zu 53 x (750 EUR + 150 EUR) = 47.700 EUR vor ALGII geschützt in eine ETF-Altersvorsorge mit Verwertungsausschluss anlegen können.

    Siehe Seite 58 ff. im Merkblatt SGB 2

  • 750 EUR pro Lebensjahr sind bei ALGII für Altersvorsorge mit Verwertungsausschluss geschützt.

    Ja, das Problem ist aber, dass das nicht auf ein ETF-Depot zutrifft (kein Verwertungsausschluss!). Zumindest ist mir bisher kein ETF-Depot bekannt, dass diese Möglichkeit in Deutschland bietet.

    Es braucht dann eine (private) Rentenversicherung (Riester/Rürup/etc.). Und das lohnt sich bei den Abschlusskosten und Gebühren eben fast nie...

  • ...mein Gedanke war, dass ich 5000-10000 Euro einmalig in ETFs anlege. Dieses dann mind. 10 Jahre dort anlege...damit ich nicht in die Versuchung komme, dieses "sauerersparte" Vermögen während meiner Arbeitslosigkeit 1 "blind und arglos" auf den Kopf zu hauen ( und um mich selbst unter Druck zu setzen, die Jobsuche nicht aufzugeben ). Kurzgesagt, ich bringe es vor mir selbst in Sicherheit und um evtl. noch Steuern bzw. andere Abzüge zu sparen. Klingt das absurd oder?

  • Das Geld bleibt halt sehr verfügbar. Ein ETF Verkauf dauert eine Minute, nach 1-2 Tagen ist das Geld dann auf dem Girokonto. Fraglich, ob dieses "vor sich selbst in Sicherheit bringen" so klappt. Wenn man die Schokolade auf ein höheres Regalbrett legt, ist sie ja auch nicht weg.

  • Ääääähhh.... hier wird von ALG II geredet; gibbet nicht erst mal ALG I (bis zu 24 Monate?)?

    Und erst nach dem Ende des Bezugs von ALG I bei Bedarf ALG II?

    Und dann... dürfte es Jacke wie Hose sein, ob das Angesparte (den Betrag kennen wir nicht) auf dem Girokonto, einem Tagesgeld- oder Fetzgeldkonto, oder eben in einem Depot "lagert".

    Lediglich "unter'm Kopfkissen und unter der Voraussetzung, dass es nicht "angegeben" wird, wäre es imho bei der Prüfung des Bedarfs an ALG II "unschädlich" ;)


    Es war halt so und ist noch immer so, dass Vermögen für den Bezug von "Sozialleistungen" schädlich sein kann ;)


    Aber Herrn/Frau Planlos geht es ja um ETF oder doch? Wäre es da nicht sinnig, einen Teil cash (sichere Anlage, Kopfkissen) vorzuhalten (Dreimonatsreserve, Reserve für Unvorhergesehens) und den anderen Teil doch tatsächlich in einen weit gestreuten ETF?


    Gute Ratschläge zu erteilen ist immer e bissi schwer, wenn die Gesamtsituation im Dunkeln liegt...

  • Das Geld bleibt halt sehr verfügbar. Ein ETF Verkauf dauert eine Minute, nach 1-2 Tagen ist das Geld dann auf dem Girokonto. Fraglich, ob dieses "vor sich selbst in Sicherheit bringen" so klappt. Wenn man die Schokolade auf ein höheres Regalbrett legt, ist sie ja auch nicht weg.

    Schönes Bild. (Magenknurr)

  • ...mein Gedanke war, dass ich 5000-10000 Euro einmalig in ETFs anlege. Dieses dann mind. 10 Jahre dort anlege...damit ich nicht in die Versuchung komme, dieses "sauerersparte" Vermögen während meiner Arbeitslosigkeit 1 "blind und arglos" auf den Kopf zu hauen ( und um mich selbst unter Druck zu setzen, die Jobsuche nicht aufzugeben ). Kurzgesagt, ich bringe es vor mir selbst in Sicherheit und um evtl. noch Steuern bzw. andere Abzüge zu sparen. Klingt das absurd oder?

    Tja, so schön Dein Versuch ja auch sein mag, aber was ist, wenn sich auch nach 2 Jahren kein neuer Job finden lässt? Dann geht es in ALG2 und damit 'darfst' Du dann nur noch das 'Schonvermögen' behalten (150€ pro Lebensjahr, 55*150€ = 8250€). Alles was über das 'Schonvermögen' hinaus geht muss erstmal für die Lebensversorgung/Miete ausgeben, bevor es dann Leistungen gemäß ALG2 gibt.

    Das sollte man zumindest im Hinterkopf behalten. Es soll daher Leute geben, die sich Ihr sauer angespartes Geld in einer solchen Situation lieber unters Kopfkissen legen...

  • ...mein Gedanke war, dass ich 5000-10000 Euro einmalig in ETFs anlege. Dieses dann mind. 10 Jahre dort anlege...damit ich nicht in die Versuchung komme, dieses "sauerersparte" Vermögen während meiner Arbeitslosigkeit 1 "blind und arglos" auf den Kopf zu hauen ( und um mich selbst unter Druck zu setzen, die Jobsuche nicht aufzugeben ). Kurzgesagt, ich bringe es vor mir selbst in Sicherheit und um evtl. noch Steuern bzw. andere Abzüge zu sparen. Klingt das absurd oder?

    Unsere Gedanken und Mutmaßungen gehen ja in eine etwas andere Richtung.


    Es ist von Außen schwer zu beurteilen.

    Perspektiven, Haushaltssituation, finanzielle Gesamtsituation kennen wir alles nicht.


    Aber Geld aus dem eigenen Sichtfeld zu schaffen, ist nicht zwingend irrational. :)

  • ...;)Frau Planlos....Danke schon mal für die vielseitigen Antworten!!! ALG II kommt bei mir (denke ich ) nicht zum Einsatz, da ich eine Eigentumswohnung habe. Eine eiserne Reserve habe ich berücksichtigt. Ich habe mir div. Videos von Saidi angeschaut ( dadurch bin ich ja erst auf das ganze Thema ETF draufgestoßen). Und es stimmt, früher hieß es seitens der Eltern "Sparen, Sparen, Sparen"....doch somit zahl ich heute die Zinsen (Lehrgeld) für's Sparen anstatt "Investieren"! Und ich müsste mir keine Sorgen machen, so wie das Beispiel mit Anne im Film ( investieren von 0-67 Jahren !!!!! )

  • Haus und Eigentumswohnung schützen nicht vor ALG II. Wohnungskosten und Lebenshaltung wollen trotzdem bezahlt werden. Wenn kein ALG II, dann vom Ersparten.

    ....:thumbdown:.....das ist mir alles bewusst Herr Vinke...und keine Antwort auf Sinnfrage der ETFs....ich hätte den Hinweis auf "arbeitslos" wohl doch weglassen sollen und nur nachfragen, ob es Sinn macht, mit 53 Jahren sich auf 10 Jahre ETFs anzuschaffen ( ohne eine Kristallkugel zu haben, wie alt frau wird, wie lange noch im Job, wie lange noch gesund....und und und ) ....wie gesagt, Danke an die anderen hilfreichen Infos!

  • Ich bin 20 Jahre in Rente, und überwiegend in Aktienfonds investiert. Ich halte das für mich als sinnvoll.

    Ob das nun bei Anderen auch so ist, muß jeder für sich selbst entscheiden.

    Gruß


    Altsachse

  • Eine eiserne Reserve habe ich berücksichtigt.

    Die wichtige Frage ist, ob du in 10 Jahren das angesparte und eventuell angelegte/investierte Geld benötigen wirst. Wenn es dir nicht so genau auf die (10) Jahre bzw. den Zeitpunkt ankommt die Investition wieder zu cash zu machen, spricht imho nix gegen die Investition in ETF.

    Wir alle wissen nicht, wie übermorgen die Kurse von morgen gekauften ETF-Anteilen stehen werden. Genausowenig wissen wir, wie sich die Inflationsrate entwickeln wird und wieviel oder wie wenig wir uns übermogen für einen Euro im Vergleich zu heute kaufen können.

    Der hier (von FT) vielfach erwähnte und empfohlene Anlagezeitraum von 15 Jahren wurde gewählt, weil sich in der Vergangenheit nahezu alle Aktienfonds und ETF in eben diesem Zeitraum (teils auch schon eher) wieder nach drastischen Kurseinbrüchen erholt hatten. Als Garant für die Zukunft würde ich dies aber nicht bewerten.

    Die allermeisten Anleger bzw. Investoren betreiben buy-and-hold; Kaufen und abwarten...

    und fuhren damit gar nicht mal so schlecht. Das andere Extrem, das nicht unerheblich viel Zeit erfordert, wäre das Daytrading. Market-Timing (liegt dazwischen) funktioniert... für 99% der Anleger/Investoren allerdings nicht so wirklich.

    Wenn du jetzt 5k oder auch 10k, so wie du schreibst, in einen ETF packst, kann der Kurs steigen, übermorgen fallen, über-übermorgen wieder steigen... Kursschwankungen sind äußerst wahrscheinlich. Und damit musst du leben können. Wenn dein künftiges ETF-Depot nicht zu einem Zeitpunkt x (z.B. in 10 Jahren) unbedingt aufgelöst werden soll, dann kannst du imho ruhig damit beginnen. Nicht wenige Anleger/Investoren lassen ihr Depot laufen, bis sie in die Kiste hüpfen. (Teil-)Verkäufe von ETF-Anteilen sind ja, wie auch @chris2702 betonte, jederzeit möglich.

    Angenommen, dein Depotwert steht im Mai 2031 bei um die 20k und du brauchst das Geld nicht, dann läßt du die Geschichte laufen. Steht der Kurs gerade dann bescheiden, angenommen bei 15k, und du brauchst das Geld nicht dringend... dann hältst du den Fonds/ETF weiter im Bestand und wartest auf "Erholung"...


    Solltest du - blödes Beispiel - in zwei Jahren feststellen, dass die Wirtschaft unter "Annalena Breschnew" zu leiden beginnt und die Kurse so langsam beginnen zu fallen, musst du ja nicht zwangsläufig halten und weinen. Nee, dann kannst du einfach deine Fondsanteile verkaufen... Ich weiß, Timing funct nicht so gut... aber es wäre eine Alternative.


    Ich habe beispielsweise im Februar/März/April 2020 alle meine Aktien verkauft (Aktienfonds und ETF habe ich nicht gehabt), weil mir "mulmig war". Bereits ab Juni habe ich successive wieder gekauft... und im Zeitaum Oktober bis Dezember 2020 wieder fast alle Aktien verkauft. Im Nachhinein betrachtet waren die letzten Verkäufe nicht wirklich nötig, geschadet haben sie mir allerdings nicht. In 2020 habe ich unterm Strich ein Plus von um die 40% eingefahren. Inzwischen bin ich wieder nahezu voll investiert...

    In den etwa 32 Jahren, in denen ich mich mit Aktien befasst habe, gab es mehrere Kurseinbrüche, die alle relativ gut absehbar waren.

    Will damit nur sagen, dass buy-and-hold nicht immer der Weisheit letzter Schuss ist... allerdings investiert man als Nicht-Pantoffeldepot-Inhaber reichlich Zeit und Nerven.

    Inzwischen bin ich fast 62 Jährchen alt und zu rund 98% in Aktien investiert. 2% cash reichen mir als Reserve für Unvorhergesehenes...


    Bei 5 bis 10k, die wie in deinem Fall nicht das Gesamtvermögen darstellen, würde ich voll rein gehen (MSCI world) und mit etwas Sportgeist die Kurse wenigsten einmal die Woche verfolgen und ab und an auch mal die (leider nicht verlässlichen) Wirtschaftsinfos lesen.

    Also, eine Garantie für satte Kurststeigerungen gibt es nicht.

    Die Garantie, dass Cash langsam "verrottet", steht allerdings zu 100%!


    Ich wünsche dir ein gutes Händchen!

    John

  • :thumbup::thumbup::thumbup:Top John.....Dich als Berater an meiner Seite....stell ich mir aktiensteigernd vor. Super erklärt für mich als "Neuling". Hast Du noch einen Tipp bzw. Rat wer mir dabei hilft, das ganze "richtig" anzupacken?