Bausparvertrag oder ETF für die Restschuld des Darlehnsvertrags

  • Guten Tag liebe Finanztip Community,


    ich besitze eine Immobilie die ich aktuell zu einem Zins von 1,20 % für die nächsten 18 Jahre finanziert habe. Bei dem Darlehnsvertrag habe ich das Recht 10 % Sondertilgung pro Jahr zu leisten (22.180 € pro Jahr).

    Bei Laufzeitende ergibt sich bei der aktuellen Tilgungsrate pro Monat, ohne eine Sondertilgung eine rechnerische Restschuld i. H. v. 119.000 €.


    Außerdem habe ich einen Bausparvertrag mit 1,25 % Darlehenszinssatz und 0,10 % Guthabenzinssatz, leider schon vor der Schenkung der Immobilie abgeschlossen. Dazu kommt eine Kontoführungsgebühr von 15 € jährlich und einmalig habe ich bereits eine Gebühr i. H. v. 2.600 € entrichtet.

    Da der Bausparvertrag wie gesagt leider vor der Immobilie abgeschlossen wurde, hat dieser eine Bausparsumme i.H.v. 250.000 €, mit einem Mindestsparguthaben von 40 %.

    Von dem Bankberater wurde mir angeboten den Bausparvertrag in der Höhe der Restschuld des Darlehnsvertrag zu teilen und ab sofort monatlich grob 163 € pro Monat zu sparen, damit dieser in 18 Jahren Zuteilungsreif wird.


    Meine Frage wäre was ihr mir raten würdet, da ich den Bausparer jetzt leider schon abgeschlossen und die Einmalkosten entrichtet habe, die Effektivzinsen für Darlehnsverträge aktuell steigen und die Inflation natürlich im Laufe der Jahre aufgrund der niedrigen Guthabenzinsen an dem angesparten Geld kratzt.


    Meine Alternative wäre mit einem monatlichen Sparplan die 163 € in ETFs zu investieren und 18 Jahre liegenzulassen.


    Vielen Dank für eure Rückmeldungen :)

  • Schonmal beide Varianten durchgerechnet?


    Meine persönliche Meinung: die 2500 Euro sind Sunken Costs. Abschreiben. Lehrgeld.

    Und ich würde nicht in ETFs, sondern in EINEN ETF investieren ;)

    Muss aber hier auch sagen, dass ich jetzt auch noch nix handfestes gerechnet habe


    Wie die Zinsen in 18 Jahren aussehen, weiß natürlich kein Schwein


    Edit: Sooo kurz bei Zinsen-berechnen.de eingetippt.

    163 Euro p.m. für 18 Jahre eingezahlt sind ca. 35k. Insgesamt würdest du beim Bausparer also 35k/0.4 = 87.5k bekommen.

    163 p.m. angelegt bei 7% in einem ETF sind 69k.

  • Ja habe ich, bei mir kommt leider eine echte Wandbreite an Ergebnissen, aufgrund der erwarteten Inflation, Gewinn des ETF und erwarteten Zinssätzen für die Darlehen

    in 18 Jahren etc. raus. Irgendwann wird es leider auch unfassbar komplex :/

  • Seriös empfehlen kann ich zumindest nix, da in 18 Jahren einfach zu viel passieren kann...

    Wer weiß wie die Zinsen aussehen, wer weiß wo das Depot dann steht. Man kann es halt nur auf Grundlage der Vergangenheit simulieren.

    Bin gespannt was die anderen hier sagen.

  • Grundsätzlich würde ich sagen, dass du dir ein keinem der beiden Fälle große Sorgen machen musst. In der Tendenz würde ich den Bausparvertrag so teilen und besparen dass er die Restschuld recht genau trifft und zur Anschlussfinanzierung nutzen. Dafür würde ich aber keine Sondertilgungen machen. So hättest du die Zinsen bis Laufzeitende sicher und könntest aber gleichzeitig mit sämtlichen übrigen Geld an die Börse wo du mehr als ein gutes Prozent erwarten kannst.

    Was ich eher nicht tun würde ist die Variante wo du das Geld per ETF ansparst und die Restschuld ablöst. Ein fixer Entnahmezeitpunkt ist recht ungünstig für volatile Anlagen. Das gilt übrigens auch für die Zinsen. Tendenziell würde ich nicht erwarten, dass wir in 18 Jahren wieder derartig niedrige Zinsen sehen (wobei man da auch mit einem Forward den Zeitrahmen etwas strecken kann)

  • Danke für eure Antworte.

    Sonst noch jemand der mir netterweise ein Feedback geben möchte? :thumbup:

  • Ich würde mir ggf. überlegen es zu "mischen", als weiterer Vorschlag.

    So hattest du einen Kompromiss gefunden und zumindest einen Teil der Finanzierung abgesichert. Chance hast du somit ebenfalls genutzt...

    Prognosen sind einfach schwierig, insbesondere wenn sie die Zukunft betreffen (stammt leider nicht von mir der schlaue Satz)

  • Mischen würde ich eher nicht. Unter 100 000€ zahlst du bei vielen Banken einen Aufschlag für kleine Kredite. Kosten und Aufwand für die Bank sind relativ gleich, egal ob du 50 000€ oder 500 000€ möchtest. Nur die Zinseinnahmen sind ganz andere.

  • Beim Darlehen hast Du Dir einen guten Zinssatz für eine sehr lange Zeit gesichert. Über die Frage, was danach ist, würde ich mir heute wirklich keine Gedanken machen! Denn bis dahin kann noch sehr viel passieren. Die Zinsen können dreimal gestiegen oder gefallen sein, Du wurdest dreimal befördert, hast im Lotto gewonnen oder geerbt. Oder das Gegenteil von allem.

    Wenn Du zwischendurch überschüssige Liquidität hast (wird innerhalb von 18 Jahren passieren!), kannst Du Sondertilgen oder je nach Risikoneigung im ETF-Depot, einzelnen Anleihen o.ä. anlegen für eine Sondertilgung in 18 Jahren. Damit reduzierst Du das Restschuldrisiko am besten.


    Ein Bausparvertrag KANN Sinn machen, aber ganz bestimmt nicht bei einer Ansparung über 18 Jahre! Der Guthabenzins ist 0,10%, nach Steuern und Gebühren negativ, und das bei einer extrem langen Laufzeit. Dann besser die 163€ als Sondertilgung, bringt wenigstens 1,20%.


    Die Abschlussgebühr ist ärgerlich, aber irrelevant für die Entscheidung, was Du heute damit machst. Wenn es denkbar ist, dass Du in den nächsten ca. 6 Jahren noch einen weiteren Kredit brauchst (Renovierung, weitere Immobilie), würde ich den Vertrag ruhen lassen (Einzahlung = 0). Ansonsten platt machen.


    Frühestens in 12 Jahren schaue Dir Deinen Kredit wieder an. Wie hoch ist dann noch Deine erwartete Restschuld? Wie hoch ist dann Deine Rate, wenn der Zins bei z.B. 6% liegen sollte? Wieviel ist das bezogen auf Dein dann erreichtes Einkommen? Wie viel EK hast Du dann angespart?

    Ich habe die feste Erwartung, dass Du dann die Restschuld problemlos tilgen kannst. Ich freue mich auf Deine Sachstandsmeldung an dieser Stelle in 12-18 Jahren!

  • Hey danke für eure netten Rückmeldungen, ihr habt mich echt geholfen.

    Ich bin zu dem Entschluss gekommen, wie das Horny auch geraten hat den Bausparvertrag platt zu machen, da ich die nächsten Jahre wahrscheinlich kein Kredit brauche und das Geld lieber gewinnbringender investieren. Ich habe ja auch die Möglichkeit bei einem Anlagezeitraum von 18 Jahren am Ende auf Sicherheit umzuschichten.

    Melde mich dann frühstens in 12 Jahren wieder.


    Ich wünsche euch allen ein schönes Wochenende :)