Lebensversicherung endet - monatliche Rente oder Einmalzahlung?

  • Hallo Community,


    Am 1.11.22 beginnt die Rentenzahlung meiner privaten Rentenversicherung.


    Ich kann nun wählen ob ich die monatlichen Raten (~315€] bis zu meinem Lebensende erhalte (bin aktuell 58 Jahre alt) oder eine einmalige Kapitalabfindung (~56000€) vorziehe.


    Die Einmalzahlung wäre steuerfrei da vor 2005 abgeschlossen, bei der monatlichen Rente müsste der Ertragsanteil? versteuert werden, was bei meinem Renteneintrittsalter dann mit ~24% zu Buche schlagen würde, wenn ich das richtig verstanden habe.


    Zu meiner Situation:

    Bin mit meiner Lebensgefährtin nicht verheiratet, habe auch keine Kinder oder sonstigen Angehörigen.

    Wohneigentum existiert und ist bezahlt, ausserdem ist der Renteneintritt mit 63 beschlossene Sache und die fehlenden 14,4% sind durch Ausgleichszahlungen bereits ausgeglichen.


    Ich weiß nun nicht so recht wie ich mich entscheiden soll.

    Aktuell tendiere ich mehr zu der Einmalzahlung, entweder um diese zu nutzen um bereits mit 60 dem Arbeitsleben den Rücken zu kehren und die Zeit bis zum Rentenbeginn (63) zu überbrücken,

    oder ev. macht ja auch eine Zahlung in einen ETF, bspw. Dividenden Aristokraten o.ä., ggfs. in mehreren Tranchen, im aktuellen Börsenumfeld Sinn?


    Oder doch besser die lebenslange monatliche Rente zusätzlich zur Gesetzlichen ?

    Dann wäre ich aber unter Berücksichtigung der Steuer erst in knapp 20 Jahren bei dem Betrag angelangt den ich nun direkt per Einmalzahlung bekommen würde…


    Könnt Ihr Tips oder Empfehlungen aussprechen?

    Vielleicht habe ich ja bei meinen Gedanken etwas grundsätzliches übersehen.


    Danke vorab für Euren Input!


  • Hallo Schnurrbart64 und Herzlich-Willkommen im FT-Forum,

    ich würde das von meiner konkreten Situation abhängig machen. Wenn meine Rente ausreicht um meine Grundkosten des Lebens zu decken, tendiere ich ganz klar zu einer Einmalzahlung.

    Ich möchte mit 63 in Rente gehen und hoffe dann auf einen Unruhestand für die nächsten 15-20 Jahre. Da nehme ich lieber das Geld und gönne mir dann die ersten Jahre im Unruhestand etwas mehr (z.B. Urlaube oder Überwintern im Süden).

    Wenn Ihr natürlich in Deiner Familie den 'Club der 100-jährigen habt', sprich Deine Großeltern/Eltern und Verwandten eher mit einem Genpool ausgestattet wurden, der ein langes und weitgehend gesundes Altern verspricht, könnte man auch die Wette auf ein langes Leben eingehen.


    Grundsätzlich ist meine Familie auch mit einem recht langem Leben gesegnet. Aber ab 80 war die Luft dann doch immer raus. Sprich, die Urlaube oder teuren Hobbys vielen zusehends weg und es begann langsam das Warten auf den Tod. Das schaffe ich dann auch allein mit meiner Rente.

  • Abhängig von der Lebenssituation sehe ich das ähnlich: Wenn das Geld eher für den normalen Lebensunterhalt gebraucht wird, dann Rente. Sonst eher Einmalzahlung und damit auch für besondere, einmalige Ausgaben (Renovierung, Anschaffungen, Urlaube, bei Dir ggf. vorzeitiger Ruhestand) nutzbar.


    Mich irritiert jedoch die ungewöhnliche Höhe der Rente (mtl. 56,25 je 10.000 Euro). Üblich sind heute eher knapp 40.

    Oder andersherum: Wenn Du die Einmalzahlung in einen ETF-Entnahmeplan steckst, würde man nicht mehr als 4% jährlich entnehmen, konservativ eher weniger. Das wären nur 186 (vor Steuer) pro Monat. Nach Steuer sollte der Unterschied ggf. etwas kleiner sein.

    Die Finanzmathematik spricht also eher für die Rente.


    Letztlich musst Du aber entscheiden, wie Deine Planung ist. Hast Du die oben erwähnten einmaligen Ausgaben mit 60+? Mit 80+ sicherlich eher nicht mehr, da investierst Du nur noch in Deine Gesundheit.

  • Ganz klar die Einmalzahlung.

    Im Untermkopfkissenmodus reicht es für 19,5Jahre.

    In den 20 Jahren kannst Du es jedoch gut anlegen und mehr herausholen.

    Du bist ja nicht auf die 'Sicherheit' einer Rente angewiesen, oder?


    Die Rentenlösung ist immer für den Versicherer lukrativ, denn nicht nur kommen schön weiter Verwaltungskosten rein, sondern auch Profitmargen für die Langlebigkeitsrisiken.

  • Danke Euch Allen und nochmal sorry das ich gleich so mit ner Frage reingeplatzt bin ohne mich vorzustellen.


    Aber aus der Fragestellung wisst ihr ja nun auch schon einiges über mich. Lese hier schon lange mit und bin über Saidi‘s YouTube Videos auf das Forum gestoßen und sehr dankbar dafür!


    Zurück zur Frage…


    Mittlerweile bin ich auch zu der Erkenntnis gelangt das ich die Einmalzahlung in Anspruch nehme, bin nur noch am abwägen wie/wo ich das Geld denn erstmal sinnvoll unterbringe.:/


    Im MSCI World bin ich schon ziemlich gut investiert.

    Daher ev. der erwähnte Dividenden ETF, vielleicht auch einen Teil in einen Japan ETF aufgrund der doch stabilen Wirtschaft samt Aussichten? Oder lieber die Hälfte in Krügerrand Gold als Sicherheit, vielleicht sogar in kleinen Stücken a 0,25 oder 0,5 Unzen?

  • …Mich irritiert jedoch die ungewöhnliche Höhe der Rente (mtl. 56,25 je 10.000 Euro). Üblich sind heute eher knapp 40.


    Die Rente resultiert aus einer Einmalanlage mit regelmäßiger Kapitalentnahme mit einer damals recht guten Verzinsung…


    Monatliche Garantierente 267€, Monatliche Gewinnrente aus Überschüssen bis Rentenbeginn 47€, daraus resultiert die Monatliche Zahlrente von 314€


    Die Versicherung schreibt dazu : „Auch nach dem Eintritt in den Rentenbezug bleibt die Versicherung gewinnberechtigt. Ihre Garantierente wurde mit einer garantierten Verzinsung (Rechnungszins) von 3,50 % kalkuliert.“

  • Mit den genannten ETFs erhöhst du hauptsächlich eins, dein Risiko. Gold ist Ansichtssache kann gut gehen, falls die Sicherheit beruhigt. Sonst ganznormaler thesaurierer Welt und bei Bedarf Anteile verkaufen, ist mein jahrelanges Prinzip und bin damit zufrieden.

  • Nein, nicht dynamisch. Sollte der Zins über den Wert von 3.5% steigen würde der monatliche Rentenbetrag angepasst - aus heutiger Sicht aber eher unwahrscheinlich das das passiert...


    die Versicherung wurde damals mit einem Einmalbetrag von 25.000 DM, also ~12500€ gestartet, von dem jeden Monat die Beträge bis zum Laufzeitende entnommen wurden.


    Lt. meinem Ansprechpartner bei der Versicherung würden heutige Verträge bei einem solchen Kapitaleinsatz eine maximale monatliche Rentenzahlung von ca. 150€ max. erwirtschaften.

    Erste Reaktion bei ihm war daher, die Rente zu wählen und er konnte gar nicht verstehen, wie man bei dieser hohen Rente an eine Kapitalabfindung denken kann...


    Wenn ich die Rente wählen würde und von einem zu versteuernden Ertragsanteil von ca. 75€ ausgehe, würden monatlich ca. 15€ Steuern abgehen so das am Ende ~300 netto übrig bleiben.
    Heißt, nach 16 Jahren wäre ich bei dem Betrag der aktuellen Kapitalabfindung angekommen - und wäre dann 74 Jahre alt...

    Jetzt überlege ich ob es Sinn macht ev. doch die Rente in Anspruch zu nehmen und mit den 300€ einfach relativ "konservativ" per monatlicher Sparrate in einen ETF zu investieren.


    Ebenso gut könnte ich aber natürlich auch die 56000€ nehmen, diese irgendwo mit niedrigen aktuellen Zinsen parken, bspw. Festgeld über 2 Jahre etc., und auch davon mit monatlich 300€ einen ETF zu besparen.


    Ich tu mich aber absolut schwer damit, abzuwägen bzw. zu berechnen bei welcher Variante ich besser fahre...

  • Ich tu mich aber absolut schwer damit, abzuwägen bzw. zu berechnen bei welcher Variante ich besser fahre...

    Was ist denn Dein Ziel!? :/

    Ebenso gut könnte ich aber natürlich auch die 56000€ nehmen, diese irgendwo mit niedrigen aktuellen Zinsen parken, bspw. Festgeld über 2 Jahre etc., und auch davon mit monatlich 300€ einen ETF zu besparen.

    Ja, ich weiß klingt verrückt, aber man könnte auch die 56.000€ einfach All-In in einen weltweiten ausschüttenden ETF investieren, und so man denn möchte die Ausschüttungen einfach verprassen. ;) Natürlich könnte man die Ausschüttungen auch einfach wieder investieren.

    In 10 Jahren könnte man so mit etwas Glück das Geld verdoppeln.

    Aber auch hier stellt sich wieder die Frage nach dem Ziel des Ganzen. :/

  • Aber auch hier stellt sich wieder die Frage nach dem Ziel des Ganzen. :/

    Hmmm, anständige Rendite bei größtmöglicher Flexibilität und dazu noch ein klitzekleines bisschen Sicherheit im Hinblick auf Absicherung für's Alter :S

    Egal wie ich mit den Finanztip Rechnern rumspiele mit Einmalzahlung ohne Sparraten oder mon. Sparraten von 300€ ohne Startkapital, Laufzeit 10 oder 15 Jahre, schneidet eigentlich immer die Einmalzahlung besser ab, also mein Plan 1...

  • Egal wie ich mit den Finanztip Rechnern rumspiele mit Einmalzahlung ohne Sparraten oder mon. Sparraten von 300€ ohne Startkapital, Laufzeit 10 oder 15 Jahre, schneidet eigentlich immer die Einmalzahlung besser ab, also mein Plan 1...

    Ist ja logisch, da alle Rechner irgendwo von einer Rendite ausgehen.:)

    Hast Du das mal mit echten historischen Daten durchgespielt?

    Hier bietet sich z.B. https://backtest.curvo.eu/ an. Und dann Einfach mal mit verschiedenen 10-15 Jahreszyklen durchspielen.

    Insbesondere 1999-2009 ist da sehr aufschlussreich. Da kann man nach 10 Jahren dann auch mal ohne Rendite dastehen. Danach kamen dann aber auch 10 sehr gute Jahre an der Börse.

    Es muss einem nur klar sein, dass es im Extremfall auch mal einige Jahre dazu führen kann, dass man lieber kein bzw. so wenig Kapital wie möglich aus seinem Depot entnimmt.


    Ich empfehle Dir mal auf dem Blog von Georg vorbeizuschauen, der anhand historischer Renditen diverse Entnahmestrategien durchgerechnet hat.

    https://www.finanzen-erklaert.…egory/entnahmestrategien/


    BTW: Persönlich bin ich voll bei Dir. Für mich kommt nach derzeitiger Planung auch nur die einmalige Kapitalabfindung in Frage.

    Ich weiß zwar nicht, wie alte ich werde, ich mir aber sicher bin, dass ich im höheren Alter (85+) eh nicht mehr so viel mit meinem Geld anfangen kann. Dazu brauche ich mich nur in meinem Verwandten - und Bekanntenkreis umzusehen.