Beratung bei Anlage großer Summe

  • Hallo liebe Community,


    ich beschäftige mich seit einigen Wochen und Monaten immer mal mehr und mal weniger, je wie die Zeit es zulässt, mit der Anlage meines Vermögens. Folgende Situation liegt vor:


    Alter: 35

    Nettoeinkommen: 3.400 €

    2 Kinder (1 Jahr und 3 Jahre)

    In Kürze verheiratet


    Ich bin letztes Jahr durch einen Hausverkauf (Erbe) zu Geld gekommen, welches seitdem auf eine Investitionsentscheidung wartet. Wir sind nach dem Verkauf des Hauses in unser Traumhaus in perfekter Lage gezogen, leider aber nur zu Miete (Kaltmiete 900 € monatlich). Wobei das „leider nur Miete“ ggf. Unsinn ist, worauf ich im weiteren noch eingehen werde.


    Mein Vermögen liegt bei ca. 225.000 €, aktuell aufgeteilt wie folgt:


    188.000 € Sparbuch

    14.000 € Immobilienfonds

    15.000 € Bausparer (40.000 €) in Ansparphase

    6.000 € Aktienfonds

    Rest Giro


    Ich habe es nach dem Hausverkauf ruhig angehen lassen und habe mich erstmal etwas schlau machen wollen, bevor vorschnell irgendeine Entscheidung getroffen wird. Klar war mir aber von Anfang an, dass ich einen Teil oder einen sehr großen Teil in einen ETF, zB MSCI World, anlegen möchte. Mein Problem ist allerdings das Haus, in dem wir leben. Der Vermieter ist ca. 74 Jahre alt und will aktuell und in den nächsten zwei bis drei Jahren nicht an uns verkaufen. Er sagt allerdings dass es irgendwann sicher der Fall sein kann wenn er ein gewisses Alter erreicht hat und beispielsweise mit seiner Frau eine kleinere Wohnung bezieht und alle seine Immobilien verkauft. Nur wann er das tun wird und ggf auch ob überhaupt steht natürlich in den Sternen. Fakt ist, wir wollen hier nicht mehr raus aus dem Haus und wenn er verkaufen will, müsste ich natürlich soweit sein, es auch kaufen zu können. Eigentlich bin ich mit der Mietsituation zufrieden. Eine Finanzierung würde mich schätzungsweise 1.600-1.800 € monatliche Rate kosten bei den hohen Zinsen von 4 % und das ist aktuell nicht drin, da ich zur Zeit noch Alleinverdiener bin.


    Meine Hauptfrage die ich habe ist, wie würdet ihr vorgehen? Wieviel % in ETF, wieviel in Festgeld? Wieviel in Tagesgeld? Grundsätzlich habe ich vor die buy & hold Strategie durchzuziehen. Ich brauche die Kohle nicht, sie darf ruhig 10, 15, 20 Jahre liegen und mich hoffentlich vermögender machen. Ich habe auch denke ich kein Problem damit, Krisen auszusitzen. Kleinere Beträge habe ich seit einiger Zeit schon in Aktienfonds bei meiner Hausbank und ich komme mit roten Zahlen bislang ganz gut zurecht. Nur was ist, wenn in 4 Jahren doch er Hauskauf ansteht und beispielsweise 150.000 € im ETF stecken und die Kurse im Keller liegen? Dann stecke ich in der Scheiße.


    Danke für Eure Meinungen/Ratschläge.

  • Hallo ydkz willkommen im FT Forum,

    1. Sparbuch und alles was sonst noch bei einer Bank liegt auf max 100.000€ begrenzen, sonst ist alles was darüber hinaus geht bei der Bankenpleite eventuell weg

    2. Ohne zu wissen wann das Geld gebraucht wird ist keine seriöse Aussage möglich

    3. Sollte die Zeit bis zum Geldbedarf (auch Teilsummen) über 15 besser mehr Jahre sein reichen 1 maximal 2 von FT empfohlene weltweite ETFs für die Altersvorsorge aus, alles andere ist unübersichtlich und gerade für Neulinge schwierig, dann vor allem auf die Kosten achten, diese liegen bei Hausbanken meist weit oben und kosten damit Rendite

    4. Die Seiten von FT lesen und die dazu gehörigen Videos von Saidi schauen, dann müsste das meiste klar sein, für weiteres hier fragen

  • Hallo IchBins,


    Danke für die Hinweise. Mein Problem ist deine Zif. 2.


    Denn wenn ich wüsste, dass ich hier die nächsten 20 Jahre weiter zur Miete wohnen kann, würde ich das meiste in einen ETF anlegen. Oder brauche ich das Geld irgendwann für den Kauf des Hauses?! Das macht meine Investitionsentscheidung so schwierig. Grundsätzlich sehe ich es bei der Inflation nämlich nicht ein, das Geld für 2-3 % Zinsen als Festgeld anzulegen.

  • Da bin ich voll bei dir, aber eine Anlage in ETFs ist für eine Zeit von 2-3 Jahre absolut nicht zu empfehlen, bei einem Crash und der kann schon mal 50% betragen, bist du im Ar.... Dann besteht einfach nur, trotz Inflation Tages- und kurzfristiges Festgeld. Hilft nur ein Überschlag, was kommen beim Kauf für Kosten auf dich zu, der Rest kann dann in ETFs investiert werden.

  • Das Thema Inflation würde ich bei den Überlegungen vollständig ausklammern, weil Dich das nur zu unnötiger Risikobereitschaft im eigentlich risikoarmen Portfolioteil verleitet.

    Außerdem: Wenn die Inflation weiter hoch bleibt, werden auch die Zinsen für sichere Anlagen weiter steigen (auch wenn das eher nicht zu positiven Realrenditen führen wird).


    Wenn ich Dich richtig verstehe möchtest Du die Immobilie kaufen, ohne das absehbar wäre, wann das möglich sein wird.

    Gibt es die Möglichkeit, sicherzustellen, dass Du auch der Käufer sein wirst, wenn es zu einem Verkauf kommt? (Bspw. durch ein Vorkaufsrecht o.ä.). Nicht dass Dir nachher noch einer zuvor kommt..


    Die Anlagesumme übersteigt deutlich die Einlagensicherung. M.E. gehörst Du damit nicht mehr zur Zielgruppe der Finanztipempfehlungen.

    Du hast ja keinen Zeitdruck und könntest Dich bspw. ins Thema Staatsanleihen einlesen (keine ETFs). Das ist nicht furchtbar kompliziert und ermöglicht Dir eine größere Flexibilität (und m.E. Sicherheit) als Festgelder.

  • Hallo ydkz,


    als Erstes würde ich an deiner Stelle, egal wofür du dich entscheidest, sofort mein Geld vom Sparbuch (?!) nehmen und auf 2 Tagesgeldkonten einzahlen. Was kostet denn euer Traumhaus?

    Hi Erdnuss. Letztes Jahr zum Zeitpunkt meines Erbes gab es noch keine Zinsen sondern eher noch Verwahrgeld, daher beschäftige ich mich seit ein paar Wochen um so intensiver mit der Investitionsentscheidung. Du hast recht, auf dem Sparbuch ist es 1. verschenkt und 2. liegt der Betrag über die 100.000 € Einlagensicherung. Dessen bin ich mir bewusst, deshalb muss jetzt alsbald auch etwas unternehmen.


    Ich weiß nicht was das Haus kosten würde, gehe aber von einem Betrag um 400.000 € + aus.

  • Amnesty


    Ich weiß selbst nicht mehr, ob ich das Haus unbedingt kaufen will, denn mit der Miete fahre ich wohl aus wirtschaftlichen Gründen sogar besser. Ich will nur nicht mehr ausziehen, so dass ich bei einem Verkauf ja quasi genötigt würde, es zu kaufen ;)


    Grundsätzlich war eine Immobilie als Eigentum auch immer meine Vorstellung. Nur die Zeiten von 1 % Finanzierung sind vorbei und selbst bei meinem hohen Eigenkapital wäre die monatliche Belastung durch die Darlehenssumme beinahe doppelt so hoch wie meine heutige Miete. Hinzukommt der fehlende Ertrag aus Zinsgewinnen wenn das Geld angelegt wird statt in den Kauf des Hauses gesteckt wird.

  • Ich persönlich würde da für mich selbst etwas tun, das der Lehre von Finanztip und vielem von dem, was hier geschrieben wird, widerspricht. Statt Geld für einen Immobilienkauf zur Seite zu legen, der mglw. nie passiert, würde ich das Geld mit akzeptabler Renditeaussicht anlegen. Vielleicht für mögliche Nebenkosten zehn Prozent des Immobilienwerts … also 40.000,- … in kurzes Festgeld, und den Rest riskant in Aktien, Anleihen, Gold (so wie ich es mit dem Rest meines Geldes halt auch mache).


    Wie gesagt, so würde ich es für mich machen. Falls der Hauskauf passiert, kann man dann immer noch schauen … aber wegen so vager Aussichten täte ich nicht auf die Rendite verzichten. Jemand anderem das raten, würde ich mich aber nicht trauen. ;)

  • Ich weiß selbst nicht mehr, ob ich das Haus unbedingt kaufen will

    Das ist natürlich eine schwierige Ausgangslage, wenn noch unklar ist, ob das Haus gekauft werden kann oder ob man das will.


    Vielleicht könnt Ihr als Familie zuerst die Frage: kaufen oder mieten klären. Wirtschaftliche Gesichtspunkte sprechen für Dich im Moment eher für mieten. Wenn man aber möglichst niemals umziehen will, ist das eher eine Lifestyle-Entscheidung für kaufen…

    Erst wenn geklärt ist, ob es kaufen oder mieten wird, kann man über einen ETF nachdenken. (Es ist wirklich so ein schwarz oder weiß, weil beides gleichzeitig zu versuchen mit hohen wirtschaftlichen Risiken verbunden ist).


    Kurzfristig kannst Du trotzdem aktiv werden: Entweder wie von manchen empfohlen das Geld erst mal für ein Jahr auf mehrere Banken und Festgelder verteilen oder sich über Bundesanleihen informieren und in eine mit einer kurzen (zB 1 Jahr) Restlaufzeit investieren.


  • Also, wenn sich das demnächst ändert seit ihr in der Lage die Finanzieurung zu stemmen? Weil dann ist die Rechnung ziemlich einach: Gehe von 100k Eigenkapital aus, also 100k in Anleihen und die restlichen 225 in ETFs (MSCI World + MSCI EM oder FTSE AC).

  • Hallo ydkz,


    an deiner Stelle würde ich so vorgehen:


    1. Persönliche Rentenlücke ermitteln Die Rentenlücke: Was ist das und wie wird sie berechnet? - Finanztip   
    2. Kapitalvermögen ermitteln Entnahmeplan online berechnen (zinsen-berechnen.de)
    3. Einmalbetrag berechnen (in deinem Fall ohne Sparrate) Fondsrechner zum Fondssparen (zinsen-berechnen.de) Den jährlichen Kurszuwachs auf 3-5% einstellen
    4. Errechnetes Kapital in einen Welt-ETF investieren
    5. Rest deines Kapitals z.B. auf Tagesgeldkonten (bis 100.000) stecken und monatlich besparen

    In deinem Fall hat diese Vorgehensweise den Vorteil, dass du deine Rente absicherst und gleichzeitig Kapital für dein Traumhaus besparst. Natürlich ist die Rendite auf den Tageskonten nicht so hoch, aber das ist dir (mein Gefühl) dein Traumhaus wert.


    Wenn der Kauf dann wirklich ansteht, kannst du immer noch entscheiden, was du machst.

    Hierbei handelt es sich natürlich nicht um eine Beratung? und ist nur ein Vorschlag, nicht ein Konzept.


    P.S. Egal was du machst, perfekt ist es sowieso nicht.

  • Hm, oben schriebst Du von "Deinem" Vermögen, muss das Vermögen des Gatten noch addiert werden?


    100K Tagesgeld (und der Rest chancenorientierter angelegt) wären zumindest keine hoffnungslose Ausgangslage.

  • Hm, oben schriebst Du von "Deinem" Vermögen, muss das Vermögen des Gatten noch addiert werden?


    100K Tagesgeld (und der Rest chancenorientierter angelegt) wären zumindest keine hoffnungslose Ausgangslage.

    Meine Gattin hat kein nennenswertes Vermögen. Ich sag mal so, sie hat gelebt ?

  • Ich habe jetzt den ganzen Sonntag gegrübelt. Was haltet ihr von dieser Aufteilung:


    - 100.000 € Festgeld bei Bank X (zunächst nur 1 Jahr)

    - 38.000 € Tagesgeld bei Bank Y

    - 50.000 € MSCI World ETF

    - den Bausparer und Immofonds würde ich erstmal laufen lassen


    Wenn’s bei den ETF schlecht läuft zum Zeitpunkt eines möglichen Kaufs, fehlen mir halt 50.000 € fürs Eigenkapital.


    Alles andere stünde soweit für den Kauf (maximal innerhalb eines Jahres) kurzfristig zur Verfügung. Für ein Jahr zwischenfinanzieren wäre ja vermutlich kein Problem.

  • - 100.000 € Festgeld bei Bank X (zunächst nur 1 Jahr)

    - 38.000 € Tagesgeld bei Bank Y

    - 50.000 € MSCI World ETF

    - den Bausparer und Immofonds würde ich erstmal laufen lassen

    Und was ist mit dem Rest des Geldes? Oben lese ich von 225.000 Euro Gesamtvermögen, hier kann ich addieren wie ich will, ich komme nicht auf die Summe.

  • Meine Gattin hat kein nennenswertes Vermögen. Ich sag mal so, sie hat gelebt ?

    Bleibt dann natürlich zu hoffen, dass sie mit "diesem Leben" abgeschlossen hat. Wenn Euer (oder jedenfalls Dein) Plan aufgehen soll, solltet Ihr in dieser Hinsicht auf Dauer
    - an einem Strang ziehen
    - den Strang in dieselbe Richtung ziehen
    - ihn an demselben Ende gemeinsam ziehen.


    Gab schon Fälle, da zogen beide mit aller Kraft und auch in dieselbe Richtung. Dummerweise zogen beide an verschiedenen Enden, und es stand ein Baum dazwischen (urbane Version: ein Laternenpfahl).


    Guten Zug

    Alexis

    Besuche bereiten immer Freude. Wenn nicht beim Kommen, dann beim Gehen.

    Altes portugiesisches Sprichwort, Quelle unbekannt




  • Bleibt dann natürlich zu hoffen, dass sie mit "diesem Leben" abgeschlossen hat. Wenn Euer (oder jedenfalls Dein) Plan aufgehen soll, solltet Ihr in dieser Hinsicht auf Dauer
    - an einem Strang ziehen
    - den Strang in dieselbe Richtung ziehen
    - ihn an demselben Ende gemeinsam ziehen.

    Ich glaube fast, sich hier über Finanzthemen auszutauschen, ist ausreichend. Beziehungsberatung ist nicht nötig, und eine Beziehung von außen ungefragt beurteilen, halte ich für extrem übergriffig.