Honorarberatung / ETFs / Fonds

  • Hallo liebe Community,


    ich habe letztes Jahr einen unabhängigen Honorarberater gefunden, bei dem ich mich gut aufgehoben fühlte und der mir ein Portfolio aufgebaut hat. Damals dachte ich, dass es sinnvoll ist, eine dauerhafte „Betreuung“ in Anspruch zu nehmen, so dass ich nicht einen Einmalbetrag für die Beratung gezahlt habe, sondern nun jährlich von meinem Depot 1% einbehalten werden für die Beratungsleistungen. Ich dachte, dass es vielleicht hilft, jemanden zu haben der mich gut berät und auf mich zukommt, wenn etwas angepasst werden muss, damit ich mich selbst nicht zu viel damit befassen muss.


    Nun riet mir ein Freund, dass ich die angelegten Anteile umschichten solle in einen ETF und die jährliche Beratung kündigen solle, da es zu teuer sei. Zudem sagte er mir, es sei nicht sinnvoll sein Geld in drei verschiedene Fonds zu setzen, sondern der MSCI World würde reichen. In der Honorarberatung hatte man mir diese drei empfohlen, vor dem Hintergrund verschiedene Risikogruppen zu kombinieren: IE00B7T1D258, IE00BKPWG574, IE00BKV0W243


    Was denkt ihr, sollte ich der Empfehlung meines Freundes folgen? Und ist es überhaupt möglich, so einfach die Anteile z. B. in den MSCI zu überführen?

  • Hallo sonnenmarie,


    hier im Forum sind wohl die meisten der Ansicht, dass es besser und günstiger ist sich um seine Finanzen selbst zu kümmern.

    Finanztip selbst empfiehlt ja auch nur einen ETF auf den MSCI World zu besparen und fertig. Also günstiger ist das sicherlich.

    Die Frage wäre, bist du bereit dich selbst darum zu kümmern oder brauchst du unbedingt das Gefühl, da ist jemand im Hintergrund der mich berät?

    Ich empfehle dir erstmal ein paar der Videos von Finanztip auf YouTube zu schauen um dir selbst das nötige Wissen anzueignen eine Entscheidung zu treffen ;)

  • Das Motto von Finanztip ist, FINANZEN KANNST DU SELBST, heißt natürlich informieren. Ein Wochenende reicht dafür, Videos von Saidi schauen und die entsprechenden Artikel lesen. Für gezielte Fragen das Forum nutzen, mehr braucht es nicht.

  • Man sollte dich hier erstmal loben, dass du zum Honorarberater gegangen bist und nicht zum Bankverkäufer!


    Jetzt wo dein Depot eingerichtet ist, könntest du natürlich trotzdem auf deinen Berater verzichten.


    Wenn du dich mit Berater wohler fühlst, dann lass es so. Wenn dir 1 % Gebühr zuviel sind, nimm deine Anlage in die eigene Hand!

  • Ich habe ohne Erfahrung angefangen, und habe mir damals gedacht, du brauchst sicher jemanden der von der Sache Ahnung hat. Das ging aber nicht lange gut, da ich schnell gemerkt habe, andere kochen auch nur mit Wasser. Ich habe mir damals ein Abo der Zeitschrift Finanztest zugelegt. Dort habe ich nach und nach das Wissen mir rausgelesen, was ich benötigt habe.

    Derzeit habe ich aktive Aktienfonds und Aktien-ETFs.Damit fühle ich mich wohl. Das Wohlfühlen kann bei jeden anders aussehen.

    Gruß


    Altsachse

  • Nun riet mir ein Freund, dass ich die angelegten Anteile umschichten solle in einen ETF und die jährliche Beratung kündigen solle, da es zu teuer sei. Zudem sagte er mir, es sei nicht sinnvoll sein Geld in drei verschiedene Fonds zu setzen, sondern der MSCI World würde reichen. In der Honorarberatung hatte man mir diese drei empfohlen, vor dem Hintergrund verschiedene Risikogruppen zu kombinieren: IE00B7T1D258, IE00BKPWG574, IE00BKV0W243

    Also zunächst mal, sollte man die Frage klären, warum Ihr (Honorarberater und Du) zu dieser Assetallokation gekommen seid! Grundsätzlich ist es nämlich völlig richtig verschiedene Anlageklassen zu mischen um das Risiko zu minimieren.

    Du hast 2 Aktien Fonds (ETF) und einen Anleihe-Fond in Deinem Depot. Anleihen machen m.E. aktuell nur Sinn, wenn größere Geldbeträge einigermaßen sicher verwahrt werden sollen. Bei Summen, die für uns DIY-Kleinanleger üblich sind, wählt man statt Anleihen lieber Tages- oder Festgeld im Rahmen der 100.000€ Einlagensicherung.

    Was denkt ihr, sollte ich der Empfehlung meines Freundes folgen? Und ist es überhaupt möglich, so einfach die Anteile z. B. in den MSCI zu überführen?

    Ich würde im Rahmen Deiner Risikoeinschätzung eine Umschichtung in Erwägung ziehen. Sprich welchen Anteil Deines Geldes willst Du sicher anlegen (Tages- bzw. Festgeld) und welchen Anteil willst Du risikoreich anlegen (Aktien-ETF)?

    Ja, der MSCI World für den Risikoteil ist völlig ok.

    Ich persönlich würde aber in einem Vanguard FTSE All World raten. Bei diesem ETF sind neben den Industriestaaten auch Schwellenländer enthalten (ca. 10% Anteil). Der FTSE All World ist also noch breiter diversifiziert als der MSCI World.

    Aber wie gesagt erst mal die eigene Risikobereitschaft ausloten, bevor man anfängt über das Produkt nachzudenken!


    Eine 'Überführung' von Deinen Wertpapieren in einem MSCI World oder FTSE All World ist nicht möglich.

    Du müsstest Die aktuellen Fonds- bzw. ETF-Anteile verkaufen und anschließend dann Deinen Wunsch ETF neu kaufen. Da spielen möglicherweise auch steuerliche Fragen eine Rolle, wobei Du wahrscheinlich aktuell deutlich in der Verlustzone stehen dürftest.

  • Hallo monstermania,


    danke für den hilfreichen Beitrag. Wir hatten zu Beginn mein Risikoprofil durch einen Test ermittelt und da wurde auch die entsprechende Allokation drauf aufgebaut. Ich hatte mir einen Honorarberater gesucht, der das Thema für mich aufbaut, da ich das Thema sehr anstrengend und ermüdend finde und am liebsten nichts damit zu tun hätte ;)


    Aber den Punkt mit den Anleihen kann ich nachvollziehen, denn wie du sagst dienen diese ja nicht für eine Gewinnmaximierung, sondern das Vermögen stabil zu halten.


    Der erste Teil des Portfolios gehört zu Dimensional, der Dritte ist ein emerging markets fund über Vanguard. Möglich wäre sonst auch, das Portfolio so zu belassen, nicht mehr weiter zu investieren und stattdessen ein neues aufzubauen, damit ich keine Verluste einfahre bzw. hohe Steuern mit der Umschichtung zahle. Ich habe erst letztes Jahr begonnen, so dass es vielleicht noch nicht zu spät ist?

  • Wir hatten zu Beginn mein Risikoprofil durch einen Test ermittelt und da wurde auch die entsprechende Allokation drauf aufgebaut.

    Soweit schon mal Alles richtig.

    Allerdings ist das mit dem persönlichen Risikoprofil so eine Sache. Mit steigernder finanzieller Erfahrung bzw. Selbstständigkeit verändert sich möglicherweise auch die persönliche Risikoeinschätzung. Was man kennt, verliert dann auch seinen Schrecken!


    Ich habe 2019 mit Börse und Aktien-ETF angefangen. Anfangs habe ich etwa 15% meines Vermögens investiert. Dann kam Corona und ich habe gemerkt, was mir der 'Verlust' von 35% vom Depotwert ausmacht (nämlich nix! ;)).

    Aktuell bin ich mit 60% meines Gesamtvermögens in Aktien-ETF investiert. Und die 'Verluste' des Jahres 2022 sind mir egal, obwohl der reine Geldbetrag der 22 verloren ging deutlich höher war als das was ich im Corona-Crash 'verloren' habe.

    'Verloren' habe ich natürlich aktuell gar nix. Sind ja 'nur' Buchverluste.:/

    Ich hatte mir einen Honorarberater gesucht, der das Thema für mich aufbaut, da ich das Thema sehr anstrengend und ermüdend finde und am liebsten nichts damit zu tun hätte ;)

    Ja, dann muss man halt bereit sein dafür zu zahlen. Entweder ein einmaliges Honorar oder eben die 'Gebühr' von 1% p.a.

    Ich hätte an Deiner Stelle lieber ein einmaliges Honorar gezahlt!!!

    Rechne Dir mal aus, was Dich 1% p.a. über die Jahre kosten. Und diese Gebühr bekommt Dein Honorarberater jedes Jahr unabhängig davon ob Du mit Deiner Geldanlage im jeweiligen Jahr Gewinne oder Verluste einfährst.

    Halte die Kosten möglichst niedrig, denn die Kosten sind so ziemlich das Einzige, was Du direkt beeinflussen kannst!

    Aber den Punkt mit den Anleihen kann ich nachvollziehen, denn wie du sagst dienen diese ja nicht für eine Gewinnmaximierung, sondern das Vermögen stabil zu halten.

    Anleihen machen m.E. erst dann Sinn, wenn das Vermögen eine entsprechende Größe erreicht hat. Bis zur gesetzlichen Einlagensicherung von 100.000€ pro Bankinstitut würde ich nicht in Anleihen investieren, sondern Fest- bzw. Tagesgeld nutzen.

    Aktuell habe ich bei einem deutlich 6-stelligen Gesamtvermögen keine Anleihen im Depot und habe in naher Zukunft auch nicht vor in Anleihen zu investieren.

    Keep it simple, stupid.

    Das bedeutet für mich ein weltweites Aktienportfolio als Risikoteil und einen Mix aus Tages- und Festgeld, BAV und alter Kapitallebensversicherung als 'sicherer' Vermögensanteil.

    Der erste Teil des Portfolios gehört zu Dimensional, der Dritte ist ein emerging markets fund über Vanguard.

    Die Produkte sind nicht das (Dein) Problem!

    Es reicht prinzipiell eine 1-ETF Lösung (z.B. Vanguard FTSE All World) und Fest- bzw. Tagesgeld. Dann baucht es nur noch Geduld und die Gelassenheit Deiner festgelegten Strategie zu folgen!

    That's it!

    Nur, mußt Du vom eigenen Weg überzeugt sein. Nur dann bleibst Du auch dabei, wenn es mal etwas holpriger an der Börse wird.

    Möglich wäre sonst auch, das Portfolio so zu belassen, nicht mehr weiter zu investieren und stattdessen ein neues aufzubauen, damit ich keine Verluste einfahre bzw. hohe Steuern mit der Umschichtung zahle. Ich habe erst letztes Jahr begonnen, so dass es vielleicht noch nicht zu spät ist?

    Nein!

    Überlege Dir in Ruhe, wie Du Deine eigene Strategie aufbauen willst. Und dann machst Du das ganz allein so, wie Du Dir das überlegt hast. Dann wird ein Depot aufgesetzt die Produkte gekauft die zu Deiner Anlagestrategie passen und gut ist es.

    Es nutzt Dir nix, wenn Du 2 Depots hast und ständig hin und her schielst. Geld was weg ist, ist weg und kommt auch nicht wieder! Verbuche so etwas als Lehrgeld.

    Und steuerliche Betrachtungen bringen Dich auch nicht wirklich weiter, wenn Du von Deiner Anlagestrategie nicht überzeugt bist.


    Mir hat das Buch von Albert Warnecke (Finanzwesir) geholfen meinen eigenen Weg zu gehen:

    https://www.amazon.de/Finanzwe…I6IjEuNDEifQ%3D%3D&sr=8-1


    Vor allem die kleinen Psychofallen in die man als Anleger immer wieder tappt unterscheiden das Buch m.E. von einem der passiven ETF-Standardwerke eines Herrn Kommer.

    Achtung: Inzwischen ist Herr Warnecke auch in die Richtung 'aktiver' Finanzberatung gewechselt. Das ändert aber m.E. nichts an der Qualität des Buchs!