Geldanlage "kurz" vor der Rente: Was mache ich jetzt?

  • Hallo,

    ich bin alleinstehend und besitze ein 26 Jahre altes EFH (schuldenfrei),

    ich bekäme mit 67 ca. 2.700 Euro staatliche Rente + ca. 500 Euro private Rente pro Monat,

    außerdem besitze ich ca. 150 TEUR in ETF und ca. 300 TEUR in Tages- und Festgeld (bis 12 Monate).

    Auf dem Vorsorgekonto der Cosmos-direkt liegen aktzuell ca. 85 TEUR.

    Für die Renovierung meines Hauses plane ich noch knapp 100 TEUR in der nächsten Zeit ein.

    Ich würde gerne so früh wie möglich in Rente gehen, d. h. mit 63 Jahren und einem Abzug von 14,4 %.

    Was soll ich jetzt mit dem Tages- und Festgeld und dem Vorsorgekonto der Cosmos machen?

    Viele Grüße!

  • Hallo Billy,


    willkommen im FT-Forum.


    Erstmal Glückwunsch zu deiner Sparleistung (1/2 Mio. Euro) plus Eigenheim plus eine sehr ordentliche GRV-Rente ??!


    Ich würde eigentlich alles so beibehalten. Deinen Notgroschen (Tagesgeld) bzw. Sicherheitsbaustein (Festgeld) finde ich ziemlich hoch. Aber wenn du ein großes Sicherheitsbedürfnis hast und eine größere Summe Liquidität für eine Sanierung deines EFH benötigst, ist das natürlich sinnvoll. Zwei Anmerkungen:

    Vorsorgekonto der Cosmos-direkt liegen aktzuell ca. 85 TEUR

    1. Um welche Anlageklasse handelt es sich hierbei?

    500 Euro private Rente pro Monat

    2. Hier würde ich mich unabhängig (Verbraucherzentrale, Honorarberater) beraten lassen, ob nicht eine Auszahlung in einer Summe günstiger ist, welche Steuern dabei anfallen (monatlich vs. Einmalbetrag) und die Summe evtl. in ETFs umschichten.


    Viele Grüße aus Leipzig

  • Hallo Billy-Ray,


    Glückwunsch zu diesen „Problemen“. Was Sie mit dem Geld machen sollen, hängt überwiegend von Ihrer weiteren Lebensplanung ab.

    Die 100k für die Renovierung des Hauses sollten je nach geplantem Termin auf Tages- und/oder Festgeld bleiben. Je nach Sicherheitsbedürfnis würde ich weitere 50-100k ebenfalls auf Tages- oder Festgeld lassen.

    Wollen Sie den „Rest“ verleben? Eine halbjährliche Weltreise mit dem Schiff kostet z.B. um die 50k usw. Oder wollen Sie zu Lebzeiten oder nach Ihrem Tod einen Erben glücklich machen?


    Bei nicht ganz so großen Summen habe ich mich entschieden, den „Rest“ in ausschüttenden ETF anzulegen. Die Erben freuen sich hoffentlich und ich freue mich über jede Ausschüttung.


    Gruß Pumphut

  • ich bekäme mit 67 ca. 2.700 Euro staatliche Rente

    Wild gemutmaßt wären das 2100 Euro mit 63.

    Davon ließen sich 350 Euro durch Sonderzahlungen (ca. 80.000 Euro) wieder auffüllen.


    Detaillierte Rechnungen kann die DRV aufmachen, falls gewünscht.

    Falls das eine Option ist, könnten Teile von Fest- und Tagesgeld dafür eingesetzt werden.

  • Erstmal danke für die vielen schnellen Tipps und Anmerkungen.

    @DarkSoul: bin fast 58 Jahre alt

    Thomaner: das Flexible Vorsorgekonto der Cosmos-direkt ist ein privates Rentenkonto mit Möglichkeit der kompletten einmaligen Auszahlung des Guthabens

    Pumphut: ich möchte ca. 1.000 Euro monatlich zusätzlich zu den Renten entnehmen können und bei Bedarf mal ein Auto o. ä. kaufen

    Referat Janders: zahle ich die 80 TEUR in meine Rentenkasse wer ein, brauche ich knapp 20 Jahre, um das eingezahlte Kapital wieder rauszubekommen - ist das ein guter Deal???

  • Hallo Billy-Ray,

    wie alt bist Du aktuell?

    Wie viele Beitragsjahre in der GRV??? hast Du aktuell?

    Wie viel Geld benötigst Du im Monat um davon gut leben zu können?

    Wie sieht Deine Planung für den Unruhestand aus (z.B. Reisen)?

    Ist es Dir wichtig, dass Vermögen erhalten bleibt, oder darf es auf einen kontinuierlichen Vermögensverzehr hinaus laufen?

  • Thomaner, dem Glückwunsch zur Sparleistung schließe ich mich gern an.


    Zur Antwort 2 hätte ich einen Vorschlag:

    Billy-Ray, bevor Du die VZ-Gebühren oder das Beraterhonorar ausgibst, erkundige Dich doch direkt beim Rentenversicherer (ebenfalls Cosmos-Direkt?) nach der alternativ möglichen Einmalzahlung und den jeweils fälligen Steuern. Diese Informationen erhältst Du kostenfrei.


    Dann diese Angaben zusammen mit dem bei Auszahlung(sbeginn) erreichten Lebensalter hier ins Forum schreiben und die Antworten abwarten, die nicht lange auf sich warten lassen werden.


    Was Du vom Forum nicht erwarten kannst, ist eine steuerliche Beratung inkl. Haftung (beides gibts aber auch nicht von der VZ) für Beratungsfehler, aber immerhin wirst Du lesen können, was Deine Mitforisten selbst machen würden, wenn sie an deiner Stelle wären.


    Und solltest Du Dich wider Erwarten dann doch noch nicht zwischen Einmalauszahlung und Rente entscheiden können, kannst Du ja immer noch die VZ oder den Honorarberater in Anspruch nehmen.


    Gruß

    Alexis

    Besuche bereiten immer Freude. Wenn nicht beim Kommen, dann beim Gehen.

    Altes portugiesisches Sprichwort, Quelle unbekannt




  • bin fast 58 Jahre alt

    Besteht die Möglichkeit die abschlagsfreie Rente mit 65 zu erhalten (45 Versicherungsjahre)?

    In diesem Fall wäre eine vorzeitige Rente mit 63 ungünstig, da trotzdem der volle Abschlag von 14,4% anfällt!

    ich möchte ca. 1.000 Euro monatlich zusätzlich zu den Renten entnehmen können und bei Bedarf mal ein Auto o. ä. kaufen

    Für eine sichere Entnahme von 1000€ (netto) pr Monat benötigt man ein Depotwert von rund 350.000€ (gemäß der 4% Regel!).

    Ich empfehle einen längeren Blick auf den Blog von Georg, der diverse unterschiedliche Entnahmestrategien durchgerechnet hat:

    https://www.finanzen-erklaert.…egory/entnahmestrategien/


    zahle ich die 80 TEUR in meine Rentenkasse wer ein, brauche ich knapp 20 Jahre, um das eingezahlte Kapital wieder rauszubekommen - ist das ein guter Deal???

    Wenn man nachher doch 100 wird, war es rein finanziell betrachtet, sicherlich ein lohnender Deal. Wenn man mit den 80K€ lieber ab 63 einige Reisen unternimmt, bis es das Alter nicht mehr zulässt, kann das rein von der Lebensqualität her ein wesentlich besserer Deal sein.:/

    Die Frage ist halt, ob man auf die höhere Rentenzahlung finanziell angewiesen ist, oder ob man auch mit der kleineren Rente im hohen Alter über die Runden kommt.

  • Falls die vorgezogene Rente ohne Abschläge möglich ist, könnte man ja auch prüfen, ob Altersteilzeit eine Idee wäre.


    Wenn es mit 65 abschlagsfrei in Rente gehen würde, dann ließe sich ja ggf. auch ATZ im Blockmodell mit dem AG aushandeln, dann wäre man praktisch mit 63 zuhause, hätte aber keine Abschläge in der Rente.


    Ansonsten ließe sich auch von jedem anderen Rentenbeginn rückwärts rechnen, auch wenn ich bezweifeln würde, dass der AG eine 9-jährige ATZ anbietet. ;)

  • zahle ich die 80 TEUR in meine Rentenkasse wer ein, brauche ich knapp 20 Jahre, um das eingezahlte Kapital wieder rauszubekommen - ist das ein guter Deal???

    Das kommt darauf an auf wieviele Jahre du die Zahlungen streckst, Zahlungen unterhalb der Grenze zur Altersvorsorge (momentan Rund 25k abzüglich deiner normalen Beiträge) würden etwa zu 40% durch die Steuerrückzahlung ausgeglichen.

  • Hallo Billy-Ray,


    ich bin etwa im gleichen Alter und habe mir ähnliche Fragen gestellt. Wenn Du alleinstehend bist, hast Du bestimmt auch keine Kinder zu versorgen bzw. an die Du Dein Vermögen vererben willst.


    Tages-/Festgeld:

    A) Einen Teil solltest Du für eine Einzahlung in die gesetzliche Rente nutzen. Das ist für Dich äußerst interessant:

    1. weil sie einen gewissen Schutz vor Inflation sichert im Gegensatz zu den Zinsen auf Tages-Festgeld. Das ist gerade für uns Bald-Rentner wichtig, damit das Geld nicht zerrinnt.

    2. weil wenn Du nichts vererben möchtest, es eigentlich irrelevant ist, ob das Geld auf dem Festgeldkonto ist oder Dir von der gesetzlichen RV monatlich ausgezahlt wird. Wenn Du mit 67 die Augen zu machst, kannst Du mit dem Geld auf dem Festgeldkonto nix mehr machen.

    3. weil die (aktuelle) Verzinsung bei der gesetzlichen RV höher ist als Tagesgeld.

    4. weil Einzahlungen zum Teil bei der Steuer geltend machen kannst.

    Auf jeden Fall einen Antrag aus Auskunft für die Sonderzahlung bei der DRV stellen: V0210 - Antrag auf Auskunft über die Höhe der Beitragszahlung zum Ausgleich einer Rentenminderung bei vorzeitiger Inanspruchnahme einer Rente wegen Alters

    Tipp: die Nachzahlung über mehrere Jahre strecken, dann ist es steuerlich meistens interessanter. Du bist nicht verpflichtet, einzuzahlen und kannst stoppen falls die Renovierung des Hauses teurer wird.

    5. Tipp aus eigener Erfahrung: wenn Dir irgendwann mal ein Betreuer vor die Nase gesetzt wird, das ist bei alleinstehenden Personen im Alter schon mal der Fall, besteht keine Gefahr, dass der Betreuer das Tagesgeld "durchbringt".

    B) Einen anderen Teil des Tages- und Festgeldes solltest Du behalten und für Urlaube und Häuschen nutzen.


    Vorsorgekonto Cosmos Direkt:

    Hier musst man wirklich genau hinschauen, da in der Vergangenheit die Produkte, die bei Cosmos unter "Vorsorgekonto" gelaufen unterschiedlich waren.

    Handelt es sich nur um ein "Festgeld" oder ist es eine "Lebens-/Rentenversicherung"? Bei der LV/RV ist dann zu klären, mit welchem Alter spätestens und ob eine Verrentung interessant wäre? Wie hoch der Verrentungsfaktor ist usw.


    Handelt es sich nur um "Festgeld" kannst Du überlegen, ob Du nicht in ausschüttende Mischfonds (Multi-Asset-ETF) mit mind. 50% Aktien (z.B. Vanguard LifeStrategy 60%) investieren willst. Diese ETFs investieren in ein Portfolio aus Aktien ETFs und Anleihe ETFs und unterliegen geringen Kursschwankungen als reine Aktien ETFs und sind aber breit gestreut. Die Kosten sind überschaubar. Vorsicht: Der Anleiheanteil sollte möglichst ETFs mit in EURO-lautende Anleihen investiert sein, damit Du nicht noch ein Währungsrisiko tragen musst. Das ist z.B. beim Vanguard der Fall. So besserst Du die monatliche Rente noch etwas auf und beim späteren Verkauf der ETFs sind Gewinne steuerlich etwas günstiger (Teilfreistellung 30%) als reine Anleihe ETFs (keine Teilfreistellung). Außerdem macht es im Alter weniger Mühe. Solche Multi-Asset-ETFs sind in den USA bei Rentnern beliebt. Leider ist die Auswahl in Deutschland noch sehr überschaubar.


    Ich hoffe, dass ich Dir helfen konnte bei Deinen Überlegungen.

  • Hallo 7chris , in vielen deiner Aussagen gehe ich mit, allerdings bin ich bei Mischfonds sehr skeptisch.... hier würde ich für Geld was länger (die berühmten 15+ Jahre) nicht gebraucht wird lieber einen weltweiten Aktien ETF nehmen und den Sicherheitsbaustein mit Fest/Tagesgeld füttern. Als es Finanztip noch nicht gab, habe ich mich nach "Beratung" auch zu einem Mischfond breit schlagen lassen, war ein Debakel....

  • außerdem besitze ich ca. 150 TEUR in ETF und ca. 300 TEUR in Tages- und Festgeld (bis 12 Monate).

    Auf dem Vorsorgekonto der Cosmos-direkt liegen aktzuell ca. 85 TEUR.

    Für die Renovierung meines Hauses plane ich noch knapp 100 TEUR in der nächsten Zeit ein.

    Ich würde gerne so früh wie möglich in Rente gehen, d. h. mit 63 Jahren und einem Abzug von 14,4 %.

    Was soll ich jetzt mit dem Tages- und Festgeld und dem Vorsorgekonto der Cosmos machen?

    Billy-Ray

    Bezüglich der Höhe deines Tages- und Festgelds ist dein Sicherheitsgefühl ausschlaggebend. Mir wäre dieser Anteil definitiv zu hoch, aber wenn es sich für dich gut anfühlt …


    Bei so viel Rücklagen würde mir an deiner Stelle ein Teil des Geldes nehmen und damit Sonderzahlungen für die Gesetzliche Rentenversicherung leisten, um den 14,4%igen Abschlag bei Rentenbeginn mit 63 zu vermeiden.


    Und nochmal prüfen, ob 100.000 € wirklich für die Sanierung/Renovierung Deiner Immobilie ausreichen - die Preise/Handwerkerkosten sind enorm gestiegen!