ETF - Anfängerfragen

  • Hallo,


    ich möchte 10k€ in einen ETF investieren und danach mit monatlichen Sparraten von ca. 500€ einen Sparplan besparen. Mein Anlagehorizont sind >30 Jahre.


    Ich habe mich eingelesen, aber noch ein paar letzte Fragen, zu denen ich mich über eine Einschätzung freuen würde.


    Grundsätzliches zu ETF

    Ich würde gerne genau verstehen, was ich kaufe. Mein bisheriges Verständnis ist: Ich kaufe Anteile eines Fonds, der wiederum (sofern er physisch replizierend ist) Aktien der im zugrunde liegenden Index gelisteten Unternehmen kauft. Diese Aktien hält der Fonds als Sondervermögen, also so, dass es von der Insolvenzmasse (sollte der Fonds insolvent gehen) getrennt ist. Den Anteil am Fonds hält mein Broker, ebenfalls als Sondervermögen, so dass es im Insolvenzfall (des Brokers) nicht betroffen ist.

    Wenn ich meine Einlagen liquidieren will, dann verkaufe ich meine Anteile des Fonds (was bedeutet, dass es dafür einen entsprechenden Markt, also auch eine Nachfrage geben muss). Soweit richtig?


    Gibt es die Möglichkeit, direkt den Fonds zu beauftragen, die für mich gehaltenen Aktien zu verkaufen?

    Was passiert, wenn der Fonds aufgelöst/eingestellt wird? Die gehaltenen Aktien werden verkauft und der Erlös an die am Fonds beteiligten ausgezahlt?


    Welche ETFs?

    Die zentrale Frage: In welchen ETF investieren? Ich möchte möglichst breit gestreut investieren, so dass grds. ETFs in Frage kommen, die den FTSE All World oder den MSCI All Country World nachbilden. Bei Reddit wird der Vanguard FTSE All World sehr gelobt, allerdings ist der Kommentar drei Jahre alt. Ich habe an sich auch eine Präferenz für den FTSE All World, da er breiter streut als der MSCI All Country World (4.200 Unternehmen v. 2.900 Unternehmen). Auf Seiten wie Finanzfluss oder Finanztip scheint - ohne dass mir klar wird warum - ETFs auf den MSCI mehr im Mittelpunkt stehen. Gibt es etwas, das gegen den Vanguard und für den MSCI ACWI spräche?


    2. Beimischung Emerging Markets


    Der Vanguard FTSE All World enthält wie ich gelesen habe nur ca. 10% (gibt es hierfür eine offizielle Quelle, der Fondbeschreibung kann ich das nicht entnehmen) Aktien aus Emerging Markets. Ich hätte jedoch am Ende in meinem Portfolio gerne ca 20-25% Emerging Markets, denn mir erscheinen (insbesondere über einen Anlagezeitraum von 30+ Jahren) die EM unterrepräsentiert und vor allem auch die USA stark überrepräsentiert.



    In dem bereits erwähnten Beitrag, der den Vanguard FTSE All-World so pusht gibt es einen Hinweis auf einen - inzwischen leider gelöschten - Beitrag, der sich kritisch zu einer erhöhten EM-Beimischung verhält - und irgendwas wird sich ja auch FTSE dabei gedacht haben, die EM nur mit 10% zu berücksichtigen. Deshalb frage ich mich: Was spricht gegen eine solche Beimischung sprechen?


    Ich gehe von der Hypothese aus, dass A1JX52 (all country) in genau die gleichen Aktien investiert wie A12CX1 (FTSE Developed) und A1JX51 (FTSE EM) kombiniert. Stimmt das?

    Falls ja, gibt es zwei Optionen, um im Portfolio 25% EM-Aktien zu halten:

    • Option 1: A1JX52 (all country) mit dem A1JX51 (FTSE EM) kombiniert im Verhältnis 83/17
    • Option 2: A12CX1 (FTSE Developed) mit A1JX51 (FTSE EM) kombiniert im Verhältnis 75/25.


    Welche Option erscheint euch besser? Während A1JX52 (all country) und A1JX51 (FTSE EM) eine TER von 0.22 haben, hat A12CX1 (FTSE Developed) eine TER von nur 0.12, weshalb mit Option 2 billiger erscheint - allerdings den Nachteil hat, dass das Fondvolumen und vermutlich auch die Liquidität des A12CX1 (FTSE Developed) niedriger ist als die des A1JX52 (all country).


    3. Acc oder Dis


    Um den Steuerfreibetrag von 1.000€ auszunutzen, würde ich vorerst in einen dividendenausschüttenden ETF investieren. Dieser Freibetrag wird (bei 2% Dividende/Jahr unter Berücksichtigung der aktuellen Teilfreistellungsquote) erst ab 70.000€ Anlagekapital überschritten. Dann würde ich auf die jeweiligen thesaurierenden Fonds umstellen.

    Ich würde das Besparen der ausschüttenden Fonds dann einfach einstellen und stattdessen neu anfangen, die jeweils thesaurierende Variante der Fonds zu besparen. Muss ich irgendetwas beachten?



    4. Welcher Broker


    Ich habe noch keinen Broker und überlege zur ING zu gehen: Im engeren Rennen wären nach dieser Übersicht auch Scalable und Trade Republic, die beiden haben aber deutlich negativere Reviews und sie sind mir generell weniger geheuer als die ING. Mit Einzelaktien will ich nicht handeln - und falls doch könnte ich mir ja später immer noch ein zusätzliches Depot holen.


    Allerdings wollte ich gestern und heute die ING telefonisch erreichen, um die Hotline zu testen und eine Frage zur Preisgestaltung loszuwerden. Daran bin ich gescheitert. Die Menüführung in der Hotline (“Drücken Sie die 3 für Thema X” etc) war grauenhaft und zirkulär, die Wartezeit sollte einmal 20, einmal 30 Minuten betragen. Die ING begründete das mit einem zur Zeit sehr hohen Aufkommen an Anrufen wegen der neu eingeführten 3%-Aktion für Tagesgeld.


    Habt Ihr Erfahrungen mit der ING/Ihrer Hotline? Bin ich dort gut aufgehoben?


    TL;DR:


    Ich möchte 10k und dann monatlich 500€ anlegen, mein Anlagezeitraum sind >30 Jahre.


    1. FTSE oder MSCI-ETF?
    2. Wie mische ich mir am besten 25% Emerging Markets ins Portfolio mit einem FTSE-ETF:
      1. Option 1: A1JX52 (all country) mit dem A1JX51 (FTSE EM) kombiniert im Verhältnis 83/17
      2. Option 2: A12CX1 (FTSE Developed) mit A1JX51 (FTSE EM) kombiniert im Verhältnis 75/25.
    3. Ist beim Anlegen oder der Wahl des Brokers irgendetwas zusätzlich zu beachten, wenn ich erst einmal einen ausschüttenden ETF besparen will, um den Freibetrag zu nutzen?
    4. Ist ING für meine Zwecke der optimale Broker?


    Herzlichen Dank für die Hilfe

  • Grundsätzliches zu ETF

    Ich würde gerne genau verstehen, was ich kaufe. Mein bisheriges Verständnis ist: Ich kaufe Anteile eines Fonds, der wiederum (sofern er physisch replizierend ist) Aktien der im zugrunde liegenden Index gelisteten Unternehmen kauft. Diese Aktien hält der Fonds als Sondervermögen, also so, dass es von der Insolvenzmasse (sollte der Fonds insolvent gehen) getrennt ist. Den Anteil am Fonds hält mein Broker, ebenfalls als Sondervermögen, so dass es im Insolvenzfall (des Brokers) nicht betroffen ist.

    Wenn ich meine Einlagen liquidieren will, dann verkaufe ich meine Anteile des Fonds (was bedeutet, dass es dafür einen entsprechenden Markt, also auch eine Nachfrage geben muss). Soweit richtig?


    Im Übertragenden Sinne: Aktien sind real und gehören dir. Du verlierst nichts in deinem bankschließfach, wenn die Bank pleite geht.


    Zitat

    Gibt es die Möglichkeit, direkt den Fonds zu beauftragen, die für mich gehaltenen Aktien zu verkaufen?

    Was passiert, wenn der Fonds aufgelöst/eingestellt wird? Die gehaltenen Aktien werden verkauft und der Erlös an die am Fonds beteiligten ausgezahlt?


    Entweder der Fonds wird in einen anderen ETF überführt oder die Anteile verkauft und das Geld dir guteschrieben.


    Die anderen Fragen kann wer anders machen oder du schaust einfach weiter die Videos von Finanztipp. Ist jetzt nicht so, dass das nicht jeden Monat mehrfach gefragt wird. ;)

  • und irgendwas wird sich ja auch FTSE dabei gedacht haben, die EM nur mit 10% zu berücksichtigen.

    Ne. Die denken sich gar nichts dabei. Das ist ja der Sinn der Sache.

    Die Gewichten die EM stur nach ihrer Marktkapitalisierung. So wie jede andere Region / Sektor / Aktie im ETF auch.

    Sollten die EM irgendwann mal eine höhere Marktkapitalisierung erreichen, wird der Anteil auch entsprechend im FTSE all world erhöht.

  • Hallo Santiago und willkommen im FT Forum, die Börsenregel Nummer 1 sagt aus, investiere nur in Produkte die du zu 100% nachvollziehen kannst.

    Also, das momentane Wetter nutzen und die Seiten von FT genau studieren, dort sind alle Deine Fragen genau erklärt. Weiterhin macht es Sinn die Videos zu den Themen von Saidi bei YouTube zu schauen. Sollten dann noch Fragen auftreten kann man hier im Forum nachfragen, Grundwissen aufbauen, geht am Besten wie oben beschrieben.

  • Ganz ehrlich: Du läufst Gefahr, Overanalyzing zu betreiben und daher nicht anzufangen:


    Nimm den FTSE All World oder den MSCI ACWI IM, nimm die ING oder irgendeinen anderen günstigen Broker oder Direktbank und fertig. Die 1 ETF Lösung erspart dir das Rebalancing innerhalb dieser Asset Klasse.


    Selbst wenn Du das ganze Vorhaben durchoptimieren wollen würdest inkl Glaskugel, dann macht das vielleicht 0,x Prozent Rendite aus.


    Mach's Dir also nicht zu kompliziert - gut informieren, Kommer und/oder Finanzwesir lesen und dann loslegen.