Ich habe eine Frage zum Thema Vorabpauschale.
Die letzten Jahre über fiel ja keine Vorabpauschale an (wegen negativen Basiszinses). Am 2. Januar 2023 wurde der Basiszins aber auf 2,55% festgelegt. Was heißt das, wenn wir uns jetzt beispielhaft zwei fiktive Depots ansehen?
Beispiel A (der Einfachheit halber ohne Käufe/Verkäufe unterjährig):
31.12.2022: Anlagesumme 10.000 EUR, Depotwert 8.450,00 EUR (also 15,5% im Minus)
01.01.2023: Anlagesumme 10.000 EUR, Depotwert 8.500 EUR (15% im Minus)
31.12.2023: Anlagesumme immer noch 10.000 EUR, Depotwert 9.500 EUR (also immer noch 500 EUR, d.h. 5% im Minus, aber 1.000 EUR im Plus gegenüber Anfang 2023)
Beispiel B (auch hier der Einfachheit halber ohne Käufe/Verkäufe unterjährig):
31.12.2022: Anlagesumme 5.000 EUR, Depotwert 8.450 EUR (also mit 69% deutlich im Plus, aber angefangen zu investieren zu Zeiten negativen Basiszinses, deshalb bisher nichts davon versteuert)
01.01.2023: Anlagesumme 5.000 EUR, Depotwert 8.500 EUR (70% im Plus)
31.12.2023: Anlagesumme immer noch 5.000 EUR, Depotwert 9.500 EUR (also 90% im Plus, aber nur 1.000 EUR im Plus gegenüber Anfang 2023)
Kann das wirklich sein, dass in beiden Beispielfällen für 2023 die gleiche Vorabpauschale (nämlich auf die Differenz von 1.000 EUR - 8.500 EUR Jahresanfang vs. 9.500 EUR Jahresende -) anfällt?
Ist das einfach die logische Folge daraus, dass die Vorabpauschale die letzten Jahre bei null lag (so dass Anleger B bisher nichts versteuern musste)?
Klar, es ist nur ein Steuerstundungseffekt, irgendwann bei Verkauf wird ohnehin abgerechnet (und dann Anleger B auch die "ersten 70%" Rendite versteuern, und Anleger A muss ggf. weniger zahlen, weil er schon mehr über die Vorabpauschale gezahlt hat). Aber bis dahin bedeutet das doch, dass Anleger B Steuer auf enorme Gewinne gestundet bekommt, während Anleger A Steuern zahlt, obwohl seine Anlage noch komplett im Minus ist. Ist das wirklich so?