Depotübertrag

  • Hallo zusammen,


    vor einigen Jahren haben meine Eltern ein Depot (welches aus 3 Fonds besteht) bei Ebase über einen Vermittler für mich angelegt. Ich möchte das Depot aufgrund zu hoher Kosten nun gerne wechseln (nicht kündigen). In der Kosteninformation für das Jahr 2022 steht bei Punkt 3 "Zuwendungen" folgendes:


    von dritten an Ebase gewähre Zuwendungen: 51,33 € (0,77%)

    davon laufende Vertriebsprovisionen 51,33 €


    von Ebase an dritte gewährte Zuwendungen: 70,35 € (1,06%)

    davon laufenden Vertriebsprovision 44,68 €

    Vertriebsprovision 25,67 €


    Da ich mich erst seit kurzem mit dem Thema Finanzen beschäftigte, bin ich mir unsicher, ob ich diese Vertriebsprovisionen auch bei einem Depotwechsel (zu Scalable Capital) weiterhin zahlen muss?

    Zudem wird mir bei allen drei Fonds in meinem Depot angezeigt, dass es eine Transaktionssperre gibt - also das ich weder kaufen, verkaufen noch umschichten kann. Daher frage ich mich, ob es überhaupt möglich ist, das Depot zu einem anderen Anbieter zu wechseln?


    Vielen Dank im Voraus für Eure Hilfe.


    Viele Grüße

    Michi

  • vor einigen Jahren haben meine Eltern ein Depot (welches aus 3 Fonds besteht) bei Ebase über einen Vermittler für mich angelegt. Ich möchte das Depot aufgrund zu hoher Kosten nun gerne wechseln (nicht kündigen).

    Letztlich doch.

    Du möchtest ein Depot bei einer anderen Bank eröffnen, Deine Papiere dorthin übertragen und dann das Depot bei ebase schließen, also kündigen. ebase hat gerade umfirmiert. Wenn ich deren Webseite richtig interpretiere, wollen sie kein Endkundengeschäft mehr.

    Manchmal verwirrt Transparenz den unbefangenen Betrachter. Bei herkömmlichen Fonds ist es üblich, daß der Verkäufer eine sog. "Bestandsprovision" bekommt, solange der Käufer den Fonds hält. Auch ein Grund, warum ein kostenbewußter Geldanleger solche Produkte nicht kaufen sollte. Diese Provision liegt nicht an einer bestimmten Depotbank, sondern steckt im Fonds drin.


    Verrate doch mal die ISINs der betreffenden Fonds, dann kann man mehr dazu sagen.

    Da ich mich erst seit kurzem mit dem Thema Finanzen beschäftigte, bin ich mir unsicher, ob ich diese Vertriebsprovisionen auch bei einem Depotwechsel (zu Scalable Capital) weiterhin zahlen muss?

    Vermutlich ja.

    Zudem wird mir bei allen drei Fonds in meinem Depot angezeigt, dass es eine Transaktionssperre gibt - also das ich weder kaufen, verkaufen noch umschichten kann. Daher frage ich mich, ob es überhaupt möglich ist, das Depot zu einem anderen Anbieter zu wechseln?

    Meine Kristallkugel ist heute so trübe. :(


    Warum das so ist, kann von uns hier keiner wissen und kleiner klären. Ruf doch mal bei Deiner Bank an und frag! Liegt das vielleicht daran, daß Du die Fonds nicht selbst, sondern über einen Vermittler gekauft hast?

  • Hallo Michi1234 , sind das aktive Fonds? Die Kosten stecken in den Fonds und wandern mit zum neuen Broker. Schau am besten erst, was für Fonds für Dich langfristig die richtigen sind. Dann suchst Du Dir den passenden Broker und als letztes machst Du Dir Gedanken, wie Du von der alten Umgebung in die neue kommst.


    Die Transaktionssperre liegt eventuell daran, dass das über den Vermittler eingerichtet wurde. Frag mal bei dem und lass Dich von dem dabei nicht beschwatzen! Sonst kannst Du auch bei eBase nachfragen, aber der Vermittler ist normal besser zu erreichen.

  • Vielen Dank erstmal für die ganzen Infos!


    Hier die ISINs:

    LU0052756011

    DE0006791809

    LU0114760746


    Bzgl. der Transaktionssperre habe ich meinen Vermittler gestern Abend auch nochmal per Mail gefragt. Er hat mir eben geantwortet, dass eine Sperre lediglich auf dem DE0006791809 liegt. Die anderen Fonds sind frei handelbar. Allerdings müsste ich noch eine Freischaltung für den Online-Handel per Formular beantragen.


    Mir ist bewusst, dass ich hier kein optimales "Produkt" habe - vor allem wenn ich mir die hohen Kosten angucke... Würde es sich denn überhaupt "lohnen" die Fonds zu übertragen oder wäre es sinnvoller, wenn ich das Depot kündige, mir die Summe auszahlen lasse und bspw. in einen ETF investiere?

  • Auf jeden Fall letzteres, als Anleger kann man ausschließlich bei den Kosten sparen, ansonsten ist man vom Markt abhängig. Wenn man das auf den Anlagezeitraum hochrechnet kommt ein hübsches Sümmchen zusammen.

  • DE0006791809 ist der KanAm grundinvest Fonds, ein offener Immobilienfonds. Dort gelten spezielle Regeln bei der Rückgabe (Mindesthaltedauer, Kündigungsfrist etc.). Rückgabe meint dabei die Rückgabe an die Fondsgesellschaft. Alternativ kannst Du die die Anteile auch über die Börse verkaufen.


    Es kann sein, dass eBase nur die Rückgabe an den Anbieter und nicht den Verkauf über die Börse anbietet. Dann musst Du entweder die Rückgabe-Regeln einhalten (und wahrscheinlich mindestens 12 Monate warten) oder die Anteile erst in ein anderes Depot verschieben um sie dann doch über die Börse verkaufen.


    https://de.bergfuerst.com/ratg…enimmobilienfondsbeachten beschreibt das recht ausführlich.

  • Bzgl. der Transaktionssperre habe ich meinen Vermittler gestern Abend auch nochmal per Mail gefragt. Er hat mir eben geantwortet, dass eine Sperre lediglich auf dem DE0006791809 liegt. Die anderen Fonds sind frei handelbar.

    Ich würde es nicht akzeptieren, daß auf meinem Geld eine Transaktionssperre liegt, die von irgendwelchen anderen Leuten eingerichtet worden ist.

    Mir ist bewusst, dass ich hier kein optimales "Produkt" habe - vor allem, wenn ich mir die hohen Kosten angucke.

    Aktive Fonds halt. Diese Kosten sind in diesem Bereich nicht außergewöhnlich.

    Würde es sich denn überhaupt "lohnen", die Fonds zu übertragen oder wäre es sinnvoller, wenn ich das Depot kündige, mir die Summe auszahlen lasse und bspw. in einen ETF investiere?

    Zuviele Fragen in einem Satz.


    Generell spart es dem Anleger Geld, wenn er aktive Fonds vermeidet und stattdessen passive Fonds kauft, wenngleich es aktive Fonds gibt, die trotz ihrem Kostenrucksack mit passiven Fonds mithalten können.


    Du hast die Abläufe noch nicht begriffen. Ein Depot ist ein Behälter, in dem etwas drin ist, mehr nicht. Vergleiche einen Depotumzug mit einem Wohnungsumzug: Die Kündigung der alten Wohnung ist nicht der wesentliche Punkt (wenngleich er meistens am Ende des Ablaufes steht), sondern der Verkauf Deiner Möbel bzw. der Transport derselben in die neue Wohnung.


    Wenn Du ein Teuerdepot hast (wie das vermutlich der Fall ist, Du hast Deine Bank nicht genannt) und die dort lagernden Papiere auch anderswo handelbar sind, ist es in der Regel der kostengünstigere Weg, die Papiere zum neuen Depot zu übertragen und dort dann zu verkaufen, wenn Du das willst, oder sie ohne Depotgebühr dort weiter zu lagern.


    Ob Du die bisherigen Papiere umsetzt oder nicht, steht auf einem zweiten Blatt. Um zum obigen Beispiel zurückzukommen: Du kannst bei einem Wohnungsumzug Deinen Hausrat verkaufen und in der neuen Wohnung komplett neu anfangen. Du kannst aber auch in der neuen Wohnung mit den alten Möbeln weiterleben.


    Wohnungsumzug und neue Möbel müssen nicht zwangsläufig miteinander verbunden werden.

  • Dass eBase (nun "FNZ" - Slogan "Das FuNZt!") das eigene Endkundengeschäft aufgeben will, kann ich nicht finden.


    Aber richtig ist, dass sowohl eBase als auch die übernommene Augsburger Aktienbank schon immer einen größeren Teil des Geschäftes über Partner wie die klassischen kleineren Finanzberater aber mit sog. Fondsdiscountern gemacht haben. Der Kunde bekommt bei denen die Fonds mit verringertem oder ganz ohne Ausgabeaufschlag. Das Geschäftsmodell für die Partner sieht so aus, dass sich Plattform, Finanzberater bzw. Fondsdiscounter sich die Provisionen teilen und im Extremfall sogar dem Kunden etwas abgeben! Das wird Partnern als White-Label-Lösung angeboten, so dass Pantoffelheldendepotverwaltung KG a.A. draufstehen und FNZ drin sein kann. Das Modell funktioniert allerdings nur bei aktiven Fonds und nicht bei ETF, da dort keine verteilbare Kostenblöcke in einem dieses Geschäftsmodell erlaubenden Maß enthalten sind.

  • Danke Achim Weiss für die anschauliche und verständliche Erklärung.


    Ich habe gerade bei Ebase (mittlerweile eigentlich FNZ-Bank angerufen). Der Immobilien-Fonds ist geschlossen, weil insolvent. Daher kommt auch die Transaktionssperre (von der ich alles andere als begeistert bin). Die Dame am Telefon sagte, dass ich den Fonds (mit vollen Anteilen) in ein neues Depot übertragen und über die Börse verkaufen kann (dies wurde weiter oben in der Unterhaltung schon einmal vorgeschlagen bzw. angedacht). Eigentlich möchte ich die Fonds aufgrund der hohen Kosten (zahle sogar Depotführungsgebühr 1/4 jährlich) und der neuen Infos mittlerweile lieber verkaufen.

    Macht es aus Eurer Sicht mehr Sinn dies über Ebase abzuwickeln oder tatsächlich den Weg zu gehen, die Fonds in ein neues Depot zu übertragen und an der Börse zu verkaufen?

  • Dass eBase (nun "FNZ" - Slogan "Das FuNZt!") das eigene Endkundengeschäft aufgeben will, kann ich nicht finden.

    Du kannst aber anderseits auch keine Möglichkeit finden, dort als Privatmann ein Depot zu eröffnen.


    Unter "Wir über uns" steht:


    „Als eine der führenden B2B-Direktbanken in Deutschland bieten wir unseren Partnern innovative Lösungen für intelligentes Vermögensmanagement. So helfen wir deren Kunden, ihre finanziellen Ziele zu erreichen.“


    Mag sein, daß die Bank auch private Direktkunden hat (oder noch hat), beworben wird das aber auf der Webseite jedenfalls nicht.

  • Macht es aus Eurer Sicht mehr Sinn dies über Ebase abzuwickeln oder tatsächlich den Weg zu gehen, die Fonds in ein neues Depot zu übertragen und an der Börse zu verkaufen?


    Da du den Immobilienfonds ja sowieso nicht bei eBase verkaufen kannst musst du den ja eh übertragen.

    Depotauflösung mit Übertrag auf dein neues Depot beauftragen und dann aus dem neuen Depot verkaufen, so würde ich es machen.


    Vorher aber zwingend überprüfen ob die Fonds auch bei deinem jetzigen Broker wirklich handelbar sind.


    Viel Erfolg.

  • Da tobt sich wieder viel Ahnungslosigkeit aus. Der KanAm Grundinvest ist nicht insovent, sondern aufgelöst und wird abgewickelt. Und das nicht erst seit gestern, sondern seit Anfang 2012. Die Anteilswerte gehen seitdem natürlich kontinuierlich nach unten, denn seit 2012 gab es 22 Ausschüttungen an die Anteilseigner, mit denen insgesamt 44,83 € pro Anteil ausgezahlt wurden. Und die Abwicklung neigt sich dem Ende zu, sämtliche Immobilien sind inzwischen verkauft. Der aktuelle Inventarwert pro Anteil beträgt noch 2,50 € und das Fondsvermögen am 30.06.2023 noch rund 180 Mio. €, nachdem in den zwölf Monaten davor noch rund 100 Mio. € an die Anteilseigner ausgezahlt worden waren. Vor dem Auflösungsbeschluss lag der Anteilswert übrigens unter 40 €, Geld verloren haben die Anleger also nicht, sie konnten die Anteile nur eben jahrelang nicht zurück geben. Aber das ist bei offenen Immobilienfonds nun mal ein Risiko, dessen man sich bewusst sein muss.


    Dass ein Fonds aufgelöst und abgewickelt wird, kann übrigens auch bei einem Aktien-ETF passieren. Da dauert die Abwicklung dann allerdings nur zwei bis drei Jahre, ein Aktienbestand lässt sich halt innerhalb von Tagen verkaufen, bei Immobilien kann es etwas langwieriger sein.

  • Hier kannst du die Performance deiner Fonds mit einem All-World-ETF vergleichen und mal mit den Zeiträumen spielen: ...

    Es ist nicht ganz fair, Mischfonds und Immofonds mit Aktenfonds zu vergleichen, gerade in Hausse-Zeiten nicht. Es können für Aktien auch schlechtere Zeiten kommen, und dann sieht der Vergleich möglicherweise anders aus.


    Es geht eigentlich kein Weg daran vorbei, sich selber Gedanken übers eigene Geld zu machen. Das Delegieren an andere, selbst an den "emotionslosen Robo", bringt nicht die von vielen Deutschen so heiß ersehnte "Sicherheit".

  • Danke an alle für die hilfreichen Infos!


    Ich muss aber nochmal nachhaken, weil ich es noch nicht ganz verstehe. Was ist der Unterschied ob ich die Fonds (ausgenommen der KanAm) über Ebase oder alle in ein neues Depot übertrage und über die Börse verkaufe. Gibt es da Vor- bzw. Nachteile für mich oder spielt es letztendlich keine Rolle, auf welchem Weg ich die Fonds verkaufe.


    (Randnotiz: Das Depot bei Ebase kann ich lt. Telefonauskunft trotzdem nicht kündigen, weil der KanAm-Fonds (wie die anderen auch) nur mit vollen Anteilen übertragen wird. Die Bruchteile des KanAm, werden allerdings nicht ausgezahlt, sondern verbleiben im Depot, bis der Fonds abgewickelt ist - erst dann kann auch das Depot endgültig gekündigt werden).