Alter Riestervertrag, Ruhen, Laufenlassen, oder erhöhen?

  • Hallo zusammen.

    Irgendwie interessiere ich mich seit diesem Jahr für meine Finanzen, das wirft leider sehr viele Fragen auf.

    Hier soll es um eine Riester gehen, ich habe keine Ahnung was ich mit dem Teil anstelle.


    Folgende Situation.

    Einkommen >80k€/Jahr

    Ledig, 1Kind, welches aber Kindergeldtechnisch der Mutter zugeordnet ist.

    Alter: 40Jahre

    Rentenziel: Anfang 60 (hoffentlich)


    Der Riestervertrag Abgeschlossen federführend durch meine Eltern, die sich mit sowas auch nicht auskennen.

    -Abschluss 2002,

    -Zürich Versicherung

    -Aktienorientiert "Portfolie Europa"

    -Ablaufdatum Flexibel, wenn ich zwischen 60-66Jahre alt bin.

    -Aktuell zahle ich seit 10Jahre 30€/Monat ein und bekomme nur die Grundzulage (es gibt keinen Grund warum 30€, ist einfach so)

    -Garantiezins 3,25%, auch wenn man den Montatsbeitrag ändert, bleibt der Zienssatz

    -Text aus dem Vertrag "Ein Teil des Beitrags dient der Deckung der Kosten. Die Abschluß- und Vertriebskosten betragen 5% des jeweils gezahlten Beitrags, sie entfallen ab dem Versicherungsjahr des frühesten Ablaufs der Aufschubzeit. Die Kosten für die Verwaltung des gebildeten Kapitals betragen bis zum frühesten Ablauf der Aufschubzeit 4,5% (während des flexiblen Ablaufs 2%) des jeweils gezahlten Beitrags zuzüglich jährlich 0,3% der Summe der gezahlten Beiträge.

    Diese Kosten sind in der Tarifkalkulation bereits berücksichtigt. Sie fallen auch bei den vereinbarten höheren Beitragszahlungen entsprechend der gesetzlichen Förderung nach dem Altersvermögensgesetz sowie den uns zugeflossenen staatlichen Zulagen an.

    Ab Rentenbeginn sind als Kosten für die Verwaltung des gebildeten Kapitals jährlich 1,5% der zu zahlenden"


    Gebildetes RiesterKapital 01.01.2023: 5050€

    RiesterÜberschussguthaben 01.01.2023: 8391€


    Was mach ich mit dem Teil?

    Ruhen, Laufenlassen, oder erhöhen auf max.?



    Dazu habe ich noch weitere "Schinken" im Schrank.

    Eine KapaLebensversicherung mit BU (ich weiß, soll man nicht machen, die ist aber auch aus 2002 und besser wird es nicht)

    +

    Eine BAV mit

    "Kosten:

    • Für die Einzahlung Firmenbeiträge übernimmt der Arbeitgeber die Verwaltungskosten.
    • Für die Einzahlung der Mitarbeiterbeiträge einmalig 1,75 % des Mitarbeiterbeitrags.
    • Jährlich 0,08 % des Versorgungsguthabens für die Verwaltung der Kapitalanlage"

    welche ich mit 4%BBG bespare und auch schon >85k€ drin sind.

    +

    World ETF



    Die KapaLebensversicherung + BAV bilden meine Altervorsorge, der ETF ist einfach so da.

    Die Riester ist entweder ein Goldstück oder ein Klotz am Bein, bin mir da noch unsicher.




    Besten Dank für eure Unterstützung.

  • Für die volle Zulage von 175 Euro wären 1.925 Euro jährlich notwendig, wobei dann auch eher die Steuererstattung über die Zulage hinaus interessant wäre.


    So oder so kann der Riestervertrag nur ein kleiner Baustein in Sachen Altersvorsorge sein.


    Auf vollen Wert aufzustocken würde ich wohl zugunsten des ETFs von absehen, plattmachen eher auch nicht. Wahrscheinlich würde ich es zunächst so weiterlaufen lassen und schauen, was an Reformen so herauskommt. Alles recht spontane Gedanken, ohne gerechnet zu haben.

  • Du bist ganz offensichtlich nicht reichanarmut, sondern reichanverschiedenenkapitalanlagen.


    Für mich ist das Prinzip KISS das wichtigste bei der Geldanlage, also Keep it simple!


    Geld auf der Seite schafft finanzielle Spielräume, also Unabhängigkeit. Ich habe mein bisheriges Leben danach gehandelt, ohne daß etwa der Staat mit dazu hätte nudgen müssen. Das für den Hintergrund.


    Die ganze Konstruktion Riester baut auf 2 Grundpfeilern:

    1. Die ganze Konstruktion sollte so sicher sein, wie nur irgend möglich. Das Heiligtum der "eingezahlten Beiträge" darf nicht angetastet werden, völlig ungeachtet der Tatsache, daß der Anleger nach 30 Jahren galoppierender Inflation sich für den Nominalbetrag seiner Einzahlungen nicht mehr viel kaufen kann.

    2. Der Anleger soll in der Auszahlphase möglichst nicht an sein eigenes Geld kommen, so daß er etwa - unmündig wie die 65jährigen nunmal sind - sein eigenes Geld verprassen kann. Er soll sein eigenes Geld möglichst nur in Form einer Rente zurückbekommen, wie ein Teenager Taschengeld bekommt, in kleinen Häppchen also.


    Mal Deinen Vertrag überhaupt nicht angeschaut, würde ich mich an Deiner Stelle erst einmal fragen, ob ich mich derart an die Hand nehmen lassen möchte. Danach überschlägst Du mal die Rendite Deines Vertrags. Sehr häufig erweist sich dann, daß man sich besser von einem solchen Vertrag trennt. Wohlgemerkt: Du mußt das berechnen, nicht ich.


    Ein zweiter Gedanke zum Thema Rente: Die Durchschnittsrente läuft aktuell um die 21 Jahre. Nehmen wir mal einen Nominalbetrag von 2000 € (der für Deine Einkommensklasse überschaubar wäre) wären das in 21 x 12 Monaten etwa 500 T€. Das nur für die Größenordnung. Es sind nun, nach grob der Hälfte der Laufzeit 13 T€ in diesem Vertrag drin. Was erwartest Du von einem solchen Betrag an zusätzlicher Rente?



    Über Deine Kapitallebensversicherung schreibst Du wenig, außer daß sie mit einer Berufsunfähigkeitsversicherung verbunden ist. Das ist eher unglücklich, weil unflexibel. Man würde sich hier fragen: Ist die Berufsunfähigkeitsversicherung ausreichend dimensioniert, so daß sie einen echten Schutz darstellt? Welche BU-Rente würdest Du im Fall des Falles bekommen? Und was verdienst Du gerade? (Bitte selbst vergleichen!)


    Was wirst Du dereinst aus der Kapitallebensversicherung bekommen? Trägt die wirklich zur Alterssicherung bei? (Bitte mit obigem Betrag vergleichen!) Wie bist Du krankenversichert? Als freiwillig gesetzlicher Krankenversicherter möchte Deine Krankenkasse von der Auszahlung Deiner privaten Kapitallebensversicherung Beiträge sehen.



    Die betriebliche Altersversorgung muß man sich auch genau anschauen.


    Erstmal zahlst Du 4% der BBG per Entgeltumwandlung ein. Das sei (so heißt es) "steuer- und sozialabgabenfrei". Die Steuerfreiheit ist in Ordnung, dafür unterliegen ja die Auszahlungen der Steuer. Von einer eventuellen Beitragsreduzierung einer gesetzlichen Krankenkasse hast Du keinen Nachteil, wohl aber von einer Beitragsreduzierung bei der gesetzlichen Rente, weil Du damit einen geringeren Rentenanspruch erwirbst. Wenn Du über der Renten-BBG verdienst, mag dieses Moment ausfallen, dann mag man anders rechnen.


    Jetzt landet dieses Geld in einer Kapitalversicherung. Man müßte sich anschauen, welche Rendite die bringt.


    Bei Geringverdienern (zu denen Du nicht zählst) ist der Arbeitgeberzuschuß keine große Wohltat des Chefs für seinen Mitarbeiter, schließlich spart er durch eine Entgeltumwandlung Arbeitgeberbeiträge. Das ist bei Mitarbeitern über der BBG nicht mehr so, da gilt es mit spitzem Bleistift nachzurechnen, ob sich die bAV überhaupt lohnt.


    Finanztip hat übrigens diverse Seiten zum Thema, eine davon habe ich hier verlinkt.

  • Moin reichanarmut ,

    Riestern entweder ganz oder gar nicht.


    Das mit deinen 30€ mtl. macht überhaupt keinen Sinn für dich.


    Entweder du probierst die volle Förderung i.H. von 175€ jährlich abzugreifen und zahlst 1925€ p.A. selber ein oder du stellst den Vertrag beitragsfrei.


    Bei der vollen Riesterbesparung kannst du dir 2100€ p.A. von deinem zu versteuerndem Einkommen abziehen. Da dürfte die Steuerersparnis bei deinem Gehalt bei über 600€ p.A. liegen.


    Die Frage ist halt ob du überhaupt in einem so unflexiblen und teurem Versicherungsmantel für dich sparen möchtest. Lass dich nicht von der möglichen Steuerersparnis blenden und rechne durch ob sich das für dich lohnt. Ist bei der Riesterrente ein Rentenfaktor angeben?

    Rechne alle Kosten der Versicherung zusammen und vergleiche diese mit deinem ETF Sparplan, dann wirst du schon zu einer passenden Lösung für dich kommen.


    Wenn du die Riesterversicherung so weiterbesparst wie bisher würde mich wundern wenn da viel mehr als eine Kiste Bier Rente pro Monat rauskommt.


    Deine anderen Schinken und Verträge sind da eher die größere Baustelle.....

  • Hallo miteinander, danke für die Anregungen.


    Besonders die gute Ausführung von Achim Weiss!

    Zitat von Achim Weiss

    Für mich ist das Prinzip KISS das wichtigste bei der Geldanlage, also Keep it simple!

    Ja, das wäre gut, aktuell ist es noch teueres Chaos

    Zitat von Achim Weiss

    Danach überschlägst Du mal die Rendite Deines Vertrags. Sehr häufig erweist sich dann, daß man sich besser von einem solchen Vertrag trennt. Wohlgemerkt: Du mußt das berechnen, nicht ich.

    Ja, das Berechnen, das ist so ein Ding. Da man (wohl die Meisten) nicht verstehen wie das abläuft und was, was bedeutet, landet man bei einem Markler und glaubt den schönen Worten...

    Man muss das erstmal verstehen. Auch mit Google bin ich nicht 100% schlau darauß geworden, wie viel man für was bezahlt, bzw. was überhaupt der Sinn der Bezahlung ist. Vielleicht kann mir da jemand unter die Arme greifen, oder jemand hat eine Webseite zur Hand, die das Erklärt, ich habe keine gefunden, scheint ein Staatsgeheimnis zu sein.


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    Meine Jährliche Information sagt folgendes:

    Gebildetes Kapital zum 01.01.2022.. 4.707,18

    Überschussguthaben zum 01.01.2022...9.026,53


    Zahlungseingänge, Kosten und Erträge im Versicherungsjahr 2022

    +gezahlte Altersvorsorgebeiträge (Eigenbeiträge)....360

    +eingegangene staatliche Zulagen...32,73

    +erwirtschaftete Erträge….155,27

    -Ergebnis aus Wertentwicklung Portefeuille "Aktien Europa"..... 747.38 (2022 war wohl im Portfolio AktienEuropa nicht der Renner)

    -einbehaltene Abschluss- und Vertriebskosten....19,64

    -einbehaltene Kosten für die Verwaltung des gebildeten Kapitals...71,15


    Gebildetes Kapital zum 01.01.2023..5052,05

    Überschussguthaben zum 01.01.2023 8391,49


    In den Kosten für die Verwaltung des gebildeten Kapitals sind 26.27 EUR Fondskosten der Fondsanbieter enthalten.

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    Der Vertrag sagt:

    Zitat von Versicherungsunterlagen

    Die Vertriebskosten betragen 5% des jeweils gezahlten Beitrags, sie entfallen ab dem Versicherungsjahr des frühesten Ablaufs der Aufschubzeit.


    Bedeutet, für jeden Euro den ich einzahl geht 5% an die Versicherung.

    360€ Eigenbetrag + 32,73€ Zulage * 5% = 19,64€. Soweit mathematisch nachvollziehbar

    Zitat von Versicherungsunterlagen

    Die Kosten für die Verwaltung des gebildeten Kapitals betragen bis zum frühesten Ablauf der Aufschubzeit 4,5% (während des flexiblen Ablaufs 2%) des jeweils gezahlten Beitrags zuzüglich jährlich 0,3% der Summe der gezahlten Beiträge.

    Der Zeitraum ist mir klar, ab Versicherungsabschluss bis zum beginn der Auszahlung. Bis ich 60 bin 4,5%, danach 2%, bis die Rentenzahlung beginnt.

    Hier kann ich nicht nachvollziehen auf welche Summe und wie oft das anfällt. Mathematisch finde ich keinen Wert in meiner Abrechnung, welcher auf diese 4,5% passt. Was ist das und für was soll das gut sein, die haben doch schon 5% bei der Einzahlung bekommen. Und dann noch 0,3% auf was für was?

    Zitat von Versicherungsunterlagen

    Diese Kosten sind in der Tarifkalkulation bereits berücksichtigt. Sie fallen auch bei den vereinbarten höheren Beitragszahlungen entsprechend der gesetzlichen Förderung nach dem Altersvermögensgesetz sowie den uns zugeflossenen staatlichen Zulagen an.

    Aha, versteh ich nicht. "berücksichtigt" klingt für mich nach "das haben wir so in die Abrechnung reingemixt, dass es keiner Nachvollziehen kann" ?‍♂️

    Zitat von Versicherungsunterlagen

    Ab Rentenbeginn sind als Kosten für die Verwaltung des gebildeten Kapitals jährlich 1,5% der zu zahlenden Jahresrente"

    Die wollen ernsthaft jedes Jahr 1,5% der Jährlichen Rente für sich abzwacken?


    Also

    1) Man zahlt 5% "Gebühr" auf die Summe die man einzahlt und auch auf die staatliche Zulage.

    2) Man zahlt für die Verwaltung des gebildeten Kapitals 4,5% und irgendwie nochmal 0,3%?

    3) Man zahlt 1,5% dafür, dass man sein Geld ausgezahlt bekommt




    Laut meinen Unterlagen habe ich ewas mehr als 7000€ als Kapital eingezahlt.

    Noch vorhandenes Kapital sind 4707€. Naja.


    Dazu kommt das Überschussguthaben von 8391€.

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    Eingezahlt 7000€. Vorhanden sind in Summe 13098€ nach 21 Jahren. Hätte schlimmer kommen können, aber auch viel besser. Dank des Überschussguthaben ist es kein Minus geworden, trotz inflation


    Kann mir jemand erklären wo/wie/wann die 4,5% auf die Kapitalverwaltung anfallen?

    Ist bei der Riesterrente ein Rentenfaktor angeben?

    Konnte keinen finden. Ich frage den Versicherungsmann.

    Welche Wert ist denn "gut"?
    Zudem habe ich zufällig das gefunde Zurich-darf-Rente-nicht-kuerzen. Da bin ich bestimmt auch betroffen, meiner ist von denen.

  • Hallo alle,


    ich durchschaue nun meine Riester(denke ich), meinen (wirren) vorigen Eintrag kann man getrost vergessen.


    Ich plane die Riester zu Kündigen,

    würde aber gerne von euch eine Zweitmeinung haben :)


    Fakten:

    Bisher eingezahlt:

    Summe Zulagen: 1200€

    Summe von mir geleisteten Beitrag: 7800€


    Aktueller Wert:

    Gebildetes Kapital: 5050€

    Überschussguthaben: 8400€



    Kosten Jährlich:

    Abschluss & Vertriebskosten:

    5% auf jeden eingezahlten Betrag, auch für die Zulage

    +

    Verwaltungskosten:

    4,5% auf jeden eingezahlten Betrag, auch für die Zulage

    +

    0,3% jedes Jahr auf die Summer aller jemals eingegangen Zahlungen.

    +

    Fondkosten von aktuell 27€/Jahr


    Bsp.:

    Bei 2100€ Einzahlung fallen an

    5% = 105€ für Vertrieb

    +

    4,5% = 94,50€ für Verwaltung

    +

    0,3% auf alle Eingezahlten Beiträge = 27€

    +

    Fondkosten 27€

    Summe: 250€/Jahr.


    Dazu fallen später dann noch 1,5% auf den Wert an, der Monatlich als Rente ausgezahlt wird.

    ------

    Werte über mich:
    40 Jahre.

    ----

    Werte über den aktuellen "Wert" der Riester:

    Rente bei Freistellung: 50€/Monat

    Auszahlung bei Kündigung: 13500€ (Minus Kapitalsteuer).


    Sieht hier jemand eine andere Lösung als Kündigen?


    Vielen Dank.

  • Bei Kündigung musst du alle Förderungen und Steuerersparnisse zurückzahlen und diese Überweist dein Anbieter direkt an die Zulagenstelle.


    Dazu wird der Gewinn aus deinem Riestervertrag deinem zu versteuernden Einkommen zugerechnet. Somit erhöht sich deine Steuerzahlung für das Jahr deiner Kündigung.


    Die Kosten in deinem Riestervertrag sind ja fast noch homöopathisch gering, da gibts andere Verträge die deutlich teurer sind. Der Rentenfaktor liegt bei 37 (50€/1,35) und damit deutlich höher als bei neuen Verträgen.


    Kannst du eventuell die Fonds in deinem Vertrag ändern und Kostengünstigere nehmen?

    Grob geschätzt bekommst du nicht mehr als 10000€ bei Kündigung aus deinem Vertrag . Diese könntest du dann anderweitig anlegen.

    Besparst du deinen Riester vollständig 27 Jahre weiter und erzielst mit den Fonds eine Rendite von 3% p.A. nach Kosten hättest du über 100000€ Riestervermögen und mit dem Rentenfaktor eine mögliche Rente von über 350€ monatlich. Die Steuerersparnis in der Ansparphase hast du noch dazu.


    Ich bin wahrlich kein Freund von Riesterverträgen, aber deiner scheint nicht der schlechteste zu sein. Ich an deiner Stelle würde eine Entscheidung anhand der Zahlen treffen und nicht anhand von Gefühlen oder Emotionen. Solltest du dich aber nur darüber ärgern und Magengeschwüre bekommen höre lieber auf zu Riestern.


    Viel Erfolg bei deinen Finanzentscheidungen.