Vermögensverwalter/"Family Office", wenn ja, welcher?

  • Vorab und mit meiner völligen Zustimmung (nach dem Überfliegen der betreffenden Beiträge)

    Beim TE sehe ich die Grundvoraussetzungen für einen seriösen Vermögensberater nicht gegeben. Er hat eine sehr klare Vorstellung, was er will (das berühmte Nullrisiko).

    Sehe ich ebenso. Ist aber - wie schon gesagt - in diesem speziellen Einzelfall ("TE") so.


    Dazu kommt: Wer "Nullrisiko" so definiert - geht in aller Regel ein sehr hohes und auf jeden Fall immer vorhandenes Risiko ein; angefangen vom Thema "Inflation" über die fehlenden "Diversifikation" (nur Nominal- und keinerlei Substanz- bzw. Sachwerte) bis hin zum Thema "Einlagensicherung" (in Anlehnung an das Märchen "Des Kaisers neue Kleider" (Hans Christian Andersen ?) - im Ernstfall könnte dieser "Kaiser" nämlich mehr oder weniger "nackt" dastehen ...).


    Aber was man unter "Risiko" versteht - mag jeder für sich selbst festlegen und definieren ...

    Ich lese gerade ein Buch über Venture Capital...eine sehr spannende Sache und sicherlich auch lohnend, wenn man die entsprechenden Fähigkeiten und Verbindungen hat. Aber eher nichts für kleine Fische, mit hunderttausend Euro zur Verfügung, und keinerlei Erfahrung mit Unternehmertum. Entsprechende Fonds gibt es zwar, die winken aber dankend wegen Armut ab.

    Das war früher mal so - und in Teilbereichen ist es auch heute noch so. Manche "feine" und alte Privatbanken (wobei jedenfalls die meisten längst von großen Banken geschluckt wurden), legen noch heute (manchmal auch iVm Family-Offices) spezielle Fonds für einzelne Kunden/Kundengruppen auf mit relativ hohen Einstiegshürden.


    Es gab (oder gibt noch immer) z. B. auch einen Fonds (zugänglich für jedermann !), der für Family-Office Kunden aufgelegt wurde (Schwerpunkt: Aktien - aber eher defensive zwecks Vermögenserhalt), mit damals sehr geringen Gebühren (um die 0,5% p. a.), der wirklich sehr günstig und überzeugend war (als Beimischung jedenfalls). Wurde von den Banken halt nur nicht offensiv vermarktet und war eher nur Insidern bekannt. Wer ernsthaft so was sucht, kann auch fündig werden.


    Im heutigen "Anlage-Universum gibt es aber auch ganz "offizielle" Angebote (beispielsweise im Bereich der digitalen Geldanlage m. W.), wo man mit relativ überschaubaren Volumina (m. W. schon ab 200 Tsd. Gesamtvermögen) Zugriff auf Dinge bekommt (Beispiel: Private Equity), die ansonsten dem Normalanleger nicht zugänglich sind (Werbung lehne ich grundsätzlich ab, egal wie gut ich eine Sache auch finden mag - aber, ohne einen Namen zu nennen, nach meiner Erinnerung bietet das u. a. eine sog. Digitale Anlage an, die immerhin auf das Research einer Privatbank in Liechtenstein (die arbeiten m. E. ziemlich gut) sowie auf das eines der ältesten und besten Family-Offices in Deutschland zurückgreifen kann; die sind aus meiner Sicht wirklich top). Um nur mal ein Beispiel zu nennen.


    Das generelle Problem bei solchen Anlagen ist aber oft, daß die Gelder längere Zeit "ruhen und verschlossenes Vermögen" darstellen (manchmal 10 Jahre oder länger). Was Menschen mit mehr Geld dann leichter handhaben können als Menschen mit weniger Geld.

    Und letztendlich steht bei alternativen Anlagen noch der Beweis aus, dass sie tatsächlich nach Steuern und Gebühren eine Überrendite erbringen,

    Kenne einige Leutchen, die es in spezielle geschlossene Fonds geschafft haben (u. a. auch in Hedgefonds etc.) - weder kann ich mich mit deren Vermögen noch mit den da generierten Ergebnissen messen. Das gilt auch für länderübergreifende Investments aufgrund von Kooperationen diverser Family-Offices. Mag jetzt anekdotisch sein - repräsentative Studien fallen mir dazu spontan nicht ein (aber mir ist etwa aus dem Bereich "Immobilien" bekannt, daß in anderen Ländern auch ganz andere Renditen möglich sind und auch erwartet werden, als in Deutschland (acht bis 12% p. a. versus eher nur vier bis sechs Prozent p. a. hierzulande - um auch hier nur ein Beispiel zu nennen).


    Eingedampft: Hatte ich hier auch schon mal irgendwo an anderer Stelle geschrieben - wer heutzutage (auch als Normal- oder gar Kleinanleger) will, hat (fast) einen Zugriff auf das gesamte Anlageuniversum (und das relativ kostengünstig). Wer das nicht will oder sich auf vermeintlich "nur ganz sichere Anlagen" konzentriert, wird eher traurige Ergebnisse erzielen. Erst recht über längere Zeiträume.


    Aber das ist jeder Jeck anders. Wenn man es sich leisten kann und will "why not" ? Kenne zwei Fälle, die ihr Geld einfach verbrauchen und sich in keiner Weise mit Anlagen beschäftigen. Es wurde schlicht ausgerechnet, daß das Geld auf jeden Fall bis zum 100. bzw. 120 Geburtstag reicht - und in dem einen Fall gibt es keinen Nachkommen zu versorgen und in dem anderen Fall soll ohnehin nur das vererbt werden, was halt übrig bleibt. Wie schon gesagt "warum nicht ?"

  • Vorab - und wie eigentlich immer - volle Zustimmung zu Deinem Beitrag samt Tenor. Anbei erlaube ich mir nur einige kleine Anmerkungen. Nur zur Info: In aktiv gemangte Fonds lege ich selbst keine Mittel an. Schon allein deshalb habe ich dazu nur ganz rudimentäre Kenntnisse.

    Firma Floßbach von Storch. Absolut seriöse Verwalter,

    Sehe ich ebenso.


    Zudem hatte man dank Bert Flossbach (wie eher nur wenige andere siehe beispielsweise auch Dr. Jens Ehrhardt von DJE Kapital) schon vor Einführung ein klares (und nicht dem Mainstream folgendes) Big Picture zum Thema "Europäische Einheitswährung"), war mir generell sehr gut gefallen hat. Und letztlich auch vollkommend zutreffend war. Das in dem Kontext nur am Rande.

    Wenn Du die FONDS dieses Verwalters mit der Wertentwicklung des MSCI vergleichst, dann merkst Du schnell, dass es auch bei diesen Profis keinen echten Vorteil gibt.

    Da - auf lange Sicht jedenfalls - praktisch kein oder so gut wie kein Fondsmanager sicher den Markt schlägt - aber die Kosten für das aktive Management (meist 1,5 bis 2 Prozent p. a.) auf jeden Fall sprich sicher anfallen - können solche aktiven Fonds in praxi aber auch schon denknotwendig nie mit einem ETF a la MSCI World oder All Word mithalten die Rendite betreffend.


    Schon gar nicht, wenn wenn man dabei dann "Äpfel mit Birnen" vergleicht also einerseits reinrassige 100%ige Aktien-EFFs mit einem Flossbach aktiven Mischfonds wie dem Flaggschiff "Multiple Opportunities" - der eben "nur" ca. 64% in Aktien hält aber auch ca. 13% Renten, einen relevanten Goldanteil (fällt unter die ca. 14% Commodities) dazu noch ca. 8% Kasse bzw. Liquidität (Zahlen nur ganz grob aus der Erinnerung).


    Einen "echten" Vorteil sehen manche (das gilt nicht für mich) vermutlich bei einem solchen Fonds in anderen Aspekten wie etwa in der (nach meiner Erinnerung jedenfalls) etwas geringeren Volatilität (über definierte Zeiträume wie ein, drei fünf Jahre usw.) sowie einem deutlich geringen Maximum Drawdown iVz den reinen Aktien-ETFs.


    Wie schon ausführlicher dargestellt (siehe Nr. 6 sowie Nr. 16) gibt es zudem nicht wenige Leute, die das "Selbermachen" bzw. Auftreten als "Selbstentscheider" nicht können, nicht wollen, die Zeit dafür nicht haben usw. oder die das schlicht lieber an einen (tatsächlich oder vermeintlich kompetenteren) Dritten delegieren, u. a. damit sie selbst unterwegs "nicht auf dumme Gedanken" kommen (oder im Zweifel eben ein anderer die Schuld hat - mit der Selbstbestimmung und Eigenverantwortlichkeit ist es hierzulande aus meiner Sicht - auch bei dem Finanzthema - nicht besonders gut bestellt).


    Denke, für solche Leute gibt es solche Fonds. Schaut man auf das Fondsvolumen des (2007/2008 rum aufgelegten) Flossbach Multiple Opportunities gibt es davon offensichtlich eine ganze Menge (mir erinnerlich ist allein ein Volumen von roundabout 25 Milliarden € allein nur bei diesem besagten Flossbach-Fonds).


    Aus meiner Sicht würde ich das nie machen - aber ich würde das auch niemals "verteufeln" (bei manchen "ETF-Jüngern" gängige Praxis). Aus meiner Sicht gilt nämlich: Nicht optimal oder gar schlecht sparen ist immer noch (viel) besser als gar nicht sparen - und auch nicht optimal anlegen ist immer noch (viel) besser als gar nix anlegen (oder vorgehen wie besagter @Brennholzverleih, war das glaube ich).


    So Fälle kenne ich nämlich einige. Wenn ich die nun mit denen vergleiche, die sich (gegen Kosten) einem Fondsmanager wie Bert Flossbach, Dr. Jens Erhardt, Peter Huber, Dr. Hendrik Leber, dem Siemens Asset Management Team usw. usw. "anvertraut" haben (und auch dafür bezahlt haben) - sind die nämlich immer noch viel besser gefahren, als diejenigen, die (aus welchen Gründen auch immer) sich gar nicht aufs "Spielfeld" getraut haben.

    Der Verwalter verwaltet aktuell ein Vermögen von rund 80 Milliarden Euro und erhält eine Vergütung von rund 1 Milliarde jedes Jahr.

    Davon erhalten rund die Hälfte die Vermittler.

    Das ist alles in Ordnung.

    Aber dieses Geld fehlt beim Vermögen.

    Auch das ist natürlich zutreffend. Von den "Assets under Management" (AUM) lebt dieser Berufszweig (manche packen auch noch Erfolgsvergütungen obendrauf ...).


    Aber auch hier hat sich das "Anlage-Universum" verändert und weiterentwickelt (mußte mal (Ende der 90er) für eine Tante (sie wollte unbedingt ihrer Bank "treu" bleiben) bei einer Volksbank was in die Wege leiten; da waren schon im ersten Jahr über 7% (!) der angelegten Summe weg (5% Ausgabeaufschlag plus knapp >2,0 % Gebühren p. a. - übrigens nicht "verhandelbar") ... Abenteuerlich.


    Heutzutage kann (wer denn unbedingt will; siehe oben aber auch Nr. 6 und Nr. 16) sehr viele (fast die meisten) solcher aktiven Fonds auch via sog. Fondsvermittler erwerben und meist ganz ohne jeden Ausgabeaufschlag und teilweise auch noch mit diversen Cashbacks kombiniert.


    Das nur der guten Ordnung und der Vollständigkeit halber.


    Nur meine bescheidene Meinung basierend auf entsprechenden Erfahrungen.

  • Mag jetzt anekdotisch sein - repräsentative Studien fallen mir dazu spontan nicht ein

    Ist vermutlich ebenso anekdotisch wie die guten aktiven Fonds. Wer vom Verkauf solcher Produkte lebt, wird immer die Sieger herausstellen. Ansonsten hier nochmal der Hinweis auf Ben Felix zum Thema Private Equity:

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  • In der (globalen) Finanz-Community sind - nach meiner Beobachtung jedenfalls - wirklich profunde, neutrale und insbesondere rein altruistisch motivierte Äußerungen die Ausnahme präziser eine absolute Seltenheit.


    Ob sich nun die absoluten Stars und Giganten äußern (wie Warren Buffet, George Soros, Peter Lynch etc.) oder "nur die zweite oder dritte Reihe", oder Fondsmanager, oder Banken, oder Fondsgesellschaften, oder Assekuranzen etc. pp. - in aller Regel liegt ein (mehr oder weniger; meist eher mehr bis vollständiges) egoistisches Eigeninteresse vor (Akquisition, Verkauf, Vertrieb etc. - oder aber auch das Erlangen einer Art "publizistischen Marktführerschaft", um manche Dinge, Diskussionen usw. in die gewünschte Richtung zu lenken und/oder über (häufige) Medienpräsenz eine Art "Kompetenztransfer" (Richtung eigener "Produkte") hinzubekommen). Leider Fakt nach meinem Dafürhalten.


    Das gilt übrigens auch nicht ganz selten für beauftragte und bezahlte Studien mit vorher definiertem und gewünschtem Ergebnis bzw. Tenor (pointiert: "Rauchen ist gesund" - wie jetzt eine Studie von Dr. Marlboro ergab ...).


    Mein Vertrauen ist da inzwischen ziemlich gering, spreche eher nur noch von rudimentärem Rest(Vertrauen). Da "pro domo" eigentlich die Regel ist.

    Ist vermutlich ebenso anekdotisch wie die guten aktiven Fonds. Wer vom Verkauf solcher Produkte lebt, wird immer die Sieger herausstellen. Ansonsten hier nochmal der Hinweis auf Ben Felix zum Thema Private Equity:

    Ben Felix sagt mir nix. Aber auch diesem würde ich zunächst mit der mir inzwischen üblichen Skepsis begegnen (auch das Lancieren von Meinungen kann eine Art des "Verkaufs" sein; s. o.).


    Video werde ich mir aber - bei Gelegenheit - nichtsdestotrotz gerne mal anhören.


    Für meinen Teil bin ich da inzwischen ernüchtert um nicht zu sagen ziemlich desillusioniert. Vertrauen kann ja nur verlieren, wer vorher überhaupt welches hatte. Das war bei mir der Fall. Mein "Moment der Wahrheit" waren (nach einem Vierteljahrhundert völlig unproblematischer und erfolgreicher Beziehungen zu mehreren Banken) einige Bankgespräche Ende der 90er Jahre zu Einführung der geplanten Europäischen Einheitswährung. War für mich eine Art Schocker mit der Conclusio: "Ich weiß ja schon wenig, die wissen aber noch weniger (oder wollen nix sagen, was für mich als Kunde aber auf das Gleiche rauskommt) - wie kann ich solchen Leuten dann mein Geld anvertrauen ?" War eine Art Schlüsselerlebnis und wegweisend für das folgende Vierteljahrhundert ... Banken sehe und verwende ich seitdem (Ausnahme: Aktivgeschäft bzw. Kredite für Immobilien) nur noch als reine "Abwicklungsplattformen". Mein letztes "Beratungsgespräch" (wenn man das denn so nennen will) in Sachen Passivgeschäft liegt praktisch ein Vierteljahrhundert zurück.


    Habe in meinem gesamten Finanzleben nur zwei oder drei - meines Erachtens - wirklich hochkompetente und wirklich völlig unabhängige Leute kennengelernt - und deren Stunden bzw. Tagessätze waren damals schon gigantisch (aber natürlich jeden Pfennig wert). Meines Wissens haben die aber nur eine (sehr) überschaubare Zeit lang in dem Bereich gearbeitet. Nachvollziehbar: Warum sollten die sich das auch ein ganzes Arbeitsleben lang antun - zumal sie gar nicht (jedenfalls für Geld) arbeiten mußten - und auch kein (fremdes oder eigenes) Unternehmen samt Mitarbeitern hinter sich am laufen halten mußten.


    Nichtsdestotrotz ist die Branche vermutlich besser als ihr Ruf (die Finanzkrise 2007/2008 hatte da das Image ziemlich und auch langfristig ramponiert). Solide und recht kompetente Leute (auch im Bereich VV) gibt es - aus meiner Sicht - dennoch mehr als genug.


    Halte den ETF-Gedanken und Ansatz für eine tolle und überzeugende Sache. Falls mal eine ganz persönliche Frage gestattet ist: Wärst Du bereit ein gewisses Vermögen (z. B. 20 oder 30 Mio. €) in einem einzigen Aktien-ETF - wobei ja Aktien unstrittig und auf längere Sicht die lukrativste aller Anlageklassen sind - eines einzigen Anbieters bei einer einzigen Bank, einzigen Direktbank oder einzigen Onlinebroker anzulegen ?


    Nur meine bescheidene persönliche Meinung.

  • Von McProfit an Sovereign

    Hallo lieber Forumsfreund

    ich habe gerade mit Bewunderung Deine langen Kommentare, Zitate und Analysen zum Thema Vermögensverwalter, FamilyOffice, ETF, usw. gelesen.

    Kompliment für diese Fleißarbeit.

    Mir sind 2 Punkte aufgefallen.

    Warum werden immer noch Milliardenbeträge bei Vermögensverwaltern oder gemanagten Fonds für hohe Gebühren angelegt, wenn man dasselbe, meist sogar bessere Ergebnis, mit einem Welt- ETF erzielen könnte?

    Du hast es eigentlich selbst beantwortet.

    Der Grund ist, dass viele Anleger sich einfach unter dem Dach einer Vermögensverwaltung besser aufgehoben fühlen.

    Sie haben einen Ansprechpartner, den sie gerade in schwierigen Börsenphasen mal anrufen oder mit ihm sprechen können.

    Mit einem ETF sind sie völlig auf sich allein gestellt.

    Das ist für Menschen die sonst im Leben nichts mit Finanzen oder Geldanlage zu tun habe ein großes Argument. Daher nehmen diese auch die Gebühren in Kauf.

    Das ist schlicht und einfach eine Tatsache was die Milliarden Anlagesummen ja beweisen.

    Deine 2. Frage war:

    Würdest Du Dein gesamtes Vermögen

    von 1, 10, 50 oder 100 Mio. bei einer einzigen Bank in einen einzigen ETF Fonds anlegen?

    Ich gehöre zu der Gruppe der vermögenderen Menschen auch wenn es bei mir bis zu 3-stelligen Beträgen noch ein weiter Weg ist.

    Deine Frage war aber sehr interessant und ich habe sie mir selbst gestellt.

    Meine Antwort:

    Ich habe kein Problem mein gesamtes Vermögen in die Firmen des MSCI Weltindex zu investieren, das sind alles Weltkonzerne die es oft seit 100 Jahren und länger gibt und die teilweise seit über 100 Jahren jedes Jahr Dividende zahlen, meist sogar stets eine höhere.

    Allerdings weiß ich nicht.ob ich anstelle von Einzelaktien einen einzigen ETF Fonds eines einzigen Anbieters nehmen würde dazu noch bei einer einzigen Bank.

    Da ich selbst aus historischen Gründen viele Einzelaktien besitze, stellt sich für mich diese Frage so nicht.

    Mir persönlich sind am Ende auch Einzelaktien lieber.

    Ebenfalls gibt es mehrere Gründe, warum ich nicht bei einer einzigen Bank bin.

    Ob im Worst-Case bei einem Zusammenbruch der Weltwirtschaft es einen Unterschied macht, ob ich Einzelaktien habe, oder einen ETF und ob ich bei 1 Bank in oder bei 5 verschiedenen, weiß ich nicht.

    Vermutlich macht es eher keinen Unterschied.

    Dennoch fühle ich mich persönlich mit Einzelaktien in verschiedenen Depots bei verschiedenen Banken wohler.

    Für eine Schwaben war es ein viel gößerer Schritt sich von Immobilien zu trennen.

    Schöne Grüße von McProfit

  • Von McProfit an Sovereign

    Hallo lieber Forumsfreund

    ich habe gerade mit Bewunderung Deine langen Kommentare, Zitate und Analysen zum Thema Vermögensverwalter, FamilyOffice, ETF, usw. gelesen.

    Kompliment für diese Fleißarbeit.

    Vielen Dank - aber eine Fleißarbeit, jedenfalls im Sinne einer Recherche, war dazu nicht erforderlich. Hatte lediglich versuch meine persönlichen Erfahrungen den Bereich betreffend - aus immerhin inzwischen ca. 50 Jahren - ein bißchen zusammenzufassen.

    Warum werden immer noch Milliardenbeträge bei Vermögensverwaltern oder gemanagten Fonds für hohe Gebühren angelegt, wenn man dasselbe, meist sogar bessere Ergebnis, mit einem Welt- ETF erzielen könnte?

    Du hast es eigentlich selbst beantwortet.

    Der Grund ist, dass viele Anleger sich einfach unter dem Dach einer Vermögensverwaltung besser aufgehoben fühlen.

    Sie haben einen Ansprechpartner, den sie gerade in schwierigen Börsenphasen mal anrufen oder mit ihm sprechen können.

    Mit einem ETF sind sie völlig auf sich allein gestellt.

    Diese Haltung von Verbrauchern bzw. Kunden (in dem Fall also Sparern, Anlegern, für das Alter Vorsorgenden usw.) mag man bedauern - sie bildet aber in weiten Teilen schlicht und einfach die Realität ab. Und sie gilt (teilweise bis in erheblichem Umfang) auch für Menschen, bei denen es schon um etwas größere Volumina geht.


    Wie ich hier (siehe z. B. Nr. 6) schon geschrieben hatte: Sonst gäbe es beispielsweise den Bereich der Genossenschaftsbanken (Volks- und Sparda-Banken samt der Fondsgesellschaft Union-Investment) und den Bereich der öffentlich-rechtlichen Banken (Sparkassen samt der Fondsgesellschaft Deka) nicht. Jedenfalls nicht in diesem Umfang und auch nicht in dieser auch flächenmäßigen Verbreitung und Präsenz.


    Seit sehr vielen Jahren schon gilt Deutschland ja - im internationalen Vergleich - also deutlich "overbanked". Seit geraumer Zeit sinkt m. W. aber die Anzahl an Bankfilialen (und zwar deutlich). Was nicht nur an Kostengründen liegen dürfte (Personal, Gebäudemiete, Ausstattung usw.) sondern (teilweise) auch an einem veränderten Nutzer- sprich Kundenverhalten. Dies dürfte auch bzw. überwiegend altersspezifische Gründe haben. Schaue ich in mein Umfeld, da gehen die Älteren tendenziell eher noch mal in ihre Bankfiliale (und zu ihrem (langjährigen) "Bankberater"), geben eine ausgefüllte Überweisung ab oder werfen sie in der Bank ein oder telefonieren wenigstens mal mit ihrer Bank (u. a. auch Telefonbanking) usw. während die Jüngeren eher zu PC und Smartphone zwecks Online-Banking greifen (Ausnahmen bestätigen die Regel). Das Ganze dürfte sich also - schon allein aus demographischen Gründen - weiter verschieben (vermutlich auch zum (ob nun freiwilligen oder gezwungenermaßen) Selbermachen samt Selbstentscheider.

    Deine 2. Frage war:

    Würdest Du Dein gesamtes Vermögen

    von 1, 10, 50 oder 100 Mio. bei einer einzigen Bank in einen einzigen ETF Fonds anlegen?

    Meine konkrete Frage war (glaube gerichtet an LebenimSueden ) ob man bzw. er/sie so mit beispielsweise 20 oder 30 Mio. € verfahren würde (siehe Nr. 24 letzter Abs.).


    Habe selbst schon Leuten (auch in meinem Umfeld, in der Familie, Patenkindern, Bekannten, Freunden usw.) usw. ETFs empfohlen (wenn ich der Meinung war, das könnte in dem Fall gut passen), insbesondere natürlich MSCI ACWI und FTSE All World.


    Halte den (ETF)Ansatz wirklich für gut und überzeugend (in so manchen bis recht vielen Fällen jedenfalls). Nur: Mir ist praktisch kaum jemand bekannt, der ab einer gewissen Vermögensgröße so verfährt bzw. es schafft, alles in einen einzigen ETF bei einer einzigen Verwahrstelle zu packen. Das gehört eben auch zur Realität dazu. Ebenso wie die Tatsache, daß Gefühle und Emotionen auch bei der Geldanlage eine Rolle spielen (auch wenn die Jünger des rein "rationalen Investierens" dies anders sehen bzw. propagieren).


    Stehe ich nämlich nicht nur aus rein sachlichen Erwägungen (sozusagen also intellektuell) hinter meiner Asset-Allocation sondern auch emotional (weil ich u. a. damit noch "gut schlafen" kann, weil sie z. B. meinem Big Picture entspricht) erhöht dies - nach meinen Erfahrungen - signifikant die Chance auch dazu zu stehen und dies kontinuierlich durchzuhalten.


    Da wäre ich nämlich immer beim legendären Charlie Munger (Berkshire Hathaway), der m. W. leider jüngst verstorben ist (1924 - 2023).


    "Das große Geld liegt nicht im Kaufen oder Verkaufen sondern im Warten"


    Viele Grüße aus dem Taunus ins Schwabenland !

  • Hallo zusammen,

    sehr interessant vielen Dank… genau das ist für mich der Punkt: Psychologie ist ein entscheidender Schlüssel. Rational ist vielen klar, dass die Finanztipp Strategie beziehungsweise das Finanztipp Universum eine sehr gute Art und Weise ist Vermögen aufzubauen zu halten und zu vermehren. Wenn da nicht die Psychologie wäre….wir Menschen neigen nun mal dazu, uns zu


    überschätzen.


    Finanztipp hat dieses gut ausgeführt. Das halte ich auch für eines der wesentlichen Stärken von Finanztipp, sich diesem Bereich immer wieder zu widmen. Finanzentscheidungen werden in der Tat nicht rein sachlich getroffen, obwohl es rein beim Vermögenserhalt völlig ausreichend beziehungsweise zielführend wäre, wenn da nicht uns unsere Psyche in die Quere kommen würde und sie uns den langfristigen, passiven und langweiligen Vermögensaufbau aller FT Weg immer wieder gerne verlassen wollen lassen will.

    Das gilt für wenige Millionen oder auch mehrere.

    Wohl auch ein Grund, warum es Family Offices gibt. Da schließe ich mich den vorhergehenden Beiträgen gerne an.


    Schöne Weihnachten und ein gutes neues Jahr wünsche ich allen.


    Liebe Grüße