Geschlossener Immobilienfonds als "Altlast" - wie handeln ?

  • Hallo an die Expertenrunde

    Dank eurer Hilfe ( und der von Finanztip ) habe ich mich in den letzen Jahren von den "Bankberatern" verabschiedet und meine Finanzen selbst in die Hand genommen.

    Ich bin 60 Jahre alt und momentan besteht meine Anlage aus ca. 5% Tagesgeld / 40% Festgeld ( teilweise für einen Umbau am Haus eingeplant ) und 50 % ETF MSCI WORLD

    Mit diesem Teil meiner Anlage bin ich prinzipiell sehr zufrieden

    Eine kleine und sehr nervende Altlast schlummert aber noch in meinen Beständen ( bitte nicht schimpfen, ich ärgere mich ob meiner Dummheit schon genug ). Dies sind die fehlenden 5 % meiner Anlage

    Es handelt sich um einen geschlossenen Immobilienfonds "Hannover Leasing 188".

    Diesen besitze ich seit 2008... und eigentlich wäre dieses Jahr die prognostizierte Laufzeit zu Ende. Die Laufzeit hat sich aber nochmal um einen (unbekannten) Wert verlängert.

    In den ersten 8 Jahren lag die Auszahlung bei um 5.5 % um dann beständig abzufallen. Die letzte Auszahlung lag unter 2%

    Der Durchschitt war über die 15 Jahre ca. 4.4 %.

    Grob geschätzt habe ich ca. 2/3 meiner Einlage bereits als Auszahlung zurückbekommen.

    Wäre die prognostizierte Laufzeit wie geplant zum Jahreswechsel zuende gegangen, wäre das zwar keine Traumrendite, aber doch noch akzeptabel.

    Allerdings läuft der Fonds weiter, und die Situation des Fonds sehe ich als kritisch an ( ein Teil der Mieter insolvent )

    Kurz zusammengefasst : Ich wäre gerne raus aus der Sache

    Meiner Meinung nach gibt aber nur zwei Möglichkeiten :

    - drinbleiben und Aussitzen

    - oder die Fondsanteile mit deutlichem Verlust am Zweitmarkt verkaufen

    Was würdet ihr mir raten ?

    Übrigens, auf das Geld bin ich in den nächsten Jahren nicht angewiesen. Ich würde es aber trotzdem gerne einem ETF zuführen

    Danke schomal für eure Tips

  • Dank eurer Hilfe (und der von Finanztip) habe ich mich in den letzten Jahren von den "Bankberatern" verabschiedet und meine Finanzen selbst in die Hand genommen.

    Ich bin 60 Jahre alt und momentan besteht meine Anlage aus ca. 5% Tagesgeld / 40% Festgeld ( teilweise für einen Umbau am Haus eingeplant ) und 50 % ETF MSCI WORLD

    Mit diesem Teil meiner Anlage bin ich prinzipiell sehr zufrieden.

    Das klingt doch ganz gut! Etwas konservativ, kann man so aber machen.

    Eine kleine und sehr nervende Altlast schlummert aber noch in meinen Beständen (bitte nicht schimpfen, ich ärgere mich ob meiner Dummheit schon genug). Dies sind die fehlenden 5 % meiner Anlage.

    Du fragst hier um Rat, also schimpft keiner. Daß diese Investitionsentscheidung suboptimal war (vielleicht sogar von Anfang an!) ist ja allen Beteiligten klar. Darauf jetzt herumzureiten, bringt nichts.

    Letztlich mußt Du das selber wissen, die beiden Alternativen hast Du ja genannt.

    Ich würde vermutlich dazu neigen, den Verlust realisieren, damit das Kapitel abgeschlossen ist. Zumindest einen Teil des Geldes bekommst Du so noch heraus. Wenn Du Dich dagegen entscheidest, lösch die Anlage wenigstens aus Deiner Vermögensübersicht, damit Du nicht dauernd daran erinnert wirst.

    Im Zweitmarkt sind immerhin noch 51% Kurs angegeben. Schaut man sich den Handelsverlauf an, ist der Kurs etwa im ersten Halbjahr 2023 von fast 100% auf 60% zurückgegangen. Seit etwa 10/23 bröckelt der Kurs nur noch wenig.

    Hat sich ein geschlossener Immobilienfonds 2008 denn theoretisch noch gerechnet? Die "Sonderabschreibung Ost" war damals doch längst vorbei.

  • Im Zweitmarkt sind immerhin noch 51% Kurs angegeben.

    Das heißt, wenn es schon zwei Drittel (66%) des Ursprungsbetrags über Auszahlungen zurückgab und man jetzt mit 51% verkaufen kann, macht das zusammen 117%. 17% Rendite über 15 Jahre sind jetzt nicht toll, aber auch keine Katastrophe im Sinne von Totalverlust o.ä.

    Raven Ich lese aus Deinem Post, dass Du diese "Altlast" wirklich gerne loswerden würdest, schon alleine, um nicht immer wieder dran erinnert zu werden. Ich würde an Deiner Stelle am Zweitmarkt verkaufen. Dann bist Du das Ding los und kannst mit dem Geld was anderes Sinnvolles machen.

  • Das heißt, wenn es schon zwei Drittel (66%) des Ursprungsbetrags über Auszahlungen zurückgab und man jetzt mit 51% verkaufen kann, macht das zusammen 117%. 17% Rendite über 15 Jahre sind jetzt nicht toll, aber auch keine Katastrophe im Sinne von Totalverlust o.ä.

    Vermutlich kommt noch ein Steuereffekt dazu.

    Es spricht grundsätzlich viel für verkaufen.

    https://www.finanztip.de/investmentfonds/immobilienfonds/

    Ggf. auch, weil hier das Klumpenrisiko recht hoch ist.

    Das Klumpenrisiko halte ich bei formal 5% Vermögensanteil nicht für so gravierend.

  • Habe nur Deinen Beitrag Nr. 1 überflogen ...

    Hallo an die Expertenrunde

    Experte (für alles) bin ich (leider) nicht.

    habe ich mich in den letzen Jahren von den "Bankberatern" verabschiedet und meine Finanzen selbst in die Hand genommen.

    Gratuliere ... (Bankberater in Anführungszeichen sprich für Realitätsbezug - aus meiner Sicht bei Finanzthemen immer zu empfehlen)

    Ich bin 60 Jahre alt und momentan besteht meine Anlage aus ca. 5% Tagesgeld / 40% Festgeld ( teilweise für einen Umbau am Haus eingeplant ) und 50 % ETF MSCI WORLD

    Klingt jedenfalls nach einem Plan und einer reflektierten Strukturierung. Auch eingedenk Deines Alters (60). Du hast Dir dabei jedenfalls etwas gedacht. Und vermutlich auch Deine persönliche Situation berücksichtigt (Alter, zu erwartende Rente(n), objektive und subjektive Risikotragfähigkeit, adäquate Rücklage, Gewichtung risikoarmer vs. risikoreicher Anteile usw.).

    Mit diesem Teil meiner Anlage bin ich prinzipiell sehr zufrieden

    Was auch für das schon oben Gesagte spricht.

    Nur am Rande

    Hallo zusammen,

    es spricht grundsätzlich viel für verkaufen.

    Offene Immobilienfonds Warum jetzt vieles für einen Verkauf spricht https://www.finanztip.de

    Ggf. auch, weil hier das Klumpenrisiko recht hoch ist.

    LG

    Offene und geschlossene Immobilienfonds kann und sollte man daher - aus meiner Sicht - nicht miteinander vergleichen. Das nur am Rande.

    Es handelt sich um einen geschlossenen Immobilienfonds "Hannover Leasing 188".

    Für meinen Teil (also meine ganz persönliche Sicht) würde ich mich von dem "Ding" trennen. Geht vermutlich nur über den Sekundärmarkt (sei froh, wenn es dafür überhaupt einen solchen Zweitmarkt gibt an dem ein halbwegs akzeptabler Kurs gestellt wird (die seit 2008 zwischenzeitlich angefallenen Ausschüttungen, anfangs ordentlich dann wohl sukzessive fallend, müßte man noch zum Verkaufserlös obendrauf rechnen). Dann bist Du nicht nur a) das Teil los sondern kannst b) - der aus meiner Sicht deutlich wichtigere Aspekt - dieses Geld anderweitig sinnvoller (deutlich) anlegen.

    Kriegsentscheidend wird es kaum sein - so wie ich das verstanden habe geht es um nur 5% Deiner Gesamtmittel.

    Geschlossene Immobilienfonds sind nur in eher sehr überschaubaren Fallkonstellationen empfehlenswert (noch dazu nicht selten eine Art qualitative "Black Box", die nur sehr Fachkundige, wenn überhaupt, durchschauen; was übrigens oft auch für die inneren sprich "weichen", teilweise nicht tarnsparenten, Kosten gilt). Das nur am Rande - und als kleiner Hinweis für die Zukunft. Aber von "Bankberatern" hast Du Dich ja wohl eh "verabschiedet"...

    Gute Entscheidungen wünsche ich !

  • Hallo an euch alle

    und vielen Dank für all die ausführlichen Antworten.

    Insgesamt tendierten alle durchgängig zu einem "Raus aus dem Ding" ... was mich bestärkt hat, genau dieses auch jetzt anzugehen. Ich will das Kapitel jetzt endlich abschliessen.

    Letztendlich werde ich vermutlich damit eine 15 jährige Rendite erzielen, die noch unter der von "Omas Sparbuch" liegt. Das buche ich unter Erfahrungen sammeln ab

    Ich habe übrigens noch nie am Zweitmarkt gehandelt.... und werde mich da auch erst einlesen müssen. Vielleicht komme ich dann noch mit ein paar Fragen ums Eck.

    Das Konstrukt "geschlossene Immobilienfonds" hatte ich noch nie verstanden. Insbesondere Risiko, versteckte Kosten und steuerliche Aspekte sind vermutlich nur von jemanden zu durchschauen, der das auch beruflich macht.

    Damals wurde mir übrigens auch alternativ ein "geschlossener Flugzeugfonds" empfohlen (das Flugzeug war ein A380 ) . Dagegen bin ich mit dem Immobilienfonds noch relativ glimpflich davongekommen.


    Danke nochmal.... ihr habt mir ALLE sehr geholfen !!

  • Insgesamt tendierten alle durchgängig zu einem "Raus aus dem Ding" ... was mich bestärkt hat, genau dieses auch jetzt anzugehen. Ich will das Kapitel jetzt endlich abschliessen.

    Das letzte ist der für Dich entscheidende Punkt. Du gewinnst damit Seelenfrieden.

    Letztendlich werde ich vermutlich damit eine 15 jährige Rendite erzielen, die noch unter der von "Omas Sparbuch" liegt.

    Das ist in diesem Zusammenhand jetzt egal und sollte auch keine Handlungsmaxime sein.

    Das Konstrukt "geschlossene Immobilienfonds" hatte ich noch nie verstanden. Insbesondere Risiko, versteckte Kosten und steuerliche Aspekte sind vermutlich nur von jemanden zu durchschauen, der das auch beruflich macht.

    Mal ganz ketzerisch entgegnet: Warum hast Du Dich an der Anlage denn beteiligt, wenn Du doch nicht verstehst, was das ist und wozu es diese Konstruktion gibt?

    Wohlgemerkt: All das ist Deine Sache, Dein Schaden beispielsweise, und Nichtbetroffene sollten jetzt nicht spotten (wenngleich das ja die Art der Menschen ist). Du andererseits solltest Dein Investment dort nicht so darstellen, als ob es vom Himmel gefallen wäre. Es bist schon Du, der damals die Investitionsentscheidung getroffen und die Unterschrift unter den Vertrag gesetzt hast.

    In der Regel wurden geschlossene Fonds mit dem Argument Steuerersparnis verkauft, und wenn dieses Argument aufkommt, setzt beim Durchschnittsdeutschen bekanntlich das Denkvermögen aus.

    Damals wurde mir übrigens auch alternativ ein "geschlossener Flugzeugfonds" empfohlen (das Flugzeug war ein A380 ) . Dagegen bin ich mit dem Immobilienfonds noch relativ glimpflich davongekommen.

    Immerhin ein kleiner Lichtblick. Deine Rendite wird am Ende vermutlich noch positiv sein, wenn auch nur gering.

    Sieh es so: Du hast Dich verspekuliert, das Geld der Spekulation ist weg. Wenn Du nun immerhin noch ein bißchen zurückbekommst, ist das positiv: Du bekomst Deinen Seelenfrieden und noch etwas Geld dazu. Psychologie ist im Menschenleben wichtiger, als man oft denkt.