Immobilien-Kauf von älterer Großtante Gutachten 2016 oder aktuelles besser ?

  • Mich würde vorab lediglich eine Tendenz interessieren … um unnötigen Familienunfrieden zu vermeiden.

    Meine Großtante ziehts auf ihre alten Tage nach Spanien … und sie will ihr Häuschen verkaufen (Baujahr 1960).

    Sie hatte schon mal ein Gutachten machen lassen im Jahre 2016. Bodenrichtpreis ist seit dem ja definitiv gestiegen …


    Aber

    würde ein Gutachten heute tendenziell höher oder niedriger ausfallen als 2016 ?

    (Ohne gravierende Veränderungen sprich bauliche Schäden oder auch Renovierungen am Haus in den 8 Jahren)


    Ich will unnötigen Familienunfrieden vermeiden deswegen reicht mir eine grobe Einschätzung.

  • Hallo Andy1972,


    ohne nähere Infos wird das "Stochern im Nebel" bleiben müssen.


    Nichtsdestotrotz ein vage gehaltener Versuch meinerseits:

    Bodenrichtpreis ist seit dem ja definitiv gestiegen …

    Das haben Immobilien nicht selten so an sich - die Preise von Grund und Boden steigen eher (jedenfalls auf längere Sicht gesehen), während die Werte der Gebäude tendenziell und sukzessive eher sinken ... Wobei man als Eigentümer hoffen muß, daß der Trend "Nummer eins" den Trend "Nummer zwei" nicht nur kompensiert sondern sozusagen "überholt" ...

    und sie will ihr Häuschen verkaufen (Baujahr 1960).

    Nach wie vor gilt bei der Assetklasse Immobilien in Sachen Bewertung der uralte Spruch:

    Kriterien sind 1. Lage, 2. Lage und 3. Lage ... Zwischen einer Lage wie München einerseits und dem Kyffhäuserkreis andererseits (um nur ein Gegensatzpaar aus Hunderten zu nennen) liegen aber preislich Welten ... und beides liegt bekanntlich in Deutschland.


    Dazu ist seit einiger Zeit die sog. "Energie-Effizienzklasse" als weiteres Kriterium getreten ... Insbesondere in der zweiten Hälfte dieser Buchstabeneinstufung (aber auch nicht nur da) also im Bereich E, F, G und H kann es ziemlich teuer werden. Zumal - meines Wissens - bei einem Eigentumsübergang wohl nur eine 24 Monatsfrist besteht, in der man gewisse Standards zu erfüllen hat (hatte letztens so einen "Fall" in meinem weiteren Umfeld, wo der Energieberater für ein eher bescheidenes Häuschen auf schlanke 150 Tsd. € kam, wenn eine Wärmepumpe Sinn entfalten soll ...). Bin aber technisch nicht bewandert. Bei einem Objekt, welches aber deutlich > 60 Jahre auf dem Buckel hat, sollte man den Aspekt zumindest mit auf dem Schirm haben ... Sollte eine Finanzierung benötigt werden, würde die Bank diesen Aspekt (neben diversen anderen) ohnehin berücksichtigen.


    Nur als eine Art erster Anhaltspunkt bzw. Tendenz zum preislichen Korridor: Hier vor Ort (Ballungsgebiet) haben die Preise im Bereich EFH (ältere Häuser) aufgrund der Melange aus deutlich gestiegenen Zinsen und der Unsicherheit rund um das "Heizungsgesetz" (samt ggf. Förderungen) um rund 15-25% (je nach Mikrolage) nachgegeben (vom Peak 2022 aus gesehen). Ausnahmen bestätigen diese Regel.

    Ich will unnötigen Familienunfrieden vermeiden deswegen reicht mir eine grobe Einschätzung.

    Eine (sehr) grobe Einschätzung konnte ich eventuell liefern ... ?


    Um eine weitere grobe Einschätzung folgen zu lassen: Derartige Transaktionen im familiären Umfeld können eine (sinnvoll und sehr) gute Sache sein - sie können aber auch erhebliches Spannungs-, Ärger- und Stresspotential beinhalten. Wollte ich nicht unerwähnt lassen.


    Gute Gedanken und ebensolche Finanz-Entscheidungen wünsche ich !

  • Hallo Andy1972,


    m.E. stellen Sie die falsche Frage. Bei einem Haus Bj. 1960 ohne grundlegende Modernisierungen in der Zwischenzeit stellt sich die Frage nach dem Bagger. In keinem Punkt werden heutige Anforderungen erfüllt. Das fängt bei der Zimmeraufteilung an und hört mit der gesamten energetischen Bilanz noch lange nicht auf. Vielleicht kommt noch Asbest dazu.
    Es bleibt im Kern der Bodenwert.

    Klar, dass ist der Großtante schwer zu vermitteln. Wer das Grundstück haben will, muss sich mit der Verkäuferin arrangieren, vollkommen unabhängig von irgendwelchen Gutachten.


    Gruß Pumphut

  • So extrem würde ich es nicht formulieren. Abriss und Neubau ist nur in seltenen Fällen die günstige Lösung. Allerdings sollte man die Kosten für eine Kernsanierung nicht unterschätzen. Je nach genauem Umfang, Eigenleistung und Überraschungen in der Sanierung landet man grob im Bereich von 1500-2000€/qm. Da ist dann aber fast alles neu gemacht. Für das Geld kann man kein Haus neu bauen (das liegt aktuell eher im Bereich 3000-3500€/qm), man sollte aber auch nicht zu viel für einen Rohbau zahlen, den man erst noch entkernen muss. Kauft man ein Haus zu Marktpreisen, lohnt sich das fast nie

  • Bei dem überaus "optimistisch-positiven" Grundtenor (Nr. 3- 5; und das ganz ohne den Standort, das Haus, den Zustand, die Energieeffizienzklasse etc. pp. zu kennen ...) bliebe dann ja wohl nur noch die Frage, wer - nach Abriss und dem Kauf des Grundstücks - dann noch einen Neubau drauf stellt ... ?


    Hier liegen die Kostenmieten dafür (Neubau) bei um die 20 € pro qm (teilweise auch schon bei 21 oder 22 €), plus NK pro qm, plus TG-Platz. Wie kann sich das (außer für einen Liebhaber und/oder jemand, dem Preise gleichgültig sind) noch rechnen ? Die Frage stellt sich selbst für einen Bauträger, der da drei Reihenhäuser drauf quetscht (falls dies das Grundstück von GRZ, GFZ etc. überhaupt hergibt). So wird man die Wohnungskrise hierzulande (jedenfalls da, wo es die meisten Menschen hinzieht - ansonsten stehen ja wohl ca. 1,5 Mio. Wohnungen bundesweit leer ...) sicherlich zeitnah und prima gelöst bekommen ...


    Just my two cents