Geldanlage, völliger Neuling

  • Guten Tag,

    ich bin zwar schon eine gewisse Zeit hier registriert und lese auch einiges mit, allerdings habe ich bislang keinerlei Ideen für meine finanzielle Situation...

    Kurz zu mir, Ende 20, Freundin, wohnen zur Miete. Eigentlich soll es ein Eigenheim werden, wobei die Kosten für einen Neubau extrem sind. Eine Immobilie zu kaufen ist in unserer Gegend möglich, das Angebot aber leider sehr rar und Glückssache. Das ganze müsste natürlich finanziert werden.


    Derzeit liegt mein Erspartes auf einem Tagesgeldkonto mit 3,6% Zinsen, das ganze sind ca. 90.000€. ( Gab die letzten Jahre durch eine Standortverlagerung mal eine angenehme Abfindung/gutes Geld durch Auslandsmontagen verdient ).

    Für die Zukunft gesehen wird sich das Vermögen durch Gehalt nicht so doll erhöhen wie in den letzten 10 Jahren, da ich nicht mehr im Ausland arbeite & ein normales gutes Gehalt inkl. Firmenwagen in Deutschland habe.


    Mir stellt sich immer wieder folgende Frage:

    Tagesgeld mit 3,6% Zinsen sind derzeit ja ganz angenehm, ist aber natürlich befristet. ( Wurde bislang 2x verlängert seitens der Bank ), aber macht das Sinn?

    Mein Gedanke ist halt bezogen auf ein Eigenheim, wenn man die Möglichkeit hat braucht man ein gewisses Eigenkapital, also muss man an das Geld ran. Oder auch nicht? Sollte man von den 90.000€ Geld anders, aber besser anlegen? Wie handhabt ihr sowas/wie sind eure Erfahrungen?


    Thema Altersvorsorgung sollte ich separat nochmal in Angriff nehmen.

  • Hallo,


    je nachdem wie groß der Immobilienwunsch ist macht das Sinn. Kommt natürlich immer auf die eigene Risikotragfähigkeit an.


    Tagesgeld hört sich vernünftig an. Wenn man die Zinsen länger festlegen möchte ist Festgeld zu unflexibel, aber Anleihen wären evtl eine Alternative (mit dem Zinsänderungsrisiko bei vorzeitigem Verkauf). Teilweise oder ganz in Aktien-basierte Anlagen zu investieren hat m.M. ein noch höheres Risiko.


    Kommt ganz auf dich an, kann man alles machen aber Tagesgeld ist definitiv das Sicherste: flexibel und definitiv keine Verluste vor Inflation.

  • Eigentlich soll es ein Eigenheim werden,

    Dir Frage wäre, wie man das "eigentlich" lesen und verstehen soll im Sinne von "lediglich eine Möglichkeit bzw. Variante unter diversen", eher schon "Nice to have" oder sogar "Must have" im Sinne von Lebenstraum sprich zwingend ?


    Der Klärung dieser Frage kommt - nach meinem Dafürhalten - eine entscheidende Bedeutung zu, da - jedenfalls für Otto Normalverbraucher - dieses Thema (Wohneigentum; erst recht, wenn es ein Eigenheim sein soll) eine Art "Game Changer" ist, die Anlagestrategie betreffend.

    Derzeit liegt mein Erspartes auf einem Tagesgeldkonto mit 3,6% Zinsen, das ganze sind ca. 90.000€.

    Immerhin. Für Deine jungen Jahre ("Ende 20") sooo schlecht nicht.


    Das könnte - je nach Standort bzw. Lage - schon das ausreichende Eigenkapital für eine solche Immobilie sein, ein erster aber recht solider bis relevanter Anteil für das nötige Eigenkapital sein aber auch nur einen (kleineren) Bruchteil des erforderlichen Eigenkapitals darstellen ...


    Die Spannbreite bewegt sich hier zwischen dem Kyffhäuserkreis in Thüringen (und weiteren ostdeutschen Bundesländern sowie auch diversen strukturschwachen Gegenden in den alten Bundesländer) und begehrten Ballungsgebieten, Großstädten und Schwarmstädten ... ?!

    Mir stellt sich immer wieder folgende Frage:

    Tagesgeld mit 3,6% Zinsen sind derzeit ja ganz angenehm, ist aber natürlich befristet. ( Wurde bislang 2x verlängert seitens der Bank ), aber macht das Sinn?

    Womit wir wieder bei Abs. 1 wären und der dort erwähnten Frage.


    Ist das "Eigenheim" nur eine Variante von vielen oder ist das Dein/Euer Lebenstraum ? Danach sollte sich die weitere Vorgehensweise/Geldanlage ausrichten.


    Was ich machen würde (nach gemeinsamer Klärung der entscheidende Frage (s. Abs. 1):


    Zunächst mal schauen (durchspielen), ob das gewünschte Objekt (Eigenheim) mit den objektiven Rahmenbedingungen (Einkommen, Sicherheit desselben, Familienplanung, Einkommen der Partnerin, Kaufpreise vor Ort bzw. Immobilienmarkt, erforderliches Eigenkapital, Darlehenshöhe, Darlehensrate usw.) sowie den subjektiven Rahmenbedingungen (Bereitschaft zu Kompromissen beim Haus, zu ggf. Einschränkungen beim Konsum, dem Leben als Eigentümer, dem Leben mit einem hohen Kredit usw.) überhaupt paßt und realistisch umsetzbar ist ?


    Falls ja, würde ich mir dafür dennoch eine zeitliche Spanne (Korridor) zur Realisierung setzen beispielsweise fünf oder auch acht vielleicht max. 10 Jahre. Kenne nämlich (in meiner Gegend) genug Leute die "ewig" nach ihrer Wunschimmobilie gesucht hatte und ihr "Pulver stets trocken gehalten hatten", um zuschlagen zu können (sprich sehr risikoarm Geld vorgehalten hatten) - am Ende hatte so manche weder eine Immobilie gefunden noch ihr Geld über einen sehr lange Zeiträume vernünftig angelegt bzw. investiert ...



    Nur meine persönliche Meinung - basierend auf langen Erfahrungen.



    Gute Gedanken und ebensolche Finanzentscheidungen wünsche ich !

  • Habe ich bislang keinerlei Ideen für meine finanzielle Situation...

    Ende 20, Freundin, wohnen zur Miete. Eigentlich soll es ein Eigenheim werden

    Wie lange träumst Du denn schon vom eigenen Haus?

    Ist dieser Traum realistisch?

    Bleibst Du voraussichtlich an dem Ort wohnen, in dem Du jetzt wohnst?

    Ist Deine Beziehung stabil?

    Wie lange besteht sie schon?

    Wieviel Kinderzimmer plant ihr?


    Wohlgemerkt: Du brauchst diese Fragen hier nicht zu beantworten. Aber Dir selber solltest Du sie beantworten.


    In jedem Lebensalter ist eine mittelfristige Finanzplanung eine gute Idee.

    Derzeit liegt mein Erspartes auf einem Tagesgeldkonto mit 3,6% Zinsen, das ganze sind ca. 90.000€.

    Das ist a) ein erfreulicher Betrag für einen Endzwanziger, aber b) eigentlich keine Anlage, sondern eine Verlegenheitslösung.

    Tagesgeld mit 3,6% Zinsen sind derzeit ja ganz angenehm, ist aber natürlich befristet. ( Wurde bislang 2x verlängert seitens der Bank ), aber macht das Sinn?

    Eine sinnvolle Vermögensstruktur trennt zwischen kurzfristigen und langfristigen Anlagen.

    3,6% ist für was Festverzinsliches nicht schlecht. Ich habe meine Barreserve in einen Geldmarktfonds gesteckt, das ist ähnlich wie Tagesgeld. Den Rest des Geldes würde ich vermutlich in einen Aktien-ETF stecken (oder wenigstens einen Gutteil des Restes).


    Ja, jetzt werden sicher Stimmen kommen, die sagen: "Wenn ihm aber in 4 Wochen die Traumimmobilie über den Weg läuft und genau dann die Börse einbricht ..."


    Eben drum habe ich Dich oben gefragt, wie lang Du schon vom eigenen Haus träumst. Viele Leute beginnen damit schon mit Anfang 20. Wärest Du ernsthaft in der Planung, würde ich die Lage anders einschätzen, aber ein "Hach! Ich hätte so gern ein eigenes Haus!" wäre mir nicht genug.


    Jahr um Jahr geht ins Land, und das Geld ist immer noch auf dem Tagesgeldkonto, weil man nichts Rechtes damit anfangen weiß. Und das Haus ist immer noch nicht gebaut oder gekauft.


    Mein Gedanke ist halt bezogen auf ein Eigenheim, wenn man die Möglichkeit hat braucht man ein gewisses Eigenkapital, also muss man an das Geld ran. Oder auch nicht? Sollte man von den 90.000€ Geld anders, aber besser anlegen? Wie handhabt ihr sowas/wie sind eure Erfahrungen?

    Thema Altersvorsorgung sollte ich separat nochmal in Angriff nehmen.

    Ich mag das Gerede von der Altersversorgung nicht. Freilich ist es sinnvoll, Vermögen aufzubauen, damit man im Alter davon zehren kann. Aber meines Erachtens sollte ein Mensch in Deinem Alter erstmal ans Leben denken und nicht an die Rente. Geld schafft Unabhängigkeit. Man kann sich im Bedarfsfall etwas kaufen, was das aktuelle Gehalt nicht hergibt. Was genau das ist, weiß man nicht, weil das Leben halt so manche Überraschung für einen bereithält. Wenn Du wirklich ernsthaft sparst, ist quasi automatisch in der Rentenzeit genug da, daß Du damit die Rente aufpolstern kannst.


    Ich würde mein Geld auf die vage Vorstellung hin, irgendwann mal gern ein eigenes Haus haben zu wollen, nicht in der Schwebe halten. Anders wäre es, wenn Du ganz konkret mit Deiner Freundin in naher Zukunft eine Familie planst. Diesbezüglich solltest Du nochmal in Dich gehen.


    Ich habe mein eigenes Geld an der Börse - vom freiverfügbaren Vermögen steckt quasi alles in Aktien und ETFs. Ich bin davon überzeugt, fordere aber ausdrücklich niemanden dazu auf, mir das unreflektiert nachzumachen. Das vergangene Jahr war ein ausgesprochen gutes Börsenjahr, mein Depot hat sich um 14% erhöht. Du hast Deine 3,6% Zinsen bekommen.


    Mit Deinen Zahlen (etwa 100 T€ Anlagevermögen) hättest Du, wenn Du so angelegt hättest, wie ich, etwa 14 T€ Vermögenszuwachs erzielt. Mit Deinem Tagesgeld hast Du 3600 € Zuwachs erzielt (jeweils vor Steuer), also etwa 10T€ weniger.


    Und wenn Du vorsichtiger gewesen wärest, etwa die Hälfte Deines Geldes in einen ETF gesteckt hättest, hätten die 50 T€ ETF ja nicht 14 T€ zugelegt, sondern 7 T€ (plus 1800 € für die 50 T€ Tagesgeld).


    Was kostet Deine Traumimmobilie in Deiner Gegend? Reichen 400 T€ dafür?

    Etwa 100 T€ hättest Du; 300 T€ müßtest Du aufnehmen. Rechne Dir mal aus, was das kostet und vergleiche das mit Deiner Miete. Zugegeben: so richtig massiv besser wäre Deine finanzielle Lage nicht, wenn aus 100 T€ Eigenkapital 114 T€ geworden wäre.

    Dennoch: Wenn wir nicht von 1 Jahr sprechen, sondern von mehreren, dann mag sich der Unterschied läppern. Aber natürlich: Börsen können einknicken, ETFs können an Wert verlieren, beim Tagesgeld ist das hingegen kaum wahrscheinlich.


    Ich würde (wenn der Eigenheimwunsch nicht ganz konkret wäre), mein Geld ganz normal so anlegen, wie es Finanztip und Finanztest empfehlen, nämlich auf jeden Fall einen Teil als Aktien-ETF, je nach Risikoneigung z.B. 25% oder 50% des aktuellen Vermögens.


    Lies mal was! Mir hat das Buch "Ihre Finanzen fest im Griff" von Hartmut Walz gut gefallen. Finanztip hat viele gute Texte, Finanzfluß hat viele gute Texte. Wenn Du lieber schaust, bietet Youtube eine Menge.


    Wichtig ist, daß letztlich Du ein gutes Gefühl hast, denn letztlich bist Du es, der entscheidet. Schließlich ist es Dein Geld!


    Wir alle haben irgendwann mal so angefangen, daß wir keine Ahnung hatten. Das ist unvermeidlich - aber jeder ist gut beraten, daran was zu ändern, indem er selbst sich informiert.


    Viel Erfolg dabei!

  • Ich sehe schon, ich werde mich noch mehr Informieren müssen. Also Immobilie ist nicht nur ein Wunsch sondern eher ein Ziel. Allerdings, falls man nichts entsprechendes in den nächste Jahren findet wird evtl. auch gebaut. Die Preise bewegen sich um die 400.000€...

  • Informieren ist sicher nicht verkehrt! Wie johu schon geschrieben hat: Mit Tagesgeld bleibt ihr erstmal flexibel. Aktien würde ich auf keinen Fall machen, wenn in 2-5 Jahren ein Immobilienkauf angestrebt wird. Mit deinen Ersparnissen kannst du rund ein Viertel der geplannten Summe (400K €) anzahlen (zzgl. Nebenkosten), das ist als Quote gar nicht schlecht! Wenn jetzt das Zinsniveau fällt und eine passende Immobilie um die Ecke kommt, würde ich mir die an eurer Stelle genauer anschauen... ;)


    PS: Zum informieren sind Bücher m.E. ganz gut, praktisch finde ich diese hier nicht schlecht:

    https://www.test.de/shop/eigenheim-miete/ bzw. konkret diese beiden:

    -> https://www.test.de/shop/eigen…as-immobilien-set-sp0496/

    -> https://www.test.de/shop/eigen…anzierung-das-set-sp0613/


    Fachlich noch tiefer/besser fand ich "Immobilienkauf und Finanzierung für Selbstnutzer" von Kommer, Infos hier: https://gerd-kommer.de/buecher/


    Viel Erfolg bei eurem Projekt! :thumbup:

  • Achim Weiss: Dein Vergleich bzw. dein impliziter Vorschlag hinkt in mehrerlei Hinsicht::

    Mit Deinen Zahlen (etwa 100 T€ Anlagevermögen) hättest Du, wenn Du so angelegt hättest, wie ich, etwa 14 T€ Vermögenszuwachs erzielt. Mit Deinem Tagesgeld hast Du 3600 € Zuwachs erzielt (jeweils vor Steuer), also etwa 10T€ weniger.

    Wenn du den Tagesgeldzinssatz (3,6%) mit der letztjährigen Aktienrendite (14%) vergleicht, wird es unredlich, weil man Äpfel mit inexistenten Birnen vergleicht. Die realistische, durchschnittliche Aktienrendite eines Weltmarktinvestments liegt bei etwa 7-8%, also der Hälfte. Natürlich kann man beliebige Abschnitte rauspicken und auf 20%+ verweisen, das hat aber als Vergleich keine Aussagekraft.


    Wie gesagt: Wer in den nächsten Jahren konkret an einen Immobilienkauf denkt, sollte das temporär (für 10-15 Jahre) realistisch mögliche Kursverlustrisiko von 50% und mehr defintitiv meiden. In so einer Situation mit Aktien auf eine Immobilie in drei Jahren "zu zocken" wäre reines Glücksspiel!


    Daher der sinnvolle Vorschlag oben mit Festgeld/Geldmarktfonds von johu, den ich bei einer realistischen Möglichkeit für einen Immobilienkauf in den nächsten 5 Jahren auf jeden Fall beherzigen würde...


    Richtig an der Aussage von Achim Weiss ist natürlich, dass der Aktienmarkt im letzten Jahr gut gelaufen ist und auch im Durchschnitt mehr Rendite bringt als der Geldmarkt/TG. Aber die Differenz ist der Preis für die finanzielle Liquidität, die man sich dann eben sicher für ein Immobilieninvestment erhält und die man bewusst zahlen sollte, wenn man nicht in das o.g. Glücksspiel einsteigen möchte...


  • Wer in den nächsten Jahren konkret an einen Immobilienkauf denkt, sollte das temporär (für 10-15 Jahre) realistisch mögliche Kursverlustrisiko von 50% und mehr defintitiv meiden. In so einer Situation mit Aktien auf eine Immobilie in drei Jahren "zu zocken" wäre reines Glücksspiel!


    Daher der sinnvolle Vorschlag oben mit Festgeld/Geldmarktfonds von johu, den ich bei einer realistischen Möglichkeit für einen Immobilienkauf in den nächsten 5 Jahren auf jeden Fall beherzigen würde...


    Richtig an der Aussage von Achim Weiss ist natürlich, dass der Aktienmarkt im letzten Jahr gut gelaufen ist und auch im Durchschnitt mehr Rendite bringt als der Geldmarkt/TG. Aber die Differenz ist der Preis für die finanzielle Liquidität, die man sich dann eben sicher für ein Immobilieninvestment erhält und die man bewusst zahlen sollte, wenn man nicht in das o.g. Glücksspiel einsteigen möchte...


    Jein, erst einmal hängen Aktien und Immobilien zusammen. Also in den Jahren wo die Aktienmärkte zweistelligen inflationieren, steigen Immobilien auch entsprechend stark an. Du brauchst also die Rendite des Aktienmarktes, sonst zahlt du bei Immobilien drauf. In beiden Fällen ist der Faktor Zeit. Natürlich kannst du den EK-Anteil reduzieren und dann variabel über Sondertilgungen den Aktienmarkt einbinden.

  • Also in den Jahren wo die Aktienmärkte zweistelligen inflationieren, steigen Immobilien auch entsprechend stark an.

    Ein Automatismus im Sinne einer Gesetzmäßigkeit ist das aber nicht (schon gar nicht mit der Formulierung "auch entsprechend stark" ...).


    Immobilien ("nomen est omen", da eben immobil) unterliegen deutlich eher bürokratisch-regulatorischen, nationalen politischen Vorgaben, Engriffen, Interventionen etc. pp.


    Beim globalen Aktienmarkt tut man sich da mit derartigen Eingriffen von politischer Seite deutlich schwerer, weil zum einen es zwar eine Globalisierung gibt aber die Gesetze oft in den Nationalstaaten oder innerhalb von Bündnissen bzw. Zusammenschlüssen (wie der EU, innerhalb supranationaler Verträge, in (Frei)Handelsabkommen usw.) abgestimmt und gemacht werden und zum anderen den (zumindest meisten) Politikern klar ist, daß ohne prosperierende Unternehmen und deren Arbeitsplätze schnell auch der Umverteilungs- und Gestaltungs-Spielraum für sie als Politiker schrumpft oder gen Null tendiert. Dazu kommt noch, daß - zum Glück - Kapital und Unternehmen deutlich mobiler sind - als ausgerechnet Immobilien.


    Dies ist kein großes Problem oder gar Unglück - man sollte diesen Zusammen bzw. Hintergrund nur mit "auf dem Schirm" haben, wenn man als "Eigenheimer" unterwegs ist und noch mehr, wenn man Immobilien vermietet. Da es mehr Mieter als Immobilieneigentümer gibt - jedenfalls hierzulande - und die "Währung" der Politik meist das Denken in Wählerstimmen bestimmt, ist hier die Tendenz zu politischen Eingriffen (Stichwort: Mietrecht - um nur ein Beispiel zu nennen) noch größer. Daß dabei in praxi oft (insbesondere für die Mieter ) das Gegenteil von dem erreicht wird, was politisch beabsichtigt war, wäre ein eigenes und daher wieder anderes Thema.



    Nur meine persönliche Meinung basierend auf langjährigen Erfahrungen.

  • Jein, erst einmal hängen Aktien und Immobilien zusammen. Also in den Jahren wo die Aktienmärkte zweistelligen inflationieren, steigen Immobilien auch entsprechend stark an. Du brauchst also die Rendite des Aktienmarktes, sonst zahlt du bei Immobilien drauf.

    Nein, ganz sicher nicht: Deutsche Wohnimmobilien sind eine komplett andere (und sehr eng zugeschnittene) Anlageklasse und etwas komplett anderes als Aktien Global (aktuell primär US-Tech). Beide Anlageklassen sind nicht mal sonderlich stark korreliert, geschweige denn ursächlich/ökonomisch nennenswert verbunden. Falls in den USA das passiert, was in den frühen 2000ern mit der damaligen New-Economy passiert ist, dann schmieren dir relativ kurzfristig die Aktienkurse um 50% und mehr ab, bei relativ stabilen deutschen Immobilienpreisen (war damals der Fall!). Falls Big-Tech weiter boomt und die Demopgrahie hier richtig zuschlägt (Stichwort: Leerstand), dann kann sich der deutsche Immobiliensektor verabschieden und die Aktien (Welt) massiv performen (war in den 30 Jahren bis zur Finanzkrise 2008 der Fall!).


    Lasst nicht den Fehler machen, die Entwicklung der letzten 15 Jahre zu extrapolieren: Ja, die Asset-Märkte sind in dieser Zeit alle insgesamt gestiegen auf Grund der Nullzinsen und da hätte dein Vorgehen überwiegend mit viel Glück geklappt. Aber das war historisch die Ausnahme und ist in Punkto Geldpolitik auch ganz offensichtlich vorbei.


    Daher: Diese beiden Märkte hängen nicht ursächlich oder zwangsläufig zusammen und es wäre gefährlich aus der Not der niedrigen Rendite einer sicheren Geldanlage heraus das Aktienrisiko zu erhöhen, gerade wenn man das Geld dann auf den Punkt genau in den nächsten Jahren braucht!


    Das rät übringens auch Finanztip, Finanztest, die Verbraucherzentralen, selbst Aktien-ETF-Fans wie Gerd Kommer oder Andreas Beck und so ziemlich alle unabhängigen Finanzberater: Packt nur das Geld in Aktien, das ihr die nächsten 10-15 Jahre nicht braucht und ganz sicher nicht Mittel, die z.B. in 3 Jahren auf den Punkt genau komplett für einen Immobilienkauf zur Verfügung stehen sollen.

  • Deutsche Wohnimmobilien sind eine komplett andere (und sehr eng zugeschnittene) Anlageklasse und etwas komplett anderes als Aktien global.

    Wie wahr!


    Wohnimmobilien unterscheidet von anderen Geldanlagen, daß sie als vermutlich einzige Anlageklasse als Konsum bezeichnet werden können, daß die Transaktionskosten höher sind als bei allen anderen Anlageklassen, daß sie die einzige Anlageklasse sind, bei der Hebelfinanzierung allgemein als akzeptabel gilt, und daß sie die einzige oder zumindest einer der wenigen immobilen Anlageklassen sind. Weiterhin sind Immobilien nicht besonders gut gestückelt, einfach 1000 € mehr oder 1000 € weniger anzulegen, geht dabei nicht.


    Dazu kommt, daß der Immobilienerwerb regelmäßig die größte Finanztransaktion des Durchschnittsdeutschen ist. Sie sollte wohlüberlegt sein. Allein der Wunsch "Ich hätt so gern ein eigenes Haus!" wäre mir zu wenig.