70:30 (World+EM) weiterführen oder parallel ACWI IMI eröffnen?

  • Das Problem bei den "erwiesenen wissenschaftlichen Erkenntnissen" an genau dieser Stelle ist doch: Sie sind nicht eindeutig! Je nach Zeitraum verdeutlichen alle zur Verfügung stehenden Studien, dass eben mal das eine (Marktkaptialisierung) und mal das andere (BIP-Gewichtung, Gleichgewichtung, etc.) historisch gesehen erwiesenermaßen besser ist bzw. viel mehr rückblickend gewesen wäre. Was sind denn in diesem Zusammenhang die für dich relevanten wissenschaftlichen Erkennisse bzw. Studien, die keine Spekulation sind sondern absolut nüchterne, sachliche, wertneutrale wissenschaftliche Erkenntnisse? :/

    "absolut nüchterne, sachliche, wertneutrale wissenschaftliche Erkenntnisse" ist aus meiner Sicht keine Kategorie. Entweder sie sind wissenschaftlich oder nicht. Wir können es auch "fundierte Erkenntnisse" nennen. Entsprechende Erkenntnisse wurden hier schon genannt. Effizienzmarkthypothese, 72/28, grundsätzlich, dass der MSCI World noch nie einen 15- (bzw. 13-) Jahre-Zeitraum hatte, in dem er negativ gelaufen wäre ... das hat doch alles einen entsprechenden Hintergrund.


    Es geht mir nicht darum, dass die Begründung für die Strategie unbedingt für die Zukunft genauso gelten muss oder dass es die einzig gültige wissenschaftliche Studie ist. Nicht mal, dass sie überhaupt voll und ganz stimmt. Aber es sind die besten Erkenntnisse, die wir haben. Es kann morgen eine Studie herauskommen, die das Gegenteil belegt. Aber das macht die vorherigen Studien ja nicht zur Spekulation.


    Mir geht es darum, dass aus meiner Sicht keine Strategie mit einer Spekulation begründet werden sollte. Steht natürlich Jedem frei es so zu machen, ich halte es aber nicht für sinnvoll.


    Ich vergleiche hier nur wissenschaftliche Erkenntnisse mit Spekulationen und werte nicht die wissenschaftlichen Erkenntnisse. Und gleich ob die (wissenschaftlichen) Erkenntnisse alle eindeutig sind, können diese nicht durch Spekulationen ersetzt oder sogar mit ihnen gleichgesetzt werden, nur weil man daran zweifelt, ob sie 100% so stimmen.


    Spekulationen sollten keine Rolle spielen, wenn man passiv anlegen will und sich eine langfristige Strategie überlegt. Das ist meine Aussage. Und die Erwartung, dass Land/Markt x übergewichtet oder untergewichtet ist und dass ein Konflikt in Zukunft für y sorgen wird, ist aus meiner Sicht Spekulation.

  • Mir geht es darum, dass aus meiner Sicht keine Strategie mit einer Spekulation begründet werden sollte. Steht natürlich Jedem frei es so zu machen, ich halte es aber nicht für sinnvoll.


    Ich vergleiche hier nur wissenschaftliche Erkenntnisse mit Spekulationen und werte nicht die wissenschaftlichen Erkenntnisse. Und gleich ob die (wissenschaftlichen) Erkenntnisse alle eindeutig sind, können diese nicht durch Spekulationen ersetzt oder sogar mit ihnen gleichgesetzt werden, nur weil man daran zweifelt, ob sie 100% so stimmen.


    Spekulationen sollten keine Rolle spielen, wenn man passiv anlegen will und sich eine langfristige Strategie überlegt. Das ist meine Aussage. Und die Erwartung, dass Land/Markt x übergewichtet oder untergewichtet ist und dass ein Konflikt in Zukunft für y sorgen wird, ist aus meiner Sicht Spekulation.

    Ich glaube, das sehen hier meisten so. Wie gesagt: Man kann Marktkapitalisierung wie BIP-Gewichtung im Vorgehen gut mit Studien untermauern und als von der Wissenschaft gedeckt ansehen. Ich bin eher im "Lager BIP" aber es gibt wie gesagt auch für andere Vorgehensweisen eine solide Studienlage...


    Meine Intention oben mit den Einschätzungen zur hohen Gewichtung der USA/Tech und zum (relativ dazu gesehen) geringen Bewertungsniveau der EM war nicht andere oder meine Investitionsansätze in Frage zu stellen. Ich wollte eigentlich nur Argumente liefern, weshalb auch die historisch und wissenschaftlich fundierte Gewichtung nach BIP zukünftig wieder die Ergebnisse liefern könnte, die sie historisch/wissenschaftlich gesehen eben gebracht hat. Und wie immer ein wenig Werbung machen, für streuen, streuen, streuen... Gerne nicht nur breit über die Weltregionen mit Aktien (da ist BIP verglichen mit Market-Cap regelmäßig breiter gestreut!), sondern auch über andere, gut passende Assetklassen! ;)

  • Ok, darauf können wir uns auf jeden Fall einigen wenn du das so meintest! :)


    Es klang für mich und, so meine Befürchtung, vielleicht auch für Neulinge ein bisschen so, als wäre es sinnvoll auf solchen Überlegungen/Spekulationen seine langfristige Strategie zu gründen. Aber - auch wenn ich persönlich im 1-ETF-Lager bin - du hast natürlich recht, dass man die von dir genannte mögliche Marktentwicklung nehmen kann um durchaus zu rechtfertigen bei 70/30 bzw. mehr EM zu bleiben, wenn man wie der TE ohnehin schon da ist. Von 70/30 weg zu wechseln würde ich ohnehin nur empfehlen, wenn man es eben einfacher möchte, wenn man dauernd optimieren will bzw. diese Gedanken im Kopf hat und wenn man keine Gewinne realisieren muss. Und einfach die Sparpläne auf einen einzigen ETF umlenken und die alten ETFs parallel weiterlaufen lassen kann man dann natürlich alternativ machen.


    Mein Punkt ist immer, dass man eine Strategie haben sollte, der man folgt, bei der man bleibt. Wenn man davon überzeugt ist, dass ein All-World-ETF nun doch besser ist, weil man in Zukunft lieber „Ruhe“ haben will, dann ist das doch gut, solange man sich dann nicht morgen wieder um entscheidet. Wenn jemand wie der TE mit den auseinander laufenden Rendite leben kann, egal in welcher Richtung, dann kann er aber genauso gut bei 70/30 bleiben, denn es sind wie du sagst natürlich Szenarien denkbar, in denen es wieder zugunsten dieses Portfolios läuft. Wir wissen es eben alle nicht.

  • Von 70/30 weg zu wechseln würde ich ohnehin nur empfehlen, wenn man es eben einfacher möchte, wenn man dauernd optimieren will bzw. diese Gedanken im Kopf hat und wenn man keine Gewinne realisieren muss.

    Mein Punkt ist immer, dass man eine Strategie haben sollte der man folgt, bei der man bleibt.

    Genau und das war es ja, worum es mir ging: Wer jetzt auf den besseren Verlauf des MSCI-World schaut und von 70/30 zu 90/10 (also ACWI) wechselt, der läuft dem Trend hinterher und betreibt im Grunde genommen verkapptes Market-Timing. Zumindest wenn er/sie erwartet, dass die EM jetzt auch zukünftig schlechter laufen. Egal welchen Kurs man fährt: Dabeibleiben sollte man, wenn man sich nicht selber in die Tasche lügen d.h. dann doch wieder mit Prognosen irgendwelchen Entwicklungen hinterherlaufen möchte. Heißt: Gerade nach den letzten schwachen EM-Entwicklungen, sollte man seinem EM-Anteil treu bleiben... :)

  • Spannend, zuletzt habe ich eher überlegt meine noch bestehenden EM-Anteile zu verkaufen und ebenfalls in den ACWI IMI zu packen. Bisher haben die EM kaum Rendite erbracht und dementsprechend wäre der Kostenblock beim Umschichten auch gering. Wenn ich das hier so lese, macht es vllt aber doch auch Sinn, die EM erstmal liegen zu lassen und nicht weiter zu besparen.

  • Spannend, zuletzt habe ich eher überlegt meine noch bestehenden EM-Anteile zu verkaufen und ebenfalls in den ACWI IMI zu packen. Bisher haben die EM kaum Rendite erbracht und dementsprechend wäre der Kostenblock beim Umschichten auch gering. Wenn ich das hier so lese, macht es vllt aber doch auch Sinn, die EM erstmal liegen zu lassen und nicht weiter zu besparen.

    Beides ist legitim, das wollten wir denke ich beide/alle damit ausdrücken.


    Wenn du bereits einen hohen Gewinn beim EM-ETF hast, dann würde ich es aus Steuerstundungsgründen bei den EM Anteilen eher lassen. Nur wenn du dir sagst, dass es dir nochmal wichtig ist das Depot zu vereinfachen und in Zukunft nicht mehr darüber grübeln willst wie viel EM richtig ist, dann könnte sich vielleicht auch eine Gewinnrealisierung anbieten.


    Vielleicht kannst du es ja auch im Rahmen des jährlichen Rebalancings und damit zusammenhängend beim Rollen von Anteilen, um deinen Sparerpauschbetrag auszufüllen, machen. Also bewusst und steuerfrei Gewinne realisieren.


    Wechseln weil EM schlecht gelaufen sind in der Vergangenheit, sollte man nicht, vor allem wenn man eben die Strategie hatte bewusst mehr EM im Portfolio zu haben. Nur aus anderen o.g. Gründen, also im weitesten Sinne aus Gründen der Vereinfachung und damit weniger Angriffsfläche für eigenen Optimierungsdrang. Das ist wohlgemerkt ein aus meiner Sicht sehr wichtiger Punkt. Ob er eine Gewinnrealisierung rechtfertigt?


    Musst du am Ende selbst entscheiden.

  • ETF-Frager123

    Es spielt m.E. auch eine Rolle wie viel Geld Du bisher in der Kombination 70/30 investiert hast und wie viel im Laufe der nächsten Jahre/Jahrzehnte noch investiert wird.

    Es spricht ja auch überhaupt nichts dagegen die vorhandenen EM-Anteile weiter im Depot zu halten und zukünftig nur noch den ACWI IMI zu besparen.

    Dadurch wirst Du den Anteil der EM allmählich verringern. Ob das gut oder schlecht ist wird die Zukunft zeigen.

    Ganz auf die EM verzichten würde ich aber nicht (sei es nun als eigener ETF oder innerhalb eines MSCI ACWI / FTSE All World). Es gab in der Vergangenheit auch mal Dekaden, in denen die EM den Industrieländern die Rückleuchten gezeigt haben. Und ich sehe mein Depot als Langfristanlage im Idealfall bis zu meinem Tod. Und das sind hoffentlich noch einige Jahrzehnte.

  • ETF-Frager123

    Es spielt m.E. auch eine Rolle wie viel Geld Du bisher in der Kombination 70/30 investiert hast und wie viel im Laufe der nächsten Jahre/Jahrzehnte noch investiert wird.

    Es spricht ja auch überhaupt nichts dagegen die vorhandenen EM-Anteile weiter im Depot zu halten und zukünftig nur noch den ACWI IMI zu besparen.

    Dadurch wirst Du den Anteil der EM allmählich verringern. Ob das gut oder schlecht ist wird die Zukunft zeigen.

    Ganz auf die EM verzichten würde ich aber nicht (sei es nun als eigener ETF oder innerhalb eines MSCI ACWI / FTSE All World). Es gab in der Vergangenheit auch mal Dekaden, in denen die EM den Industrieländern die Rückleuchten gezeigt haben. Und ich sehe mein Depot als Langfristanlage im Idealfall bis zu meinem Tod. Und das sind hoffentlich noch einige Jahrzehnte.

    Stimme ich grundsätzlich zu. Kleine Ergänzung aus meiner Sicht: auch die Strategie ausschließlich DM ohne EM zu nehmen, also rein MSCI World, finde ich völlig ok und wird am Ende nicht in einem schlechten Ergebnis resultieren. Die meisten unserer Annahmen basieren ja darauf, dass vor allem der MSCI World langfristig immer gut gelaufen ist. Und da halte ich es mit Saidis (alter?) Position, dass der schon langfristig diversifiziert genug ist, vor allem weil die Weltwirtschaft ohnehin voneinander abhängig ist und die Unternehmen in den DM auch in den EM Gewinne machen. Und langfristig würden ja auch Staaten/Regionen von EM in die DM „aufsteigen“, wenn sie stärker werden. Dann hat man vielleicht eine Zeit lang underperformed, aber spätestens dann geht’s eben wieder bergauf.


    Ich hab mich selbst für den gesamten Weltmarkt entschieden, also nicht falsch verstehen. Ich meine nur, dass jemand der die Strategie „rein MSCI World“ hat auch keinen Fehler macht nach allem was wir an Erkenntnissen haben. Wobei ich Fehler so definiere, dass es langfristig nicht funktioniert. Und das sehe ich eben auch bei rein MSCI World nicht.

  • Ich stehe vor der selben Frage.
    Bespare seit 2016 70/30. Habe das damals einfach so übernommen.
    Den EM Anteil könnte ich leicht auf 10% reduzieren. Der Gewinn ist im mittleren 3 stelligen Bereich. Also groß Steuern beim Verkauf würden nicht anfallen. Den World Anteil würde ich behalten. Hier ist ein Verkauf aus steuerlichen gründen eher nicht sinnvoll.


    Könnte dann einfach nur noch in den SPDR ACWI IMI sparen und fertig. Würde nämlich ganz gerne Small Caps mit dazu nehmen um mich breiter zu diversifizieren und weil mein Depot inzwischen groß genug ist und der SPDR günstig und groß geworden ist.

    Für Mcap spricht für mich:

    • 70/30 war nie "meine Überzeugung", habe ich nur nachgemacht
    • BIP ist eher bei 60/40
    • Ich investiere in die sich am Aktienmarkt handelbaren firmen in dem EM drei mal und hoffe dass diese ähnlich wie die nicht gelisteten aber BIP produzierenden Firmen performen
    • Einfacheres Depot
    • Weniger China und insbesondere Sanktion des Aktienmarktes in macht mir etwas sorgen.

    Für 70/30 behalten spricht für mich:

    • Wenn ich jetzt auf Mcap wechseln würde, würde ich genau prozyklisch handeln also "hin und her macht Taschen leer"
    • Mein Geld lagert nicht nur bei einem ETF Anbieter und es gibt überhaupt mehr als einen Anbieter auf World und EM, während es beim ACWI IMI ja nur SPDR ist. Wie wichtig Anbieterdiversifikation werden kann hat man bei den Amundi Verschmelzungen gesehen.
    • USA Anteil wird etwas vermindert
  • Hallo zusammen,

    also alles stehen lassen und nur noch in den All World investieren.

    Wenn Sie nie an EM geglaubt haben und es auch nicht mehr tun kann man auch über einen Verkauf nachdenken.

    Finanztip hat mindestens einen Betrag dazu gemacht.

    Einer recht für das ganze Leben.

    Allerdings, wenn nun zwei mehr da sind und 20 Jahre Steuern eingelagert sind kann man sie auch stehen lassen.

    Hauptsache Sie sind erstmal investiert.

    LG

  • 70/30 war nie "meine Überzeugung", habe ich nur nachgemacht

    Das ist zwar in solch einem Fall kein Beinbruch, schließlich ist das kein schlechtes Portfolio, aber natürlich sollte man schon wissen was man macht bzw. davon überzeugt sein.


    Wenn ich jetzt auf Mcap wechseln würde, würde ich genau prozyklisch handeln also "hin und her macht Taschen leer"

    Das sehe ich nicht so. Also wenn du Gewinne und damit steuern realisierst kann das so sein wenn du das häufiger machst. „Taschen leer“ wäre aber auch dann vermutlich übertrieben. Es gibt viele Ausschütter-/Dividenden-Strategen, die im Grunde genommen dauernd Gewinne und damit Steuern realisieren. Bei sowas geht’s am Ende des Vermögensaufbaus vielleicht um ein paar tausend oder zehntausend Euro, aber das wichtigste ist, dass du wenn du realisierst direkt wieder investierst. Insofern: wenn es dir „einfacher“ vorkommt zu realisieren, dann kannst du das machen. Bei dreistelligen Gewinnen mit Sicherheit. Bei mehr musst du gucken. Da würde ich den World auch eher liegen lassen und einfach einen neuen All World besparen in Zukunft. Ggf über die Jahre Anteile aus dem World rollen.

    Mein Geld lagert nicht nur bei einem ETF Anbieter und es gibt überhaupt mehr als einen Anbieter auf World und EM, während es beim ACWI IMI ja nur SPDR ist. Wie wichtig Anbieterdiversifikation werden kann hat man bei den Amundi Verschmelzungen gesehen.

    Sehe ich nicht kritisch. Das schlimmste was passieren kann ist, dass Gewinne mal realisiert werden. Siehe oben! Bei einem großen Fonds/ETF ist das Risiko auch nicht so groß.


    Zudem gibt es noch den FTSE All World und zwei ETFs von zwei verschiedenen Anbietern darauf sowie noch mehr Anbieter, die den ACWI anbieten. Small Caps hattest du bislang ja auch nicht drin und sind auch kein absolutes Muss. Wenn du unbedingt Anbieter diversifizieren willst kannst du also auch mehrere All World ETFs nehmen. Ich halte das nicht für notwendig. Du kannst ja im Rahmen der von Finanztip genannten 3x10 Strategie alle paar (zum Beispiel 10) Jahre den Anbieter und damit den ETF wechseln. Da kannst du deinen jetzigen World als den ersten ETF sehen und nun gehst du auf den nächsten über. Dann hast du auch deine (nicht unbedingt notwendige) Anbieterdiversifikation.


    Zum Thema USA/China usw. ist ja schon alles gesagt worden. Letztlich eine Prognose. Ich mag keine Prognosen machen. Muss aber Jeder selbst wissen. Wer nach 70/30 oder 60/40 (BIP) Gewichten will, der kann das wenn er davon überzeugt ist und diese Strategie bewusst wählt machen und wird damit vermutlich auch gut fahren.


    Viel Erfolg!