Anschlussfinanzierung Kredit

  • Hallo zusammen,

    ich brauche eine Rückmeldung für folgende Situation:

    Meine Eltern (Jahrgang 1959 und 1961) müssen sich ab Dezember 2024 um eine Anschlussfinazierung für ihr Haus (Baujahr 1991, bestehend aus zwei separaten Wohnungen, eine davon bewohnen sie selbst, die andere wird derzeit als Ferienwohnung genutzt) kümmern. Die Restschuld beträgt 125.000 €. Beide sind Renter und können monatlich 700-800€ an Kredit abzahlen.

    Folgender Vorschlag wurde ihnen unterbreitet: Kreditsumme (bei 3,5% Zinsen, Tilung um die 2,5%) und Bausparvertrag, Laufzeit 10 Jahre. Den Kredit werden sie nicht in 10 Jahren abbezahlt haben. Die Bausparsumme soll die Hälfte der Kreditsumme (ca. 61.500 €) sein, monatlich zahlen sie auf jeden Fall 60€ ein, ansonsten wie es bei ihnen passt. Es gilt bei 30% der Ansparsumme ein garantierter Zinssatz von 2,25% und bei 40% der Ansparsumme eine garantierter Zinssatz von 1,5%.

    Lohnt sich das für meine Eltern? Können sie überhaupt 30% oder sogar 40% ansparen? Und falls nicht, lohnt sich der Bausparvertrag trotzdem oder wäre es sinnvoller Geld, das "übrig" ist, entweder auf ein Tagesgeldkonto zu legen oder in ETFs zu investieren oder sogar Sondertilgungen anzustreben? Immerhin kostet der Abschluss eines Bausparvertrags auch nochmal über 1000€.

    Danke schon im Voraus für Meinungen und Ideen!!

  • svenja147 29. Juli 2024 um 08:05

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Ein Bausparvertrag lohnt sich nur in sehr wenigen Fällen. Das hier ist kein lohnender Fall.

    Ein Bausparvertrag ist zunächst ein schlecht verzinster Sparvertrag. Warum soll es Sinn machen, dass Deine Eltern einen Sparvertrag mit niedrigen Zinsen abschließt und gleichzeitig einen teuren Kredit haben? Da ist es besser, die Sparrate sofort zur zusätzlichen Tilgung zu nutzen.

    Bei einer Kreditsumme von 125.000€, 3,5% Zinsen und 2,5% Tilgung ist die monatliche Rate 625€. Wenn die Tilgung auf 3,5% erhöht wird, ist die mtl. Rate mit knapp 730€ im Budget und die Restschuld nach 10 Jahren deutlich geringer.

    Der BSV-Verkäufer wird einwenden, dass dann ja ein Zinsrisiko in 10 Jahren besteht, das mit BSV nicht bestände.

    Ja, das ist nicht falsch, aber auch nicht richtig, da

    a) das Risiko durch die erhöhte Tilgung deutlich geringer ist und

    b) beim BSV das Zuteilungsrisiko besteht, denn Du hast ja keine Garantie, wann der BSV-Kredit aufgenommen werden kann.

    Wenn Deine Eltern kein Zinsrisiko in 10 Jahren wollen, gibt es viel bessere und einfachere Lösung: Einfach einen Kredit mit z.B. 15-jähriger Zinsbindung abschließen!

  • wäre es sinnvoller Geld, das "übrig" ist, entweder auf ein Tagesgeldkonto zu legen oder in ETFs zu investieren oder sogar Sondertilgungen anzustreben?

    Zunächst sollten sie die Rate, die sie sich jetzt gut leisten können, voll in die regelmäßige Tilgung stecken.

    Tagesgeld ergibt nur Sinn, wenn der Anlagezins höher als der Kreditzins ist.

    Beim Eigenheim geht Tilgung vor Geldanlage.

    Schon aus dem Begriff Sondertilgung folgt, dass diese nicht von Anfang an eingeplant sein sollten.

    Die Kreditraten sind über die Laufzeit von 10-15 Jahren konstant. Inflationsbedingt (Gehalts- oder Rentenanpassungen) werden Deine Eltern aber vermutlich in einigen Jahren mehr Geld zur Verfügung haben. Oder es fällt ein Erbe o.ä. an. Dann sind ggf. Sondertilgungen angebracht.

  • Meine Eltern (Jahrgang 1959 und 1961) müssen sich ab Dezember 2024 um eine Anschlussfinanzierung für ihr Haus (Baujahr 1991, bestehend aus zwei separaten Wohnungen, eine davon bewohnen sie selbst, die andere wird derzeit als Ferienwohnung genutzt) kümmern.

    Wenn man das damals schlau gemacht hat, besteht das Haus aus zwei Eigentumswohnungen. Die Kreditzinsen für ein selbstbewohntes Haus sind Privatvergnügen, die Kreditzinsen für ein vermietetes Objekt kann man von der Steuer absetzen. Daher tilgt man mit zusätzlichem Geld auch vordringlich das selbstbewohnte Objekt.

    Deine Eltern sind Jungrentner mit vermutlich geringem Steuersatz. Da lohnen Abschreibung und Absetzung dann weniger.

    Die Restschuld beträgt 125.000 €. Beide sind Rentner und können monatlich 700-800€ an Kredit abzahlen.

    Folgender Vorschlag wurde ihnen unterbreitet: Kreditsumme (bei 3,5% Zinsen, Tilung um die 2,5%) und Bausparvertrag, Laufzeit 10 Jahre.

    Wenn man ein Darlehen bereits laufen hat (wie das bei Deinen Eltern der Fall ist), ist der Neuabschluß eines mikroskopisch verzinsten Bausparvertrags ein provisionsorientiertes Finanzierungsmodell im Sinne des "Beraters". Überleg Dir mal, wer die Provision zahlt, dann weißt Du auch, für wen dieses Modell ungünstig ist.

    Und falls nicht, lohnt sich der Bausparvertrag trotzdem oder wäre es sinnvoller, Geld, das "übrig" ist, entweder auf ein Tagesgeldkonto zu legen oder in ETFs zu investieren oder sogar Sondertilgungen anzustreben?

    Wäre dieses Objekt von Anfang an finanziell zweckmäßig finanziert gewesen, hättest Du es geschrieben. Das scheint aber nicht der Fall zu sein. Entsprechend könnte ich mir vorstellen, daß Deine Eltern in Finanzdingen nicht besonders versiert sind. In einem solchen Fall ist das Prinzip "keep it simple" das wichtigste.

    Ich würde das Darlehen vermutlich ganz einfach mit einem normalen Hypothekendarlehen verlängern, allerdings mir hierfür auch Konditionen anderer Firmen anschauen und nicht nur die der "Hausbank". Wenn Geld übrig ist, würde man für solche Standardsparer in erster Linie an Sondertilgungen denken.

  • Bei 800 EUR Rate bleiben bei einem 08/15-Annuitätendarlehen mit den genannten Konditionen (125.000 EUR Kreditsumme, 3,5% Zinsen) nach 10 Jahren noch 62.547,09 EUR an Restschuld übrig, also etwas weniger als die Hälfte.

    Quelle:

    Hypothekenrechner für Hypothekendarlehen

    Ja, für diesen Restbetrag gibt es dann ein Zinsänderungsrisiko, aber das wird Deine Eltern finanziell nicht umbringen, eben weil der Restbetrag ja bis dahin deutlich geringer ist. Selbst wenn die Zinsen zum Ende der Zinsbindung Ende 2034 auf 10% (!) steigen sollten, ergäbe sich bei 10% Zinsen plus 2% Tilgung eine Rate von gerade mal 625 EUR monatlich (also weniger als das aktuelle Budget, in tatsächlicher Kaufkraft nochmal weniger, wenn man die Inflation der nächsten 10 Jahre berücksichtigt). Wenn Deine Eltern noch mehr Sicherheit wollen, sollen sie eine längere Zinsbindung vereinbaren.

    Ich würde an der Stelle Deiner Eltern zu einem der großen Kreditvermittler gehen (Interhyp, Dr. Klein, Hütteig & Rompf etc.) und mir dort unterschiedliche Angebote für ganz normale Annuitätendarlehen einholen.

  • Vielleicht ganz interessant auf was man sich einlassen würde:

    Bauspar-Vorausdarlehen - Prof. Dr. Hartmut Walz
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    hartmutwalz.de