Berechnung Rentenlücke unter Berücksichtigung Inflation

  • Hallo,


    ich habe versuche gerade die Rentenlücke zu durchschauen, ich habe diverse Sachen gelesen und Rechner genutzt unter anderem Finanztip, Finanzfluss usw. Ich fühle mich noch nicht 100%ig erleuchtet, insbesondere zum Faktor der Inflation.



    Für mich sähe es sehr grob überschlagen mal so aus.


    Renteneintritt: Jahr 2050

    Rentenhöhe laut Bescheid: aktuell 1500,- brutto zu Rentenbeginn

    Rentenhöhe geschätzt nach Anpassungssatz 1 bis 2%: 2000,- bis 2500,-€ brutto


    Ich rechne also bestenfalls mit 1600,- netto Rentenzahlung für 2050.


    Aktuell nehme ich für mich monatliche Lebenshaltungskosten von 2500,-€ netto an.

    Bei einer Inflation von 2% würde dies bedeuten, ich benötige 2050 ca 4100,-€ netto monatlich.


    Dementsprechend beträgt meine Rentenlücke zum Renteneintritt 2050 ca. 2500,- € netto (3500,-€ brutto die ich dann monatlich aus Erspartem ziehen müsste)?


    Mit Kapitalverzehr und einer möglicherweise geringen Rendite ab Renteneintritt, würde ich bei einer angenommen Lebensdauer von 20 Jahren über Renteneintritt zum Renteneintritt 2050 ca. 800.000 benötigen?


    Haut das alles in etwas so hin?

    Danke schon mal

  • Ich habe versuche gerade die Rentenlücke zu durchschauen, ich habe diverse Sachen gelesen und Rechner genutzt unter anderem Finanztip, Finanzfluss usw. Ich fühle mich noch nicht 100%ig erleuchtet, insbesondere zum Faktor der Inflation.

    Du hast noch etwa 25 Jahre bis zu Deinem Ruhestand vor Dir. Das ist eine lange Zeit. Ich glaube nicht, daß eine Kalkulation über diese Zeit sinnvoll ist.


    Zu Beginn des vorigen Jahrhunderts sah ein New Yorker auf die Straßen seiner Stadt, die voll waren vor lauter Pferdekutschen. Die Pferde urinierten und äpfelten, es stank zum Himmel. "Nein", sagte er sich, "in eine Welt voller Pferdeäpfel kann ich keine Kinder setzen."

    Ich halte es für eine tolerable Annahme, daß es auch in 25 Jahren für Rentner noch um die 50% des Bruttoeinkommens gibt. Dein Bruttoeinkommen heute solltest Du nicht komplett verbraten, sondern ein Teil zurücklegen, wofür auch immer. Ich halte es für pathologisch, daß heutige 20jährige auf die Frage "Wozu sparst Du?" antworten "Für meine Altersvorsorge!"


    Geldreserven machen unabhängig, deswegen plädiere ich unbedingt dafür. Aber man kann mit gespartem Geld mehr machen als "Altersvorsorge", nämlich beispielsweise auch ein Haus davon bauen, eine Weltreise machen oder ein Sabbatical davon finanzieren.


    Angenommen, Du legst 20% Deines Einkommens weg, so ist der Sprung zum späteren Alterseinkommen nicht mehr so groß, nicht mehr von 100% auf 50%, sondern nur noch von 80% auf 50%.


    Der Wert einer Rente ist erheblich. 20 Jahre Leistungsdauer unterstellt, also grob 250 Monate, sind 1000 € pro Monate 250 T€. Wer aktuell in Rente geht und meint, er habe mit einem Vermögen von 30 T€ mächtig gespart, so daß er sich im Ruhestand ein Wohlleben machen könnte, wird schnell die harte Realität spüren.


    Zerbrich Dir nicht den Kopf mit Deiner Rentenlücke! Kümmere Dich um einen Vermögensaufbau und schau, daß Du ordentlich etwas zusammensparst. Aber vergiß nicht, daß Du die kommenden 25 vor dem Ruhestand auch leben solltest, das heißt: Dir etwas gönnen solltest, nicht daß Du nach 25 entbehrungsreichen Jahren vier Wochen nach Rentenbeginn mit mächtigem Vermögen in die ewigen Jagdgründe eingehst, dorthin aber nichts mitnehmen kannst.

  • Hallo.


    Da fallen mir spontan ein paar Fragen ein, die Du Dir zu Deinem Modell stellen solltest.


    Das Rentenversicherungskonto ist geklärt?


    Die 1.500 EUR sind der Wert für die Regelaltersrente mit Hochrechnung? (3. Wert in der Renteninformation bzw. Rentenauskunft)


    Das ist auch der geplante Rentenbeginn?


    Du rechnest mit einer Abgabenquote von grob 30% im Alter?

  • Hallo Achim, danke für deinen Kommentar.

    Ich habe das Bedürfnis ein Gefühl dafür bekommen, wie das Ziel grob aussieht. Das würde mich bezüglich meines jetzigen Lebens und dem Weg dahin vielleicht entspannter und sicherer werden lassen.


    Da ich ja nun in ein Alter komme, in dem die Generationen vor mir in diese Lebensphase eintreten, habe ich privat/beruflich zuletzt einiges gesehen, was mich auf das Thema bringt (reiselustige Frührentner, Pflegebedürftigkeit nach Unfall und durch Demenz und entsprechende private Zuzahlungen). Im besten Fall will ich einfach gut aufgestellt sein und würde auch gern was hinterlassen. Im schlechtesten Fall würde ich gerne keine Belastung sein.

    Gleichzeitig leben wir meiner Meinung nach ganz gut und ich hatte quasi erst Anfang des Jahres beinahe ein Sabbatical - eine Elternzeit über das Elterngeld hinaus.


    Es geht mir auch ein wenig um die Frage, wieviel Geld muss ich für mich "reservieren" und wieviel kann ich jetzt für die Kinder sparen.



    Hallo Referat Janders, ich werde die Fragen mal bearbeiten, eine Kontenklärung habe ich bisher noch nicht gemacht. Ja 1.500€ sind der dritte Wert, ich habe recht ausgedehnt studiert und meine Tätigkeit ist eher durchschnittlich bezahlt, ich hatte Elternzeiten und arbeite wegen der Kinder aktuell nur in Teilzeit.

    Wenn es geht und ich muss, dann werde ich wahrscheinlich schon so lang arbeiten. Ich rechne da jetzt auch nicht wegen drei Jahren hin- und her.

    Die Abgabequote habe ich auch nur grob überschlagen als hoffentlicher Worst-Case.

  • Ich habe das Bedürfnis ein Gefühl dafür bekommen, wie das Ziel grob aussieht. Das würde mich bezüglich meines jetzigen Lebens und dem Weg dahin vielleicht entspannter und sicherer werden lassen.

    Dein jetziges Leben und der Weg dahin?


    Dein Leben ist jetzt, es ist sinnvoll, daß Du es lebst und nicht alles aufsparst, bis Du alt und grau und im Ruhestand bist.


    Du kannst Dein Ruhestandsgehalt ganz gut peilen, indem Du auf Deine Renteninfo schaust. Für ein Jahr mit Durchschnittseinkommen bekommst Du einen Punkt, wenn Du gut verdienst, können es auch zwei sein (Maximum). Du peilst den Renteneintritt 2050 ein, also bist Du jetzt Anfang 40. Vermutlich hast Du beruflich das erreicht, was Du erreichen kannst und wirst nicht mehr höher steigen, sondern möglicherweise Deine Position halten, entsprechend könntest Du die 25 Berufsjahre, die nun noch kommen mögen, mit dem Durchschnitt der vergangenen Jahre bewerten.


    Wie das genau aussieht, mußt Du hier nicht auszubreiten. Aber für Dich selber taxieren solltest Du es. Wenn Du 2018 bis 2022 je 1,5 Punkte erwirtschaftet hast und danach 1 Punkt oder weniger in der Elternzeit, solltest Du eine Annahme treffen, wie das mit Dir beruflich wohl weitergehen wird. Vielleicht bleibst Du noch 5 Jahre auf relativ kleiner Teilzeit und gehst dann wieder auf Vollzeit. Oder, oder. Du kennst Dein Leben, ich kenne es nicht. Du hast auch keine Glaskugel, kannst über Dein weiteres Leben leichter Annahmen treffen als ich. Auf diese Weise peilst Du also die Punkte, die Du vermutlich mit 67 haben wirst. Du multiplizierst sie mit dem heutigen Punktwert und ziehst 12% für Krankenversicherung und Pflegeversicherung ab und peilst nach heutigen Gegebenheiten, was dann wohl für Steuer anfallen wird. Das sind dann heutige Preise, die Du mit der heutigen Kaufkraft vergleichst. Du bekommst bei dieser Rechnung beispielsweise 1500 € netto heraus. In erster Näherung wirst Du in 25 Jahren von Deiner Rente das leisten können, was Du heute von 1500 € bezahlen kannst.


    Es ist sinnvoll, sich überhaupt Reserven aufzubauen, wozu auch immer Du sie einsetzt.


    Ich halte nichts davon, für Kinder zu sparen. Du bist ihnen eine gute Ausbildung schuldig (was auch heißen kann: Ein Auslandsjahr, das nicht unerheblich Geld kostet). Danach sollten sie aber auf eigenen Füßen stehen und sich ihr eigenes Leben aufbauen.


    Aber auch das darf jeder handhaben, wie er will.

    Da ich ja nun in ein Alter komme, in dem die Generationen vor mir in diese Lebensphase eintreten, habe ich privat/beruflich zuletzt einiges gesehen, was mich auf das Thema bringt (reiselustige Frührentner, Pflegebedürftigkeit nach Unfall und durch Demenz und entsprechende private Zuzahlungen). Im besten Fall will ich einfach gut aufgestellt sein und würde auch gern was hinterlassen. Im schlechtesten Fall würde ich gerne keine Belastung sein.

    Das mit dem Hinterlassen geht in die gleiche Richtung: Kein Elternteil hat die Pflicht, sich selbst einzuschränken, damit für die Kinder hinterher ein gutes Erbe da ist. Viele Leute sparen sich das Geld vom Munde ab, damit nur hinterher was zum Vererben da ist. Sie verschwenden ihr eigenes Leben - und jeder hat nur das eine.

    Es geht mir auch ein wenig um die Frage, wieviel Geld muss ich für mich "reservieren" und wieviel kann ich jetzt für die Kinder sparen.

    Ich finde, man sollte an der Ausbildung der Kinder nicht sparen. Aber man selber ist auch ein Mensch, der sich vom selbstverdienten Geld auch ohne Schuldgefühle ein angenehmes Leben machen darf. Wenn Du Dich über Deine Kinder definierst, ok. Es steht Dir frei, zugunsten Deiner Kinder zurückzustecken. Ich finde, es sollte da eine vernünftige Balance herrschen. Fördern würde ich die Kinder allemal, aber sparen würde ich für sie nicht, sondern für mich.


    Zum vielgenannten Führerschein (der je nach Wohnort wichtig oder weniger wichtig ist) darf ein Kind durchaus etwas dazulegen. Da darf aus pädagogischer Erwägung gern der Ertrag eines Ferienjobs hineinwandern. Was fehlt, können die Eltern ja immer noch dazulegen.


    All das ist aber letztlich Deine Sache. Das darf jeder mit seinem Geld handhaben, wie er selbst es für richtig hält.

  • Wenn das Versicherungskonto nicht geklärt ist, insbesondere die Zeiten der Kindererziehung nicht erfasst sind, liefert die Renteninformation vielleicht zufällig richtige Zahlen, in der Tendenz eher nichts annähernd Zutreffendes.


    Falls Du der Rentenversicherung helfen willst, Dir genauere Berechnungen liefern zu können, solltest Du Dein Versicherungskonto klären lassen.


    Wenn Du studiert hast, dann wirst Du eher nicht die 45 Jahre vollbekommen, um vorgezogen und abschlagsfrei in Rente gehen zu können.


    Dann kannst den 3. Wert aus der Renteninformation verwenden bzw. den Wert minus der Rentensteigerung aus den angenommenen Verdiensten zwischen 63 und 67 multipliziert mit 0,856.

  • Kein Elternteil hat die Pflicht, sich selbst einzuschränken, damit für die Kinder hinterher ein gutes Erbe da ist. [...]

    Ich finde, man sollte an der Ausbildung der Kinder nicht sparen.

    Das möchte ich Beides unterstreichen. Dazu folgende Gedankenanreize:

    - Ich plane für mich ein langes Leben. Wenn ich eher sterbe (was sehr wahrscheinlich ist) bleibt automatisch einiges übrig.

    - Die selbstgenutzte Immobilie ist ebenfalls automatisch Teil der Erbmasse.

    - Bei der heutigen Lebenserwartung sind die meisten Erben bereits selbst in höherem Alter. Das Erbe kommt also "zu spät". Schon deswegen und wegen der unbekannten Höhe sollte man ein Erbe nicht in der eigenen Finanzplanung berücksichtigen.

    - Was ich meinen Kindern früh und damit für das ganze Leben mitgeben kann, ist eine gute Ausbildung.