Depot Check

  • Hallo Zusammen,


    was sagt ihr zu meinem ETF-Depot? Welche Möglichkeiten der Verbesserung gibt es?


    Ich bin nicht mehr viele Jahre von der Rente entfernt und möchte sowohl auf moderates Wachstum, als auch auf regelmäßige Dividenden setzen. Ich möchte später für die ein oder andere Reise nicht sofort Anteile verkaufen müssen. P.S. Ich habe "vor langer Zeit" Bankkaufmann gelernt. Deshalb habe ich mich auch viele Jahre bereits mit dem Thema beschäftigt. Aber wer weiß, ob man nicht einen Tunnelblick hat. Hier mein Portfolio (Rebalancing wurde gerade durchgeführt):



    30,00% Vanguard FTSE All-World UCITS ETF 100.200 €
    30,00% Vanguard FTSE All-World High Dividend Yield 100.200 €
    6,00% Vanguard USD Corporate 1-3 Bond UCITS 20.040 €
    24,00% iShares EUR Corporate Bond 0-3yr ESG 80.160 €
    10,00% HSBC FTSE EPRA NAREIT Developed UCITS 33.400 €
  • Elena H.

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Hallo,


    wenn Du Dir darüber über viele Jahre schon Gedanken gemacht hast, wird es wohl auch sehr gut zu Deinen vage beschriebenen Zielen passen. Die vierte Position fällt ein wenig auf, da diese auf einmal eine ESG-Komponente hat, was sich im Rest des Portfolios nicht wiederfindet.


    Für Einsteiger empfehle ich nur Pos. 1 für den risikoreicheren Teil, damit hat man eine global gestreutete und ausschüttende Anlage.

  • > Deshalb habe ich mich auch viele Jahre bereits mit dem Thema beschäftigt.


    Dann ist dir vermutlich bewusst, dass der Vanguard FTSE All-World High Dividend Yield über diverse Zeiträume deutlich hinter dem "normalen" Vanguard FTSE All-World UCITS ETF her hoppelt?


    Die Diskussion zum Thema Dividenden-ETFs gibt es hier immer wieder mal.


    Mit rd. 5000 € Dividende (vor Steuern) pro Jahr - ca. 3% vom High Div und 2% vom All-World ETF kann man sicherlich die eine oder andere Reise machen.

  • Wieso den High Dividend Yield? Ich würde mich eher auf den FTSE All World beschränken. Wiederspräche meinem Ansatz von prognosearmen investieren. Einen rationalen Grund für die deutliche Übergewichtung von Dividendenzahlern kenne ich nicht. Ich sehe Vehikelrisiken und ein schlechteres Rendite/Risiko Profil bei Dividendenaktien. Unsystematische Risiken ohne Prämie, daher nein.


    Wieso USD Corporate Bonds? Ich würde mich auf € beschränken. Es gibt keine Prämie auf Wechselkursrisiken. Würde ich so nicht machen.


    Wieso ESG Bonds? Es ist aus meiner Sicht zu erwarten, dass nicht ESG Unternehmen höhere Kupons bieten müssen, da Zugang zu Finanzierung schwieriger. Halte von ESG grundsätzlich nicht viel.


    Wieso HSBC FTSE EPRA NAREIT Developed UCITS? Würde ich weglassen. Ist ja quasi eine Branchenwette. Immobilienaktien sind halt eben auch Aktien. Unsystematische Risiken. Würde ich auch eher nicht machen. Siehe Vergleich FTSE All World / HSBC Siehe Vola und Sharpe Ratio


    Für mich wäre das Portfolio so nichts.


    Ich würde da eher auf


    70% FTSE All World

    15% Bundesanleihen 1,5 bis 2,5 J oder vieleicht 3-5 Jahre gehen

    15% IG Unternehmensanleihen € irgendwas zwischen 2 und 5 Jahre


    gehen. Ich denke das Rendite-/Risikoprofil wäre deutlich besser und das Portfolio übersichtlicher.


    Wenn ich "optimieren" würde, dann würde ich eher die Regionengewichtung angehen. Dann brauchts da aber mehr als einen ETF und mit FTSE All World wird das schwierig. Wenn Du da noch 10% EM aufstockst zum Beispiel gewichtest Du alles andere unter. Da würde ich dann eher auf die MSCI Welt gehen:


    10% MSCI World Small Cap

    10% MSCI Emerging Markets

    25% MSCI World

    25% MSCI World Equal Weight

    15% Bundesanleihen irgendwo zwischen 1,5 und 2,5 Jahren

    15% € Unternehmensanleihen 3-5 Jahre


    Alternativ könnte man auch die Aktienquote auf 75% erhöhen und sich bei den Anleihen auf Bundesanleihen beschränken. Dürfte vom Risiko/Rendite Profil dann wieder in etwa auf das gleiche rauslaufen.


    Als 2 ETF Lösung käme auch der Vanguard Life Strategy 80 und 10% Geldmarkt/kurze Bundesanleihen für Dich in Frage denke ich.


    Ich würde mich auf systematische Risiken beschränken.

  • Habe schon viel schlimmere Portfolios gesehen 😅 Aber ich teile die Meinung von Factfulness zu 100%.

    In der Tat, da gibt es deutlich schlimmere Portfolios!! Aber dennoch kann man es ja auch einfach einmal "richtig" machen... Nun steckt da aber bereits das Geld und hoffentlich auch Gewinne drin, da tut eine Umschichtung dann schonmal weh. Ist halt die Frage, warum man erst macht und dann fragt...

    Ich habe "vor langer Zeit" Bankkaufmann gelernt. Deshalb habe ich mich auch viele Jahre bereits mit dem Thema beschäftigt. Aber wer weiß, ob man nicht einen Tunnelblick hat.

    Ich denke schon, dass da die Ausbildung vieleicht etwas im Weg stehen könnte. Ich habe den Eindruck, dass man bei den Banken oft lernt, dass mindestens 5 Produkte in ein Portfolio gehören. Das hat aber eher den Hintergrund, dass man dann häufiger und leichter die Kunden umbetten kann um wieder die Ausgabeaufschläge zu verdienen. Auch ist es leichter bei unzufriedenen Kunden zu reagieren und schön zyklisch einzelne Positionen aufzulösen und umzubetten (Aktien liefen nicht gut in den letzten 2 Jahren, also dann mehr in Anleihen oder Immobilienaktien liefen nicht oder oder oder). Ich denke daher, dass dies eher vertriebliche Gründe sind, die für die höhere Anzahl von Produkten sprechen, als rationale und für den Kunden vorteilhafte.


    Wenn Du Dich wohlfühlst, kannst Du das Depot so lassen, John Bogle hat Recht, es gibt da deutlich schlechtere. Aber es ist halt nicht optimal und rational aufgebaut. Wahrscheinlich wirst Du eine korrekte Benchmark auf lange Zeiträume um ca. 0,6% p.a. underperformen und dabei höhere Vola und mehr Drawdown ertragen müssen (ca. 1,5% Minderrendite von Immobilienaktien und Dividendentiteln auf ca. 40% Depotanteil gerechnet). Dazu kommen noch Transaktionskosten für Rebalancing im Vergleich zur Beschränkung auf weniger Positionen und gewisse steuerliche Nachteile der Ausschüttungen. Auf lange Sicht ist das dann schon einiges, was liegen bleibt. Nichts desto trotz wirst Du, wenn das Deine komplette Vermögensallokation für die längere Frist ist und Du eisern dabei bleibst, >90% aller Privatanleger outperformen. Und für das Durchhalten ist halt wichtig, dass man hinter seiner Strategie steht und sich damit wohlfühlt.


    Zum Thema Fremdwährung noch kurz: Wenn ich mir Fremdwährungen als Versicherung gegen Turbolenzen in Euroland ins Portfolio holen möchte, dann wäre weder der US-Dollar, noch Unternehmensanleihen meine Wahl. Da würde ich eher auf Staatsanleihen starker Währungen gehen, die bisher keine strukturellen langfristigen Abwertungstendenzen aufwiesen, also Schweiz, Singapur, Australien...