Nutzt ihr Optionsscheine um Risiken im Depot abzusichern?

  • Hey zusammen,

    mich würde mal interessieren, ob hier jemand aktiv Optionsscheine im Depot einsetzt – und wenn ja, wie genau?


    Mich "nerven" die Scheine ein wenig, da sie im Vergleich zu echten Optionen Recht in transparent und weniger Möglichkeiten bieten.... Aber ich eh euch keine wirkliche Alternative.


    Ich denke dabei z.B. an den Einsatz zur Absicherung bestimmter Positionen, also quasi als eine Art Versicherung gegen größere Kursverluste. Macht das hier jemand regelmäßig oder ist euch das zu teuer/nervig/intransparent?


    Und wie sieht’s mit dem umgekehrten Fall aus – nutzt ihr Optionsscheine auch mal, um gehebelt auf Kurssteigerungen zu setzen bzw bewusst short zu gehen, wenn ihr bei bestimmten Aktien eher mit einem Rücksetzer rechnet?


    Ja ich weiß zweiteres ist einem eher konservativen Finanzforum vermutlich nicht weit verbreitet, zumindest die Absicherung macht doch in vielen Fällen Sinn?


    VG

  • Meine Position …


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    - Satoshi Nakamoto


  • Ja ich weiß zweiteres ist einem eher konservativen Finanzforum vermutlich nicht weit verbreitet, zumindest die Absicherung macht doch in vielen Fällen Sinn?

    Das hat nix mit Konservativ zu tun, dass die Mehrheit hier investiert statt zu zocken. Und wenn man langfristig und weltweit breit investiert ist, braucht man auch keine weitere "Absicherung".

  • Ich bin breit diversifiziert und nutze auch regelmäßig Optionsscheine - nicht zum Zocken, sondern zur Absicherung meines Aktienanteils gegen Schocks.


    In der Regel also Put-Optionsscheine auf einen der großen Indizes. Das ist aus meiner Sicht die billigste Form der Absicherung - ich kaufe meistens so, dass die Sicherung erst bei größeren Abstürzen einsetzt, dann aber richtig (Basispreis deutlich unter aktuellem Kurs).


    Es lässt mich gut schlafen und gibt mir im Crash Liquidität zum Nachkaufen oder Rebalancing. Wenn es keinen Crash gibt, lässt sich der „Verlust“ des Optionsscheins leicht verschmerzen und mit Gewinnen und Erträgen verrechnen (dh es gibt eine Steuererstattung).


    Während des Trumpschen Zollchaos im April habe ich zusätzlich einen C*ll-Optionsschein auf den SP500 gekauft - dieses Mal zum „Zocken“. Sollte der Kurs des SP wieder die 6.000 USD überschreiten, würde der Schein in die „Geld“-Zone vorstoßen - schon bei aktuell 5.960 hat er sich seit Kauf verdreifacht. Er läuft noch bis 6/2026. So muss ich mich nicht aufregen, wenn das Chaos weiter zunimmt….


    Zeitweise waren wegen der hohen Schwankungen durch Trump-Ankündigungen sogar beide Optionsscheine deutlich im Plus (Put und C*ll).


    Mich "nerven" die Scheine ein wenig, da sie im Vergleich zu echten Optionen Recht in transparent und weniger Möglichkeiten bieten.... Aber ich eh euch keine wirkliche Alternative.


    Inwiefern findest Du „echte“ Optionen transparenter? Welche weiteren Möglichkeiten bieten sie, die Du vermisst?


    Die Preise von Optionsscheinen sind börsennotiert, sie sind also jederzeit zum Börsenkurs handelbar. Man muss also nicht bis zum Ablauf warten, sondern kann vorzeitig Kasse machen. Beim Ablauf ist es reine Mathematik, ob man etwas kriegt und wieviel - also für mich sehr transparent.

  • Das hat nix mit Konservativ zu tun, dass die Mehrheit hier investiert statt zu zocken

    ?

    Ich würde "nicht zocken" durchaus mit dem Wort konservativ verbinden. Das war in dem Kontext auch gar nicht negativ gemeint. War vielleicht nicht die perfekte Wortwahl.


    Ich bin breit diversifiziert und nutze auch regelmäßig Optionsscheine - nicht zum Zocken, sondern zur Absicherung meines Aktienanteils gegen Schocks.

    Ja das meinte ich.

    Wenn mir starke Kurssteigerungen etwas unheimlich werden (Siemens Energy, Nvidia, durchaus auch mal ETF...) hab ich die Möglichkeit fürs rebelancing zu verkaufen - aber das kostet halt steuern - oder ich kaufe Optionsscheine die mich für ein vergleichsweise kleines Entgelt gegen Kurseinbrüche versichern.

    Hab da früher einfach einen Stop loss gesetzt, aber das hat sich sehr häufig als nicht zielführend erwiesen (kurze aber starke Kussschwankungen, Market Order weit unter Stop Preis weil Kurs im freien Fall etc... ).


    Da sind mir die Optionsscheine deutlich lieber.


    Inwiefern findest Du „echte“ Optionen transparenter? Welche weiteren Möglichkeiten bieten sie, die Du vermisst

    Naja die Kurse stammen bei den Scheinen in der Regel vom Emittenten und sind nicht wirklich Börsenpreise? Gerade wenn der Basiskurs weit unterm aktuellen liegt, verhalten sich die Scheine bisweilen seltsam (zwei Scheine mit nahezu identischen Eigenschaften aber von verschiedenen Anbieter und dann verhalten die sich bei Kursänderungen komplett anders).


    Zudem könnte man mit echten Optionen noch stillhaltergeschäfte machen.

  • Naja die Kurse stammen bei den Scheinen in der Regel vom Emittenten und sind nicht wirklich Börsenpreise? Gerade wenn der Basiskurs weit unterm aktuellen liegt, verhalten sich die Scheine bisweilen seltsam (zwei Scheine mit nahezu identischen Eigenschaften aber von verschiedenen Anbieter und dann verhalten die sich bei Kursänderungen komplett anders).


    Zudem könnte man mit echten Optionen noch stillhaltergeschäfte machen.

    Interessant, das habe ich bisher immer anders eingeschätzt.


    Wer mir die Optionsscheine verkauft oder abkauft, sehe ich ja nicht - das können an der Börse andere private oder institutionelle Anleger sein oder auch die Emittenten selber (als „market maker“).


    Dass die Emittenten als „market maker“ fungieren, sehe ich eher als Vorteil, denn dadurch bleiben der Markt liquide und die Spreads gering.


    Mit „echten“ Optionen an Terminbörsen habe ich noch nie gehandelt und könnte mir vorstellen, dass die Liquidität solcher Optionen geringer und damit die Spreads und Risiken eher größer sind als bei Optionsscheinen, die an den großen Börsen gehandelt werden.


    Mir sind bisher an der Börse noch keine großen Abweichungen der Kurse von Optionsscheinen mit gleichen Bedingungen und Laufzeiten aufgefallen.


    Wenn ich mal dachte, es gäbe irgendwo ein besonderes „Schnäppchen“, lag dies meist an irgendeiner abweichenden Sonderbedingung (zB knockout-Schwelle) o.ä. Solche komplexen Papiere meide ich grundsätzlich und kaufe nur simple Standardoptionsscheine ohne Zusätze.


    Stillhaltergeschäfte wären mir wahrscheinlich auch zu komplex und potentiell riskant. Wofür würdest Du diese konkret nutzen? Dann bist du ja quasi selbst die Versicherung für andere?

  • Dass die Emittenten als „market maker“ fungieren, sehe ich eher als Vorteil, denn dadurch bleiben der Markt liquide und die Spreads gering.

    Ja, aber sie setzen halt bisweilen auch die Preise alleine fest oder handeln bestimmte Produkte einfach zeitweise gar nicht.


    Nehmen wir mal DE000GV37QJ7 als Beispiel. Ist aktuell quasi wertlos, könnte aber theoretisch durchaus mal was wert sein.


    Einmal haben wir da jetzt gerade einen enormen spread (Verkaufswert 0,1 cent; Kauf 1,6 cent) und dann war der zwischenzeitlich auch immer mal wieder gar nicht handelbar oder zumindest nicht kaufbar.


    Dafür wird es gute Gründe geben, aber so richtig durchschaubar ist es - zumindest für mich - oft nicht.

  • Nein.


    Risiken im Portfolio werden durch Diversifikation reduziert insbesondere durch andere Assetklassen. Im risikoreich risikoarm Modell vornehmlich über Tagesgeld und kurzlaufende Staatsanleihen.


    Jedoch sollte man überhaupt definieren was risiko ist ? Inflation, Deflation, Enteignung und Zerstörung sind nach Prof. Walz sog. Deep Risks bei denen du nicht wirklich was machen kannst.

  • Nehmen wir mal DE000GV37QJ7 als Beispiel. Ist aktuell quasi wertlos, könnte aber theoretisch durchaus mal was wert sein.


    Einmal haben wir da jetzt gerade einen enormen spread (Verkaufswert 0,1 cent; Kauf 1,6 cent) und dann war der zwischenzeitlich auch immer mal wieder gar nicht handelbar oder zumindest nicht kaufbar.

    Nunja, das ist halt ein sehr spezielles Nischenpapier:

    - zum einen auf einen Einzelwert (American Airlines)

    - zum anderen ist der Basispreis (6 USD) sehr weit vom aktuellen Kurs entfernt (mehr als 11 USD)

    - die Laufzeit beträgt auch nur noch sechs Monate.


    Dass so ein spezielles Papier an der Börse kaum nachgefragt oder angeboten wird, wundert mich jetzt nicht so. Aus der fehlenden Liquidität und allenfalls minimalem inneren und Zeit-Wert ergibt sich der hohe Spread.


    Deshalb kaufe ich nur Standardoptionsscheine auf marktbreite Indizes (zB SP500, Dax etc.). Da gibt es viel geringere Spreads und höhere Liquidität.

  • Nein.


    Risiken im Portfolio werden durch Diversifikation reduziert insbesondere durch andere Assetklassen. Im risikoreich risikoarm Modell vornehmlich über Tagesgeld und kurzlaufende Staatsanleihen.


    Jedoch sollte man überhaupt definieren was risiko ist ? Inflation, Deflation, Enteignung und Zerstörung sind nach Prof. Walz sog. Deep Risks bei denen du nicht wirklich was machen kannst.

    Diversifikation verteilt die Risiken und reduziert sie dadurch.


    Hier geht es um eine andere, gezieltere Form der Risikoreduktion vor plötzlichen Schocks.


    Beides hat mE seine Berechtigung.


    Ich würde jetzt nicht wegen Trump oder Putin die Tagesgeld- oder Anleihenquote erhöhen - das wäre viel zu ineffizient und teuer. Zudem können Anleihen und Aktien gleichzeitig einbrechen.


    Mit einem Put-Optionsschein verzichte ich auf einen kleinen Teil der langfristig erwartbaren Aktienrendite, erhalte aber im Versicherungsfall sofort sehr viel Geld, um Verluste auszugleichen, nachzukaufen oder umzuschichten.


    Beides ergänzt sich aus meiner Sicht. Keinesfalls schließt es einander aus.

  • Das fällt für mich alles unter aktive Anlage - und sowas ist mir zu unrentabel: Zu viel Zeit nötig bei zu wenig zuverlässiger Rendite. Ich komm gar nicht auf die Idee, dass ich da mit solchen Aktionen mehr Gewinn organisieren kann als der Markt insgesamt.

  • Das fällt für mich alles unter aktive Anlage - und sowas ist mir zu unrentabel: Zu viel Zeit nötig bei zu wenig zuverlässiger Rendite. Ich komm gar nicht auf die Idee, dass ich da mit solchen Aktionen mehr Gewinn organisieren kann als der Markt insgesamt.

    Das ist ein Missverständnis.


    Es geht NICHT um mehr Gewinn als der Markt, sondern um weniger (!) Gewinn und weniger Verlust = weniger Schwankung und mehr Stabilität.


    Der Zeitaufwand ist minimal (ca. 30 Minuten pro Jahr), dafür schläft man viel ruhiger. Am Ende spart man sowohl Zeit und Nerven.

  • Ich komm gar nicht auf die Idee, dass ich da mit solchen Aktionen mehr Gewinn organisieren kann als der Markt insgesamt.

    Mir geht es hauptsächlich darum bereits vorhandene Gewinne abzusichern.

    Wenn ich Nvidia mit 500% im Depot hab, dann kann ich entweder Gewinne realisieren und darauf einen Haufen Steuern zahlen, oder ich lass es laufen und Kauf mir einen Optionsschein als Versicherung. Zweiteres ist tatsächlich häufig günstiger.

    Das geht beim S&P 500 ebenso.

  • Mich "nerven" die Scheine ein wenig, da sie im Vergleich zu echten Optionen Recht in transparent und weniger Möglichkeiten bieten.... Aber ich eh euch keine wirkliche Alternative.


    Warum dann keine richtigen Optionen handeln?

    Bei IBKR wird der informative Steuerbericht mittlerweile größtenteils steuerlich akzeptiert.

    Ich kann das nur empfehlen.


    Die Wheel-Strategie kann einem mit den richtigen Basiswerten einiges zusätzlich verdienen.