Private Rentenversicherung einschließlich Überschussbeteiligung

  • Ich habe 2012 im Alter von 59 Jahren einmalig eingezahlt und erhalte seit 2022 eine monatliche Altersrente von 0,6 % meines Einzahlungsbetrags. Bis kurz vor Ende des 3. Auszahlungsjahres habe ich keine Überschussbeteiligung erhalten.

    Die Auskünfte meiner Versicherung deute ich dahingehend, dass ich damit rechnen muss, möglicherweise in Zukunft keine Überschussbeteiligungen mehr zu erhalten und damit keinen Inflationsausgleich. Innerhalb von 25 Jahren würde sich damit die Kaufkraft meiner Rentenauszahlungen bei einer durchschnittlichen Inflationsrate von 2% auf etwa 60,9 % reduzieren.

    Ist das rechtlich so in Ordnung?

  • Ob das „rechtlich so in Ordnung“ ist, kann und darf dir im Sinne einer Rechtsberatung in diesem Forum niemand sagen.

    Allerdings kann ich dir meine Meinung sagen.

    Die Überschussbeteiligung bei privaten Rentenversicherungen ist nicht garantiert. Der Versicherer muss sie nur zahlen, wenn tatsächlich Überschüsse entstehen und deklariert werden. Die garantierte Rente bleibt nominal sicher, verliert aber real durch Inflation an Kaufkraft.

  • Ja, leider ist das rein rechtlich schon in Ordnung.
    Du dürftest 2012 einen Vertrag mit einer Garantieverzinsung von 1,75% abgeschlossen haben. Auf diesen Garantiezins ist die sie Kalkulation und damit auch Deine Rentenhöhe ausgelegt.
    Überschüsse bekommst Du nur, wenn Deine Police auch solche erwirtschaftet, also eine Rendite oberhalb des eigentlichen Garantiezinses erzielt.
    Zwar erwirtschaften die Versicherungen inzwischen wieder etwas höhere Überschüsse, aber offenbar erzielt Deine Versicherung nicht genug Überschuss, dass es für eine Überschussbeteiligung Deiner Police reicht.

    Die Inflation wird von den meisten Menschen massiv unterschätzt. Und mit so einer Rentenversicherung ist es nahezu unmöglich die Inflation langfristig auszugleichen. Traurig aber Realität.

  • Ich kann den Frust über die niedrigen Überschüsse durchaus nachvollziehen – gerade, wenn man auf die reale Kaufkraftentwicklung blickt. Trotzdem sollte man die Situation der Versicherungen etwas differenzierter betrachten.

    Die klassische Rentenversicherung ist im Kern ein Sicherheitsprodukt. Sie basiert auf langfristigen Garantien und konservativen Kapitalanlagen. Diese Konstruktion zwingt die Versicherer dazu, einen großen Teil der Kundengelder sehr defensiv – also in Anleihen und festverzinsliche Wertpapiere – zu investieren. In der langen Phase der Null- und Negativzinsen war es schlicht kaum möglich, über den Garantiezins hinaus nennenswerte Überschüsse zu erwirtschaften.

    Man darf dabei nicht vergessen: Der Garantiezins (z. B. 1,75 %) ist keine „Zinszahlung“ im klassischen Sinn, sondern die Grundlage der Kalkulation für die lebenslange Rentenzusage. Die Versicherung muss diese Garantie über Jahrzehnte einhalten – unabhängig davon, wie sich Zinsen oder Märkte entwickeln.

    Natürlich ist eine klassische Police damit kein Inflationsschutz.

    Ich selbst bin über Aktien in zwei große Versicherungsunternehmen investiert und sehe dort, wie viel Kapitalstabilität, Rückstellungen und Regulierung hinter diesen Produkten stehen. Das ist keine schnelle Renditegeschichte – eher ein konservativer, systemrelevanter Baustein im Vorsorgesystem.

    Wer Rendite sucht, kommt um Eigenanlage in ETFs nicht herum. Aber die klassische Rentenversicherung erfüllt eine andere Funktion – sie ist kein Investment im engeren Sinn, sondern ein langfristiges Sicherheitsversprechen.


    Ohne Welt-ETF ist es schwer…

  • Trotzdem sollte man die Situation der Versicherungen etwas differenzierter betrachten.

    Ich könnte mich dem grundsätzlich anschließen. Wenn, ja wenn die Versicherungen doch beim Verkaufen Ihrer Verträge auch so ehrlich gewesen wären und nicht mit den Überschüssen geworben hätten. :/
    Ich habe seit 1990 eine Lebensversicherung. Und seither bekomme ich jedes Jahr ich buntes Papier mit Prognosen zugeschickt.
    Bei Abschluss bekam ich dann eine Beispielrechnung mit 3%, 6% und 9% Rendite. Wer achtet da noch auf den eigentlichen Garantiewert?
    Selbst vor 15 Jahren wurden mir noch deutliche Überschüsse in Aussicht gestellt.:/ Inzwischen läuft es aber zusehend immer mehr auf den Garantiewert meiner Police hinaus.
    Und wie bereits geschrieben: Ich würde die Situation anders beurteilen, wenn mir die Versicherung nicht vor 15 Jahren noch Renditen in Aussicht gestellt hätte, die schlichtweg illusorisch waren.
    Ich habe dann ja mal nachgefragt, wie die Allianz die Prognosen errechnet hat. Einfach damit ich als Kunde das mal nachvollziehen kann. Da wurde mir nur mitgeteilt, dass es sich dabei um Betriebsgeheimnisse handeln würde und Sie nicht verpflichtet sind Ihre Kalkulationen offen zu legen. :rolleyes:
    Möglicherweise hätte ich mich bereits vor 15 Jahren um eine Alternative bemüht, wenn ich bereits seinerzeit darauf aufmerksam gemacht wurde, dass nicht viel mehr als die Garantiesumme herauskommt. :/
    Ein Schelm, wer nun Böses dabei denkt.