Renten-Serie - Newsletter vom 11.09.2020 - Gehaltsunterschiede Frauen und Männer

  • Hallo Finanztip und FT-Community,


    im heutigen Newsletter findet man zum Thema Rente diesen Abschnitt:


    Noch immer verdienen Frauen weniger als Männer, im Durchschnitt über alle Berufe sind es 20 Prozent weniger Gehalt. Die Gründe für die ungleiche Bezahlung sind vielfältig: Teilzeitarbeit oder berufliche Pausen für die Kindererziehung, die stärkere Wahl sozialer Berufe mit schlechterer Entlohnung – und wahrscheinlich auch Vorurteile in den Personalabteilungen und Chefetagen. Die Folge: Wer weniger verdient, zahlt weniger in die Rentenkasse ein. Und so müssen Frauen im Alter monatlich mit durchschnittlich 400 Euro weniger gesetzlicher Rente auskommen als Männer.


    Mich stört ehrlich gesagt ein wenig die Beschreibung des Gehaltsunterschiedes im Durchschnitt über alle Berufe, weil sie das tatsächliche Bild etwas verzerrt. Ja, Frauen werden mit Sicherheit noch benachteiligt, keine Frage. Gerade die Kinderfrage oder Chefpositionen sind ein Thema. Man muss aber auch sehen, dass die überwiegende Anzahl aller ArbeitnehmerInnen nicht in Chefpositionen arbeitet. Und man kann das m. E. auch nicht empfehlen. Je höher die Position, umso mehr dreht sich das gesamte Leben um den Beruf. Ich finde ein Leben ausschließlich der Arbeit zu widmen nicht empfehlenswert, eine Verschwendung von Lebenszeit. Muss aber jeder für sich selbst entscheiden.


    Nun zu diesen 20% Gehaltsunterschied. Wenn man innerhalb der Berufsgruppen schaut, wird dieser prozentuale Unterschied bereits sehr viel kleiner. Ich habe die aktuellen Zahlen gerade nicht, meine mich aber an einen Unterschied von 3% bis 5% zu erinnern. Als Beispiel gibt es einfach wesentlich mehr männliche als weibliche Ingenieure und deren Gehälter sind nun mal deutlich höher als die in sozialen Berufen. Ja und klar, auch diesen Unterschied von 3% sollte es nicht geben. Aber 3% sind eben nicht 20% und das suggeriert der Beitrag im Newsletter.


    Das Problem liegt m. E. in den Schulen und der Kindeserziehung im Elternhaus. Wenn man kleinen Kindern, die sich sehr oft an erwachsenen Vorbildern orientieren, die dasselbe Geschlecht wie sie selbst haben, die klassischen Rollenbilder "vermittelt", muss man sich nicht wundern, dass sich die Situation bei der Berufswahl nicht verändert. Man muss den Kleinen bereits sehr früh zeigen, am besten mit realen Personen, dass AUCH Frauen Pilot, Ingenieur, Feurwehrmann(frau), etc. werden können. Und genauso, dass Männer in Kindergärten, als Friseur, als Krankenpfleger, etc. einen Beruf ausüben können. Kinder mit alten Rollenbildern, typischen "Geschlechterfarben", bedruckten T-Shirts (bei Jungs mit "Legende" und bei Mädchen mit "pretty" bedruckt) und ähnlichem für's Leben zu prägen, wird die Situation immer gleich bleiben lassen.


    Aus diesem Grund (Chefpositionen mal ausgenommen, weil sich die Situation m. E. hier etwas anders darstellt) halte ich z. B. von der Diskussion über Frauenquoten auch nichts. Keine Frau in Deutschland wird daran gehindert Ingenieurin zu werden. Eine Quote würde nicht dazu führen, dass sich daran etwas ändert. Man muss hingegen die alten Geschlechterrollen aufbrechen und verdeutlichen, dass es so etwas wie typisch männlich und typisch weiblich nicht gibt.


    Viele Grüße
    Daniel

  • @Nordlicht
    vielen dank für den link. da steht es sehr gut erklärt drin, hatte das gemeint. die 20% stellen den unbereinigten gender pay gap dar. was unbereinigt heißt, steht da sehr gut erklärt drin und beschreibt in teilen genau das, was ich sagte (die 20% vergleichen einfach äpfel mit birnen, wenn du den durchschnitt über alle berufe nimmst). innerhalb der berufsgruppen ist der unterschied geringer. außerdem verzerrt der durchschnitt das bild extrem. viel mehr männer arbeiten in z.b. gut bezahlten, technischen berufen als das frauen tun. das ist aber nich ungerecht, da frauen diese berufe auch ergreifen können, es in der masse allerdings nicht tun.
    diese unbereinigten faktoren machen ca. 2/3 dieser 20% aus. somit reden wir von einem echten gap um die 6%.
    daher darfst du den beitrag aus dem artikel durchaus kritsch betrachten und die aussage darin hinterfragen. danke noch mal.


    @Pablo bitte den geteilten link von nordlicht lesen. der untermauert das, was ich geschrieben habe.


    https://www.destatis.de/DE/The…e/FAQ/gender-pay-gap.html

  • die große Frage ist ehr warum sie den Unterschied erst auf 3-5 % kleinreden und dann sogar, warum auch immer, im nächsten Schritt nurnoch von 3% sprechen. Der Link auf destatis deutet auf 6,6% Gehaltsunterschied beim bereinigten Gender-pay-gap hin, das ist mehr als das doppelte als sie in der Welt verbreiten ! Warum argumentieren sie mit ausgedachten Zahlen?

  • @Pablo
    wo hab ich denn in zweiten schritt nur noch von 3% gesprochen?
    und ja, das mit den 3-5% wäre zunächst besser zu recherchieren gewesen.
    5% ist allerdings von 6% so wahnsinnig weit nicht entfernt.
    und warum erwähnt der finanztip-artikel das nicht und suggeriert, dass es 20% sind, wenn diese 20% bzw. wie sie errechnet wurden, keine aussagekraft haben, da es viel zu undeferenziert ist?

  • @Pablo
    hab grad gesehen, dass ich im ursprungseintrag später nicht mehr von 3-5%, sondern nur noch von 3% spreche. die frage ist also berechtigt. hätte stringenterweise im ganzen beitrag bei 3-5% bleiben müssen.


    nun aber noch mal meine frage. warum wird suggeriert, dass diese 20% auf unfairer behandlung von frauen im berufsleben basiert?

  • Hallo Daniel_Nitschke,


    es gibt keinen Grund für dich, zurückzurudern. Mit 3 % liegst du ganz gut. In der Pressemitteilung von März 2020 heißt es:


    Das verbleibende Viertel des Verdienstunterschieds entspricht dem bereinigten Gender Pay Gap. Demnach verdienten Arbeitnehmerinnen im Durchschnitt auch unter der Voraussetzung vergleichbarer Tätigkeit und äquivalenter Qualifikation im
    Jahr 2014 pro Stunde 6 % weniger als Männer. Es ist jedoch davon auszugehen, dass die Unterschiede geringer ausfielen, wenn weitere Informationen über lohnrelevante Einflussfaktoren für die Analysen zur Verfügung stünden, vor allem Angaben zu Erwerbsunterbrechungen.

    Quelle: https://www.destatis.de/DE/Pre…2020/03/PD20_097_621.html


    Welche weiteren lohnrelevanten Einflussfaktoren nicht erfasst werden, behandelt dieser ältere Artikel:


    https://manndat.de/feministisc…t-nun-auch-offiziell.html


    Am Ende löst sich der Gender Pay Gap vermutlich ganz auf oder kehrt sich sogar um. Frauen verdienen bei Google bei gleicher Tätigkeit mehr als Männer:


    https://manndat.de/feministisc…-gap-maerchen-herein.html

  • Nordnordlicht
    Meine Absicht ist es nicht irgendjemanden zu beruhigen. Ob sich lauter Männer einig sind, kann man jetzt auch nicht wirklich sagen. Im Grunde wurden Quellen von öffentlichen Stellen erwähnt, die das Thema beleuchten. Diese Quellen zeigen ein sehr differenziertes Bild der Situation. Der oft genannte Unterschied von 20%, der in den Medien gerne plakativ verwendet wird, sollte einfach nicht verwendet werden.

    Wie bereits eingangs geschrieben, ist der unbereinigte Gender-Pay-Gap nicht aussagekräftigt. Es werden Äpfel mit Birnen verglichen. Einen Durchschnitt über sämtliche Berufsgruppen zu ziehen bringt einfach nichts. Um eine vernünftige Diskussion führen zu können, muss man alle Faktoren betrachten, sonst ist das sinnlos.

    Das war meine Kritik gegenüber Finanztip zum Newsletter-Artikel.

    Ferner habe ich gesagt, dass es sicherlich noch Ungleichbehandlungen zw. Männern und Frauen beim Gehalt usw. gibt. Das Thema Schwangerschaft und die damit verbundene "Angst" von einigen Vorgesetzten (Schwangerschaft als Risiko) kann und wird sicherlich dazu führen, dass Frauen gewisse Beförderungen nicht oder später bekommen bzw. Gehaltserhöhungen nicht oder später stattfinden. Das sollte auf gar keinen Fall beruhigen und darf nicht sein.

    Letztlich habe ich geschrieben, dass man sich den Ursprung zu der Differenz zw. unbereinigtem und bereinigtem Gender-Pay-Gap genau anschauen muss. Meiner Meinung nach wird da der Grundstein im Elternhaus und der Schule gelegt. Kinder werden immer noch mit spezifischen Geschlechterrollen großgezogen, nach denen sie sich orientieren (durch sie geprägt werden). Damit einhergeht dann eine spätere Berufswahl. Hier muss meiner Meinung nach ein Umdenken stattfinden. Geschlechterspezifisches Denken/Handeln führt zu Barrieren in den Köpfen von Männern und Frauen und schließlich dazu, dass sich nichts ändert. Mehr Männer als Frauen werden weiterhin Ingenieure und mehr Frauen als Männer gehen in soziale Berufe.

    Frauen werden in Deutschland nicht dazu gezwungen z.B. Erzieherinnen zu werden, sie können auch andere Berufe ergreifen. Wären die Geschlechterrollen im Laufe der Generationen nicht so stark unterschieden worden, gäbe es heute vielleicht viel mehr Männer in sozialen und viel mehr Frauen in technischen Berufen.

  • Ich würde mich über weibliche Berufskollegen in der Technik freuen, ehrlich. Tatsächlich kenne ich aktuell keine einzige. Projektleitung schon, das hat ja viel mit Sozialkompetenz zu tun, direkt in der Entwicklung aber nicht. Wer meint, dass sei nur gesellschaftlich bedingt, dem könnte der folgende, m.E. sehr ausgewogene Film von Harald Eia die Augen öffnen:


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  • wawi: wirklich sehenswert der beitrag.
    Referat Janders
    ja, das stimmt. der newsletter umfasst mehrere themen. ich beziehe mich aber nicht auf die einleitung. das thema rente kommt erst relativ am ende. bin mir also nicht sicher, worauf du damit hinauswillst. der besagte artikel zu diesem thema im newsletter befasst sich nicht weiter mit gehaltsunterschieden bei männern und frauen, sondern wie man mit rentenansprüchen und rentenpunkten umgeht.

    ich hatte nur den ersten absatz des artikels gepostet, hier der rest:

    Millionäre bevorzugt?

    Wie also vorgehen, um Lohnunterschied und Rentenlücke auszugleichen? Solltest Du Dir etwa einen Millionär angeln? Spaß beiseite: Tatsächlich ist auch eine Ehe keine Garantie für eine gute Rente. Immerhin wird hierzulande mittlerweile mehr als jede dritte Ehe geschieden. Und seit der Reform des Ehegattenunterhalts ist die finanzielle Unterstützung durch den Ex-Ehepartner auch nicht mehr sicher. Allerdings werden im Fall der Scheidung immerhin die Rentenansprüche aufgeteilt.

    Die eigenen Ausgaben soweit wie möglich runterschrauben, um mehr fürs Alter sparen zu können? Ein möglicher Ansatz, aber nicht immer wünschenswert.


    Keine Rentenpunkte liegen lassen

    Was hingegen immer lohnt, ist ein Check Deines Versicherungskontos bei der Deutschen Rentenversicherung. Denn: Nur wenn das Konto auch vollständig ist, stimmt die Rentenhöhe. Die Versicherung speichert auf dem Konto alle relevanten Zeiten. Einige automatisch, wie Deine Arbeitsstellen, andere hingegen nur auf Deine Initiative. Letzteres gilt unter anderem für die Pflege von Angehörigen oder die Erziehungszeiten, sofern Du Mutter bist. Beides musst Du beantragen.

    Zwar wird der Rentenversicherung die Geburt Deines Kindes vom Standesamt mitgeteilt. Trotzdem schreibt sie Dir die sogenannte Mütterrente nicht automatisch gut. Tust Du nichts, verzichtest Du auf bares Geld. Bei der Mütterrente wäre es beispielsweise ein monatliches Rentenplus von rund 100 Euro, das Du liegen ließest (für vor 1992 geborene Kinder etwas weniger). Aber keine Sorge: Diesen Antrag kannst Du auch noch stellen, wenn Du kurz vor der Rente stehst. Allerdings ist dann die Renteninformation bis dahin nicht ganz aussagekräftig.