Hallo Finanztip und FT-Community,
im heutigen Newsletter findet man zum Thema Rente diesen Abschnitt:
Noch immer verdienen Frauen weniger als Männer, im Durchschnitt über alle Berufe sind es 20 Prozent weniger Gehalt. Die Gründe für die ungleiche Bezahlung sind vielfältig: Teilzeitarbeit oder berufliche Pausen für die Kindererziehung, die stärkere Wahl sozialer Berufe mit schlechterer Entlohnung – und wahrscheinlich auch Vorurteile in den Personalabteilungen und Chefetagen. Die Folge: Wer weniger verdient, zahlt weniger in die Rentenkasse ein. Und so müssen Frauen im Alter monatlich mit durchschnittlich 400 Euro weniger gesetzlicher Rente auskommen als Männer.
Mich stört ehrlich gesagt ein wenig die Beschreibung des Gehaltsunterschiedes im Durchschnitt über alle Berufe, weil sie das tatsächliche Bild etwas verzerrt. Ja, Frauen werden mit Sicherheit noch benachteiligt, keine Frage. Gerade die Kinderfrage oder Chefpositionen sind ein Thema. Man muss aber auch sehen, dass die überwiegende Anzahl aller ArbeitnehmerInnen nicht in Chefpositionen arbeitet. Und man kann das m. E. auch nicht empfehlen. Je höher die Position, umso mehr dreht sich das gesamte Leben um den Beruf. Ich finde ein Leben ausschließlich der Arbeit zu widmen nicht empfehlenswert, eine Verschwendung von Lebenszeit. Muss aber jeder für sich selbst entscheiden.
Nun zu diesen 20% Gehaltsunterschied. Wenn man innerhalb der Berufsgruppen schaut, wird dieser prozentuale Unterschied bereits sehr viel kleiner. Ich habe die aktuellen Zahlen gerade nicht, meine mich aber an einen Unterschied von 3% bis 5% zu erinnern. Als Beispiel gibt es einfach wesentlich mehr männliche als weibliche Ingenieure und deren Gehälter sind nun mal deutlich höher als die in sozialen Berufen. Ja und klar, auch diesen Unterschied von 3% sollte es nicht geben. Aber 3% sind eben nicht 20% und das suggeriert der Beitrag im Newsletter.
Das Problem liegt m. E. in den Schulen und der Kindeserziehung im Elternhaus. Wenn man kleinen Kindern, die sich sehr oft an erwachsenen Vorbildern orientieren, die dasselbe Geschlecht wie sie selbst haben, die klassischen Rollenbilder "vermittelt", muss man sich nicht wundern, dass sich die Situation bei der Berufswahl nicht verändert. Man muss den Kleinen bereits sehr früh zeigen, am besten mit realen Personen, dass AUCH Frauen Pilot, Ingenieur, Feurwehrmann(frau), etc. werden können. Und genauso, dass Männer in Kindergärten, als Friseur, als Krankenpfleger, etc. einen Beruf ausüben können. Kinder mit alten Rollenbildern, typischen "Geschlechterfarben", bedruckten T-Shirts (bei Jungs mit "Legende" und bei Mädchen mit "pretty" bedruckt) und ähnlichem für's Leben zu prägen, wird die Situation immer gleich bleiben lassen.
Aus diesem Grund (Chefpositionen mal ausgenommen, weil sich die Situation m. E. hier etwas anders darstellt) halte ich z. B. von der Diskussion über Frauenquoten auch nichts. Keine Frau in Deutschland wird daran gehindert Ingenieurin zu werden. Eine Quote würde nicht dazu führen, dass sich daran etwas ändert. Man muss hingegen die alten Geschlechterrollen aufbrechen und verdeutlichen, dass es so etwas wie typisch männlich und typisch weiblich nicht gibt.
Viele Grüße
Daniel