Guten Morgen zusammen!
Nachdem ich erst Mitte des Jahres durch die Corona-Krise und dann durch Finanztip auf die Idee gekommen bin, mein Geld in ETFs zu investieren, stelle ich mir nun - gegen Jahresende - verschiedene Fragen zum Thema Steuern & Steuerfreibetrag.
Erst einmal muss ich sagen, dass ich Mitten im Jahr *verhältnismäßig* günstig in thesaurierende ETFs des MSCI World investiert habe; da ich sonst keine nennenswerten Gewinne aus meinen Tagesgeldern erwarte und sonst keine Kapitaleinnahmen habe, habe ich alles über Smartbroker abgewickelt und auch dort 801€ Freibetrag.
Ich hoffe, es finden sich ein paar "Erfahrene", die mir hier ein paar Tipps zu folgenden Fragen geben können:
1.
So wie ich es verstanden habe, fällt die Vorabpauschale nur dann an, wenn man zu Jahresbeginn bereits in ETFs investiert war; ich habe meinen ersten ETF im Mai gekauft. Heißt das für mich, dass keine Vorabpauschale anfällt?
2.
Mir geht es vor allem um die perfekte Ausnutzung des Steuerfreibetrags von 801€. Ich habe durch Finanztip bereits mitbekommen, dass die ETFs, die zuerst gekauft wurden, auch wieder zuerst verkauft werden. Nun ist es mit Excel ja schön möglich, das alles auszurechnen. Aber liege ich damit richtig:
Nehmen wir mal an, ich habe im Mai 100 ETFs für je 50€ gekauft, im Juni 50 ETFs für 55€ und im Juli nochmals 400 ETFs für 52€. Nehmen wir weiter an, der Kurs liegt zum Jahresende - wenn ich durch einen Verkauf den Steuerfreibetrag ausnutzen möchte - bei 54€.
Dann kann ich dementsprechend ja nicht einfach den Durchschnitt nehmen und so meine Gewinne ausrechnen, sondern muss für jeden einzelnen Kauf diese Rechnung anstellen:
Wenn ich theoretisch alles verkaufen würde:
Mai: Kauf 100x50€ --> Verkauf 100x54€ = 100x4€ = 400€ (Gewinn)
Juni: Kauf 50x55€ --> Verkauf 50x54€ = 50x-1€ = -50€ (Verlust)
Juli: Kauf 400x52€ --> Verkauf 400x54€ = 400x2€ = 800€ (Gewinn)
Heißt also, dass ich genau 376 ETFs verkaufen müsste, um zirka auf den Freistellungsauftrag zu kommen?
Also (100x4€) + (50x-1€) + (226x2€) = 802€ (Gewinn)
Habe ich hier richtig gerechnet?
(Wenn ich einfach den Durchschnittkaufpreis meiner ETFs über diese drei Kaufphasen (51,91€) nehmen würde, also mit durchschnittlich 2,09€ Gewinn bei einem Verkauf zu 54€ rechnen würde - müsste ich ja 383 ETFs verkaufen, um bei zirka 801€ Freibetrag zu landen...aber so macht man es wohl nicht?)
Da es nie genau auf 801€ hinauslaufen wird, stört es dann ja nicht, wenn - wie in diesem Beispiel - halt 1€ "zuviel" versteuert wurde?
Generell brauche ich ja nicht heiliger als der Papst zu sein und es sollte doch egal sein, wenn ich statt die 801€ voll auszunutzen, halt nur auf 750€ oder 850€ komme? Hauptsache, ich nutze ein wenig um die 801€ aus?
Sollte ich dann die Vorabpauschale irgendwie einrechnen - wenn sie für mich überhaupt gilt (siehe Frage 1)?
Oder kann man das gar nicht richtig, weil ich bei dieser Rechnung ja gar nicht richtig weiß, wie der Kurs am Jahresende sein wird?
Ich würde versuchen, durch einen geschickten Verkauf und gleich darauf folgenden Wiederkauf irgendwann in der letzten Dezemberwoche die 801€ zu nutzen...
3.
Es ist momentan ja gar nicht klar, ob dieses Jahr - trotz relativ günstiger Kaufquote - mit Gewinnen oder Verlusten enden wird. Nehmen wir mal an, der Kurs ist in der letzten Dezemberwoche so im Keller, dass ich nur mit Verlusten verkaufen könnte.
Könnte ich dies dann steuerlich geltend machen und beispielsweise mit Gewinnen in hoffentlich 2021 verrechnen? Oder geht das nicht oder ist gar keine so gute Idee?
Müsste ich dann ähnlich kompliziert denken wie bei Frage 2? Oder reicht da einfach, alles zu verkaufen und die Verluste "mitzunehmen"? Es gibt dann ja keinen Freibetrag, auf den ich zirka kommen müsste...
ICH DANKE EUCH!