Hallo tt1100
ich glaube, wir haben noch ein Missverständnis: Wenn Dein Plan ist (hypothetisch), in den kommenden 30 Jahren jeweils 70% Deines Vermögens in einen weltweit streuenden Aktien-ETF zu investieren, dann ist das ein sinnvoller Plan. Und wenn Du dann in 3-5 Jahren beim Auswandern die in Deutschland gekauften ETFs verkaufst, das Geld in die USA überweist, und dort wieder in US-kompatible, weltweit streuende Aktien-ETFs investierst, dann ist das vollkommen OK und entspricht eben Deinem Plan.
Der Plan lautet ja nicht: Ich will 30 Jahre genau diesen ETF in diesem Depot haben. Wenn zwischendurch der Neobroker dicht macht, oder der ETF-Anbieter gekauft wird oder er Deinen Fonds steuerschädlich zwangsfusioniert (schöne Grüße an Amundi an dieser Stelle), dann ist es gut möglich, dass der Plan nicht aufgeht und Du zwischendurch eben auf die angefallenen Gewinne Steuern zahlst und das ist außerhalb Deiner Kontrolle.
Ich würde mich auf nicht an den Steuern aufhängen: Die entstehen bei Gewinn, können begrenzt gestaltet werden und sind generell ein Luxusproblem. Im Gegenteil ist der oben skizzierte Plan, 2-3 Jahre nicht zu investieren, keine gute Idee, weil Du dann eben zu Beginn nur auf 2 Jahre investierst. Und das Geld für 6 Jahre auf dem Tagesgeldkonto zu parken, um es zu haben, wenn Du vom Auswandern zurückkommst (wenn, überhaupt), ist auch nicht sinnvoll, weil Dir Investmentzeit verloren geht und Du mit dem Tagesgeldkonto oder auch einem Geldmarkt-ETF unter der Inflation liegen wirst.
Was Saidi mit den 10 Jahren Haltedauer meint, ist weniger das Halten, als die Verwendung. Daher ist das skizzierte verkaufen und im Ausland wieder kaufen auch kein Zocken. Beispiel: Wenn Du weißt, dass Du zum Auswandern in zwei Jahren ein Wohnmobil brauchst und das dafür angesparte Geld in einen Aktien-ETF investierst, damit da ggfs ein Wohnmobil mit goldenen Wasserhähnen rauskommt, dann ist das Zocken. Weil Du das Geld in zwei Jahren garantiert aus Aktien in etwas anderes überführst. Das kann gut gehen, aber im schlechtesten Fall musst Du mit einem Fiat Punto auf Weltreise. Daher ist umgekehrt auch das Umschichten (von 10 verschiedenen, über die Jahre zusammen gesparten MSCI-World-ETF, die verkauft werden, in einen neuen, der dann gesammelt gekauft wird) kein Zocken. Streng genommen ist man ein paar Tage nicht investiert, aber das kann man immer noch staffeln, und bei bewegtem Markt pausieren, sprich reagieren. Und das ist nichts im Vergleich zum Risiko, überhaupt nicht investiert zu sein, weil man auf ein zeitlich und sachlich unsicheres Ereignis (Rückkehr vom Auswandern) wartet.
Sind die Gedankengänge klar geworden?