Für eine gute Finanzberatung braucht man das ganze Bild: Man braucht die Vermögens- und Einkommensverhältnisse des Kunden, einen Überblick über seine bisherige Erfahrung und eine Einschätzung über dessen Risikobereitschaft und auch seine Risikotragfähigkeit.
Das sind logischerweise höchst private Daten, die man nicht einfach so in ein Forum blasen möchte (würde ich auch nicht machen), aber: ohne das kann es keinen guten Rat geben. Sich sehr auf einen Einzelaspekt einzulassen, den der durchschnittliche Forumsfrager einzig preisgibt, führt nicht zu sinnvollen Ergebnissen.
Immerhin: Du selbst kannst Dir (hoffentlich) die Fragen beantworten, die sich aus obigem ergeben, denn Dir selbst gegenüber kannst und solltest Du ehrlich sein. Wenn Du das tust, wirst Du erkennen, daß die Frage, ob es ein Tröpfchen vietnamesische small caps mehr oder weniger sein soll, völlig unbedeutend ist.
Fang doch erstmal an! Nimm von Deinen vermuteten 50 Mille vielleicht 10 oder vielleicht 20 und kauf Dir davon den stinklangweiligsten ETF auf den MSCI World (oder vielleicht den ACWI), den Du kriegen kannst. Den legst Du Dir ins Depot und schaust zu, was der so macht.
Im Corona-Crash ging es 30% runter - und dann erwartungsgemäß nach kürzester Zeit wieder hoch. Baissen funktionieren eigentlich anders, die dauern normalerweise länger. Aber egal: 30% von Deinen 20 Mille sind 6 Mille. Von 20 sind auf dem Depot dann nur noch 14 Mille da. Wenn Du kaltblütig bist und Geld hast, kaufst Du dann nach. Ich war im Corona-Crash zwar kaltblütig, hatte aber kein Cash (da voll investiert) und auf Kredit wollte ich als Privatmann nicht investieren, dafür war ich dann doch nicht kaltblütig genug (Auch sind Kleine-Leute-Banken, bei denen unsereiner seine Depots hat, meist etwas knickerig mit Lombardkrediten).
Wieviel Du von der gedachten Einmalanlage tatsächlich in den ETF steckst, ist Deine Entscheidung. Es ist Dein Geld, nur Du allein entscheidest darüber, denn auch nur Du hast die Konsequenzen zu tragen (die "wunderbarer Gewinn" heißen könnten, aber halt auch "ärgerlicher" oder gar "schmerzhafter Verlust"). Was ich hier schreibe und auch die anderen, ist letztlich für Deinen Depotstand irrelevant. Wenn Du Dich jetzt traust, 1/5 des Betrags anzulegen, erntest Du 1/5 des Gewinns oder 1/5 des Verlustes der Anlage. Investierst Du alles, erntest Du fünfmal so viel, egal in welche Richtung.
Ob Du jetzt einen Sparplan einrichtest oder nicht, macht keinen großen Unterschied. Ob Du jetzt für 500 € im Monat ETFs kaufst oder 500 € im Monat erstmal auf ein Tagesgeldkonto legst (So eins hast Du doch hoffentlich? Wenn nicht, mach eins auf.) ist ziemlich egal. Wenn Du den richtigen Broker hast (oder die richtigen Broker), dann kaufst Du halt in einem halben Jahr ETFs für 3000 € und hast auf lange Sicht quasi den gleichen Effekt.
Mir geht es um den Unterschied zwischen Theorie und Praxis. Es ist anders, wenn echtes Geld auf dem Spiel steht, als wenn man auf dem Papier ein Börsenspiel macht.
Mein eigenes Depot ist sehr aus der Balance, aber ich lasse es laufen, wie es ist. Ich habe wohl auch meine Luschen im Depot, aber eben auch einige Werte, die unwahrscheinlich gut gelaufen sind. Aus Risikoaspekten sollte ich die Positionen reduzieren, auf der anderen Seite heißt es aber, man soll Gewinne laufen lassen. Also tue ich das. Ich brauche das Geld nicht, obwohl es mittlerweile doch so viel ist, daß ich nicht sagen könnte, es wäre mir egal.
Jeder legt sein eigenes Geld selbst an, und er hat auch die Konsequenzen selbst zu tragen.
Bisher war 2023 jedenfalls nicht schlecht 