Meine Oma zum Beispiel (die ihr ganzes Berufsleben in schlechtbezahlten, harten Jobs gearbeitet und drei Kinder alleine großgezogen hat und entsprechend kaum etwas zurücklegen konnte und dann auch noch ihre beiden Eltern lange gepflegt hat), meinte vor Jahren schon zu mir: "Geh' auf Reisen, sieh' Dir die Welt an, solange Du jung bist! Ich hätte das so gerne gemacht, aber hatte nie das Geld und nie die Zeit. Jetzt hätte ich genug Geld und auch Zeit, aber jetzt bin ich alt und kann nicht mehr so, wie ich gerne würde, und schaffe das alles nicht mehr."
Deine Oma hatte zweifellos ein hartes Leben, aber das nicht nicht vergleichbar mit der Ausgangsituation von Palmentraum oder vielen anderen jungen Leuten. Die sind gut bezahlt, können sich leisten Teilzeit zu arbeiten, sparen für die Kinder und überlegen nun zusätzlich, ob sie lieber mehr sparen oder mehr urlauben sollen. Da zudem die medizinische Versorgung in 30 Jahren nochmal anderere Möglichkeiten in Punkto Versorung und Langlebigkeit als heutzutage bieten wird (für die, die es sich leisten können), passt der Vergleich also nicht wirklich.
Sicher wird es immer noch tödliche Krankheiten geben, die einen vor Erreichen des Ruhestand dahinraffen können oder auch ein Unfall kann kurzen Prozess machen, aber ich zweifle nicht daran, dass der Ruhestand ein sehr langer sein wird. Es erscheint mir durchaus wichtig, auch diese Lebenspanne im Fokus zu behalten. Was ich in frühen Jahren ausgebe, steht mir in den späteren Jahren nicht zur Verfügung.
Teilzeit in jungen Elternjahre ist zweifellos extrem entlastend, aber die Möglichkeit ab 55 beruflich kürzer zu treten und trotzdem seinen gewohnten Lebensstandard zu halten, mindestens ebenso. Wenn man beides schafft, ist das natürlich genial, die meisten werden sich aber entscheiden müssen. Zwei Beamte in unkündbarer Stellung mit Pensionsanspruch haben diesbezüglich deutlich mehr Spielraum als der Normalverdiener in der freien Wirtschaft, da sollten wir uns nicht täuschen. Es ist aber weder gesetzt, dass Deutschland in den nächsten 30 Jahren seinen Wohlfahrtsstaat aufrechterhalten kann, noch dass es tiefergreifende Verwerfungen in der Wirtschaft gibt (Arbeitlosigkeit lässt grüßen).
Ich würde immer auf Eigenvorsorge setzen und am besten nicht zu knapp. Das hat dann den Vorteil, wenn man früh anfängt, dass man nach 30 Börsenjahre auf erfreulichen Depotständen sitzt. Ein solides finanzielles Polster kurz vor dem Ruhstand ist ein sehr angenehmes Gefühl und verschafft Sicherheit.