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5 Gründe, warum Dividenden Dich nicht reich machen

Im Frühjahr zahlen die meisten deutschen Konzerne ihren Aktionären Dividenden. Das ist ein netter Geldsegen – auf den Du aber nicht alleine setzen solltest.

Hendrik Buhrs
Finanztip-Experte für Bank und Börse

Wenn Du einen ausschüttenden ETF oder Einzelaktien hast, kannst Du Dich momentan wieder über einen Geldsegen freuen. Denn manche Firmen geben einen Teil ihres Gewinns mit einer Dividende an Dich weiter. Wie viel Geld ganz ohne Verkauf bei Dir landet, entscheidet sich bei deutschen Firmen auf der Jahreshauptversammlung. Die allermeisten finden im Frühjahr statt.

Wer an diesem Tag eine Aktie im Depot hat, bekommt die Dividende. Ein ausschüttender ETF zahlt Dir die Dividenden gebündelt zu einem bestimmten Termin aus. Aber: So verlockend es klingt, einfach so Geld überwiesen zu bekommen – Dividenden allein machen Dich nicht reich. Das hat mehrere Gründe:

1. Dividenden drücken den Unternehmenswert
Du kaufst die Aktie kurz vor dem Dividenden-Stichtag, streichst die Summe ein, verkaufst sie direkt wieder und profitierst: Was nach einem simplen Weg zu mehr Geld klingt, funktioniert nicht. Denn die Ausschüttung senkt den Gesamtwert der Firma ein bisschen und drückt dadurch deren Aktienkurs.

Wenn Du die Dividende bekommen hast, wird die Aktie “ex Dividende”, also minus den Betrag gehandelt, der pro Aktie ausgeschüttet wurde. Der Kurs ändert sich an einem Handelstag zwar schnell, so um Rendite zu zocken, ist aber riskant.

2. Kursgewinne sind genauso wichtig
Wenn Du Dividenden bekommst, hast Du direkt ein Ergebnis Deiner Investitionen in der Hand. Klar, das ist ein gutes Gefühl – allein damit ein Vermögen aufzubauen, wird aber schwer. So lag z. B. die Dividendenrendite der Deutschen Telekom 2023 bei 3,1%. Pro Anteil wurden 0,70€ ausgezahlt. Nur: Damit Du z. B. 150€ rausbekommst, musst Du 214 Aktien besitzen. Kostenpunkt: Telekom-Aktien im Wert von rund 4.800€. Damit Du wirklich hohe Einnahmen durch Dividenden hast, brauchst Du also erstmal jede Menge Kapital.

Die Dividende sagt außerdem nichts über die Entwicklung des Aktienkurses aus. Der ist aber für Deinen langfristigen Vermögensaufbau wichtig. Wie viel Dir sonst entgeht, zeigt ein Blick auf den MSCI World. In den letzten 20 Jahren gingen 40% der Rendite des MSCI World auf Dividenden zurück. Das heißt aber auch: 60% der Rendite dieses Welt-Index sind durch Kurssteigerungen entstanden.

3. Ruinier nicht den Zinseszins-Effekt
Die Dividende Deiner Aktien ist auf dem Konto. Da ist es natürlich verlockend, sich davon einen Döner oder sogar einen teureren Restaurantbesuch zu gönnen. Nur: Damit Du später möglichst viel Vermögen hast, brauchst Du den Zinseszins-Effekt. Du musst die Erträge also wieder anlegen, damit sie sich erneut vermehren.

Ein Beispiel: Angenommen, Du steckst jetzt je 10.000€ in einen thesaurierenden und einen ausschüttenden ETF. Jeden Monat zahlst Du je 100€ ein, über zehn Jahre. Beim thesaurierenden ETF steigt der Kurs jährlich um 8%, beim ausschüttenden um 6%. Dafür wirft er pro Jahr 2% Dividendenrendite ab, die Du verkonsumierst. Dann hast Du nach zehn Jahren mit dem ausschüttenden ETF rund 33.500€ – mit dem thesaurierenden aber etwa 39.000€.

4. Mit Dividenden sparst Du nur am Anfang Steuern
Ja, Dividenden z. B. von einem ausschüttenden ETF können Dir helfen, Steuern zu sparen. Aber nur innerhalb des Sparerpauschbetrags (ab 2023: 1.000€). Sobald Du über diesem Betrag bist (vielleicht auch zusammen mit den Zinsen Deines Tages- oder Festgelds), fährst Du mit dem thesaurierenden ETF besser.

Bei Einzelaktien kommt ein weiteres Problem dazu: Auf Dividenden aus ausländischen Aktien fällt oft Quellensteuer an, z. B. in Spanien, Italien oder auch den USA. Die musst Du Dir extra bei der Steu­er­er­klä­rung zurückholen, was zusätzlichen Aufwand bedeutet. ETFs regeln dieses Thema intern. 

5. Mit Dividenden kannst Du nicht planen
Die letzten Jahre gab es immer 2% Dividendenrendite, also auch dieses Jahr? Damit solltest Du nicht planen. Im Gegensatz zu Zinsen sind Dividenden bei Einzelaktien nicht gut vorhersehbar.

Das zeigt ein Blick auf zwei Dax-Konzerne. So lag z. B. die Dividendenrendite der Adidas-Aktie von 2000 bis 2018 immer zwischen 1% und 2% – bis es für 2019 keine Dividende gab. Für 2020 und 2021 gab es zwar wieder 3€ bzw. 3,30€ pro Aktie, für 2022 werden es aber nur 0,70€ sein.

Anders sieht es bei VW aus. Die Dividende des Autoherstellers ist 2016 auf 0,17€ geschrumpft, hat sich seitdem aber erholt – und 2022 gab es eine Sonderdividende von 7,56€ je Vorzugsaktie. Verlässlich mit Dividenden kalkulieren kannst Du also kaum.

Dividenden als gute Motivation
Nur mit Dividenden wirst Du also höchstwahrscheinlich nicht reich – ohne sie ein Vermögen aufzubauen, dürfte aber genauso schwierig werden. Dividenden haben aber vor allem einen Vorteil: Sie erleichtern Dir den Einstieg ins Investieren und motivieren Dich, weiterzumachen. Wer ohne Dividenden nicht angefangen hätte, sein Geld anzulegen, für den waren sie gut. Und Du kannst später immer noch auf Thesaurierer umsteigen.

Und wenn die normale Dividende als Motivation noch nicht reicht: Bei manchen Aktien gibt es sogar zusätzliche Extras zur Dividende. Wer eine Sixt-Aktie besitzt, bekommt z. B. Rabatt auf Mietwagen. Beim Wäschehersteller Calida bekommen alle, die mindestens 20 Namensaktien halten, jedes Jahr einen neuen Pyjama – und schlafen dann vielleicht auch bei sinkenden Dividendenrenditen etwas besser.

Anfang 2024 wird die Vorabpauschale wieder fällig. Ob sich Thesaurierer dann noch lohnen, haben wir für Dich durchgerechnet.

(ene/hbu)

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