MSCI World und EM ETFs in FTSE ACWI umschichten?

  • Moin zusammen,


    Ich bin mit meinen aktuell investierten 70% iShares MSCI World und 30% iShares EM aktuell mit -3 bzw. -16% im Verlust :( und trage mich unabhängig davon schon länger mit dem Gedanken, diese in einen FTSE ACWI umzuschichten.


    Die ETFs sind thesaurierend und liegen bei Scalable, falls das für die Fragestellung relevant sein sollte.


    Macht es Sinn das jetzt zu tun wo beim Verkauf ja keine Erträge versteuert sondern Verluste vorgetragen würden, oder mache ich da einen Denkfehler?

  • Da der FTSE All-World oder der MSCI ACWI auch nur eine Kombination auf World/EM darstellen würde ich persönlich primär nicht verkaufen, sondern eine der nachfolgenden Alternativen in Betracht ziehen.


    Du hast Dir einen All-World oder ACWI selbst im Verhältnis 70/30 gebaut, indem Du nun z.B. die Sparrate auf den World verlagerst und dadurch das EM-Gewicht senkst, kannst Du z.B. eine 90/10 Gewichtung erreichen.


    Auch kannst Du z.B. ohne Verkauf einfach beginnen einen All-World zu besparen und die Sparpläne auf die anderen beiden stoppen.


    Sollte es sich um Einmalanlagen handeln und Dir nur der EM-Anteil jetzt zu hoch sein, kannst Du natürlich auch einfach EM verkaufen und World kaufen. Damit bekommst Du ebenfalls die gewünschte Allokation hin.

  • Wenn Du primär zur Vereinfachung auf eine Ein-ETF-Lösung umstellen magst … finde ich das jetzt einen exzellenten Zeitpunkt. Ob 70:30 oder 90:10 oder 100:0 oder 0:100 das künftig beste Verhältnis sind, weiß momentan sowieso noch kein Mensch. Und eine elegante, schlanke Lösung mit nur einem ETF ist durchaus ein Wert an sich. Und mit dem Wechsel jetzt füllst Du Deinen Verrechnungstopf für steuerliche Vorteile bei künftigen Verkäufen.


    Die genannten Alternativen sind freilich auch okay … aber wenn man sich schon selber eine Verteilungsquote zwischen Industrieländern und EM überlegt, sollte die doch auch Hand und Fuß haben, man sollte an ihr festhalten wollen, dann muss man mit Rebalancing beginnen … wenn man das will, gerne. Wenn man das nicht will, sondern es einfach laufen lässt, würde ich die schlichte Eleganz der Ein-ETF-Lösung bevorzugen.

  • Vielleicht kannst du die Gelegenheit nutzen, um zu überlegen, ob du einen ETF haben willst, der 30 % deines Geldes in chinesischen (Staats-)Firmen anlegt. Der ACWI ist letztlich auch nur ein MSCI world und ein EM. Nur dass Blackrock für dich eine andere Verpackung draufpackt und du wahrscheinlich etwas mehr an Gebühren zahlen musst.

  • Vielleicht kannst du die Gelegenheit nutzen, um zu überlegen, ob du einen ETF haben willst, der 30 % deines Geldes in chinesischen (Staats-)Firmen anlegt. Der ACWI ist letztlich auch nur ein MSCI world und ein EM. Nur dass Blackrock für dich eine andere Verpackung draufpackt und du wahrscheinlich etwas mehr an Gebühren zahlen musst.

    Hmm,

    er will doch auf einen FTSE ACWI umstellen. :/

    Bei einem FTSE All World machen die EM aktuell rund 12% aus. Davon hat China rund 1/3, was einem Anteil von 4% entspricht.

  • Emerging markets ist auch nicht die richtige Bezeichnung. Besser wäre vielleicht "underdeveloped markets with a questionable future".

    Kann man so sehen.

    Da aber niemand weiß, wie sich die Situation in 30 Jahren darstellt, würde ich nicht auf die EM verzichten wollen.

    BTW: Auch Südkorea ist offenbar Deiner Meinung nach ein "underdeveloped markets with a questionable future". Samsung und TSMC (Taiwan) sind mal eben die Nummer 2 und 3 auf dem weltweiten Markt für Halbleiter. Wäre mal interessant zu wissen wie viele Autos Deutschland so bauen würde, wenn man keine Halbleiter von diesen Firmen beziehen würde. ;)

  • Kann man so sehen.

    Da aber niemand weiß, wie sich die Situation in 30 Jahren darstellt, würde ich nicht auf die EM verzichten wollen.

    BTW: Auch Südkorea ist offenbar Deiner Meinung nach ein "underdeveloped markets with a questionable future". Samsung und TSMC (Taiwan) sind mal eben die Nummer 2 und 3 auf dem weltweiten Markt für Halbleiter. Wäre mal interessant zu wissen wie viele Autos Deutschland so bauen würde, wenn man keine Halbleiter von diesen Firmen beziehen würde. ;)

    Südkorea wird von FTSE als developed market geführt. Würde ich auch so sehen. Taiwan bewegt sich politisch auf sehr auf dünnem Eis. Muss mein Geld dann nicht in TSMC investieren.

  • Nunja, das nur auf ein eurozentrisches Weltbild zu schieben ist auch zu einfach. Aktuell zeigt ja China recht deutlich warum die Aussage nicht ganz verkehrt ist. Mal schnell Unternehmen von der Börse zwingen, ganze Sektoren über Nacht zu non-profit erklären, eine Zero-Covid-Politik die sich so verrannt hat wie es nur in autokratischen Systemen möglich ist, Leute die plötzlich verschwinden und wichtige Ämter die nur nach Gefolgschaft besetzt werden. Vor drei Jahren war China aufsteigend, jetzt würde ich da mal ein großes Fragezeichen dahinter setzen. Man kann viel über die deutsche Politik jammern (und das durchaus auch zurecht) aber hier wäre das wohl längst abgewählt worden. Und in den Emerging Markets gibt es ja schon eine gewisse Häufung politisch schlecht funktionierender Staaten mit eingeschränkter Demokratie und Eigentumsrechten. Ohne diese wird es aber auf Dauer schlecht funktionieren.

  • Mir scheint diese generelle und massive Abneigung einem unterkomplexen eurozentristischen Weltbild zu entspringen.

    Achso. Russland war bis vor kurzem Teil der Emerging markets ETFs. China 30 %. Eindeutig eine kapitalistische Demokratie mit dem Ziel deinen shareholder value zu steigern, deine Eigentumsrechte zu respektieren und nicht auf Kollisionskurs mit militärischen Verbündeten Deutschlands. Saudi-Arabien, 4 %. Ebenso astrein.


    Gibt auch Länder in den EM ETFs, die weniger problematisch sind. Alles existiert auf einem Spektrum.


    Unterkomplex und naiv ist ein Weltbild, in dem wir alle gleich sind.

  • Ich bin nun ein absoluter ein ETF MSCI World Verfechter, kommt sicherlich nicht für jeden in Frage, mir haben aber die Bilder vom China Parteitag gereicht um zu wissen, dass ich dort keinen Cent investieren werde. Ich glaube da werden nicht nur Parteimitglieder aus dem Saal entfernt.

  • Das schöne ist doch, dass niemand gezwungen wird in etwas zu investieren was er nicht mag, oder?

    Ja ich habe ein Teil meines Geldes in China investiert. Und in Saudi Arabien. Genau so unterstütze ich Rüstungsfirmen in den westlichen Industrienationen. Und natürlich auch die größten Klimaschweine.

    Wer das nicht mag, der muss es ja auch nicht tun. Und ja, in 30 oder 40 Jahren können wir dann darüber sprechen, ob man eine finanziell gute Entscheidung getroffen hat oder nicht.


    BTW: Ich frage mich, ob Die Verfechter der 'freien' Welt hier genau so sprechen würden, wenn die EM in den letzten 5 Jahren den MSCI World ausperformt hätten.:evil:

  • Nunja, das nur auf ein eurozentrisches Weltbild zu schieben ist auch zu einfach. Aktuell zeigt ja China recht deutlich warum die Aussage nicht ganz verkehrt ist.

    Was das China dieser Tage angeht, will ich gar nicht widersprechen. Im Gegenteil, ich ergänze gerne, dass mit Russland heuer bereits ein anderer Emerging Market durch katastrophale politische Entscheidungen eines autokratischen Herrschers abgeschmiert ist.


    Aber mal Hand aufs Herz, dass größere Chancen mit größeren Risiken einhergehen, dürfte - um Switch Reloaded zu zitieren - „erfahrenen Börsianern“ nicht unbekannt sein. ?


    Und ich für mich spreche von einem Anlagehorizont von 25 Jahren - dann bin ich 67 - plus X. Ich habe keine Ahnung, was bis dahin passiert. Ich glaube, wer 1997 einen Blick 25 Jahre voraus geworden hat, hat auch nicht die heutige Realität gesehen. Deshalb halte ich es für richtig, einen Teil auch in die EM zu investieren … 70:30 wäre mir auch zu viel, aber ich bin bei 85:15, und das halte ich für einigermaßen vernünftig.


    Andere dürfen meinetwegen alles in die Developed Markets stecken, oder auch alles in die Emerging Markets, solange es nicht mein Geld ist, ist es mir wumpe - von daher würde ich auch niemanden von 100:0 in Seltene Erden abhalten. Aber ich finde, die apodiktische vorgetragene Argumentation, der Rest der Welt außerhalb der DM bestehe nur aus Autokraten, Reisbauern und sonstwas, die ökonomisch niemals nicht was auf die Reihe kriegen, sollte nicht so stehen bleiben.

  • Das schöne ist doch, dass niemand gezwungen wird in etwas zu investieren was er nicht mag, oder?

    Ja ich habe ein Teil meines Geldes in China investiert. Und in Saudi Arabien. Genau so unterstütze ich Rüstungsfirmen in den westlichen Industrienationen. Und natürlich auch die größten Klimaschweine.

    Wer das nicht mag, der muss es ja auch nicht tun. Und ja, in 30 oder 40 Jahren können wir dann darüber sprechen, ob man eine finanziell gute Entscheidung getroffen hat oder nicht.


    BTW: Ich frage mich, ob Die Verfechter der 'freien' Welt hier genau so sprechen würden, wenn die EM in den letzten 5 Jahren den MSCI World ausperformt hätten.:evil:

    Genau. Jeder wie er mag und ich wünsche dir, dass du mit deinen Investments zufrieden sein wirst. Es ist aber wichtig, dass beide Seiten (maximale Diversifikation vs. genug Diversifikation und Berücksichtigung anderer Aspekte) dargestellt werden.

  • Das schöne ist doch, dass niemand gezwungen wird in etwas zu investieren was er nicht mag, oder?

    Ja ich habe ein Teil meines Geldes in China investiert. Und in Saudi Arabien. Genau so unterstütze ich Rüstungsfirmen in den westlichen Industrienationen. Und natürlich auch die größten Klimaschweine.

    Wer das nicht mag, der muss es ja auch nicht tun. Und ja, in 30 oder 40 Jahren können wir dann darüber sprechen, ob man eine finanziell gute Entscheidung getroffen hat oder nicht.


    BTW: Ich frage mich, ob Die Verfechter der 'freien' Welt hier genau so sprechen würden, wenn die EM in den letzten 5 Jahren den MSCI World ausperformt hätten.:evil:

    Habe dazu geschrieben, dass ich ein MSCI World Verfechter bin und es nicht jedermanns Sache ist, jeder macht mit seinem Geld was er für richtig hält. Da fallen für mich ein paar Investment die du tätigst weg, auch ist mir egal wie die EMs performen, mir fällt dazu die russische Bank ein, als es den Bach runter ging war das Geschrei groß, wenn man das Risiko erhöht kann das Pendel halt in verschiedene Richtungen ausschlagen. Ob nun die „freie“ Welt alles Richtig macht wage ich allerdings sehr zu bezweifeln.

  • Hier noch der Hinweis von Blackrock zur Investition in Schwellenländer:


    "Schwellenmärkte - Allgemeines
    Die Anlage in Schwellenländermärkten ist mit besonderen Risiken verbunden. Zu den wesentlichen Risiken zählen unter anderem: allgemein weniger liquide und weniger effiziente Wertpapiermärkte; allgemein höhere Preisvolatilität; Wechselkursschwankungen und Devisenkontrollen; fehlende Verfügbarkeit von Instrumenten zur Absicherung von Währungsrisiken; plötzliche Auferlegung von Beschränkungen bezüglich ausländischer
    Investitionen; Beschränkungen der Ausfuhr von Mitteln oder sonstigen Vermögenswerten; weniger öffentlich verfügbare Informationen über Emittenten; Besteuerung; höhere Transaktions- und Verwahrkosten; Abwicklungsverzögerungen und Verlustrisiko; Schwierigkeiten bei der Durchsetzung von Verträgen; weniger Liquidität und niedrigere Marktkapitalisierungen; weniger gut regulierte Märkte, was zu volatileren Aktienkursen führt; andere Rechnungslegungs- und Offenlegungsstandards; staatliche Eingriffe; Risiko einer Enteignung, Verstaatlichung oder Beschlagnahme von Vermögenswerten oder Immobilien; höhere Inflation; soziale,
    wirtschaftliche und politische Instabilität und Ungewissheit; Risiko von Enteignungen und Krieg."


    https://www.ishares.com/de/pri…lc-de-emea-prospectus.pdf

  • Schonmal einen Blick in den Beipackzettel von Aspirin geworfen, Klaus L.? ???


    Ernsthaft, wie oben geschrieben, unter uns Pfarrerstöchtern sollte sich niemand wundern, dass besondere Chancen mit besonderen Risiken einhergehen.


    Ich will Dich und auch sonst ganz gewiss niemanden missionieren, in die EM zu investieren. Jeder wie er mag! Aber ich glaube, auch mit der Entscheidung, nicht in die EM investieren zu wollen, ist es möglich, weniger herablassend auf die Welt jenseits der 23 oder 25 Developed Markets zu schauen.

  • Schonmal einen Blick in den Beipackzettel von Aspirin geworfen, Klaus L.? ???


    Ernsthaft, wie oben geschrieben, unter uns Pfarrerstöchtern sollte sich niemand wundern, dass besondere Chancen mit besonderen Risiken einhergehen.


    Ich will Dich und auch sonst ganz gewiss niemanden missionieren, in die EM zu investieren. Jeder wie er mag! Aber ich glaube, auch mit der Entscheidung, nicht in die EM investieren zu wollen, ist es möglich, weniger herablassend auf die Welt jenseits der 23 oder 25 Developed Markets zu schauen.

    Die höheren Kosten sieht man in der tracking Differenz. Die höheren Risiken haben sich zuletzt vor allem in Russland, aber auch in China bereits manifestiert. Würde es nicht so einfach wegwischen.


    Du hängst dich offenbar daran auf, dass ich die "emerging markets" in "underdeveloped markets" umbenannt habe. Es ist schlicht ein pejoratives Pendant zu dem meliorativen Begriff der "emerging markets". Die moralische Analyse meiner Weltanschauung finde ich daher etwas unangebracht.


    Ob das Risiko in den EM für dich durch Chancen kompensiert wird, kann man auch hinterfragen. Das gilt ebenso für die chinesische oder russische Staatsbürgerin, die Vermögenswerte in Deutschland erwirbt. Da ist das Schifflein oder das Haus eben plötzlich weg, wenn das politisch so gewollt ist.