Das mag sein, aber wie viel musst du investieren, um den Effekt zu erreichen?
Der Rundumschlag mit neuen Fenstern, neuem Dach, Fassadendämmung, KWL, neuer Heizung und eventuell noch PV oder Solarthermie überschreitet schnell die 100k für ein 200qm Haus. Jetzt kann man ein bisschen rumspielen, mit Zinsen, Opportunitätskosten, Amortisationszeit...in jedem Fall braucht man eine ziemlich extreme Heizrechnung vorher, damit sich das rein finanziell betrachtet ausgeht.
So eine Sanierung macht man, weil der Komfort ohne zugige Fenster, kalte Wände und Schimmelecken höher ist. Weil die Sanierung der Umwelt deutlich schneller was bringt, als dem Geldbeutel. Aber aus rein finanzieller Sicht ist das kaum attraktiv.
Und im Bereich der Vermietung gilt, dass der Vermieter die Kosten nicht vernünftig umlegen kann, der Mieter aber fast immer trotzdem einen höheren Aufpreis für die Miete zahlt als er einspart. Am Ende stehen sowohl Mieter als auch Vermieter schlechter da.
Natürlich ist das immer dann am Ende eine Einzelfallgeschichte. Aber es ist schlicht nicht möglich alle Einzelfälle auf einmal im Rahmen eines Forums zu disskutieren. Aber so pauschale Aussagen, wie "alles schlecht" oder "unbezahlbar" führen auch nicht weiter. Stichwort "Heizungshammer".
Ich bin froh, dass wir nicht mehr wohnen, wie in den 50ern, 70ern oder auch den 80ern. Wir haben im Schnitt einen ziemlich guten Wohnstandard in Deutschland. Natürlich kostet der auch, aber im Gros können wir uns das leisten.
Auch, wenn Prognosen immer schwierig sind, so braucht es eine Richtung in die man handelt. Und aus vielfältigen Gründeln ist es legitim darüber nachzudenken, ob das Verbrennen von fossilen Energiequellen eine dauerhaft gute Sache ist. Aus Klima-, Umweltschutz- und Gesundheitsgründen darf man da gerne Alternativen auf den Weg bringen. Von Abhängikeiten zu Staaten mit anderer Moral- und Wertevorstellung und dem Thema Resilienz ganz zu schweigen.
Wir sollten nie nur eine Seite der Medaille sehen und alles schlecht zu reden bringt uns nicht nach vorne. Wenn alle nur das Schlechte sehen und sich so verhalten wir es wahrscheinlich auch schlecht. Wir können Wirtschaftkrisen und Wohlstandsverlust auch herbeireden.
Einen konstruktiven, sachlichen Austausch auch konträrer Meinungen begrüße ich, aber ein reine emotional geprägter kollektiver Frustaustausch ist wenig konstruktiv.
Und am Ende ist es eine Frage des gesellschaftlichen Konsenses. Da geht es auch um Fragen, wie die, ob wir weiterhin Gesundheits- und Klimakosten vollständig auf dem Gemeinschaft und auch die Menschen ausserhalb unserer Gemeinschaft umlegen wollen und können. Und im Gesamtkostenkontext sind Öl- und Gasheizungen halt leider schweineteuer, auch und insbesondere für künftige Generationen. Das das jeder moralisch anders bewertet ist legitim und, das diejenigen die bisher ihr Handeln von der Gemeinschaft subventioniert bekamen nun eher schreien, als die anderen ist auch klar. Aber es geht halt darum, dass alle Interessen berücksichtigt werden und ein Kompromiss gefunden wird.
In unserer Straße heizen wenige Haushalte mit Holz (bei) um Öl und Gaskosten zu sparen. Die ganze Straße stinkt im Winter erbärmlich, je nach Wetterlage ist das unerträglich. Ein Lüften nur in engen unkalkulierbaren Zeiträumen möglich, die Gesundheitsbelastung enorm. Ist es moralisch korrekt, dass diese Eigentümer sich die Kosten einer Wärmepumpe o.ä. sparen und alle anderen Haushalte die Belässtigung zu dulden haben? Ich finde schon, dass man das Recht hat das zu diskutieren.
Es ist mitunter schwierig und angstbehaftet zukunftsgerichtete entscheidungen zu treffen, auch weil wir der Illusion unterliegen, dass, wenn wir jetzt zufrieden sind, es keiner Änderung bedarf. Ich denke aber, wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit. Die Defensive ist keine gute Taktik für langfristigen Erfolg. Optimismus ist alternativlos. Schließlich dreht sich die Welt weiter, auch wenn wir stehen bleiben. Man sieht es aktuell vielerorts. Auch Unternehmen spielten in den Boomjahren auf Sicherheit und Risiken von Zukunftsinvestionen und Veränderungen wurden gemieden. Stattdessen über Beratungsunternehmen und einen Overhead an Controllern, Steuerern und Optimieren auf Sicherheit gespielt. Ob das am Ende die richtige Taktik war, wird sich zeigen.
Ich vergleiche das mit der Kapitalanlage. Natürlich kann ich in ein Garantieprodukt investieren um mir eine Sicherheitsillusion auf Nominalwertbasis zu schaffen, aber weiter komme ich anders.
Wir sollten Probleme ernst nehmen, aber nicht alles schlecht reden. Ich habe den Eindruck, dass wir unsere Aufmerksamkeit manchmal auf die falschen Dinge lenken.
Ich wohne zur Miete und habe das aktuelle und auch vorherige Objekt auch unter energetischen Gesichtpunkten gewählt. Ja, es lohnt sich im Vergleich zu vergleichbaren Objekten. Und das lediglich auf meine Individualkosten bezogen. Allgemeinkosten für uns alle mit einbezogen natürlich umso mehr.