Kaffee(OderTee)satzleserei: Wohin gehen die Zinssätze?

  • ich habe nix anderes behauptet, sondern nur darauf hingewiesen, dass die Zinsentwicklung bei den Anleihen da nicht das ausschlaggebende Kriterium ist - wie das in einigen Nachrichten kolportiert wurde. Steigende Zinsen generell erhöhen bei ungleicher Weitergabe durch verschiedene Finanzinstitute und Anlageformen vermutlich die Beweglichkeit des Geldes und erhöhen so auch die Wahrscheinlichkeit für Konzentrationen (schade das meine Beiträge hierzu in Tagesgeld missverstanden wurden).

  • Die haben gerade eine hohe Urlaubsquote und brauchen Entscheidungshilfe ;)


    Ich selbst glaube nicht, dass die taumelnden Banken ihre Probleme den alten Anleihen mit Abschlägen beim Verkauf zu verdanken haben - als mögliches Argument gegen (starke) Zinserhöhungen - sondern der Tatsache, dass sie überhaupt Geld flüssig machen müssen, weil die Einlagen abgezogen werden.


    Ehm, Zinserhöhungen helfen doch Banken...

  • Ehm, Zinserhöhungen helfen doch Banken...

    Jein. Langfristig vermutlich ja. Kurzfristig führt das dazu, dass die Assets der Banken an Wert verlieren. Sind ja nicht nur Staatsanleihen, auch Immokredite. Noch vor 1,5 Jahren haben viele Banken Kredite für weniger als 1,5% auf 15 oder 20 Jahre festgeschrieben und für 1% auf 10 Jahre. Jetzt ist ein konkurrenzfähiger Guthabenzins deutlich drüber. Wer als Bank schlau war, hat das am Kapitalmarkt refinanziert oder platt ausgedrückt, das zum Problem anderer Leute gemacht. Viele Sparkassen und Genobanken tun das aber nicht und haben jetzt Kredite in den Büchern, deren Cashflows viel weniger wert sind.

  • Jein. Langfristig vermutlich ja. Kurzfristig führt das dazu, dass die Assets der Banken an Wert verlieren. Sind ja nicht nur Staatsanleihen, auch Immokredite. Noch vor 1,5 Jahren haben viele Banken Kredite für weniger als 1,5% auf 15 oder 20 Jahre festgeschrieben und für 1% auf 10 Jahre. Jetzt ist ein konkurrenzfähiger Guthabenzins deutlich drüber. Wer als Bank schlau war, hat das am Kapitalmarkt refinanziert oder platt ausgedrückt, das zum Problem anderer Leute gemacht. Viele Sparkassen und Genobanken tun das aber nicht und haben jetzt Kredite in den Büchern, deren Cashflows viel weniger wert sind.


    Das ist aber eine ziemlich komische Betrachtung. Denn mit dem konkurrenzfähigen Guthabenzins (was soll das denn sein, die berüchtigten 3% für sechs Monate?) steigen ja auch die Hypothekenzinsen. Kurzfristig geben die meisten Banken aktuell ihre Zinsen nicht weiter, damit sie erst einmal aufatmen können, weil sie refinanzieren sich günstig am Geldmarkt. Solange keine Kundengelder abgezogen werden und die Großbanken nicht die Zinsen anheben (müssen) läuft dieses Spiel weiter.

  • Denn mit dem konkurrenzfähigen Guthabenzins (was soll das denn sein, die berüchtigten 3% für sechs Monate?) steigen ja auch die Hypothekenzinsen.

    Das macht die Sache nur bedingt besser. Denn bei 4% Immozins gibt es kaum Neugeschäft.

    Knackpunkt ist aber die Fristentransformation. Die Bank nimmt täglich verfügbare Einlagen (oder meinetwegen auch Festgeld) und vergibt das als Kredit über 10, 15, 20 Jahre. Steigen die Zinsen, steigen die Kosten der kurzfristigen Einlagen, aber die Erträge daraus bleiben gleich.

  • Die unrealisierten Verluste in den Bilanzen der Banken machen die Lage auch nicht gerade komfortabler. Auch insofern, flip, ist die Lage komplexer als „steigende Zinsen = gut für Banken“.

  • ich habe nix anderes behauptet, sondern nur darauf hingewiesen, dass die Zinsentwicklung bei den Anleihen da nicht das ausschlaggebende Kriterium ist - wie das in einigen Nachrichten kolportiert wurde. Steigende Zinsen generell erhöhen bei ungleicher Weitergabe durch verschiedene Finanzinstitute und Anlageformen vermutlich die Beweglichkeit des Geldes und erhöhen so auch die Wahrscheinlichkeit für Konzentrationen (schade das meine Beiträge hierzu in Tagesgeld missverstanden wurden).

    Ok,

    dann habe ich Dich missverstanden.

    So ganz ohne Auswirkungen sind die Zinsentwicklungen bei den Bestandsanleihen aber eben doch nicht. Wenn eine Bank eine Anleihe, die noch eine längere Restlaufzeit hat, vor der Endfälligkeit verkaufen muss um Liquidität zu gewinnen kommt es zu einem realen Verlust für die Bank. Dieser Verlust muss dann wieder mit Eigenkapital der Bank gedeckt werden.

    Der Effekt, der mangelnden Liquidität der Bank wird dadurch weiter verschärft.

  • Das macht die Sache nur bedingt besser. Denn bei 4% Immozins gibt es kaum Neugeschäft.

    Knackpunkt ist aber die Fristentransformation. Die Bank nimmt täglich verfügbare Einlagen (oder meinetwegen auch Festgeld) und vergibt das als Kredit über 10, 15, 20 Jahre. Steigen die Zinsen, steigen die Kosten der kurzfristigen Einlagen, aber die Erträge daraus bleiben gleich.


    Ja, deswegen sehen wir ja auch bei den Bestandsbanken seit gut einem Jahr keine nennenswerten Zinserhöhungen. Das sind ja alles nur Neobroker, irgendwelche Automotive-Anhängsel oder Namen von denen ich noch nie was gehört habe. Naja, und die ING.

    Als alle, die langfristig finanzieren müssen, tun nichts.

  • Ok,

    dann habe ich Dich missverstanden.

    So ganz ohne Auswirkungen sind die Zinsentwicklungen bei den Bestandsanleihen aber eben doch nicht. Wenn eine Bank eine Anleihe, die noch eine längere Restlaufzeit hat, vor der Endfälligkeit verkaufen muss um Liquidität zu gewinnen kommt es zu einem realen Verlust für die Bank. Dieser Verlust muss dann wieder mit Eigenkapital der Bank gedeckt werden.

    Der Effekt, der mangelnden Liquidität der Bank wird dadurch weiter verschärft.

    Ja, es wirkt beschleunigend, wenn eine Bank sich gezwungen sieht, Anleihen vor Fälligkeit verkaufen zu müssen. Aber die Faktoren dafür, dass sie sich überhaupt dazu gezwungen sieht das zu tun, macht mir da primär und mehr Sorgen.

  • Ja, deswegen sehen wir ja auch bei den Bestandsbanken seit gut einem Jahr keine nennenswerten Zinserhöhungen. Das sind ja alles nur Neobroker, irgendwelche Automotive-Anhängsel oder Namen von denen ich noch nie was gehört habe. Naja, und die ING.

    Als alle, die langfristig finanzieren müssen, tun nichts.

    Bis Ihnen die Einlagen abwandern. Und wenn sie Pech haben geht da irgendwann eine Bewegung los, für die es zu spät ist zu reagieren. Daher mein zweiter Kommentar in Tagesgeld


    Zitat

    Ein dann doch ernster Hintergrund dieser Frage: Wenn so viel "Beweglichkeit" möglich und nötig ist:

    Ist das ein Indikator dafür, dass wir ein Überangebot an "Geldverwaltern" haben, die um die Kundengelder buhlen? (Vielleicht) Gut für den Wettbewerb. Aber es werden u.U. ein paar hinfällig werden, die den Wettbewerb nicht überstehen?

  • Ja, es wirkt beschleunigend, wenn eine Bank sich gezwungen sieht, Anleihen vor Fälligkeit verkaufen zu müssen. Aber die Faktoren dafür, dass sie sich überhaupt dazu gezwungen sieht das zu tun, macht mir da primär und mehr Sorgen.

    Mir macht das keine Sorgen. Hab eh nicht (mehr) so viel Geld bei der Bank und außerdem sind 100.000€ pro Kunde/Bank ja ohnehin abgesichert. 8)

    Was diese Absicherung dann letztlich Wert ist, werden wir hoffentlich nicht erleben müssen. Weil dann hätten wir ganz andere Probleme.

  • Die größte Wirkung der Einlagensicherung ist ohnehin unsichtbar. Weil es eine Sicherung gibt, gibt es für Kunden wenig Gründe, ihre Einlagen abzuziehen. Entsprechend dachte man, dass größere Bank Runs der Vergangenheit angehören. Dummerweise hat man dabei übersehen, dass es Banken mit vielen Kunden oberhalb der Einlagensicherung gibt