Frage zu deutschen Staatsanleihen und die Rendite

  • Ich bin noch ziemlich neu, was Ich habe bisher keine Anleihen gekauft. Da sich aber Bundesanleihen nun wieder mit über 2% rentieren, hier mal eine ganz einfache Frage dazu.


    Ich habe bei Finanzen.net nach Staatsanleihen mit Fälligkeit bis in einem Jahr gesucht.


    Kann ich denn davon ausgehen, dass die dort gezeigte Rendite so korrekt stimmt. D.h. für DE0001102333 bekomme ich wirklich 2.93% Rendite p.a.? Warum ist die Rendite dann bei DE0001104842 so niedrig mit 0.40?


  • Bei DE0001102333 zahlst du heute 98,95 und bekommst am Laufzeitennde 100 zurück. Du machst also 1,05 Gewinn. Dazu der Kupon von 1,75 macht zusammen 2,8. Die Laufzeit ist ab heute noch 10 Monate, also werden die 2,8 auf 1 Jahr hochgerechnet und ergeben 2,93 % pro Jahr.


    Für die DE0001104842 gibt Onvista eine Rendite bis Laufzeitende von 2,854 an, was mir schlüssiger erscheint. Du kaufst heute mit 99,56 und bekommst 100 zurück - also 0,44 Gewinn und das mit ca. 6 multipliziert, um aufs Jahr hochzurechnen.

  • Prinzipiell werden die Renditen normal schon richtig angezeigt. Man sollte aber immer beachten, dass sich die Rendite auf's Jahr bezieht auch wenn die Anleihe gar nicht mehr so lang läuft.

    Außerdem schmälern die Orderkosten die Rendite.

  • Vielen Dank für die Antworten.


    D.h. also die Rendite für DE0001104842 wurde falsch angegeben. Die Rendite für deutsche Staatsanleihen mit ähnlicher Rest-Laufzeit müssten doch alle ähnlich sein, oder? Es sei denn, eine Anleihe wäre nicht mehr handelbar und somit würde keine Preisfestsetzung stattfinden.

  • Ok, falsch verstanden, erste Antwort gelöscht.


    Nein, auch bei ähnlicher Restlaufzeit muss die Rendite nicht ähnlich sein. Anleihen haben verschiedene Laufzeiten, je nachdem wie alt oder jung hatten die damals eine andere Ausgaberendite.

    Gibt ja sogar viele Staatsanleihen die von Beginn an negativ verzinst gewesen sind. Die Restlaufzeit sagt nichts darüber aus wie lang die Laufzeit insgesamt war, wie alt sie ist. Auch die 100jährige Staatsanliehe aus Österreich hat irgendwann nur noch 1 Monat Restlaufzeit. So in ungefähr 99 Jahren.

  • Vielen Dank für die Antworten.


    D.h. also die Rendite für DE0001104842 wurde falsch angegeben. Die Rendite für deutsche Staatsanleihen mit ähnlicher Rest-Laufzeit müssten doch alle ähnlich sein, oder?


    Sind sie ja auch:


    https://www.boerse-stuttgart.d…Deutschland&category=5012


    Sortiere mal nach Fälligkeit. Die Renditen werden nur aufs Jahr hochgerechnet, damit sie vergleichbar sind. Du erkennst dann auch die inverse Zinsstruktur.

  • Also, mal zusammengefasst: ich kriege jetzt, wenn ich eine Bundesanleihe kaufe und diese z.B. ein halbes Jahr halte ca. 3% Zinsen (p.a.) und das so gut wie risikolos.

    Fällt mir fast schwer zu glauben, vor einem halben Jahr war das ja noch ganz anders...

  • Also, mal zusammengefasst: ich kriege jetzt, wenn ich eine Bundesanleihe kaufe und diese z.B. ein halbes Jahr halte ca. 3% Zinsen (p.a.) und das so gut wie risikolos.

    Fällt mir fast schwer zu glauben, vor einem halben Jahr war das ja noch ganz anders...

    "Damals" hast du 0,x % aufs Tagesgeld bekommen und der Leitzins der EZB war weit unter dem heutigen Stand.


    Was glaubst du, wo Banken die 3 % hernehmen, die sie heute für Tagesgeld zahlen?

  • Ja, die makroökonomischen Zusammenhänge sind mir schon klar. Dennoch einfach intuitiv etwas schwer zu begreifen, auch wenn objektiv nachvollziehbar und plausibel.


    Warum sollte man dann eigentlich ein Tagesgeldkonto eröffnen und nicht deutsche Staatsanleihen mit 6-monatiger Laufzeit kaufen, abgesehen von Transaktionskosten und Kursänderungsrisiko während der sehr kurzen Laufzeit?

  • Warum sollte man dann eigentlich ein Tagesgeldkonto eröffnen und nicht deutsche Staatsanleihen mit 6-monatiger Laufzeit kaufen, abgesehen von Transaktionskosten und Kursänderungsrisiko während der sehr kurzen Laufzeit?


    1. Weil du dafür ein Wertpapierdepot brauchst und das ist für 90% der Sparer(!) Teufelszeug und sie verstehen es einfach nicht. Bzw. sie verstehen die grundlegenden Marktzusammenhänge nicht. Siehe dazu zig andere Thread hier wo gerade blind jedem noch so kurzfristigen Lockangebot hintergerannt wird.

    2. Rein praktisch: Anleihen werden gegen Ende der Restlaufzeit weniger stark frequentiert gehandelt. Du wirst also nicht einfach so bei einer inversen Zinsstruktur kontinuierlich die höchsten Renditen einheimsen können. Aber im Bereich ein bis zwei Jahre geht das solide am Sekundärmarkt (also jederzeit kaufen/verkaufen).

    3. Ganz banal: warum nur deutsche? Kannst du auch mit spanischen Anleihen handeln. Die großen EU Bond-ETFs halten nur einen Bruchteil an heimischen Anleihen. Wird Spanien in sechs Monaten pleite gehen?

  • ernesto46 beachte vor dem Kauf von Staatsanleihen auch die eventuell anfallenden "Stückzinsen". Die kommen beim Kauf ggf. hinzu. Und die Transaktionsgebühren sind i.d.R. gestaffelt. Zusätzlich anfallende Stückzinsen können den Kaufpreis in das nächst höhere Ordervolumen schieben und damit höhere Transaktionskosten verursachen.

  • Nein, auch bei ähnlicher Restlaufzeit [vom gleichen Emittenten] muss die Rendite nicht ähnlich sein. Anleihen haben verschiedene Laufzeiten, je nachdem wie alt oder jung hatten die damals eine andere Ausgaberendite.

    Der zweite Satz ist richtig, wobei die Ausgaberendite nicht unbedingt mit der Laufzeit korreliert.


    Du stellst aber im ersten Satz wohl auf eine Betrachtung der Rendite über die Gesamtlaufzeit ab, die tatsächlich auch bei mehr oder weniger gleichzeitig auslaufenden Anleihen ganz unterschiedlich sein kann. Aber die ursprüngliche Fragestellung bezieht sich auf einen Kauf bereits laufender Anleihen und deren Rendite für die Restlaufzeit. Diese sollte in einem funktionierenden Markt sehr ähnlich sein, mit einer Tendenz zu identisch.


    Wenn es scheinbar starke Abweichungen davon gibt, dann dreht gerade der Markt wirklich völlig durch oder (häufiger) jemand hat sich vertan. Letzteres sehen wir gerade hier oben, wo Finanzen.net mit Jahresrenditen von Restlaufzeiten unter einem Jahr nicht klarkommt. Oder der Fall (wo war das?), in dem eine variabel verzinste Anleihe unkommentiert zwischen den festverzinsten stand.

  • Danke für die Diskussion. Erscheint mir alles plausibel, auch wenn ich teilweise die Trägkeit der Kunden weniger groß einschätzen würde, d.h. es ist ja wirklich kein Aufwand mehr, ein Depot zu führen und dort Staatsanleihen zu kaufen. Daher fällt es mir schwer zu verstehen, dass das immer noch so wenige Leute machen.


    Nochmals eine konkrete Frage: wenn ich heute 110486 kaufe zum Preis von 9.810 € bekomme ich doch zur Fälligkeit am 15.12.2023 10.000 € zurück (abgesehen von Transaktionskosten für den Kauf)? Stückzinsen spielen hier ja keine Rolle, da Kupon = 0.


  • Danke für die Diskussion. Erscheint mir alles plausibel, auch wenn ich teilweise die Trägkeit der Kunden weniger groß einschätzen würde, d.h. es ist ja wirklich kein Aufwand mehr, ein Depot zu führen und dort Staatsanleihen zu kaufen. Daher fällt es mir schwer zu verstehen, dass das immer noch so wenige Leute machen.

    Vielleicht wissen es nicht viele Leute... Ich bin auch erst durch dieses Forum auf das Thema Staatsanleihen gekommen. Und dann hat es noch ein bisschen gedauert, bis ich welche gefundnen habe, die in relevanten Mengen dort gehandelt werden, wo mein Broker kaufen kann.

    Nochmals eine konkrete Frage: wenn ich heute 110486 kaufe zum Preis von 9.810 € bekomme ich doch zur Fälligkeit am 15.12.2023 10.000 € zurück (abgesehen von Transaktionskosten für den Kauf)? Stückzinsen spielen hier ja keine Rolle, da Kupon = 0.

    Ja genau.

  • Warum sollte man dann eigentlich ein Tagesgeldkonto eröffnen und nicht deutsche Staatsanleihen mit 6-monatiger Laufzeit kaufen, abgesehen von Transaktionskosten und Kursänderungsrisiko während der sehr kurzen Laufzeit?

    Das Tagesgeld kannst du jederzeit kurzfristig umbuchen, die Anleihe wird erst mit zwei Tagen Verspätung gutgeschrieben. Zudem kann es vorkommen, dass niemand deine Anleihe mehr kaufen möchte, wenn du gerade dringend Geld brauchst. Dann verlierst du mit 2x Transaktionskosten und dem dann größeren Spread zwischen Geldkurs und Briefkurs u. U. mehr als die Renditedifferenz derAnlageformen. Wenn du bis zum Ende durchhältst, fallen dagegen nur einmal Transaktionskosten an.


    Also am besten beides nehmen, mit der persönlichen Gewichtung.

  • Das Tagesgeld kannst du jederzeit kurzfristig umbuchen, die Anleihe wird erst mit zwei Tagen Verspätung gutgeschrieben. Zudem kann es vorkommen, dass niemand deine Anleihe mehr kaufen möchte, wenn du gerade dringend Geld brauchst. Dann verlierst du mit 2x Transaktionskosten und dem dann größeren Spread zwischen Geldkurs und Briefkurs u. U. mehr als die Renditedifferenz derAnlageformen. Wenn du bis zum Ende durchhältst, fallen dagegen nur einmal Transaktionskosten an.


    Also am besten beides nehmen, mit der persönlichen Gewichtung.


    Du wirst hoffentlich wissen, dass du in den nächsten sechs Monaten "dringend" Geld brauchst. Ansonsten ist der Vergleich einer Staatsanleihe ehr das Festgeld und nicht Tagesgeld. Das konkurriert gerade einfach nur mit den ganzen Lockangeboten.